herbert
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Vorbemerkung:
Jetzt geht es also los. Die meisten werden wohl Zeit gehabt haben, sich den kleinen Stahlschlüssel zu beschaffen, aber wer ihn noch nicht hat, braucht keine Angst zu haben, den Anschluß zu verlieren. Man kann alles nachlesen.
Ich werde hier ein vorläufiges Inhaltsverzeichnis in diesem Post aufstellen, dass ich jeweils ergänzen werde. Ich hänge mitunter ein pdf-file an, um einige ergänzende Informationen zu geben.
Diese files sollen später auch hier im Forum in den Downloadbereich gestellt werden.
Als erste Datei hänge ich heute eine etwas einfacher zu lesende und messerspezifische Dinge berücksichtigende Darstellung der Eingruppierung von Stählen an.
Ich möchte zunächst mal kein großartiges Konzept erstellen, sondern mal anfangen, damit es nicht auf die lange Bank geschoben wird, und die erste Neugier gestillt wird.
Ich werde das ganze wie eine Reihe von Lektionen bringen, die zwar aufeinander aufbauen, aber nicht alle gelesen werden müssen.
Zusätzlich werde ich versuchen, Zusammenfassungen zu erstellen.
Natürlich können Fragen gestellt werden, ich möchte aber versuchen, Lektion und Diskussion zu trennen, und zwar innerhalb des Beitrages.
Und selbstverständlich bin ich bereit, die Sache zu ändern, wenn es dem Gedanken förderlich ist. Schließlich soll man was davon haben.
Insofern bin ich auf das Feedback von Euch angewiesen. Kann durchaus sein, das manches viel zu kompliziert ausgedrückt ist. Steht aber erst mal da, und man kann es diskutieren. Das ist der Vorteil.
Dinge, die nicht zum Verständnis erforderlich sind, ich aber für interessant halte, werde ich in kleinerer Schrift oder mit entsprechender Kennzeichnung einbauen.
Genug der Rede zur Vorbereitung:
1. Lektion: Charakterisierung und Einordnung in die Literatur über Messerstähle
2. Grundsätzliches zum Verständnis des Stahlschlüssels
3. Lektion: Allgemeiner Aufbau und Definition der wichtigen Passagen
4. Lektion: Behandlung der "messertauglichen" Stahlsorten
5. Lektion: Darstellung der Daten für jede Gruppe (aufgrund der Anforderungen und Verwendungszwecke der einzelnen Stähle ist die Struktur der Daten keineswegs einheitlich).
6. der Rest des Inhaltsverzeichnisses wird sich ergeben, denke ich mal.
1. Lektion: Charakterisierung und Einordnung in die Literatur über Messerstähle
Der "Kleine Stahlschlüssel" ist gewissermassen der kleine Bruder des Hauptwerkes Stahlschlüssel aus dem Wegst-Verlag Marbach.
Er enthält natürlich nicht die gesamte Vielfalt aller existierenden und in Deutschland gelisteten Stähle, vor allem Stähle, die sich nur in Nuancen von verbreiteten Stählen unterscheiden, sind nicht aufgenommen.
Die Vielzahl ist trotzdem enorm.
Ich finde, dass dieses Buch für die Messermacherei völlig ausreicht, wenn man die freien Seiten nutzt, um ausländische Entsprechungen oder spezielle Stähle aufzuführen und auf vergleichbare in Deutschland zu verweisen. Doch dazu mehr.
Er kann auf der Werkbank liegen oder in der Tasche der Arbeitskleidung sein. Für den Preis bietet er sehr viel.
2. Grundsätzliches zum Verständnis des Stahlschlüssels
Jetzt ist es an der Zeit, das Buch aufzuschlagen. Ich benutze die Ausgabe
Stahlschlüssel-Taschenbuch – Wissenswertes über Stähle
Verlag Stahlschlüssel Wegst GmbH
71672 Marbach/N:
ISBN 3-922-599-16-8
19. Auflage 2001
Wer eine ältere oder eine neuere Ausgabe benutzt, hat eigentlich keine Last. Wesentliche Neuerungen sind selten, die Stahlsorten hat das seit ich den Stahlschlüssel benutze, für meine Zwecke noch nicht wahrnehmbar betroffen.
