Nun, wenn man leider oder erfreulicherweise von dem Messervirus befallen ist und schon eine erkleckliche Anzahl hat oder hatte, dann verschiebt sich die Wertigkeit eines Messers auch manchmal.
Als User hat man eh schon für jede Schneidtätigkeit was passendes, aber auch als Sammler ist man ja immer auf der Suche nach neuem oder außergewöhnlichem. Trotzdem hab ich festgestellt, daß sich immer wieder derselbe blitzschnelle Prüfvorgang im Kopf abspielt.
Als erstes und wichtigstes: Der erste Eindruck- wird man überhaupt drauf aufmerksam. Hier ist der persöhnliche Geschmack und die Vorlieben für Form und Design das entscheidende.Ein rein subjektives Prüfmerkmal. Was nicht in dieses erste Raster passt wird kaum wahrgenommen ( bei mir z.Bsp. amerikan. Tantos mit Chiselgrind ). Dieser erste Eindruck verschiebt sich je nach Sammlungsschwerpunkt oder zeitweiligen Vorlieben manchmal. Früher hätte ich altmodische Slipjoints nicht weiter beachtet, heute finde ich die Formenvielfalt und Geschichtsträchtigkeit dieser Messer sehr interessant. (Vielleicht ne Alterserscheinung

.
Dann:Teils subjektiv teils objektiv, die Preisfrage. Es gefällt zwar sehr gut - aber schon der Preis lässt weitere Prüfungen nicht zu - passiert mir öfters, vor allem bei den wichtigen Messerbörsen.

Oder man hat den Eindruck ,daß das Messer den Preis nicht wert ist.
Dann: Rein objektiv, die Verarbeitung. Man will auch wenig Geld nicht für offensichtlich lieblos gemachten Schrott ausgeben ( Ausnahme: So abartig ,daß es als abschreckendes Beispiel in die Sammlung muß, aber dann für wenig Geld).
Dann: Verwendete Materialien.Da sind schon mehr Kompromisse möglich, wenn sonst alles stimmt. Besonders bei der ach so wichtigen Stahlfrage. Bisher sind mir nur 3 Messer billigster Sorte untergekommen, die sich für fast keine Schneidtätigkeit eigneten, noch nicht mal als Brieföffner.
Zuletzt: Hersteller, Custom oder Serie, Handlage, je nachdem ob User oder Vitrinenstück. Verschlussart etc.
Machen wir ein Beispiel. Gestern war ich wie üblich beim Messerstammtisch Rheinland und es gab wieder mal diverse Tausch- und Verkaufsangebote. Ich dachte ich wäre inzwischen gefeit dagegen, für moderne taktische Klappmesser Geld auszugeben.( Erstens hab ich schon einige und dann haben sich meine Vorlieben eher zu Naturmaterialien verschoben. Ich gehöre eindeutig mehr zur Waldmeister Fraktion, sprich: Damast Wüsteneisenholz, Hirschhorn etc.)
Denkste, trotzdem ist es mir passiert, daß ich einen Folder mit , Titan, Carbon gekauft habe. Zwar gute Materialien, aber nichts außergewöhnliches. Das gabs schon oft.
Linerlock - hab ich schon zur Genüge. Auch der Hersteller ,Greg Lightfoot , ist nicht immer ein Garant für fehlerlose Verarbeitung.
Doch hier stimmte einfach alles. Die Form gefiel mir auf Anhieb, der Preis war OK, die Verarbeitung makellos und als I-Tüpfelchen noch ein Custom mit dem perfekt stehendsten Liner, der mir bisher untergekommen ist. Hier zeigt sich auch mal wieder daß es von Vorteil ist, wenn man ein Messer vor der Anschaffung in die Hand nehmen und prüfen kann.
Also ein für mich wertiges Messer. ( Gefährlich für die Geldbörse

). Ich denke es wäre hier noch einigen anderen so ergangen. Hab mal ein paar Fotos angefügt, wo mein Eindruck hoffentlich rüberkommt.
Trotzdem werde ich meinen Schwerpunkt in Zukunft nicht auf Tacticals verlagern.
Güße croco