Doku: zwei jagdliche User aus Vanadis 4 entstehen

xtorsten

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So, nachdem ich mich hier nach dem passenden Material für jagdliche Klingen mit eher feineren Schneiden erkundigt hatte - und dann durch die vielen hilfreichen Anregungen und Meinungen dazu beim Vanadis gelandet bin, will ich - wie versprochen - mal was zum weiteren Fortgang der Dinge zeigen.

Vorlage ist das Messer hier - nur diesmal als Flacherlbauweise und daher Anpassungen im Bereich 'Handschutz' oder besser Übergang Griff zur Klinge vorne.

Der Stahl kam in rund 3,8mm Stärke von Eurotechni.com - aber auch Volnik aus Polen hätte geliefert. Die Franzosen waren aber einfach schneller mit der Antwort. Kostenpunkt rund 50€ inkl. Versand für ein 41cm langes Stück von 40mm Breite; also eher nix fürs Üben und vlt. verhunzen;

Bearbeiten lässt sich das Zeug sehr gut bisher - ich habe grob geflext mit dünner VA-Scheibe und die letzten 5mm der Kontur dann am Bandschleifer weggeschliffen. Zirkonkorundband funzt super und hält und hält und hält. Für den groben Anschliff der Schneidflanken habe ich ein neues Band genommen - hätte ich aber gar nicht gebraucht, wäre auch mit dem alten noch gegangen.

Bohren geht auch mit Standardbohrern ohne Probleme. Sicher: HSS-Co wird länger halten und kann flotter bohren. Ich bin da aber eh vorsichtig und sorge für Abkühlpausen und genug Bohrerkühlspray; jedenfalls für den Hausgebrauch - mit einer permanent gekühlten Bohrmschine kann das natürlich nicht mithalten, da ist man viel flotter unterwegs.

Da es ein Geschwisterpärchen werden wird, habe ich vor allem anderen gebohrt in einem Zug durch beide Klingenstahlstücke und erst dann die Kontur ausgearbeitet. Ist am einfachsten dann, relativ identische Klingen hinzubekommen.
...dooferweise eiert meine Bohrmaschine: statt 3,0 habe ich nachher 3,2er Löcher. Im Stahl nicht schön, aber erträglich. Nachher in den Griffschalen nicht fein. Also untermaßige Bohrer bestellt für die noch anstehenden Bohrungen. Werde auch im Stahl die mittlere große Bohrung noch auf 10mm aufbohren - dann sollten die Schalen in Verbindung mit den anderen Bohrungen verrutschfrei gegen Abscheren gesichert sein.

Aber endlich mal ein Bild zum Thema:



a.JPG


...mit der in Frage kommenden Auswahl an Material für den Griff. Backen wird es vorne vorerst nicht geben, sondern Schalen aus einem Rutsch. Wenig Übergänge für wenig Fugen, die per Kleber geschlossen werden müssen und arbeiten können.Die Bohrungen für Backen habe ich trotzdem gemacht, falls sich das in Verbindung mit Holz - falls ich nicht beim Micarta lande - nicht bewährt.
So, wie es momentan ausschaut, wird mein Messer das braune Jutemicarta mit einer Fiberlage als Schalen bekommen und der Jagdkollege möchte das Bubinga und bekommt noch eine schwarze Fiberzwischenlage. Ich bin aber auch noch nicht komplett vom Grenadill weg - eines der besten Hölzer für Griffe, meiner Meinung nach. Und ich habe da ein sehr schönes Stück gefunden.

Grob ist der Schliff der Schneidflanken mit Korn 36 erledigt; an der Schneidfase bin ich momentan bei 0,5 bis 0,6mm - fürs Nächste werde ich längs von Hand mit 80er Papier auf Holzleiste überschleifen und hoffentlich nicht allzuviele Wellen, Dellen oder Buckel finden. Falls alles gut ist, dann am freien Band ballig bis Korn 240 schleifen und die Fase auf 0,4mm ausdünnen.
BTW: Jürgen hat mir auf Anfrage geantwortet, dass Härtung der Klingen bei ihm machbar ist und das Vorgehen oben in Ordnung geht. Da bin ich sehr dankbar drum ;

b.JPG

Auf dem Foto sieht die oberer Klinge ungleichmäßig aus - ist aber dem Winkel beim Fotografieren geschuldet. Hinten am Anschliff ist die Schneidfase noch deutlich dicker, hier muss ich nacharbeiten. Aber am Band ist mir das zu heikel, so gut bin ich nicht, als dass ich da die Gefahr in Kauf nehme, was grob zu hinterschleifen und zu versauen. Dann lieber Handarbeit, auch wenns länger dauert.
Die Walzhaut muss natürlich auch noch weg. Ich hoffe, dass ich dann bei 3,5mm Klingenstärke oder besser noch etwas weniger lande. Das ist mehr als ausreichend für eine Klinge.

