Dieses Messer ist der Hammer!

Für ein einfaches Bauernmesser viel zu komplex, da gab es billigere Varianten. In Solingen z.B. den „Notschlachter“.



Sonderanfertigung sehe ich nicht, da das Messer über zwei Perioden im offiziellen Lieferumfang war. Einmal vor WK1 und meines kurz danach.

Abu
Ersetze Bauernmesser durch "Messer für Stallmeister, irgendwas mit Pferd, incl. Notschlachtung?"

Mich irritiert halt: das Ding ist regulär im Katalog und taucht hier jetzt schon identisch 2mal auf. Das spricht nicht für Kleinserie, sondern für fast reguläres Messer.

Kann jemand - das das mit den Hufen hier immer wieder auftaucht- mal kurz den Zeitraum skizzieren,wo und wie das Pferd als Transportmittel komplett verdrängt wurde?
Messer für Wachtmeister? Berittene Polizei o.ä.?

Die Dolchklinge ist ja nicht umsonst so.
 
Rausziehen ist mir zu riskant, möchte das Messer nicht beschädigen.:)

Hätte ich auch nicht riskiert!

Würde in jedem Fall vermuten, dass die Hammerkombi für einen regelmäßigen oder doch wenigstens häufigeren Einsatz gedacht ist.

Oder für einen gewichtigen Notfall.

Wer schleppt so einen Klopper für eine einzelne Zigarrenkiste im Monat oder einen Stiefelschuh im Jahr durch die Gegend?

Stimme ich ebenfalls zu.

Dennoch eine Erweiterung meines Gedankens zum „militärischen“ Schnürschuh.
Wir reden von Austria, also weitgehend Bergland. Denkbar also auch zivil für Jäger / Förster in den Bergen.

Abu
 
Die Kerbe ist bei meinem Max. 4x4 mm, kann also sinnvoll höchstens Nägel bis 2,5 mm greifen. Hufeisen-Nägel???
Um ein Eisen abzunehmen, muß man zunächst die Vernietung der Nägel an der Hufwand aufbiegen, genaut dafür erscheint mir die Hammerspitze mit dem Schlitz gut.

Die Idee mit genagelten infantristischen Stiefeln ist aber auch sehr plausibel ...
 
Kann jemand - das das mit den Hufen hier immer wieder auftaucht- mal kurz den Zeitraum skizzieren,wo und wie das Pferd als Transportmittel komplett verdrängt wurde?
Hierzulande militärisch nach dem WK2 bzw. ab der motorisierten Wiederbewaffnung Ende der 50er, bei Westalliierten in Europa beginnend schon Ende der 30er und in den 40er-Kriegsjahren. Weltweit später. Hier Landwirtschaft und ländlicherer Verkehr in den 50er/60ern, woanders früher oder später bzw. uneinheitlich.
Berittene Polizei bis heute, aber immer nur in geringem Umfang.
 
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Spezialisierte Messer decken meist mehr als eine Aufgabe ab.

Zu einem Hufmesser gehört mindestens ein Hufauskratzer und vielleicht noch eine Feile.

Ein Schuhmesser hätte wohl mindestens zusätzlich eine stumpfe Ahle zum Öffnen einer Verknotung der Schnürsenkel.

Warum ein spezialisiertes Werkzeug mit einer 14cm Dolchklinge kombiniert wird, löst dann auch mehr Fragezeichen als Sinnhaftigkeit aus.

grüsse, pebe
 
Hufauskratzer waren ja auch damals bei Kavallerie und sonstigen Pferdetruppen reichlich vorhanden. Ein Hufmesser und eine Feile hatte der Schmied auch und ein Vet hätte eher keinen Neubeschlag vorgenommen, sondern nur ein Eisen abgenommen.

Schnürsenkel waren damals selten zu finden, aber genagelte Stiefel um so mehr.

Die 14cm-Klinge hatte mich ja auf die Idee gebracht, daß man den Hammer einfach an das größte appliziert hatte, was sonst so im laufenden Programm war ohne weitere Anpassungen vorzunehmen.
 
