fuchs
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Zum Thema EDC gibt es sicherlich schon genug Stoff, aber das Thema wurde bisher fast ausschließlich als Momentaufnahme bearbeitet: „Was ist euer aktuelles EDC? Fotos eurer EDCs, gutes EDC unter 100.- gesucht“ etc. (konnte zumindest mit der Suchfunktion in den letzten Jahren nichts anders entdecken).
Interessant fände ich mal, wie sich der Geschmack von Forumiten bei den EDCs gewandelt hat – wer also schon alles die Ehre hatte, im Lauf der Jahre in der Tasche zu wohnen.
Irgendwie wäre das fast so etwas wie die Beschreibung des Wandels in der Messermode bzw. beim persönlichen Geschmack.
Mein erstes EDC z.B. (nach der Taschenmesserphase) war ein Benchmade Tsunami, ein unverwüstlicher großer Tantofolder mit schwarzem Alugriff, den ich jahrelang mit mir herumgeschleppt habe und der trotzdem nur sehr geringe Gebrauchsspuren und keinerlei Klingenspiel hat. Abgelöst wurde er vom CRKT Apache – ebenso groß, ähnlicher Griff und ähnlich robust.
Irgendwann wurden mir solche Messer dann zu klobig und ich war lange Zeit glücklich mit einem Spyderco Delica in der Ganzstahlausführung. Heute noch halte ich es für eines der angenehmsten Messer in der Tasche – flach, kurz, glatt. Die häufige Kritik am hier verwendeten AUS 6 kann ich aus meinen Erfahrungen nicht nachvollziehen. Das Messer blieb nicht zuletzt auch wegen der Spyderedge enorm scharf und hat nie auch nur ein Fleckchen Rost angesetzt. Die Spyderedge war dann auch der Grund für den nächsten Wechsel – der Verlust durch reißenden Schnitt bei Käse und Salami war nervend.
Nachfolger wurde ein ähnlich flaches kurzes Messer – Gerber E-Z-Out, auch hier hat sich der oft belächelte „Chirurgenstahl“ im Alltag eigentlich sehr gut bewährt und das Messer trug sich immer angenehm, fast unspürbar. Damals hatte ich noch ein überwiegend praktisches Verhältnis zu Messern – das Messerforum hatte ich ja noch nicht entdeckt… So fand dann auch z.B. auch ein Heckler&Koch aus der ersten Serie in meine Tasche, das ich sehr billig erstehen konnte und das den typischen Fehler dieser Messer zeigte: Der Liner arretiert die Klinge nicht. Nach Demontage und kräftigem Biegen des Liners stand er richtig und hielt. Das viel geschmähte Messer hatte durchaus auch gute Seiten – leichter Klingengang, vernünftige mittlere Größe, guter Klingenstahl, der sehr rostbeständig und gut schärfbar ist.
Dann entdeckte ich, dass Messer mehr sein können als Werkzeuge. Das erste teuere - ein Emerson CQC 7 - brachte den „Charme-Faktor“ in die EDC-Reihe. Das Messer hatte das gewisse Etwas beim Öffnen und Herumspielen, wahrscheinlich genau deshalb, weil es relativ teuer war.