Vielleicht manchmal die Seitenzählung, doch dann bitte melden.
Die ersten 37 Seiten befassen sich mit – durchaus interessanten - allgemeinen Dingen, die wir zunächst aber überschlagen, die Seiten 38 und 39 befassen sich mit den allgemeinen Baustählen zwischen St33 und St70, die uns zunächst auch nicht interessieren sollen.
Das interessiert und von den Stählen her:
Seiten 48 bis 63 (Vergütungsstähle, Wälzlagerstähle, Federstähle)
Seiten 72 bis 89 (Unlegierte Werkzeugstähle, Kalt- und Warmarbeitsstähle)
Seiten 98 bis 111 (rost- und säurebeständige Stähle)
Das von der Bewertung:
Seiten 147 bis 149 (Gegenüberstellung der Härtewerte)
Und zur Aufschlüsselung des gesamten Datenbestandes das Herzstück des Stahlschlüssels, die nach Werkstoffnummern sortierte Liste der Stähle auf den Seiten 183 bis 197, eventuell in Verbindung mit der Systematik auf den Seiten 118 und 119.
Ich empfehle auch, mit Textmarkern zu arbeiten, das wird das Leben noch stark erleichtern.
Ich benutze übrigens oft die alten Bezeichnungen, wenn ich davon ausgehe, dass die meisten Leute was damit anfangen können. Zumal die auch in der Sprache der uns interessierenden Händler und Werker vorkommen. Ich werde mich aber bemühen, jeweils auch die Bezeichnungen alt/neu zu vergleichen und zu kommentieren.
Grundsätzlich ist es für das gewinnbringende Arbeiten mit dem Stahlschlüssel unerlässlich, sich mit dem Nummernsystem zu beschäftigen. Ist aber einfacher, als die meisten meinen.
Die Nummernsystematik hat viele Vorteile: man erkennt sehr leicht, was für ein Stahl das ist, wie er im wesentlichen zusammengesetzt ist, und vor allem ist es so, dass jeder Stahl eindeutig durch eine Nummer identifiziert ist.
Auch bei Stählen, die nominell die gleiche Zusammensetzung haben, aber sich im Verwendungszweck oder in der speziellen Art der metallurgischen Behandlung unterscheiden, und wo dies auch wesentlich ist, besitzen diese jeweils eine eigene Nummer.
Das Paradebeispiel schlechthin:
Der ausgezeichnete Messerstahl 100Cr6 existiert in 2 Varianten:
a) als 1.2067 (zur Unterscheidung heißt er hier formal 102Cr6, ein Kaltarbeitsstahl)
b) als 1.3505 (als Wälzlagerstahl)
Ein Vergleich der Zusammensetzungen bringt wenig Unterschied, die Differenzen liegen locker im Bereich der erlaubten Streuungen.
Aber die metallurgische Behandlung des 3505 ist ungleich komplexer und aufwendiger
(ihr verzeiht meine alte Rechtschreibung, in Bezug auf die neue Schreibweise bin ich legasthenisch).
Ich hoffe, das hat jetzt alle überzeugt.
Jetzt aber in die vollen.
Die Nummernsystematik der Stähle
Die Nummern bestehen aus einer Anordnung der Form (siehe auch Seiten 118 und 119)
a.bcde
Dabei haben Eisenwerkstoffe mit dem Hauptlegierungsbestandteil Eisen, unsere Messerstähle also, immer den Hauptzähler
a = 1
die Zähler bc stellen die Stahlgruppen dar, die Zähler d und e die jeweils laufende Numerierung.
In b und c sind die wesentlichen Zusammensetzungen und Eigenschaften bzw. Zugehörigkeiten codiert.
Schauen wir uns daraufhin nochmals die Seiten 118/119 an (im Anhang ist eine etwas einfachere Aufstellung dargestellt):
Grob wird da unterschieden nach
a) unlegierten Stählen
b) legierten Stählen
und innerhalb dieser Unterscheidung gibt es Qualitätsstähle und Edelstähle.