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Guten Morgen,

ich lese hier heimlich mit und freue mich über diese besonderen Messer und die interessanten Spekulationen. 😊 Ich habe mich daher auch mithilfe von AI mal auf die Suche gemacht und folgendes gefunden:

Screenshot_20250827_092230.png

Quelle des Screenshots

HIer die Übersetzung des Textes ins Deutsche:
Der Begleiter des Zigarrenhändlers.
Unsere beigefügte Abbildung erklärt sich auf den ersten Blick. Es handelt sich tatsächlich um den Begleiter eines Zigarrenhändlers und um eines der nützlichsten und kompaktesten Modelle. Es besteht aus einer größeren, fein gefertigten Stahlklinge, die sich für alle üblichen Aufgaben eines Taschenmessers eignet, sowie aus einer kleineren Klinge, an den Kanten stumpf und sehr robust, mit einem kleinen Schlitz versehen und für das Öffnen von Zigarrenkisten bestimmt; die zusätzliche Stabilität erlaubt die bei diesem Vorgang üblichen Belastungen. Bei Nichtgebrauch klappen beide Klingen wie bei einem Taschenmesser in den Griff ein; das Ganze braucht dann etwa denselben Platz. Der Griff ist aus weißem Knochen, und am Ende sitzt ein solider Stahlkopf, dessen leicht vorspringende Seite als Hammer zum Wiederverschließen der Kiste dient; die stumpfe Klinge verlängert im geöffneten Zustand den Griff. Importware.
Preis: 8,00 $ pro Dutzend.

Ein Messer in ganz ähnlicher Bauweise, mit Hammerkopf und tatsächlich zum öffnen von Zigarrenkisten gedacht. Vielleicht auch für Händler, die das am Tag häufiger machen müssen. Die hier im Thread gezeigten Messer könnten dann die "Böhmische" Interpretation für diesen Anwendungszweck darstellen - etwas robuster gebaut, qualtitiv hochwertiger. Ohne das Hebelwerkzeug, dafür mit richtigem Hammer und Nagelzieher.

Und hier noch ein Zitat, welches vielleicht erklärt, warum eine Kombination mit einem Messer "notwendig" wurde. Zum Öffnen der Steuermarken:
Although cigar boxes had been around since the early 1800’s, they were not widely available in consumer sizes. Pre-1860 documents suggest only one cigar in ten was purchased in or from a consumer-size box of 25, 50 or 100. All that changed in 1863 when the need for money to fight the Civil War resulted in a series of tax laws that mandated cigar boxes into universal use. Every cigar after that date had to be packed in and sold from a box. Those Civil War revenue laws required tax stamps to be wrapped around the box, and after 1868, added other labeling and the provision that those stamps must be destroyed when the box was opened. That same year, 1868, the first cigar box opener was patented.
Quelle des Textes

Ob das nun auf die gezeigten Messer von @Abu und @heiddr hindeutet, bleibt sicherlich weiterhin Spekulation.

Grüße
 
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Ob das nun auf die gezeigten Messer von @Abu und @heiddr hindeutet, bleibt sicherlich weiterhin Spekulation

Danke für deinen Beitrag, ich lerne immer gern was dazu! 👍 Der historische Hintergrund betrifft die USA und deren Steuerpolitik, für Austria / Böhmen eher nicht.
Tatsächlich passt der Cigars Dealers Companion zum Messer, das @Allen unter #21 gezeigt hat.


Schnürsenkel waren damals selten zu finden, aber genagelte Stiefel um so mehr.

Nicht in Austria! Schnürschuhe und Manschette waren z.B. der militärische Standard in Österreich. „Kamerad Schnürschuh“ war bei deutschen Landsern die etwas abwertende Benennung ihrer österreichischen Kameraden. Ich gehe davon aus, dass auch die Schnürschuhe alle genagelt waren. Und Böhmen gehörte einst zu Austria, so dass dieser regionale Zusammenhang zum Messer gegeben wäre.

