Dünnes Messer in Monostahl?

Danke für die ausführliche Zusammenfassung! Es hätte mir einiges an Herumtappen im Dunkeln erspart wenn ich das Thema vor einem Monat bereits schon so verständlich erklärt bekommen hätte.

Was du ausgeführt hast ist auch wieso ich zum Schluss kam dass Pulverstahl hier eine schöne Trennlinie bietet - zum einen weil das Carbid-Thema eben nicht trivial ist und zum anderen weil Pulverstahl halt quer durch die Bank besser (bzw. "besser-mit-Fußnote") abschneidet, auch wenn man die Details dazu nicht ganz verstanden hat. Hinzu kommt dann noch MagnaCut im Speziellen wo neben dem Herstellungsverfahren auch bei der Zusammensetzung vom Stahl nochmal explizit darauf bedacht genommen wurde Carbide möglichst zu vermeiden damit Kohlensoff und Chrom für Härte und Korrosionsbeständigkeit im Stahl "verfügbar" bleiben anstatt sonstige Verbindungen für sich einzugehen.

Nun ist Pulverstahl schwer zu schärfen .... gut, dazu kann ich wenig sagen weil mir die Erfahrung fehlt. Rein aus dem Bauch heraus denke ich dennoch dass PM in absehbarer Zeit Einzug halten wird in typischen Haushalten. Wie von Username86 gepostet gibts ja bereits schon PM Messer aus China um 130€ (allerdings mit den zuvor besprochenen Macken). Gleichermaßen gibt es auch vom (anfängerfreundlichen und gleichzeitig über-aggressiven) Schleifgerät für welches ich vor Jahren noch um die 200€ bezahlt habe mittlerweile günstigere Ableger für rund 50€. Irgendwie fügen sich da ja schon die Weichen zusammen um PM für den Durchnitts-Privat-Koch Realität werden zu lassen. Aber gut, das ist ein anderes Thema - es ging hier ja nicht darum unsere Überzeugungen gegeneinander auszuspielen. Ich hatte im Thread nach PM/MagnaCut gefragt wegen der im Absatz zuvor genannten Gründe und bin nach all den Ausführungen nun auch durchaus gewillt einzusehen dass klassischer Stahl erst Mal immer noch die bessere Wahl ist im Alltag. (Bzw. zumindest in meinem Fall die bessere Wahl ist.)

Aus diesen Gründen finde ich einen großen Teil der Stahltabellen und -rankings kritisch bis nicht haltbar. Und vermute hier auch den Grund für den Unmut, der oft bei interessierten Fragestellern aufkommt, wenn auf manche Fragen eher 'schwammige' Antworten kommen. Das muss so wirken, als ob die Antworteten keine Lust haben, sich mit der Fragestellung auseinander zu setzen. Dem ist aber so nicht. Es ist einafch nur wesentlich schwieriger bzw. die Antwort fällt anders aus, als amn sich das vorstellt.

Ich kann nachvollziehen dass es einfach wenig an Objektivem zu X50 Stahl gibt und das ein einfacher Forenteilnehmer dazu dann auch nicht mehr bringen kann als eben die eigenen Erfahrungen.

Andererseits sehe ich auf Hersteller- und Händlerseite aber schon ein wenig eine Bringschuld hier. Bei Demeyere z.B. gabs von US-Seite aus ja auch oft Bestürzung darüber wieso bei deren teuren Töpfen die Griffe angeschweißt und nicht (wie sonst in den USA üblich) mit Nieten angebracht sind (weil sich an den Schlitzen der Nieten eben Dreck ansammelt! :glgl:). Da haben die dann ein Video rausgebracht wo sich einer deren Mitarbeiter auf die Griffe des Topfs draufstellt um die Leistung des Produkts verständlich vorzuführen.

Fujiwara Kanefusa wurde hier ausgiebig besprochen und wäre einer meiner Favoriten - aber eher als Gyuto.
Das Misen würde ich meiden - da gibt es wenig Erfahrungen zu.

