Damastmesser Härte prüfen

rossi_x

Mitglied
Messages
6
Hallo

Ist keine Schönheit soll auch eher ein Gebrauchgegenstand für Camping/Angeln sein. Habe keine Angaben über das verwendete Material für die Klinge und den Härtezustand. Welche Möglichkeiten bieten sich die Eigenschaften in Bezug auf Wärmebehandlung zu machen? Ein eventuelles Nachhärten gestaltet sich ja schwierig wenn das Material unbekannt ist, stimmt? Oder gibt es eine Standardwärmebehandlung bei der man nichts verkehrt machen kann und der Zustand nicht schlechter wird.
Ich weiß das die Stoppmuttern ein "no go" sind, andererseits sind sie praktisch weil die Griffigkeit erhöht wird. Evtl. hat ja ein Profi einen Vorschlag die Befestigung zu ändern. Maschinen sind vorhanden, Chinadrehe und Opti BF-20.

lg

knife0001.JPG

knife0002.JPG

knife0003.JPG
 
Last edited by a moderator:
Es gibt viele Möglichkeiten, die Wärmebehandlung und die Härte einer Klinge zu prüfen (zu machen ???).

Fangen wir beim einfachsten an und schreiten in Richtung high tech fort:

1. Die Klinge benutzen. Wenn sie sich gut schärfen läßt und kräftigen Einsatz klaglos übersteht, ist eigentlicH alles in Ordnung.
Der Vorteil bei dieser Vorgehensweise ist, daß sie nichts kostet und Platz für viele Illusionen läßt (mein Messer ist auf geheimnisvolle Weise auf mindestens 80 HRC gehärtet und ist einfach nicht stumpf und kaputt zu kriegen).
Diese Illusion verfliegt sehr schnell, wenn man das Messer aus der Hand gibt, am besten einem absoluten Laien oder-noch gefährlicher-einem "Fachmann".

2. Feilprobe
Mit einer neuen feinen Feile vorsichtig schräg über die Schneide fahren.
Greift die Feile leicht und ohne Druck, spricht vieles dafür, daß die Klinge zu weich ist. Greift sie mit Druck überhaupt nicht, ist sie entweder zu hart oder vorzüglich-das muß man dann ausprobieren.
Greift die Feile mit Druck noch so eben, liegt man bei ca 58-60 HRC und sollte zufrieden sein.
Es gibt spezielle Härteprüffeilen mit unterschiedlich harten Prüfkörpern zum Vergleich. Fachleute können damit den Härtebereich von 56-66 HRC einigermaßen genau erkennen.

3. Walk-Probe

Die Klinge wird mit der Schneide schräg über einen festen runden Körper gezogen. Sie soll dabei buckeln und wieder in die ursprüngliche Form zurückkehren.
Das funktioniert am besten bei dünn ausgeschliffenen Schneiden. Bei Schneidenwinkeln von 40 Grad plus funktioniert das wegen der zu großen Steifigkeit nicht mehr so richtig.
Knistert es dabei und es gibt kleine Ausbrüche, ist die Klinge in Relation zu ihrer Zähigkeit zu hart. Dieser unerfreuliche Zustand kann auch bei weichen, aber grobkörnigen Klingen vorkommen. Auch sehr harte, aber feinkörnige Klingen können diese Probe schadlos überstehen.
Bleibt der "Buckel" stehen, ist die Klinge definitiv zu weich.

4. HRC- oder Vickers-Messung
Diese Prüfung hat den Vorteil, klare meßbare Ergebnisse zu zeitigen.
Bei tiefen Reliefätzungen versagt sie, weil keine ebene Prüffläche vorhanden ist.

Die Aussagefähigkeit der Härteprüfung allein wird oft überschätzt:
Eine relativ weiche Klinge kann gleichwohl spröde, weil grobkörnig sein.
Eien sehr harte Klinge kann spröde oder aber gut sein-wenn sie eben feinkörnig genug ist.
Stimmt das Ergebnis der Prüfung Nr. 4 nicht mit den gemachten Erfahrungen überein-zurück zu Stufe 1 und alles nochmal testen.

Zum Nachhärten:
Ich möchte mal behaupten, wenn der Verkäufer/Macher der Klinge keine Angaben zu den verwendeten Werkstoffen macht oder machen kann, kann man von zweierlei Befunden ausgehen:
1. Es ist nichts besonderes in der Klinge verarbeitet, weil das mit Sicherheit hervorgehoben worden wäre.
2. Der C-Gehalt wird sich im mittleren bis oberen Federstahlbereich bis unteren Werkzeugstahlbereich bewegen.
Damit hat man einen Rahmen, der die Wärmebehandlung vorgibt: Kurze Erwärmung auf 800-820 Grad, ab in Öl, zweimal anlassen auf ca 200 Grad, überprüfen des Ergebnisses nach Lust und Laune nach Methoden 1-4.

