Entscheidungshilfe Real Steel Bushcraft od. Lion Steel M5 Sleipner?

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So die Herren. Ich wollte ja Bericht erstatten. Nachdem ich mir beide Messer zum Vergleich bestellt habe, kann ich hier auch noch einen Vergleich ziehen zwischen Real Steel und LionSteel M5. Zudem habe ich die Suki Gomboy 240 bestellt und im Einsatz gehabt. Dazu auch ein paar Worte.

Spoiler: es ist und bleibt für mich beim Real Steel, obwohl es den ersten harten, aber artgerechten Einsatz leider nicht schadlos überstanden hat.

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Positiv Real Steel:
+ unaufgeregte, schlanke und cleane Optik: hier fühlt sich niemand bedroht, das M5 schaut schon deutlich martialischer aus
+ Sitz Scheide: das Messer sitzt satt in der Kydex, aber nicht zu fest. Eigtl perfekt, da es nicht on allein rausfallen kann und man nicht zwingend den Druckkopf öffnen und schließen muss; das M5 sitzt sehr lose in der Kunststoffscheide und der Drucknopf muss zwingend verschlossen werden, damit das Messer nicht rausfallen kann.
+ Aufbewahrungstasche auf der Vorderseite: passt locker mein LightMyFire Feuerstahl rein zusammen mit einem Leatherman Rebar, oder wie in meinem Fall, das Spyderco Bradley 2, dass dann perfekt das Dry-Aged Steak zerlegt. ;) Durch die Schnalle lässt sich alles sicher fixieren, hier fällt nix raus. Deutlich kleiner beim M5 (Rebar passt zusammen mit Feuerstahl, lässt sich dann aber nicht sichern.
+ Befestigungsmöglichkeiten an der Rückseite der Scheide: hier lässt sich perfekt mit den Kletts die Gomboy 240 befestigen. Für mich damit das perfekte Set für den Rucksack oder in meinem ersten Einsatz, für das Holzmachen für's Lagerfeuer und Grillen; das geht beim M5 nicht ohne Zusatzmaterial, die Scheide ist auch deutlich kleiner
+ Griffschalen abnehmbar, Tool dazu (Inbus) hängt an der Scheide, in den Griffschalen lassen sich eine Menge Dinge verstauen. z.B. passt mit etwas Nachdruck ein kleines Vic rein (evtl für Schere, Pinzette, oder so); beim M5 habe ich das nicht probiert, die Griffschalen sind aber auch abnehmbar, nur ist kein Werkzeug integriert in die Scheide
+ Klingenrücken angeschliffen für Feuerstahl und funktioniert super; beim M5 ist der verrundet, gut für die Haptik, schlecht, wenn man Feuerstahl nutzen will
+ Werkzeug: Äste abschlagen, Holz spalten, ging alles easy. Die Dicke der Stämme hat allerdings den Wunsch nach einer längeren Klinge aufkommen lassen

Negativ Real Steel:
- Schärfe war out of the box nicht berauschend (hab's auch nicht geschliffen mangels Equipment), hat eher nicht rasiert, aber Papier sauber geschnitten; M5 ein wenig schärfer
- Robustheit?? Ich habe damit eine Menge Holz gespalten und es war ein ziemlicher Kraftakt, weil das Holz ziemlich hart war und wohl ein paar Astlöcher hatte. Spalten ging super, aber man musste meist das Messer durch das gesamte Holzscheit schlagen. Ich habe wohl ein Astloch erwischt und leider zwei Kerben produziert. Das M5 habe ich nicht ausprobiert (das liegt noch jungfräulich in der Box und geht entweder zurück, oder mal sehen...), ich kann auch nicht sagen, ob das nicht bei einem anderen Messer und Stahl auch passiert wäre.

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Ich nehme es hin als "Gebrauchsspuren, artgerechter Verwendung"... und freue mich auf Tipps, wie ich es am besten wieder einigermaßen repariert bekomme. Meine Idee wäre, die Ausbeulung mit einer Atoma 400 soweit flach zu schleifen, dass ich das gesamte Messer wieder mit der "4M-Methode" ballig schleifen kann. Micro-Cloth ist im Zulauf, Matador Schleifpapier vorhanden. Ich schätze zwar, dass das Messer an der großen Beschädigung früher oder später ausbrechen könnte, aber das Risiko würde ich in Kauf nehmen und möchte nicht 2mm der Klinge opfern und ausdünnen, etc.. Ausser, ihr habt bessere Vorschläge

Zur Gomboy 240: der Star des Lagerfeuerabends. Selten so schnell und einfach so viel Brennholz produziert. Geht auch durch verhältnismäßig dicke Stämme durch wie Butter. Absoluter Must-Buy! Die 270er hätte auch nicht geschadet, bei dem, was an der Isar so an Treibholz rumliegt, obwohl es dieses Jahr verhältnismäßig wenig ist. Werde ich ab jetzt immer dabei haben bei solchen Aktionen! :)
 