c.JPG


Auf der Hälfte der Klingenlänge sind etwas über 3mm Stärke am Rücken erreicht. Das ist schon noch keine empfindliche Klinge - aber auch kein Brecher mit unkaputtbarer Spitze. Grob sollte die Geometrie so passen. Ist, glaube ich, noch nicht identisch vom Zuschliff zur Spitze hin - da muss ich nochmal nachmessen und ggf. angleichen. Aber nach der Hälfte von der Spitze her gemessen passt es nach hinten dann.

Wenn es so läuft,wie ich mir das vorstelle, landen die beiden Klingen bis Ende der Woche bei Jürgen und dann kann es zügig mit den Griffen weiter gehen. Wahrscheinlich mache ich vor der Härtung bereits die Schalen fertig - im weichen Zustand lassen sich die Übergänge einfacher Beischleifen. Dann muss ich nach dem Härten nur die Schneidflanken finishen und am Griff fein überschleifen. Mal sehen, ob der Plan so aufgeht....

So, mal wieder etwas länger und ausführlicher geworden, aber hoffentlich ist es unterhaltsam oder vlt. für den einen oder anderen Selberbastler auch hilfreich von den Hintergedanken und der Vorgehensweise.

Viele Grüße,
Torsten
 
Update zur Bastelei:

habs zwischenzeitlich mal ordentlich versaut - also jetzt nicht komplett und unrettbar, aber einige Nerven, Zeit und Schleifleinen hat es mich dann gekostet.

Am Übergang zum Anschliff der Schneidflanken war an der Scheide noch fast 1mm Stärke, also dachte ich mir: abends nochmal schnell mit 120er Band am Bandschleifer überschleifen. Schon etwas müde und unkonzentriert und bei mäßigem Licht ran an die Arbeit. Innerhalb von 10min hatte ich dann den Radius zum Anschliff versaut, zu dünn ausgeschliffen in dem Bereich, an der Spitze der Klinge ebenfalls den Winkel zu steil gestellt und zu guter Letzt dann die naiv-doofe Idee, die Walzhaut am günstigen Bandschleifer runterzuschleifen. Ein Haarlineal ist da gnadenlos bei der Prüfung.
Gott-sei-dank aber nur an einer Klinge. Habe dann das Zeug zur Seite gelegt und Feierabend gemacht.

Den nächsten Tag dann frischer ans Werk und die Schäden soweit als möglich wieder ausgebügelt. Also Schneide und Spitze der Klinge ein Stück zurück genommen, damit ich wieder genug Fleisch habe, um alle Macke rauszuschleifen. Den Übergang zum Anschliff der Schneidflanken mit viel Obacht nochmal am Band nachgearbeitet und dann mit viel Schleifleinen per Hand alle Dellen,Täler und Riefen rausgeschliffen bis Korn240. Und: die nach der Schleiferei im Griffbereich nun absolut nicht mehr planen Flächen mit Schleifleinen auf einer Glasplatte wieder auf Kurs gebracht. Das allein hat schon 6 oder 7 Bögen 80er Papier gebraucht. Ich hätte mich echt ohrfeigen können für de Schlamassel.
Letztendlich aber die Klinge gerettet. Perfekt ist das sicher nicht, aber das Ergebnis geht für mich doch in Ordnung so.
Richtige Zwillingsmesser sind das nun nicht mehr, aber schon noch recht identisch.
Eine Klinge ist ein kleines bisschen kleiner von den Abmessungen und auch nen Ticken dünner ausgeschliffen - trotz identischer Stärke an der Schneide von jetzt 0,4mm.
Sieht man aber nur beim direkten Nebeneinanderliegen. Das Feinere werde ich behalten - bevor da noch grober Mißbrauch zu Schäden führt. Sind aber beides feine Klingen für die geplante Nutzung. Ans Schloss sollte man damit lieber nicht gehen - ist aber auch nicht geplant, dafür gibts die Schere.