Edelstähle bedeutet, dass die Herstellung etc. nach besonderen Gütekriterien und mit speziellen festgelegten Maßnahmen erfolgt und hat nichts mit Korrosion und nichtrostend zu tun):
a) unlegierte Stähle
Bei den unlegierten Stählen reicht diese Einteilung, da finden sich die Sorten
1.0101 …..1.0799 bzw. 1.9701 …… 1.9799
Denen für Klingen jedoch keine nennenswerte Bedeutung zukommt.
Bei den Edelstählen innerhalb der unlegierten Stähle wird es ab 1.1501 bis 1.1899 interessant, hier finden sich sehr brauchbare Sorten (1.1545 C105W1 bzw. neu C105U)
b) legierte Stähle
Die Systematik wird durchgreifender bei den Edelstählen in dieser Abteilung, hier werden die vorderen beiden Nummern nach der Zusammensetzung verteilt und nach den Eigenschaften.
Das, meine ich, erklärt sich in den Stählen mit den Stahlgruppennummern 1.20xx bis 1.29xx ganz gut.
Siehe auch den pdf-Anhang.
Einschub: die Systematik der Benennungen wie C105 W1 bzw. C105 U erläutere ich später auch in einem pdf-Attachment, ebenso gehe ich später auf ausländische Systeme ein
Also, wenn man etwa weiß, was man haben möchte an Legierungselementen (außer Kohlenstoff), dann kann man schnell den Stahl ab den Seiten 183ff unter der Gruppe finden, die durch die Zahlen 1.ab.. gekennzeichnet ist, und umgekehrt kann man, wenn man die ungefähre Zusammensetzung eines Stahls hat, diesem eine Gruppennummer zuordnen, so auf ungefähr, und dann kann man im Stahlschlüssel diesen Stahl oder sehr verwandte, ähnliche Stähle, finden.
Auch wenn nicht genau der gesuchte dabei ist, man findet dann im Datenteil die Infos, die man für Schmieden, Weichglühen, Wärmebehandlung incl. Anlassen sowie für die zu erwartende Härte braucht.
Jetzt noch ein paar Worte zu diesem "Herzstück" des Stahlschlüssels:
In Spalte 1 sind in aufsteigender Numerierung die Werkstoffnummern gelistet, in Spalte 2 die sogenannten Kurzbezeichnungen (in alter und neuer Fassung), die auch Aufschluß geben über die Zusammensetzung, in der letzten Spalte sind die Seitenzahlen angemerkt, wo dieser Stahl beschrieben wird.
Manchmal stehen da auch 2 Seitenzahlen, z.B. beim Werkstoff 1.1730 (C 45 W, neu C45U).
Dieser Stahl ist dann auf den Seiten 72 und 84 beschrieben, da er
sowohl ein unlegierter Werkzeugstahl
als auch ein Warmarbeitsstahl ist.
Ist aber in beiden Fällen exakt der gleiche Stahl, daher nur eine Werkstoffnummer (im Gegensatz zum Beispiel 100Cr6 von eben).
Hier können wir auch gleich mal unter Vorwegnahme der folgenden Lektionen etwas nachschauen:
Auf Seite 72 findet man neben der Werkstoffnummer die chemische Analyse, das gleiche auf Seite 84. Blättert man von 72 einmal um, so findet man in der letzten Spalte unter "Anlassen" einen Bereich zwischen 180 und 300° angegeben. Die vorvorletzte Spalte "Härteannahme" ist die maximale Härte ohne Anlassen und für den Einsatz zunächst ohne Belang.
Vergleichen wir das mit den zum gleichen Werkstoff gehörenden Daten auf Seite 86, so sehen wir rechts neben der Nummer den Block "Wärmebehandlung", und dahinter die Zugfestigkeiten in Abhängigkeit von der Anlasstemperatur. Bei Warmarbeitsstählen ist dies das primäre Interesse.
Wem sich die Logik jetzt schon erschließt, bräuchte eigentlich dem Lehrgang nicht weiter zu folgen.