Durch das Messerforum kam schlagartig eine Lawine neuer Informationen und vor allem neuer Wünsche ins Leben und nun gaben die EDCs sich die Klinke in die Hand:
Spyderco Military (flach, leicht, schön groß, aber für die Tasche auf Dauer zu lang), BM 710 (der Klassiker in der Tasche, keine Kritikpunkte außer vielleicht ein bisschen zu rauer Griff beim Ziehen), Cold Steel Extra Large Voyager („Show Messer“, der WOW-Effekt ist unübertroffen, wenn man es rausholt, aber als EDC ist es ein Witz), BM 942 (keine Kritik, vielleicht ein bisschen zu zierlich), Meyerco Tactical (ein Exot, den kaum einer kennt, flach, schwarz, stabil, die Klinge wird trotz ATS 34 mit einfachen Mitteln teuflisch scharf, aber die Verarbeitung ist nicht top), MT SE (schön leicht, für die Größe eine enorme Klinge, Klingengang etwas hakelig, wenn man vorher den Axislock gewohnt war, aber ein hervorragender Begleiter), REKAT Carnivore (ein Supermesser, der Rolling Lock sitzt bombenfest, der Griff ist mit das beste und ergonomischste auf diesem Gebiet, ein bisschen groß und schwer), Spyderco Wayne Goddard large (super flach, der Micartagriff ist sehr angenehm in der Hand, das Messer trägt trotz der Größe nicht auf – Wermutstropfen ist die Schneide, die es nur serrated gibt) und dann ein glücklicher Zufall, der mir mein Lieblings-EDC bescherte, das ich nun am längsten und am liebsten bei mir trage:
Auf dem Trödel bot jemand ein Gerber Airframe Titan an – ich dachte, ich sehe nicht richtig… Das Messer hatte Gebrauchsspuren: Clip fehlte, eine Schraube am Griff verloren, der Griff selbst war vom Händler poliert worden, da die typisch raue graue Titanoberfläche unwiderruflich verkratzt war – aber die Klinge war fast kratzerfrei und die Schneide makellos, das Messer mechanisch vollkommen in Ordnung. Wir einigten uns auf EUR 70.- und ich ging glücklich nachhause. Der Clip und die Schrauben ließen sich ohne Probleme für ein paar Euro besorgen und die Politur des Griffes erwies sich als Glücksfall für die EDC-Funktion, da das Messer ohne Widerstand in und aus der Tasche gleitet und der Griff absolut unempfindlich gegen Kratzer ist. Er ist schon vom Design her wunderbar abgerundet, nichts stört, das Messer hat die perfekte Größe und ist nicht zu schwer, der Klingengang seidenweich. Es ist immer wieder schön, es zu öffnen und trotz seiner Größe zeigen „sheeple“ keine Abwehr, finden es sogar meist schön.
Das sind nicht alle EDCs, die ich im Lauf der Zeit benutzt habe und das Gerber Airframe ist sicher nicht der Endpunkt der EDC-Reihe, aber es wird immer ein Liebling bleiben.
Interessant fände ich mal, wie sich der Geschmack von Forumiten bei den EDCs gewandelt hat – wer also schon alles die Ehre hatte, im Lauf der Jahre in der Tasche zu wohnen.
Irgendwie wäre das fast so etwas wie die Beschreibung des Wandels in der Messermode bzw. beim persönlichen Geschmack.
Mein erstes EDC z.B. (nach der Taschenmesserphase) war ein Benchmade Tsunami, ein unverwüstlicher großer Tantofolder mit schwarzem Alugriff, den ich jahrelang mit mir herumgeschleppt habe und der trotzdem nur sehr geringe Gebrauchsspuren und keinerlei Klingenspiel hat. Abgelöst wurde er vom CRKT Apache – ebenso groß, ähnlicher Griff und ähnlich robust.
Irgendwann wurden mir solche Messer dann zu klobig und ich war lange Zeit glücklich mit einem Spyderco Delica in der Ganzstahlausführung. Heute noch halte ich es für eines der angenehmsten Messer in der Tasche – flach, kurz, glatt. Die häufige Kritik am hier verwendeten AUS 6 kann ich aus meinen Erfahrungen nicht nachvollziehen. Das Messer blieb nicht zuletzt auch wegen der Spyderedge enorm scharf und hat nie auch nur ein Fleckchen Rost angesetzt. Die Spyderedge war dann auch der Grund für den nächsten Wechsel – der Verlust durch reißenden Schnitt bei Käse und Salami war nervend.