JMG01122.geaendert.JPG


Hatte ganz zu Beginn schon mit etwas Aufmaß die Konturen geschliffen - kenne das Spiel schon, dass man auf der Zielgeraden nochmal einen Patzer produziert und dann nacharbeiten muss. Also nach dem Aufzeichnen der Klinge nicht die Anreisslinie mit abtragen sondern deutlich stehen lassen. Das ist zwar nur ein Tacken Reserve, aber bei Stahl ist ein halber Milimeter ja fast Welten. Also insofern sind die Dinger dann doch ganz hübsch geworden, finde ich:

JMG01123.geaendert.JPG


An der Spitze habe ich etwas mehr Stärke der Schneidkante gelassen - denke, das passt gut zur feinen Spitze ;

JMG01124.geaendert.JPG

...jetzt gehts ab zum Härten zu Jürgen.

Ach ja: Griffschalen wird einmal das braune Micarta und dann wahrscheinlich nochmal Planänderung für das Zweite: Knochenschalen mit schwarzer Fiberzwischenlage.

Viele Grüße,
Torsten
 
Zuletzt bearbeitet:
danke für die Schilderungen auch der Probleme, da fühlt man sich gleich nicht so doof. Und die Rettungsmaßnahmen sind ja gelungen. Das kleinere Messer ist ja richtig schnuckelig.
Bin gespannt, wie es weitergeht.
 
Ich finde es prima, wie offen Du über das Messerbauen schreibst. Jeder der Messer baut hat solche Situationen schon erlebt, man spricht nur nicht so gerne darüber.

Bei mir gibt es eigentlich so gut wie kein Projekt, bei dem alles perfekt verläuft. Irgendwie rettet man zum Ende dann doch das Messer. Manchmal fast perfekt und manchmal eben mit kleinen "Schönheitsfehlern". Ich sage mir dann immer - "ist halt handgemacht" :D.

Deine, für die Wärmebehandlung vorbereiteten Klingen, sehen sehr gut aus! :super: Den anstrengenden Weg dorthin, sieht man ihnen nicht an und Fehler sind auf den Bildern nicht zu erkennen.
Das alles sieht sehr vielversprechend aus. Ich bin besonders gespannt auf deine Erfahrungen mit dem Stahl.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg bei deinem Projekt! Vielen Dank für deinen interessanten Bericht und an die Erinnerung daran, dass wenn man müde oder unkonzentriert ist, besser eine Pause einlegt. (Ich bin gerade dabei zwei kleine Messer aus 125 SC zu bauen, die ersten Mißgeschicke sind auch schon passiert :rolleyes:).

Gruß
Matthias
 
danke für die ermunternden Antworten - und das Ihr auch 'gerne' in Anführungsstrichen lest, wo's mal nicht so gut gelaufen ist.
Ich schreibe das dazu, weil ich erstens solche Dokus selber gerne lese UND bei welchen von anderen schon viel gelernt habe. ;)

Matthias: bin schon gespannt auf Deine Dünnschnittprojekte und die Erfahrungen dazu (y)
Von mir gibts beizeiten dann natürlich auch Rückmeldung zu den Messern. Sehr gespannt bin ich auch, wie der eher messerunbedarfte Kollege das dann sieht.


Herbert: nachdem Du geschrieben hast, habe ich gesehen, dass die Perspektive das eine Messer wesentlich kleiner aussehen lässt. Ist in Wirklichkeit weniger deutlich - vlt. maximal 2mm Klingenlänge an der Spitze; muss ich mal genau nachmessen, wenn sie wieder da sind. Und die gerettete Klinge hat an einer Stelle etwas weniger Bauch an der Schneide. Ich mache mal Bilder von den Klingen übereinander gelegt dann.