Praktische Beispiele:
a) wir haben Vorstellungen von der Zusammensetzung und suchen einen passenden Stahl
also, wir sind der Meinung, dass wir mit zwei Sorten glücklich werden könnten, z.b. mit einem Stahl, der mindestens 1% Kohlenstoff hat, etwa 0,5%Cr (damit der zerteilte Apfel nicht nach Eisenquelle schmeckt), oder aber mit einem Stahl der etwa in der gleichen Liga spielt, aber noch ein bisschen Vanadium hat.
Wie gehen wir vor?
Also, nur mit Cr legiert heißt, wir schauen uns alle Stähle an, die 1.20xx heißen.
Hier finden wir eine Reihe von Werkstoffen mit unterschiedlichen C-Gehalten und auch unterschiedlichen Cr-Gehalten.
Wenn man sich mit den Beizeichnungen nicht auskennt, muß man halt alle prüfen, Man muß gewiss Kompromisse eingehen, also z.B. kleinerer C-Gehalt, oder höherer Cr-Gehalt.
Wenn man die Multiplikatoren für die verschiedenen Legierungselemente kennt, kann man noch weiter eingrenzen.
Also, 1.2008 = 140 Cr 2 heißt 1,4% C, und die 2 muß ich durch 4 teilen, also hat der 0,5% Cr.
Das wäre also ein Kandidat. Ist auch nicht schlecht, das ist ein Feilenwerkstoff.
Will man noch V drinhaben, muß man unter 1.22xx suchen, dann wäre 1.2206 eine gute Wahl (140CrV1, also mit 0,25% Cr und einem Spritzer Vanadium).
Daraus hat man früher Rasiermesser gemacht. Auch nicht schlecht.
Keine Sorge, die nichtrostenden kommen auch noch dran. Zunächst einmal das Einfache.
Tip: ich habe mir auf die Umschlagseite hinten die Elementmultiplikatoren notiert, da findet man sie leichter als im Text.
b) wir haben einen Stahl, dessen Zusammensetzung wir kennen, so ungefähr zumindest, und wir wollen wissen, was man daraus machen kann.
Beispiel: etwa 0,82 %C, Si weniger als 0,5%, 1% Cr, 0,3% V und 2% Wolfram.
Wolfram ist also mengenmäßig nach dem Kohlenstoff der höchste Legierungsbestandteil, also heißt der Stahl schon mal 1.25xx, da er zusammen mit Cr und V vorkommt.
Wäre kein Cr drin, wäre es auch 1.25xx, aber mit Cr und W ohne V wäre es 1.24xx.
Und dann suchen. Also bei allen Stählen, die mit 1.25 anfangen. Da findet man dann z.B. den 1.2552, der ziemlich genau passt.
Wir werden später noch schneller und zielgerichteter vorgehen, wenn wir die Sache mit den Multiplikatoren beherrschen.
Für Wissbegierige:
Der Stahl ist legiert, niedrig legiert, also kein x-Stahl.
Die Anteile an Legierungselementen werden der Größe nach absteigend hinter den C sortiert.
Also sieht die Grundstruktur des Stahls so aus:
80 W Cr V
Klar, ca. 0,8 C.
W ist 2%, hat den Multiplikator 4
Also:
80 W Cr V 8
Wenn man es genau nimmt, kann man noch eine 4 dahinter setzen für Cr, und eine 3 für V, das den Multiplikator 10 hat. Macht man aber nicht (zu lang, ist auch niedrig legiert, daher verzichtet man drauf).
Fürs erste reicht das, muß man wahrscheinlich eh mehrmals lesen. Aber mit diesem Grundeinstieg, den wir noch vertiefen werden, kommt man schon ganz schön weit.
Ich fasse mal zusammen:
Für den Umgang mit dem kleinen Stahlschlüssel braucht man ein Verständnis für die Nummernsystematik der Stähle
Zusammen mit der Übersicht auf den Seiten 118/119 und den Auflistungen der Stähle am Ende des Buches ab Seite 183 bekommt man Zugang zu den Daten im Hauptteil, das haben wir aber nur gestreift.
Bald geht es weiter. Geduld.