Nachfolger wurde ein ähnlich flaches kurzes Messer – Gerber E-Z-Out, auch hier hat sich der oft belächelte „Chirurgenstahl“ im Alltag eigentlich sehr gut bewährt und das Messer trug sich immer angenehm, fast unspürbar. Damals hatte ich noch ein überwiegend praktisches Verhältnis zu Messern – das Messerforum hatte ich ja noch nicht entdeckt… So fand dann auch z.B. auch ein Heckler&Koch aus der ersten Serie in meine Tasche, das ich sehr billig erstehen konnte und das den typischen Fehler dieser Messer zeigte: Der Liner arretiert die Klinge nicht. Nach Demontage und kräftigem Biegen des Liners stand er richtig und hielt. Das viel geschmähte Messer hatte durchaus auch gute Seiten – leichter Klingengang, vernünftige mittlere Größe, guter Klingenstahl, der sehr rostbeständig und gut schärfbar ist.
Dann entdeckte ich, dass Messer mehr sein können als Werkzeuge. Das erste teuere - ein Emerson CQC 7 - brachte den „Charme-Faktor“ in die EDC-Reihe. Das Messer hatte das gewisse Etwas beim Öffnen und Herumspielen, wahrscheinlich genau deshalb, weil es relativ teuer war.
Durch das Messerforum kam schlagartig eine Lawine neuer Informationen und vor allem neuer Wünsche ins Leben und nun gaben die EDCs sich die Klinke in die Hand:
Spyderco Military (flach, leicht, schön groß, aber für die Tasche auf Dauer zu lang), BM 710 (der Klassiker in der Tasche, keine Kritikpunkte außer vielleicht ein bisschen zu rauer Griff beim Ziehen), Cold Steel Extra Large Voyager („Show Messer“, der WOW-Effekt ist unübertroffen, wenn man es rausholt, aber als EDC ist es ein Witz), BM 942 (keine Kritik, vielleicht ein bisschen zu zierlich), Meyerco Tactical (ein Exot, den kaum einer kennt, flach, schwarz, stabil, die Klinge wird trotz ATS 34 mit einfachen Mitteln teuflisch scharf, aber die Verarbeitung ist nicht top), MT SE (schön leicht, für die Größe eine enorme Klinge, Klingengang etwas hakelig, wenn man vorher den Axislock gewohnt war, aber ein hervorragender Begleiter), REKAT Carnivore (ein Supermesser, der Rolling Lock sitzt bombenfest, der Griff ist mit das beste und ergonomischste auf diesem Gebiet, ein bisschen groß und schwer), Spyderco Wayne Goddard large (super flach, der Micartagriff ist sehr angenehm in der Hand, das Messer trägt trotz der Größe nicht auf – Wermutstropfen ist die Schneide, die es nur serrated gibt) und dann ein glücklicher Zufall, der mir mein Lieblings-EDC bescherte, das ich nun am längsten und am liebsten bei mir trage:
Auf dem Trödel bot jemand ein Gerber Airframe Titan an – ich dachte, ich sehe nicht richtig… Das Messer hatte Gebrauchsspuren: Clip fehlte, eine Schraube am Griff verloren, der Griff selbst war vom Händler poliert worden, da die typisch raue graue Titanoberfläche unwiderruflich verkratzt war – aber die Klinge war fast kratzerfrei und die Schneide makellos, das Messer mechanisch vollkommen in Ordnung. Wir einigten uns auf EUR 70.- und ich ging glücklich nachhause. Der Clip und die Schrauben ließen sich ohne Probleme für ein paar Euro besorgen und die Politur des Griffes erwies sich als Glücksfall für die EDC-Funktion, da das Messer ohne Widerstand in und aus der Tasche gleitet und der Griff absolut unempfindlich gegen Kratzer ist. Er ist schon vom Design her wunderbar abgerundet, nichts stört, das Messer hat die perfekte Größe und ist nicht zu schwer, der Klingengang seidenweich. Es ist immer wieder schön, es zu öffnen und trotz seiner Größe zeigen „sheeple“ keine Abwehr, finden es sogar meist schön.
Das sind nicht alle EDCs, die ich im Lauf der Zeit benutzt habe und das Gerber Airframe ist sicher nicht der Endpunkt der EDC-Reihe, aber es wird immer ein Liebling bleiben.
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