Wie dem auch sei: ich freue mich schon darauf, wenns nach dem Härten weiter geht und das Projekt dann fertig wird. Dann gibts natürlich wieder Bilder - auch im Vergleich zu dem Bubingamesser, das gerade beim Herrenschneider fürs Mäntelchen ist.
 
so, kleines Update zum Projekt:
die Klingen sind vom Härten zurück und ich habe ein wenig weiter gemacht:
JMG01131.geaendert.JPG


JMG01132.geaendert.JPG


also Knochen mit schwarzer Fiber unterlegt, Bohrungen gemacht und grob geschliffen - und die Klinge überschliffen und ans Finish gemacht.
Hier eine für mich deutliche Überraschung: das Zeug lässt sich zwar super einfach von der dünnen Oxidschicht befreien, aber das Feinschleifen per Hand ..... geht mit herkömmlichem Papier gar nicht gut bis GAR NICHT o_O
Ich mache ein paar wenige Züge über das Papier oder mit dem Papier und dann schrubbelt man quasi nur noch an der Oberfläche rum und macht oberflächlich etwas blanker.
Die tatsächlichen Riefen der gröberen Körnung bekommt man so nicht raus. Das ist ein merklicher Unterschied zu den einfachen W-Stählen oder 'normalen' rostträgen Stählen bis hin zu D2.
Also habe ich nach recht kurzer Zeit umgeschwenkt auf 1000er Korn und Dia-Paste 10µ - und dann 2000er Korn und 3µ, 1µ und 0,5µ. Habe das nicht kreuz und quer durchgezogen, bis alles jeweils weg ist, sondern erst einmal probiert, wie das so generell funktioniert. Mit Diamant nimmt dann die Rautiefe tatsächlich merklich ab. Weiteres Polieren mit herkömmlichen eher nicht so harten Mitteln und Pasten zeigt wenig bis keinen großartigen Effekt. Nicht einmal die ungleichmäßigen Schlieren - wie auf dem ersten Bild zu sehen - bekomme ich so weg. Ich werde jetzt nochmal mit 1µ oder 0,5µ die Schlieren wegpolieren und dann ist es für ein Gebrauchsmesser auch gut.
Ich muss da noch ein wenig probieren, wo ich die Dia-Paste am besten auftrage, damit das gleichmäßig wird.

Dann Schalen fertig anpassen, verkleben, endgültige Form des Griffes schleifen, feilen und finishen und dann bin ich aufs erste Schärfen gespannt ;)

Der Widerstand gegen abrassiven Verschleiß lässt auf jeden Fall schon einmal einiges erhoffen. Wenn die Kante dann noch stabil steht und nicht zu anfällig gegen Ausbrüche ist, dann ist das Glück perfekt. Aber bezüglich Schärfen werde ich wohl ebenfalls mit Diamant arbeiten müssen, denke ich.
 
Der größte Anteil ist geschafft! Sieht schon richtig gut aus Torsten. :super:

Bei so schnitthaltigen Stählen arbeite ich gerne mit Micro Mesh oder Micro Cloth Schleifleinen. Die sind zwar ziemlich teuer, aber Du wirst überrascht sein wie leistungsfähig diese Schleifmittel sind.

Gruß
Matthias
 
Danke - habe jetzt mit wertigerem Papier, Matador, mal probiert: das geht tatsächlich besser.
Micro-Mesh liest sich interessant auf deren Webseite - aber die nehmen trotzdem 'normales' Schleifkorn richtig?
Das Geheimnis liegt dann in der Bindung, oder?

Gruß
Torsten

....das erste Messer ist soweit verklebt und muss jetzt noch etwas trocknen bevor ich den Griff fertig mache. Hoffe, dass es heute abend soweit ist und ich finishen kann;
 
Ich denke, dass Du mit deiner Vermutung richtig liegst. Der Korund ist bei diesen Schleifleinen in eine Latexschicht eingebettet und passt sich damit sehr gut der zu schleifenden Oberfläche an. Die Standzeit erhöht sich hierdurch erheblich. Einige Anbieter sprechen von 5 - 7 facher Standzeit, im Vergleich zu herkömmlichen Schleifleinen oder sogar bis 12 - 15 facher Standzeit beim Nassschleifen. Meiner Erfahrung nach, ist die Standzeit beim Trockenschleifen um 3 - 4 fach höher als bei herkömmlichen Schleifleinen. Zum Nassschleifen habe ich Micro Mesh noch nicht eingesetzt. Micro Mesh kann vielseitig eingesetzt werden, nicht nur zum Schleifen und Schärfen von Stahl, sondern auch zum Schleifen von Kunststoffen und Holz. Durch die feinen Körnungen erzielt man, insbesondere bei Kunststoffen und Holz einen sehr guten Glanz. Man sollte beim Schleifen darauf achten, dass man nicht zuviel Druck ausübt, um die Latexschicht nicht zu beschädigen. Zum Abschluss noch ein kleiner Hinweis, man kann verschutztes Micro Mesh (vor allem nach dem Schleifen von Holz) mit lauwarmem Seifenwasser und einer feinen Handbürste (ohne viel Druck) reinigen. Nach dem Trocknen, kann es dann erneut eingesetzt werden.