Abu
 
Bei diversen "Spezialtruppen" waren die Schnürstiefel denke ich nicht genagelt, aber bei den anderen kann ich mir das gut vorstellen. Dürften vielfach ähnliche Ausnahmen gewesen sein, wie die deutschen Truppenteile, die abweichend Schnürstiefel trugen, dann auch un- oder allenfalls teilgenagelt.
 
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Also. In der besprochenen Epoche konnte die bereits ordentliche Schuhe herstellen.

Ob man tatsächlich derart regelmäßig Nägel korrigieren musste? Hm, ich weiß nicht.

grüsse, pebe
 
Meiner Meinung nach sollte die Herangehensweise an "WTF Hammer??" eher über das Messer bzw. dessen Ausprägung geschehen, denn ich bin der Meinung, daß dieses das primäre Tool ist. Von daher wäre mMn so etwas wie "Zigarrenkiste" außen vor. Manch anderer Aspekt (z.B. "Bauernmesser", "Probiermesser", s.o.) dürfte entfallen, da das Messer ziemlich sophisticated ist, was die Mechanik/Technik angeht.

Aufgrund der Ausprägung des Messers und auch der Dimension (ist ja nix, was man immer in der Westentasche hat) erscheint ein Einsatz irgendwo im jagdlichen Umfeld, und zwar WÄHREND der Ausübung der Jagd oder damit zusammenhängender Tätigkeit ziemlich wahrscheinlich, ohne daß ich da aber Anwendungsbeispiele aus dem Ärmel schütteln könnte, die nicht in ähnlicher Weise wie die Vorschläge/Ideen bisher auf reinen Vermutungen beruhen würden ... der Aspekt "Nagelschuhe" wäre ein Stück weit passend, aber ich glaube nicht, daß die ihre Nägel so oft verloren haben, daß es Sinn machen würde, da ein eigenes Hämmerchen dabeihaben zu wollen; ganz zu schweigen von den Nägeln selber, denn wenn so einer aus der Sohle verloren geht, dann ist er genau das: verloren. Braucht man also einen anderen.

Ein wirklich robuster Einsatz kann es aber eigentlich auch nicht sein, denn auch, wenn heiddr die prinzipielle Möglichkeit bewiesen hat (y), bin ich nicht davon überzeugt, daß hier tatsächlich ein "richtiger" Hammereinsatz vermieden bzw. ersetzt werden sollte. Mir scheint dieses Tool an dem (Jagd-) Messer eher der möglichen und prinzipiell unerwarteten, aber nicht unwahrscheinlichen Notwendigkeit eines bestimmten Einsatzes geschuldet zu sein; etwas, das zwar immer mal, vom Auftreten aber eher zufällig, einen Hammer erfordern würde/könnte: Dauerhaft und viel (also länger als ein paar Minuten und mehr als nur ein bis drei Nägel) mit diesem Meser hämmern zu wollen oder zu müssen ist eigentlich keine Option; ich schätze, da würde das Teil auch nicht lange halten.

Vielleicht hat sich ja auch nur ein knifemaker aus England mal einen Spaß erlaubt, ein total unsinniges Tool an ein Messer zu bauen (Abu hat ein Messer mit einer mini-Kneifzange daran, und mit einer Mini-Bügelsäge, wenn ich mich recht erinnere) und ein Hersteller aus Deutschland dachte sich, "wenn ein Engländer das macht, wird's wohl Sinn haben", und hat's nachgebaut. :cool::.

OK, vielleicht auch nicht.
 
Danke für deinen Beitrag, ich lerne immer gern was dazu! 👍 Der historische Hintergrund betrifft die USA und deren Steuerpolitik, für Austria / Böhmen eher nicht.
Das stimmt natürlich. Im Erläuterungstext steht ja der Hinweis auf "Importware". Kann es sein das diese Messer in die USA exportiert wurden? Gibt es da Erkenntnisse hier im Forum ob die vermuteten Hersteller exportiert haben? Sheffield mit Sicherheit, vielleicht auch die Böhmen und Solinger. ;)

Wenn man sich mal Schusterhämmer anschaut, haben die meistens keine Riffelung und glatte, runde Köpfe.