Mit dem Nachhärten kann man natürlich nur Potential herausholen, das in dem Stahl vorhanden ist. Man kann auch davon ausgehen, daß der Hersteller, der immerhin Damast schmieden konnte, auch die Grundzüge der Wärmebehandlung verstanden hat. Ob man also durch Nachhärten etwas verbessert, kann zweifelhaft sein.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
...Habe keine Angaben über das verwendete Material für die Klinge und den Härtezustand. Welche Möglichkeiten bieten sich die Eigenschaften in Bezug auf Wärmebehandlung zu machen? Ein eventuelles Nachhärten gestaltet sich ja schwierig wenn das Material unbekannt ist, stimmt? Oder gibt es eine Standardwärmebehandlung bei der man nichts verkehrt machen kann und der Zustand nicht schlechter wird...

Wenn es ein rostender Stahl, respektive Kohlenstoffstahl ist, liegst Du mit den Härtetemperaturen irgendwo zwischen 780° und 870°C mit einer nachfolgenden Anlaßtemperatur zwischen 160 und 250 ° C für zweimal eine Stunde.
Wenn Du Dich nun auf eine Temperatur um 820° C einlässt und einer Haltezeit von 1 Minute je mm Klingendicke, dann in Öl abschreckst, gefolgt von einem Anlassen bei 180° C für zweimal eine Stunde, solltest Du eine brauchbare Härte erreichen, die vielleicht nicht gerade das Leistungspoteial des verwendeten Materials ausreizt, Dir aber eine gebrauchsfähige Klinge liefert.

...Ich weiß das die Stoppmuttern ein "no go" sind, andererseits sind sie praktisch weil die Griffigkeit erhöht wird...

Richtig! Das ist wirklich BRRRRR!

...Evtl. hat ja ein Profi einen Vorschlag die Befestigung zu ändern. Maschinen sind vorhanden, Chinadrehe und Opti BF-20...

Wie wäre es denn mit Kleben und einfachen Stiften aus Edelstahl, Neusilber, Messing, Kupfer oder Mosaikpins die mit eingeklebt werden? Wenn Du schon meinst, das müsste etwas griffiger werden, kannst Du die Stifte ja auch etwas länger machen, vllt. 2 mm und mit abgerundeten Enden (eine Drehbank hast Du ja, abrunden kannst Du mit einer Feile ruckzuck und mit einem Stück Schmirgelpapier polieren). Beim Einkleben musst Du dann nur darauf achten, dass die Stiffte auf beiden Seiten gleich weit aus dem Grifmmaterial überstehen. Kurz vor dem Aushärten werden dann überstehende Kleberreste mit WD 40 entfernt, fertig.

Freddie
 
Der Schmied wusste was er da tat, die Qualität der Klinge ist für meine Begriffe sehr hoch. Alles sehr symetrisch geschliffen und geschmiedet. Foto Nr.3 täuscht, die Klinge ist absolut gerade (liegt an der Knipse). Gut möglich das die Härte schon am Optimum liegt. Mit der Härtemessung dachte ich an eine einfache Funkenprobe z.B. unter den Griffschalen, rote Funken hart und gelbe Funken weich. Ok, so einfach ist es nicht. Kann man so eine Klinge nicht auch partiell nur im bereich Klinge/Schneide härten, den Rest weicher lassen? So wie bei einem Meissel oder einem Körner, dann würde die Prüfung an unaufälliger Stelle natürlich zum falschen Schluss führen.
Zum Verschönern des Griffes, ich finde diese Hohlnieten sehr schön. Sind das Nieten oder sehen die nur so aus?

lg, mathes
 
Hallo Mathes,
mit einer Funkenprobe kann man vielleicht feststellen, wieviel Kohlenstoff, Mangan und vielleicht noch andere Legierungsbestandteile im Stahl legiert wurden, das aber nur ansatzweise. Genaue Legierungsanalysen gehen nur mit spezielleren Methoden.

Die Perfektion der Verarbeitung lässt nur auf das handwerkliche Geschick des Machers Aussagen zu, nicht auf die Güte des Stahls!

Welche Hohlnieten meinst Du?

In dem von Dir vorgestellten Messer sind Schrauben, keine Nieten. Wenn Du Dich nun auf Nieten beziehst, solltest Du uns schon mindestens einen Link bieten...


Freddie
 
Und wenn du die Klinge wirklich nicht verkleben willst würde ich auf der Drehbank ein paar Hülsen drehen, Innengewinde reinschneiden und mit Linsenkopf/Senkkopf Inbus oder Torx-schrauben, wie auch immer, von beiden Seiten verschrauben...

Und da es ein Gebrauchsmesser ist, wirst du mit der Zeit eh sehen ob es taugt oder nicht, wie Ulrich Gerfin als 1. Methode schreibt. HRC-Angaben alleine sagen nicht alles über die Qualität aus.
 
Back