Ich wünsche Dir viel Spaß am Fertigstellen deiner beiden Messer. Ich bin bei meinem 2. Messer aus 1.2442 auch fast fertig, muss nur noch gefinisht werden.

Gruß
Matthias
 
So, fertig mit einem fürs erste - nur der mittlere Pin auf der linken Griffseite ist sehr ausgefranst und ärgert mich enorm. Aber insgesamt ein schönes und vor allem praxistaugliches Messer.

Aber nun die Bilder:
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Ergonomisch und haptisch bin ich sehr zufrieden. Klingengeometrie ist mit 0,4mm hinter der Schneide im sicheren Bereich und hübsch scharf ist es auch geworden.
Es hat sich dabei aber wieder der Eindruck bestätigt, dass der Stahl mit der Härtung enorm widerstandsfähig ist gegen Schleifen - selbst mit Diamant ist der Grat beim Schleifen kratzig und man merkt, wie sich der Stein abmüht. Auch eher wenig Gratbildung.
Schnittgüte ist sehr gut. Geschnitztes Holz ist sauber glänzend an der Oberfläche. Könnte ich nicht besser Schleifen und polieren ;)

Aber später vlt. noch was mehr an Infos.
 
Das ist ein sehr schönes Messer geworden und wird im jagdlichen Gebrauch sicherlich überzeugen! :super:

Du hast auch einen guten Kompromis zwischen Schneidfähigkeit und Stabilität gefunden.

Wer es schließendlich nutzen wird spielt keine Rolle, er wird auf jeden Fall sehr zufrieden damit sein!

Gruß
Matthias
 
Danke :)

Ich bin mit der Schneidenstärke auch recht zuversichtlich, dass es sich bewähren wird.

Mein Jagdkollege, der neue Besitzer, hat sich eben auch gefreut 'wie Bolle', als er das gute Stück in Empfang genommen hat. Fehlt noch eine Scheide. Aber erst einmal kann er sich freuen und eine Runde damit rumspielen.
BTW: weiß jemand, ob es bei Knochen und warmem Kydex Schwierigkeiten geben kann? Würde ungern jetzt noch zum Schluss was vermasseln.....

Die zweite Klinge, also meine, wird mich noch eine Runde länger beschäftigen. Ich habe Verzug im Bereich von einem mm, die die Spitze der Klinge gegenüber der Mittelachse aus der Flucht läuft. Könnte man zwar über den Griff ausgleichen, aber da mag ich mich nicht mit anfreunden. Ist Gott-sei-Dank keine durchgehende Kurve bis zur Spitze, sondern hauptsächlich am Ricasso eine Abwinkelung. Also werde ich den Flacherl im jetzt harten Zustand tapern, bis es passt. Ätzende Arbeit bei dem Stahl und wird noch einige Arbeit im Übergangsbereich zum Schneidflankenanschliff bedeuten, aber alles andere wäre mir zu pfuschig.

Was ich auch nicht mehr machen werde, ist der große Mittelpin aus VA-Rohr und Kohlefaserinlay. Lässt sich offensichtlich nicht gut planschleifen und polieren, ohne zu Schmieren.
Ebenfalls mäßig ist der runde Abschluss des Griffs Richtung Klinge. Sieht zwar schön aus von der Form und ist ergonomisch angenehm, aber sehr schlecht nachzuschleifen und polieren, wenn die Schalen schon dran sind. Anders herum mag ich aber auch im Vorfeld nicht zu glatt schleifen, damit der Kleber an der wichtigen Stelle auch genug Rauigkeit zum Greifen hat - muss ja gerade da dauerhaft dicht sein und eine Verbindung eingehen. Vlt. kann ich mich mit einem geraden Abschluss nach vorne anfreunden. Das muss ich aber in real sehen. Oder aber den ganzen Erlbereich bis zum Schneidflankenanschliff am Band mit grobem Korn in Längsrichtung schleifen, so stehen lassen und nur ab den Schneidflanken polieren. Aber auch das muss ich sehen....