Der große Ring am Hammerkopf deutet für mich jedenfalls darauf hin, das diese Messer irgendwo stationär (an der Wand) hingen und abgenommen werden mussten für die Arbeit.
Mit Kette an der Hose oder Uniform befestigt, wäre ziemlich unpraktisch..
 
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Die 14cm-Klinge hatte mich ja auf die Idee gebracht, daß man den Hammer einfach an das größte appliziert hatte, was sonst so im laufenden Programm war ohne weitere Anpassungen vorzunehmen.
Das sehe ich umgedreht: um dem Hammer Schwung zu geben und diesen sinnvoll zu machen, hat man ne längere Klinge appliziert;-)

Zigarrenkiste überzeugt mich bis jetzt am meisten. Für alles andere gabs doch dann extra Leuts (Stallknechte, Hufschmied usw.) Einzig das öffnen von Zigarrenkisten mit einem leichten Hammer wäre was, wo man selbst seinen Mann stehen müsste und da dankbar über so ein Tool wäre. Aus Gründen des Hammerschwungs dann das lange Messer.

Und ja: evtl. war die Dolchklinge usw. sowieso im Programm und man hat für dieses Tool quasi einfach 2 Dinge kombiniert, ohne ein extra Klingendesign aufzulegen.

Export ist absolut wahrscheinlich. Mal als Beispiel: in dieser Zeit war der Export aus Böhmen/Vogtland nach Amerika (!) bei Musikinstrumenten so stark, dass in Klingenthal eine eigene amerikanische Botschaft/Handelsvertretung zu Gange war. Evtl. gab es ja auch andere empfindliche Güter, die in Kisten transportiert worden?
 
Auch höhere Besoldungsgruppen hatten und haben oft ein ernsthaftes Interesse an der Einsatzfähigkeit ihrer Truppe über Vorschriften hinaus.
 
Ich denke, wenn das tatsächlich ein militärischer Ausrüstungsgegenstand wäre, würde man es häufiger und auch Beschreibungen hierzu finden.

Aber richtig. Auch nur eine Überlegung.

grüsse, pebe
 
Ein militärischer Ausrüstungsgegenstand waren die Dinger mit Sicherheit nicht. Aber auch die Deutsche Militäradministration war bei privat beschafften von höheren Rängen oder auch von Einheiten recht tolerant und nicht nur die.
 
Die Sache mit dem Hammer bleibt ein Rätsel. Ich habe u.a. das Klingenmuseum angeschrieben, Ergebnis: Messertyp und Nutzung unbekannt. Zwei weitere Mails an tschechische Sammler und ein österreichisches Museum sind ohne Reaktion.
Mein Zwischenfazit im Ausschlussverfahren:
Alles rund um Zigarre sehe ich nicht. Viel zu groß und kräftig, dazu fehlen typische Werkzeuge für Zigarrenraucher. Die gibt es jedoch alle an speziellen Messern für diesen Raucherkreis.

Zivile militärische Ausrüstung sehe ich auch nicht (mehr). Auch in Böhmen gab es typische Armeemesser in Stil „Deutsches Armeemesser“.
Weiter spricht nmM die Historie der Region dagegen. Bis 1918 und 1. WK hätte es das „militärische“ Messer unter österreichischer Nationalität, danach (meines) unter tschechischer Nation und Friedenszeit gegeben. Hieße: Das tschechische Militär hätte die (private) Ausrüstung von den vorher gegnerischen Österreichern übernommen. Scheint mir nicht logisch.

Jagd und Forstwirtschaft bliebe noch - oder letztlich: Es ist nur ein Messer mit Hammer - für alle Fälle! 🙄

Abu
 
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