Camelienöle unterschiedlicher Qualität

swifty58

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Guten Tag

Ich bin seit sechs Wochen Mitglied beim MF und hoffe dadurch noch von einem gewissen Welpenschutz profitieren zu können.

Messer sind für mich wichtig, weil ich als Hobby-Koch und Jäger auf diese scharfen Werkzeuge angewiesen bin. Ich besitze sehr viele Messer, aber benutze meistens immer die gleichen. Daher ist mir die Pflege und das Nachschärfen der Messer ein grosses Anliegen.

Die ersten sechs Wochen habe ich genutzt und (fast) alles gelesen was hier im Forum über Messerpflege und das Schleifen geschrieben wurde. Zudem habe ich viele YT Videos gesichtet um meine Technik zu verbessern. Trotz aller Bemühungen habe ich zu zwei Fragen keine Lösung gefunden.

Messergriffe aus Holz und Klingen aus nicht rostfreien Stählen muss man einölen. Ich habe dazu Camelienöl verwendet, weil es nicht verharzt und weitestgehend geruchsneutral ist. Das Produkt heisst SINENSIS und stammt vermutlich aus China. Nun hat ein guter Freund gesagt, dass dieses Produkt minderwertig ist. Er verwendet eines das er direkt aus Japan kommen lässt. Das verunsichert mich und so komme ich nach nicht einmal zweihundert Wörter zu meinen Fragen:

  • Gibt es (gravierende) Unterschiede betr. Qualität von Camelienöl?
  • Soll ich stattdessen Leinöl für die Holzgriffe verwenden?
Vielen Dank für eure Bereitschaft euer Wissen mit mir zu teilen.

Ulli
 
Moin swifty58,
es kann schon sein, dass Geishas für gute / empfindsame Kunden ein höherwertiges Kamelienöl nehmen :ROFLMAO:. Spaß beiseite, das Öl für die Klinge muss säure- und harzfrei sein, das ist Sinensis und ich hab damit nur gute Erfahrungen gemacht.
Für Holzgriffe ist es allerdings nicht geeignet, da es nicht polymerisiert -umgangssprachlich ausärtet- und einem der Griff möglicherweise durch die Hand rutscht. Da nimmst Du besser Lein-, Mohn- oder Walnussöl, die brauchen aber auch 2-3 Wochen, um fest zu werden. Alternativ lebensmittelechtes Arbeitsplattenöl aus dem Baumarkt, das braucht 10 Tage, ist dann aber definitiv fest.
LG
Ulrich
 
@Brise
Vielen Dank für deine Antwort. Ich nehme Leinöl, das habe ich in der Küche vorrätig.
Frage: Kann ich auch zweifach gekochtes Leinöl nehmen, davon habe ich noch viel im Keller. Ich habe damit ein Imprägnierungsmittel für Regenbekleidung hergestellt.
 
Sehr gut, freut mich.
Vielen Dank für eure Antworten und Persönliche Nachrichten (PM).
Ulli
 
Camelia Sinensis (Chinesisches Kamelie) wird in Europa meist verkauft, auch für unsere Zwecke und ist eben nicht Harzfrei und für Klingen meiner Meinung nach ungeeignet. Wird auch relativ schnell ranzig.
Camelia Oleifera (ebenfalls in China heimisch) . Kostet ca. 1/3tel der Japanischen Variante.

Camelia Japonica (Japanische Kamelie) gibt es selterner ist teurer aber in Japan das traditionelle Schwert Pflege Mittel. Harzt nicht.

Alle drei Pflanzen haben eins gemein, aus ihnen wird Tee gewonnen. Will man Klingen Pflegen, nimmt man Ballistol :rolleyes::

Grüße Wastl.
 
Moin Wastl, nach Herstellerangaben ist sinensis sehr wohl harz- und säurefrei. Mein Vorrat ist auch nach 10 Jahren nicht ranzig bzw. müffelig.
Lg
Ulrich
 
Ich habe seit 5 Jahren das Sinesis von Dictum. Das kostet dort soviel wie das japanische. Beim japanischen Öl schreibt Dictum, dass es nicht zum verharzen neigt, beim chinesischen Öl, dass dieses explizit nicht verharzt.