Viele Grüße,
Torsten
 
Die Problematik mit dem vorderen Bereich der Griffschalen kenne ich. Da, wie Du es ja auch schreibst, ein Nachschleifen oder Polieren nachdem die Griffschalen montiert sind nahezu unmöglich ist, bearbeite und finishe ich die Griffschalen vor dem Verkleben komplett fertig. Du musst dir keine Gedanken machen, dass die Griffschalen nicht vernünftig abgedichtet sind. Wenn die zu verklebenden Stellen sauber und fettfrei sind und ausreichend Kleber aufgetragen wird, kann da eigentlich nichts passieren. Zumal die Griffschalen ja auch noch verstiftet sind, ich hatte diesbezüglich noch nie Probleme. Man sollte nur darauf achten, dass der überschüssige Kleber, der nach vorne austritt, gleich entfernt wird, ansonsten wird das sauber machen später sehr mühsam. Beim tapern des Flacherls im gehärteten Zustand. insbesondere im Bereich des Ricassos, empfehle ich dir das Ganze unbedingt mit Kühlung durchzuführen, es wäre schade wenn der Stahl wieder weich wird. Der gehärtete Stahl wird nach meiner Erfahrung beim schleifen schnell sehr heiß!

Gruß
Matthias
 
Zuletzt bearbeitet:
Was das Kleben angeht, da bin ich etwas pingelig. Vor allem nach meinen Erfahrungen vom Kleben von Zielfernrohrmontagen - aber da wirken ja auch wirkliche Kräfte, das ist bei Messen ja nicht der Fall ;)

Kühlen beim Schleifen ist klar. Aber Du hast Recht - wenn man nicht aufpasst, dann kommt ganz plötzlich der Punkt, wo es richtig heiß wird. Scharfes Band zum Schluss hilft, denke ich. Kann mich trotzdem gerade nicht so richtig aufraffen. Angefangen habe ich aber schon. Hinten ist das Material schon fast soweit weg. Muss mich jetzt nach vorne im richtigen Winkel durchschleifen. Werde auch mit eher moderaten Geschwindigkeiten schleifen - wird sonst eh nur schnell heiß ;)

Ach ja: was das Feinschleifen der gehärteten Klinge angeht, hat sich gutes Schleifpapier mit Auftragen von Diamantpaste bewährt. Da kann man richtig lange mit arbeiten. Hatte bis Korn 320 vor dem Härten geschliffen und dann nachher mit Korn 1000 und 10my, dann 2000 und 3my und dann 5000 und 1my. Das ganze schleife ich mit einem Streifen Schleifpapier, dass ich um eine Schleifleiste mit Lederzwischenlage lege - also weich. Für den Anfang fehlt eigentlich noch eine Stufe, aber man kann das insgesamt schon so machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach ja: was das Feinschleifen der gehärteten Klinge angeht, hat sich gutes Schleifpapier mit Auftragen von Diamantpaste bewährt. Da kann man richtig lange mit arbeiten. Hatte bis Korn 320 vor dem Härten geschliffen und dann nachher mit Korn 1000 und 10my, dann 2000 und 3my und dann 5000 und 1my. Das ganze schleife ich mit einem Streifen Schleifpapier, dass ich um eine Schleifleiste mit Lederzwischenlage lege - also weich. Für den Anfang fehlt eigentlich noch eine Stufe, aber man kann das insgesamt schon so machen.
Danke, für den Tipp. Das habe ich so noch nicht gemacht, werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren!
 
so, neues vom Tapern:
JMG01146.geaendert.JPG


JMG01147.geaendert.JPG

und ein Bild vom Anreißen der Spitze von beiden Seiten zur Kontrolle:
JMG01155.geaendert.JPG


....Abweichung im unteren Zehntel-Milimeterbereich. Erstmal o.k.soweit.