Angehängte Datei:
Pdf Gruppierung Stähle
Jetzt geht es also los. Die meisten werden wohl Zeit gehabt haben, sich den kleinen Stahlschlüssel zu beschaffen, aber wer ihn noch nicht hat, braucht keine Angst zu haben, den Anschluß zu verlieren. Man kann alles nachlesen.
Ich werde hier ein vorläufiges Inhaltsverzeichnis in diesem Post aufstellen, dass ich jeweils ergänzen werde. Ich hänge mitunter ein pdf-file an, um einige ergänzende Informationen zu geben.
Diese files sollen später auch hier im Forum in den Downloadbereich gestellt werden.
Als erste Datei hänge ich heute eine etwas einfacher zu lesende und messerspezifische Dinge berücksichtigende Darstellung der Eingruppierung von Stählen an.
Ich möchte zunächst mal kein großartiges Konzept erstellen, sondern mal anfangen, damit es nicht auf die lange Bank geschoben wird, und die erste Neugier gestillt wird.
Ich werde das ganze wie eine Reihe von Lektionen bringen, die zwar aufeinander aufbauen, aber nicht alle gelesen werden müssen.
Zusätzlich werde ich versuchen, Zusammenfassungen zu erstellen.
Natürlich können Fragen gestellt werden, ich möchte aber versuchen, Lektion und Diskussion zu trennen, und zwar innerhalb des Beitrages.
Und selbstverständlich bin ich bereit, die Sache zu ändern, wenn es dem Gedanken förderlich ist. Schließlich soll man was davon haben.
Insofern bin ich auf das Feedback von Euch angewiesen. Kann durchaus sein, das manches viel zu kompliziert ausgedrückt ist. Steht aber erst mal da, und man kann es diskutieren. Das ist der Vorteil.
Dinge, die nicht zum Verständnis erforderlich sind, ich aber für interessant halte, werde ich in kleinerer Schrift oder mit entsprechender Kennzeichnung einbauen.
Genug der Rede zur Vorbereitung:
1. Lektion: Charakterisierung und Einordnung in die Literatur über Messerstähle
2. Grundsätzliches zum Verständnis des Stahlschlüssels
3. Lektion: Allgemeiner Aufbau und Definition der wichtigen Passagen
4. Lektion: Behandlung der "messertauglichen" Stahlsorten
5. Lektion: Darstellung der Daten für jede Gruppe (aufgrund der Anforderungen und Verwendungszwecke der einzelnen Stähle ist die Struktur der Daten keineswegs einheitlich).
6. der Rest des Inhaltsverzeichnisses wird sich ergeben, denke ich mal.
1. Lektion: Charakterisierung und Einordnung in die Literatur über Messerstähle
Der "Kleine Stahlschlüssel" ist gewissermassen der kleine Bruder des Hauptwerkes Stahlschlüssel aus dem Wegst-Verlag Marbach.
Er enthält natürlich nicht die gesamte Vielfalt aller existierenden und in Deutschland gelisteten Stähle, vor allem Stähle, die sich nur in Nuancen von verbreiteten Stählen unterscheiden, sind nicht aufgenommen.
Die Vielzahl ist trotzdem enorm.
Ich finde, dass dieses Buch für die Messermacherei völlig ausreicht, wenn man die freien Seiten nutzt, um ausländische Entsprechungen oder spezielle Stähle aufzuführen und auf vergleichbare in Deutschland zu verweisen. Doch dazu mehr.
Er kann auf der Werkbank liegen oder in der Tasche der Arbeitskleidung sein. Für den Preis bietet er sehr viel.
2. Grundsätzliches zum Verständnis des Stahlschlüssels
Jetzt ist es an der Zeit, das Buch aufzuschlagen. Ich benutze die Ausgabe
Stahlschlüssel-Taschenbuch – Wissenswertes über Stähle
Verlag Stahlschlüssel Wegst GmbH
71672 Marbach/N:
ISBN 3-922-599-16-8
19. Auflage 2001
Wer eine ältere oder eine neuere Ausgabe benutzt, hat eigentlich keine Last. Wesentliche Neuerungen sind selten, die Stahlsorten hat das seit ich den Stahlschlüssel benutze, für meine Zwecke noch nicht wahrnehmbar betroffen.