Ich habe es überwiegend zur Holzpflege genommen, da ich wenig Carbonstähle habe. Kann aus dieser Zeit nix Nachteiliges berichten, auch keinerlei Zersetzungsanzeichen der angebrochenen Flasche.

Balistol hat inzwischen das H1 auf den Markt gebracht. Das ist nach aktuellem Stand das Öl, bei dem noch niemand ein Atom mit den falschen Genen gefunden hat.

Benutze jetzt beide und werde künftig bei H1 bleiben, einfach weil es kein Import ist.

grüsse, pebe
 
Hier habe ich einen Langzeittest mit verschiedenen für Lebensmittelkontakt geeigneten Pflegeölen gemacht.
Vergleich Pflegeöle und Buntmetalle
Da war auch ein Kamelienöl dabei.
Den Test hatte ich begonnen, weil ich an einem Messer aus 1.2442 mit geschwärzter Klinge ungleichmäßige Verfärbungen festgestellt hatte und das bei einem Messer was ich nicht benutzt habe sondern nur für einige Monate gelagert hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin Wastl, nach Herstellerangaben ist sinensis sehr wohl harz- und säurefrei. Mein Vorrat ist auch nach 10 Jahren nicht ranzig bzw. müffelig.
Lg
Ulrich
Ich weiß. Sinensis (von Dictum) ist bei mir nach ca. 1 Jahr ranzig geworden, und Klingen die damit behandelt wurden verharzten komplett, Vgl. Walnussöl. Ist ja nichts schlimmes, für Holzpflege sogar besser, aber für Klingen halt suboptimal.
Japanisches Klingenöl hingegen hat bei mir nie geharzt. Hab das vom Messerkontor Tsubaki .

Grüße Wastl.
 
Ich hab halt sicher über 100 C-Stahl Messer und so Öl braucht man halt 100ml in 5 Jahren ?

Wie ich allerdings schon geschrieben habe ich nutze Ballistol hauptsächlich. Ballistol H1 ist wohl noch besser und ja auch reines Weißöl, (Ballistol ist ja auch fast gänzlich Weißöl ) geht gut.

Grüße Wastl.
 
das wollte ich auch immer Mal machen, war mir dann aber zu aufwändig ...
Baumwolle? ... hat's geklappt?
Ja, das klappt sogar sehr gut. Hier mein Rezept: 1 Kg Bienenwachs, 500 gr. zweifach gekochtes Leinöl und 500 gr. Terpentin.
Das ergibt eine relativ harte Masse. Der Geruch vom Terpentin hält auch zuverlässig meine Frau fern. Sie mag es gar nicht wenn ich meine Babourjacke damit imprägniere.
 
Für Messer die ich für lange Zeit konservieren will, benutze ich VASELINE (Petrolatum, pharmazeutisch Vaselin (Vaselinum album = ‚weißes Vaselin).
Dieses Produkt ist auch unglaublich günstig in jedem grossen Kaufhaus zu finden.
 
Du mußt die rostenden Klingen nicht einölen - das macht man, wenn überhaupt, für Einlagerung etc.
 
@Brise
Vielen Dank für deine Antwort. Ich nehme Leinöl, das habe ich in der Küche vorrätig.
Frage: Kann ich auch zweifach gekochtes Leinöl nehmen, davon habe ich noch viel im Keller. Ich habe damit ein Imprägnierungsmittel für Regenbekleidung hergestellt.
Zum Thema Holz Einölen und dauerhaft Versiegeln folgende Empfehlungen:

- normales Lebensmittel-Leinöl ist nur bedingt geeignet (da noch Nebenprodukte wie Eiweiss etc. enthalten sind, es kann ranzig werden).
- Ideal ist sog. Lackleinöl (da gereinigt).
- Wahrscheinlich willst Du schnell ein Ergebnis haben und nicht wochenlang warten, denn mit Leinöl Holz dauerhaft haltbar machen ist ein aufwändiger Prozess, der > 4 Wochen dauert und viele Arbeitsschritte erfordert.
- Einfach nur mehrmals Einölen funktioniert nicht wirklich. Daher empfehle ich Lack-Leinöl (gereinigtes Leinöl) in Kombination mit einem Trockenbeschleuniger zu verwenden, z.B. echtes Terpentinöl. Ich mache es immer in folgenden Schritten:

Tiefenversiegelung
1. 70/30 Gemisch Leinöl/Terpentinöl (oder anderem Trockenbeschleuniger) herstellen.
2. Das Ganze auf 60 Grad erhitzen ist optimal, falls Du kein (Fleisch-)Thermometer oder ähnliches hast, zumindest nicht heisser als 60 Grad werden lassen, denn dann verändert sich das Leinöl.
3. Den Holzgriff mit dem warmen Öl dünn!!! einstreichen. 3 Tage stehen lassen an einem warmen, trockenen Ort mit UV-Licht (aber nicht: Hochsommer- in der Sonne stehen lassen, das ist zu viel, sondern einfach ein heller warmer Raum).
4. Nach 3 Tagen: Den Griff mit einer Küchenrolle o.ä. trocken reiben und das Ganze wiederholen. (Besser noch: Vor dem 2. Einölen Zwischenschliff des Griffs mit Schleifpapier einer feinen, z.B. 240 Körnung und den Schleifstaub auf dem Griff lassen, versiegelt dann noch besser die Poren).
5. Nach weiteren 3 Tagen. Griff trocken reiben mit einem Küchentuch o.ä. Nach diesen zwei Behandlungen ist das Leinöl in der Tiefe gut polymerisiert und dein Griff langfristig geschützt.

Achtung: Mit Leinöl getränkte Tücher etc. können sich, wenn man sie zusammenknüllt und z.B. nur in den Müll wirft, beim Trocknen nach einer Weile selbst entzünden! Daher vor Entsorgung Auswaschen!!

Gebrauchsversiegelung:
Am besten jetzt noch: Gebrauchsversiegelung aus einer Mischung von medizinischem Weissöl und Bienenwachs herstellen (es gibt hierfür auch sehr gutes gereinigtes Bienenwachs zu kaufen) Verhältnis 25/75%, auf das Gewicht bezogen. Alternativ: Ein ähnlich zusammengesetztes Holschutzmittel kaufen.

Wenn Du es selbst herstellen möchtest, hierfür:
1. Das Öl bis max. 70 Grad erhitzten und das Wachs darin schmelzen.
2. Den Griff mit Wasser anfeuchten (z.B. mit Pflanzenspritze) und Trocknen lassen. (Durch das Anfeuchten richten sich die Holzhäärchen auf und nehmen so besser die Versiegelung auf).
3. Mit der (inzwischen abgekühlten, butterartigen) Öl-Wachs-Mischung dick einstreichen, quasi wie man es beim Backblech-Einfetten machen würde. 24 h-48 h einziehen lassen.
4. Mit einem Küchentuch o.ä. trocken reiben, bzw. den Überschuss abnehmen - fertig! Die Wachsversiegelung kann (und sollte) man regelmäßig erneuern, die Leinölbehandlung zur Tiefenversiegelung reicht einmal!!

Die Bienenwachsmischung verfestigt sich, wenn man sie stehen lässt. Die muss man dann für die späteren Anwendungen nur kurz anwärmen z..B. auf der Heizung, ist dann von der Konsistenz so ähnlich wie Schuhwachs.

Ich habe mich wirklich mit dem Thema beschäftigt und mir die Tipps auch von Fachleuten (Schreinern) geholt, so funktioniert es sehr gut. Du kannst auch Möbel mit der gleichen Methode ganz genau so behandeln. Sogar Schneidbretter. Hier bevorzuge ich jedoch eine Methode ohne Trockenbescheluniger mit reinem Leinöl.
 
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