Aber das war schon erhebliche Schleifarbeit und die Klinge ist quasi wieder einige Stufen zurück gefallen vom Bearbeitungszustand:

JMG01145.geaendert.JPG


Es war auch nicht ausreichend, nur eine Seite nach hinten auszudünnen, sondern auf der Gegenseite musste Richtung Übergang zum Anschliff ebenfalls Material abgenommen werden - also kam ich bis deutlich in den Bereich des Schneidflankenanschliffs. Damit musste die Schneidflanke auf der linken Seite ebenfalls nochmal überschliffen werden und der Anschliff Richtung Rücken wieder hochgezogen und in Ordnung gebracht werden. Daher auch die Längsriefen an den Schneidflanken - hier habe ich geprüft, ob gröbere Fehler im Anschliff vorliegen. Nach dem Nachschleifen auf dieser Seite:

JMG01153.geaendert.JPG


Keine ganz groben Fehler, aber feinere Unebenheiten erwarte ich schon, sodass ein ordentliches Finish mich wohl noch etwas beschäftigen wird. Dia-Paste 20 und 40µ sind bestellt - da muss ich die Lieferung abwarten, bevor ich ans Finishen gehen kann.

Auch hat die Planheit des Erls deutlich gelitten:

JMG01148.geaendert.JPG

Mir sind die gut brauchbaren Zirkonoxid-Bänder ausgegangen und auch hier muss ich auf Lieferung warten, bis ich nochmals die Planheit angehe. Ganz weg werde ich das nicht bekommen,dafür sind meine Werkzeugmittel nicht ausreichend, aber nochmal etwas reduzieren durch kreuz und quer Schleifen im wahrsten Sinn des Wortes werde ich es wohl schon noch können. Ganz ohne sichtbare Klebefuge wird es aber nicht ausgehen am Ende.

Durch die notwendige, erhebliche Ausdünnung des Erls auch nach vorne hin - sonst wäre ich nicht auf eine mittig fluchtende Schneide gekommen - bin ich nun bei etwas über 3 Milimeter Stärke an der stärksten Stelle der Klinge gekommen und etwa 1,3mm am Ende des Erls. Zudem ist die stärkste Stelle im vorderen Bereich des Ricassos. Auch darüber bin ich nicht so glücklich, aber ich kann mit leben - sofern ich die Klingenstärke am Rücken nochmal etwas früher als jetzt zurücknehme. Das dann aber,wenn die Dia-Pasten da sind. Momentan sieht man der Klinge noch deutlich an, dass im Erlbereich mal 3,5mm Materialstärke vorhanden war. Da passte der Verlauf nach vorne. Jetzt sieht es irgendwie ein wenig nach Donnerkeil aus. Könnte man mit leben - geht aber besser. Hier ist auch gar nicht mal fürchterlich viel Ausdünnen notwendig, wenn man sich den Griff mit dazu denkt, aber es sollte sich doch noch etwas früher Richtung Spitze verjüngen, wenns gut werden soll.

... also noch ein wenig Arbeit vor mir, auch wenn die grobe OP schon einmal gut gelaufen ist. Jetzt geht es an die Beseitigung des Kollateralschadens dadurch.

Auf jeden Fall ist klar, dass es nach dem ganzen Aufwand nicht damit getan ist, schnöde Micartaschalen draufzupacken. Die Klinge hat dann schon was besseres verdient. Insofern bin ich wieder zurück zur Ausgangsidee Grenadill:

JMG01154.geaendert.JPG


Dann auch ohne Vulkanfiber, aber um ein bisschen was interessantes reinzubringen, muss noch was passieren. Habe da zwei Ideen im Kopf. Dazu dann mehr,wenn es soweit ist....
Die Pins zur Griffbesfestigung haben mir auch noch etwas Gedanken gemacht. Da Vanadis 4, müssen es vier sein - und einen fünften für das 'Extra' ;
Aber auch nicht 1:1 wie die Bohrungen sind - aber auch dazu mehr später dann.

Dies mal als Zwischenbericht, um zu zeigen, was alles doof laufen kann und womit man sich dann abmüht. Der Profi oder versierte Messermacher wird vlt. etwas mitleidig müde den Kopf schütteln ;)


Gruß,
Torsten
 
Hallo Torsten,

ja, so ist das manchmal beim Messermachen, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Den schwierigsten und anstrengensten Teil der Arbeit hast Du geschafft! Danke, dass Du uns am weiteren Fortgang deines Projekts teilhaben lässt.

Deine Entscheidung zum Griffmaterial Grenadill zurückzukehren finde ich sehr gut. Grenadill ist ein tolles Holz und schön poliert ist es kaum zu toppen, was Eleganz aber auch die Haptik angeht.

Am Ende des Ganzen wirst Du mit einem tollen Messer entlohnt und die ganze Mühe ist vergessen. Ich freue mich schon, wenn Du das fertige Messer präsentierst.

Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg!

Gruß
Matthias
 
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