Vielleicht manchmal die Seitenzählung, doch dann bitte melden.
Die ersten 37 Seiten befassen sich mit – durchaus interessanten - allgemeinen Dingen, die wir zunächst aber überschlagen, die Seiten 38 und 39 befassen sich mit den allgemeinen Baustählen zwischen St33 und St70, die uns zunächst auch nicht interessieren sollen.
Das interessiert und von den Stählen her:
Seiten 48 bis 63 (Vergütungsstähle, Wälzlagerstähle, Federstähle)
Seiten 72 bis 89 (Unlegierte Werkzeugstähle, Kalt- und Warmarbeitsstähle)
Seiten 98 bis 111 (rost- und säurebeständige Stähle)
Das von der Bewertung:
Seiten 147 bis 149 (Gegenüberstellung der Härtewerte)
Und zur Aufschlüsselung des gesamten Datenbestandes das Herzstück des Stahlschlüssels, die nach Werkstoffnummern sortierte Liste der Stähle auf den Seiten 183 bis 197, eventuell in Verbindung mit der Systematik auf den Seiten 118 und 119.
Ich empfehle auch, mit Textmarkern zu arbeiten, das wird das Leben noch stark erleichtern.
Ich benutze übrigens oft die alten Bezeichnungen, wenn ich davon ausgehe, dass die meisten Leute was damit anfangen können. Zumal die auch in der Sprache der uns interessierenden Händler und Werker vorkommen. Ich werde mich aber bemühen, jeweils auch die Bezeichnungen alt/neu zu vergleichen und zu kommentieren.
Grundsätzlich ist es für das gewinnbringende Arbeiten mit dem Stahlschlüssel unerlässlich, sich mit dem Nummernsystem zu beschäftigen. Ist aber einfacher, als die meisten meinen.
Die Nummernsystematik hat viele Vorteile: man erkennt sehr leicht, was für ein Stahl das ist, wie er im wesentlichen zusammengesetzt ist, und vor allem ist es so, dass jeder Stahl eindeutig durch eine Nummer identifiziert ist.
Auch bei Stählen, die nominell die gleiche Zusammensetzung haben, aber sich im Verwendungszweck oder in der speziellen Art der metallurgischen Behandlung unterscheiden, und wo dies auch wesentlich ist, besitzen diese jeweils eine eigene Nummer.
Das Paradebeispiel schlechthin:
Der ausgezeichnete Messerstahl 100Cr6 existiert in 2 Varianten:
a) als 1.2067 (zur Unterscheidung heißt er hier formal 102Cr6, ein Kaltarbeitsstahl)
b) als 1.3505 (als Wälzlagerstahl)
Ein Vergleich der Zusammensetzungen bringt wenig Unterschied, die Differenzen liegen locker im Bereich der erlaubten Streuungen.
Aber die metallurgische Behandlung des 3505 ist ungleich komplexer und aufwendiger
(ihr verzeiht meine alte Rechtschreibung, in Bezug auf die neue Schreibweise bin ich legasthenisch).
Ich hoffe, das hat jetzt alle überzeugt.
Jetzt aber in die vollen.
Die Nummernsystematik der Stähle
Die Nummern bestehen aus einer Anordnung der Form (siehe auch Seiten 118 und 119)
a.bcde
Dabei haben Eisenwerkstoffe mit dem Hauptlegierungsbestandteil Eisen, unsere Messerstähle also, immer den Hauptzähler
a = 1
die Zähler bc stellen die Stahlgruppen dar, die Zähler d und e die jeweils laufende Numerierung.
In b und c sind die wesentlichen Zusammensetzungen und Eigenschaften bzw. Zugehörigkeiten codiert.
Schauen wir uns daraufhin nochmals die Seiten 118/119 an (im Anhang ist eine etwas einfachere Aufstellung dargestellt):
Grob wird da unterschieden nach
a) unlegierten Stählen
b) legierten Stählen
und innerhalb dieser Unterscheidung gibt es Qualitätsstähle und Edelstähle.