Die Verarbeitungsfehler im Griff im Thread verunsichern mich da sehr. Ist Fujiwara ein kleinerer Hersteller bzw. muss man dort einfach mit einer gewissen Streuung leben? Das ist auch bei den Reviews zum Misen Messer einer der Punkte weswegen ich es nicht näher in Betrachtung gezogen habe - nur dass die Spalten und scharfen Kanten beim Griff dort Serienmäßig so sind und es kein Produktionsfehler ist.

Ich konnte da bisher auch zur Geometrie auch nicht all zu viel finden, aber rein mit freiem Auge sieht es ja schon etwas dicker aus als die anderen Kandidaten. Wäre eventuell aber eine günstige Option um den 70/30 Schliff auszuprobieren. Ich hab bisher nur ein (billiges/NoName) Messer mit einseitigem Schliff (allerdings auf der linken Seite) und flexibler Klinge welches ich zum Entfernen von Fett/Silberhaut etc. bei größeren Fleischstücken verwende. Wenn man damit versucht Obst o.Ä. zu schneiden merkt man schon wie das Messer "abdriftet" und einen kurvigen Schnitt hinlegt. Ist das bei 70/30 auch so? Bzw. ist 70/30 für die bei uns üblichen Schnittechniken brauchbar?

Falls es nicht das Global Messer wird (ich bin da noch beim Zusammensuchen der Details zum Thema Korrosion - an den Wasserenthärter in der Spülmaschine hatte ich gar nicht gedacht.), tendiere ich derzeit eher zu Mac. Die haben die gleiche europäische Grifform mit schönem Übergang und sind nicht übermäßig teuer, dafür halt kein näher spezifizierter Stahl und mit buntem Druck auf der Klinge. (Ich hab die Vorschläge von Valentinian II aber auch noch nicht alle im Detail durch.)

Aber ansonsten ja, wirklich hübsch ist das Global Messer nicht.

Mit einem elektrischen Durchzieh-Schleifer würdest du dir die feine Schneide sehr schnell ruinieren oder wellig machen, unabhängig davon dass es unnötig schnell dicker wird.

Das mit dem wellig machen ist ein guter Punkt an den ich nicht gedacht hatte. Hier btw ein Review zu dem Gerät, mit Details dazu was es mit den Messern genau anstellt, falls das im Eröffnungspost untergegangen ist.

Und ja, ich hatte auch keine Absicht das Takamura in die Spülmaschine zu geben. Ich hab das selbst bei meinem Wüsthof nicht getan - welches Plastik statt Holz für den Griff verwendet - weil ich Angst hatte dass der schön nahtlose Übergang zwischen Plastik und Metall dann dahin ist oder sich der Kleber löst o.Ä.

Nur zur Vollständigkeit: Du schreibst von Plastik Schneidebrett und Spülmaschine. Welches Brett ist das? Ich hab meine vor nahezu zwei Jahren weg geschmissen weil Plastikschnipsel im Essen und Bakterien in den Rillen waren echt widerlich wenn man Mal drüber nachdenkt .. da gibt es sinnvollere Alternativen (Stirnholz/Kautschuk)

Was meinst du mit Kautschuk? Ist das einfach eine spezielle Holzsorte (wie hier) oder irgendein verarbeitetes/synthetisches Material?

Mein konkretes Schneidbrett ist derzeit einfach eins aus dem Supermarkt, ähnlich diesem hier. Plastikschnipsel im Essen hatte ich bisher noch nicht (bzw. zumindest keine die ich bemerkt hätte), aber ja natürlich bilden sich da mit der Zeit Ritzen/Rillen durch das Messer. Ich tausch die Bretter dann idR. aus wenn die Rillen tief/scharf genug sind dass ich nicht mehr mit einem Papiertuch drüberwischen kann ohne dass es Fuseln hinterlässt. Und ich schau auch drauf dass es Polypropylen als Material ist, nachdem das ja halbwegs sicher ist (hinsichtlich Zerfall, Hitze, Reaktionsfreudigkeit, etc.)