Edelstähle bedeutet, dass die Herstellung etc. nach besonderen Gütekriterien und mit speziellen festgelegten Maßnahmen erfolgt und hat nichts mit Korrosion und nichtrostend zu tun):
a) unlegierte Stähle
Bei den unlegierten Stählen reicht diese Einteilung, da finden sich die Sorten
1.0101 …..1.0799 bzw. 1.9701 …… 1.9799
Denen für Klingen jedoch keine nennenswerte Bedeutung zukommt.
Bei den Edelstählen innerhalb der unlegierten Stähle wird es ab 1.1501 bis 1.1899 interessant, hier finden sich sehr brauchbare Sorten (1.1545 C105W1 bzw. neu C105U)
b) legierte Stähle
Die Systematik wird durchgreifender bei den Edelstählen in dieser Abteilung, hier werden die vorderen beiden Nummern nach der Zusammensetzung verteilt und nach den Eigenschaften.
Das, meine ich, erklärt sich in den Stählen mit den Stahlgruppennummern 1.20xx bis 1.29xx ganz gut.
Siehe auch den pdf-Anhang.
Einschub: die Systematik der Benennungen wie C105 W1 bzw. C105 U erläutere ich später auch in einem pdf-Attachment, ebenso gehe ich später auf ausländische Systeme ein
Also, wenn man etwa weiß, was man haben möchte an Legierungselementen (außer Kohlenstoff), dann kann man schnell den Stahl ab den Seiten 183ff unter der Gruppe finden, die durch die Zahlen 1.ab.. gekennzeichnet ist, und umgekehrt kann man, wenn man die ungefähre Zusammensetzung eines Stahls hat, diesem eine Gruppennummer zuordnen, so auf ungefähr, und dann kann man im Stahlschlüssel diesen Stahl oder sehr verwandte, ähnliche Stähle, finden.
Auch wenn nicht genau der gesuchte dabei ist, man findet dann im Datenteil die Infos, die man für Schmieden, Weichglühen, Wärmebehandlung incl. Anlassen sowie für die zu erwartende Härte braucht.
Jetzt noch ein paar Worte zu diesem "Herzstück" des Stahlschlüssels:
In Spalte 1 sind in aufsteigender Numerierung die Werkstoffnummern gelistet, in Spalte 2 die sogenannten Kurzbezeichnungen (in alter und neuer Fassung), die auch Aufschluß geben über die Zusammensetzung, in der letzten Spalte sind die Seitenzahlen angemerkt, wo dieser Stahl beschrieben wird.
Manchmal stehen da auch 2 Seitenzahlen, z.B. beim Werkstoff 1.1730 (C 45 W, neu C45U).
Dieser Stahl ist dann auf den Seiten 72 und 84 beschrieben, da er
sowohl ein unlegierter Werkzeugstahl
als auch ein Warmarbeitsstahl ist.
Ist aber in beiden Fällen exakt der gleiche Stahl, daher nur eine Werkstoffnummer (im Gegensatz zum Beispiel 100Cr6 von eben).
Hier können wir auch gleich mal unter Vorwegnahme der folgenden Lektionen etwas nachschauen:
Auf Seite 72 findet man neben der Werkstoffnummer die chemische Analyse, das gleiche auf Seite 84. Blättert man von 72 einmal um, so findet man in der letzten Spalte unter "Anlassen" einen Bereich zwischen 180 und 300° angegeben. Die vorvorletzte Spalte "Härteannahme" ist die maximale Härte ohne Anlassen und für den Einsatz zunächst ohne Belang.
Vergleichen wir das mit den zum gleichen Werkstoff gehörenden Daten auf Seite 86, so sehen wir rechts neben der Nummer den Block "Wärmebehandlung", und dahinter die Zugfestigkeiten in Abhängigkeit von der Anlasstemperatur. Bei Warmarbeitsstählen ist dies das primäre Interesse.
Wem sich die Logik jetzt schon erschließt, bräuchte eigentlich dem Lehrgang nicht weiter zu folgen.
Praktische Beispiele:
a) wir haben Vorstellungen von der Zusammensetzung und suchen einen passenden Stahl
also, wir sind der Meinung, dass wir mit zwei Sorten glücklich werden könnten, z.b. mit einem Stahl, der mindestens 1% Kohlenstoff hat, etwa 0,5%Cr (damit der zerteilte Apfel nicht nach Eisenquelle schmeckt), oder aber mit einem Stahl der etwa in der gleichen Liga spielt, aber noch ein bisschen Vanadium hat.
Wie gehen wir vor?
Also, nur mit Cr legiert heißt, wir schauen uns alle Stähle an, die 1.20xx heißen.
Hier finden wir eine Reihe von Werkstoffen mit unterschiedlichen C-Gehalten und auch unterschiedlichen Cr-Gehalten.
Wenn man sich mit den Beizeichnungen nicht auskennt, muß man halt alle prüfen, Man muß gewiss Kompromisse eingehen, also z.B. kleinerer C-Gehalt, oder höherer Cr-Gehalt.
Wenn man die Multiplikatoren für die verschiedenen Legierungselemente kennt, kann man noch weiter eingrenzen.
Also, 1.2008 = 140 Cr 2 heißt 1,4% C, und die 2 muß ich durch 4 teilen, also hat der 0,5% Cr.
Das wäre also ein Kandidat. Ist auch nicht schlecht, das ist ein Feilenwerkstoff.
Will man noch V drinhaben, muß man unter 1.22xx suchen, dann wäre 1.2206 eine gute Wahl (140CrV1, also mit 0,25% Cr und einem Spritzer Vanadium).
Daraus hat man früher Rasiermesser gemacht. Auch nicht schlecht.
Keine Sorge, die nichtrostenden kommen auch noch dran. Zunächst einmal das Einfache.
Tip: ich habe mir auf die Umschlagseite hinten die Elementmultiplikatoren notiert, da findet man sie leichter als im Text.
b) wir haben einen Stahl, dessen Zusammensetzung wir kennen, so ungefähr zumindest, und wir wollen wissen, was man daraus machen kann.
Beispiel: etwa 0,82 %C, Si weniger als 0,5%, 1% Cr, 0,3% V und 2% Wolfram.
Wolfram ist also mengenmäßig nach dem Kohlenstoff der höchste Legierungsbestandteil, also heißt der Stahl schon mal 1.25xx, da er zusammen mit Cr und V vorkommt.
Wäre kein Cr drin, wäre es auch 1.25xx, aber mit Cr und W ohne V wäre es 1.24xx.
Und dann suchen. Also bei allen Stählen, die mit 1.25 anfangen. Da findet man dann z.B. den 1.2552, der ziemlich genau passt.
Wir werden später noch schneller und zielgerichteter vorgehen, wenn wir die Sache mit den Multiplikatoren beherrschen.
Für Wissbegierige:
Der Stahl ist legiert, niedrig legiert, also kein x-Stahl.
Die Anteile an Legierungselementen werden der Größe nach absteigend hinter den C sortiert.
Also sieht die Grundstruktur des Stahls so aus:
80 W Cr V
Klar, ca. 0,8 C.
W ist 2%, hat den Multiplikator 4
Also:
80 W Cr V 8
Wenn man es genau nimmt, kann man noch eine 4 dahinter setzen für Cr, und eine 3 für V, das den Multiplikator 10 hat. Macht man aber nicht (zu lang, ist auch niedrig legiert, daher verzichtet man drauf).
Fürs erste reicht das, muß man wahrscheinlich eh mehrmals lesen. Aber mit diesem Grundeinstieg, den wir noch vertiefen werden, kommt man schon ganz schön weit.
Ich fasse mal zusammen:
Für den Umgang mit dem kleinen Stahlschlüssel braucht man ein Verständnis für die Nummernsystematik der Stähle
Zusammen mit der Übersicht auf den Seiten 118/119 und den Auflistungen der Stähle am Ende des Buches ab Seite 183 bekommt man Zugang zu den Daten im Hauptteil, das haben wir aber nur gestreift.
Bald geht es weiter. Geduld.
Angehängte Datei:
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