Sicherlich nicht ideal, aber ich hab da noch keine bessere Lösung bisher. Und auf der anderen Seite, von Wasserflasche bis Zahnpasta, ist der Rest des Alltags ja genau so voll von Plastik - nur dass es dort dann aber idR. billigeres Material ist als PP :x

Ich bin vor einer Weile über diese Bretter hier gestolpert welche die vorteile von Holz und Plastik vereinen hätten sollen aber dann doch irgendwie nur die Nachteile von beiden haben - weil teuer, schwer/groß, und so wirklich in die Spülmaschine sollten sie dann auch nicht, auch wenn sie den einen oder anderen Spülgang mitmachen würden. Aber man wäre damit zumindest das Thema mit dem Ölen los und braucht keine bedenken zu haben ob Fleischsaft zwischen den Fasern einsickert. Allerdings kA wie beständig die Oberfläche gegenüber Ritzen durch das Messer ist.

Ansonsten zum Thema Bakterien in den Rillen - das Brett wandert ja eben in die Spülmaschine wo es dann ne Stunde oder zwei bei 60-70° verbringt. Das sollten ja nicht all zu viele der Bakterien überleben, zumindest nicht von den üblichen Verdächtigen, und das Fleisch selbst (durch welches das Brett kontaminiert wurde) wird ebenfalls auch "nur" erhitzt damit es dann gefahrlos verzehrt werden kann. Der Vorteil von Plastik ist weiteres auch dass man mehrere Bretter haben kann. D.h. wenn das Fleisch fertig gekocht ist und man den Salat (oder die Knödel oder was auch immer) anrichten möchte kann man einfach ein frisches/sauberes Brett aus der Schublade holen während das schmutzige in der Spülmaschine sicher verstaut ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was meinst du mit Kautschuk? Ist das einfach eine spezielle Holzsorte (wie hier) oder irgendein verarbeitetes/synthetisches Material?
Synthetischer Kautschuk, Parker Asahi bietet sowas an. Hasagewa geht auch, suche zu beidem hier mal im Forum oder auf YouTube, gibt viele Vergleiche. Wäre die robustere Variante gegenüber PE500/PP wenn's um Hygiene aber kein Stirnholz sein soll.
Aber man wäre damit zumindest das Thema mit dem Ölen los und braucht keine bedenken zu haben ob Fleischsaft zwischen den Fasern einsickert. Allerdings kA wie beständig die Oberfläche gegenüber Ritzen durch das Messer ist.
Je nach Holzsorte und verwendeter Versiegelung ist das Ölen gar nicht so häufig nötig. Bei meinem Buche oder Teak-Brett bleibt Feuchtigkeit locker 30min drauf stehen und kann weg gewischt werden, versickern wird da kein Fleischsaft. Ich find das Thema Nutzungsdauer ein riesen Vorteil von Stirnholz und auch bei Kautschuk, man kann je nach Zustand und Dicke viele Male die Oberfläche abschleifen wenn doch mal die Schnittspuren zu tief werden. Bei meinem großen Brett aus Buche welches täglich in meinem Haushalt genutzt wird musste ich bisher nichts abschleifen, bei 4cm Dicke wird das Ewigkeiten halten. Wie viele Bretter aus PP würde ich wohl wegwerfen bis dahin? 😅
 
Die Verarbeitungsfehler im Griff im Thread verunsichern mich da sehr. Ist Fujiwara ein kleinerer Hersteller bzw. muss man dort einfach mit einer gewissen Streuung leben?
Mit einer gewissen Streuung musst du vermutlich immer leben. Mit großen oder kleinen Herstellern hat das m.E. nichts zu tun. Entscheidend ist, wie der Verkäufer damit umgeht, wenn du nicht zufrieden bist.
Ich habe auch schon einige Messer zurückgeschickt, bei denen es einfach nicht gepasst hat. Waren alles tolle Händler, die hier auch immer wieder empfohlen werden; also keine Umtausch- bzw. Rückgabeprobleme.
Falls dir das Fujiwara zusagt - nur zu. Mit Lukas von @knife-art.de hast du einen sehr zuverlässigen Händler.

Ist das bei 70/30 auch so? Bzw. ist 70/30 für die bei uns üblichen Schnittechniken brauchbar?
Ja, das Abdriften hast du bei 70/30 auch. Wenn du dich an diese Messer gewöhnt hast, dann schneidest du auch gerade; man muss halt a bisserl rumprobieren.
Es funktionieren damit auch alle üblichen Schnitttechniken.

Viele Grüße
Rainer
 
Zurück