Servus,

die plastische Verformung muss auf alle Fälle vollständig entfernt werden, also handhaben wie einen Ausbruch, sonst bleibt immer eine "Schwachstelle" im Bereich der Schneide. Durch das entfernen der schadhaften Stelle setzt du die Schneide gleich ein sattes Stück zurück, was in Anbetracht der Verformung durch den Impact sowieso empfehlenswert ist. Wenn du über der Schneide nicht wieder ausdünnst, sondern nur rücksetzt und ballig ausschleifst, hat die Klinge hinter der Schneide genug Material stehen, um solche Belastungen in Zukunft besser zu überstehen. Die Klinge wird danach durch den stumpferen Winkel/dickeren Schneidenbereich nicht so gierig ins Holz beißen, wie eine ballige Schneide, die vorne feiner ausgeschliffen ist, aber bei universellem Einsatz muss man einen Tod immer sterben und kompromissbereit sein.

Zum Batoning hätte ein Scandi-Schliff besser getaugt. Durch den kurzen und meist steilen Primärschliff ist es die Keilwirkung die das Holz spaltet und die Wucht der Schläge belastet nicht immer wieder die Schneidenspitze, wie bei einem fein ausgeschliffenen, balligen Messer.

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Ich hab auch ein konvex geschliffenes Real Steel, das ist so fein ballig ausgeschliffen, das es sich richtiggehend ins Holz frisst, aber batonen würde ich damit nicht.

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Dazu kommt noch, das eine "Defektschicht"die bei einem maschinellen Werksschliff immer möglich ist, von Hand "kalt" geschliffen dadurch entfernt wird, was die Schneide deutlich stabiler macht, wenn kein Fehler in der WB gemacht wurde. Wenn das Problem nach einer korrekten Reparatur der Schneide wiederkommt, dann ist das Ding einfach zu "weich" für deine Zwecke, bzw. die Geometrie der Klingen nicht wirklich für deine Zwecke geeignet.

Kommen die vielen Kratzer an den Flanken nur vom Holz machen, oder hast du mit dem Ding auch gegraben?

Gruß, güNef
 
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Danke für das umfangreiche Feedback!

Mich wundert das Ergebnis etwas, da ich das Real Steel Bushcrafter für den gleichen Zweck verwende und bisher nur minimale Verformungen direkt an der Schneidkante beobachten konnte. Wahrscheinlich hatte ich das Glück, durch das unmittelbare Ausschleifen die Schneide ausreichend zu stabilisieren und die Defektschicht vom Bandschliff zu entfernen, bevor es irgendwann zu einer größeren Verformung gekommen wäre. Oder dein Exemplar war im Auslieferungszustand schlichtweg dünner ausgeschliffen.

Vorteil des konvexen Schliffs ist halt, dass er – bei entsprechender Stahlwahl, Wärmebehandlung und Klingengeometrie – im Camp-Bereich (Stichwort 'Foodprep') den besten Allrounder abgibt bzw. abgeben sollte.

Um das CVX-80 bin ich schon öfter rumgeschlichen, das ist nochmal spürbar dünner ausgeschliffen als das Bushcrafter. Deswegen hatte ich nie Bedenken, mit letzterem Holzscheite zu spalten.

GüNefs Erklärung zur Instandsetzung ist nichts hinzuzufügen.
 
Danke @güNef für deine Ausführungen zur Reparatur. Ich bin schon mit dem Atoma 400 zu Gange und damit macht das Schleifen richtig Spaß: guter Abtrag und gute Gratbildung. Das Micro Cloth ist im Zulauf und sobald ich mit Atoma die große Delle weg habe (die kleinere ist schon weg), gehe ich auf Matadorschleifpapier auf Mauspad. Was wäre denn die passende Körnung nach dem 400er Atoma? Ist da 240 zu grob?

Zum Batoning hätte ein Scandi-Schliff besser getaugt. Durch den kurzen und meist steilen Primärschliff ist es die Keilwirkung die das Holz spaltet und die Wucht der Schläge belastet nicht immer wieder die Schneidenspitze, wie bei einem fein ausgeschliffenen, balligen Messer.
Dazu scheint es ja hier im Forum unterschiedliche Ansichten zu geben. Das Real Steel ist aber schon eine mächtig dicke Klinge, die nicht sehr fein ausgeschliffen ist, wie @Bukowski schon angemerkt hat. Vllt habe ich auch einfach etwas Pech gehabt, Defektschicht, hartes Astloch, wer weiß. Das Schleifen sehe ich als gute Übung und ich bin zuversichtlich, dass es wieder schartenlos und super scharf wird.

Kommen die vielen Kratzer an den Flanken nur vom Holz machen, oder hast du mit dem Ding auch gegraben?
Die ganzen feinen Kratzer sind tatsächlich vom Abziehen über den Lederriemen mit SiC-Paste von Scherenkauf. Habe mich auch schon etwas gewundert, dass da so grobe Kratzer entstehen. Gegraben habe ich damit nicht.

Dafür Feuerstahl und Kienspan. So sah es nach der Benutzung aus:
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Ist da 240 zu grob?
Fang ruhig damit an, das gleicht die Unebenheiten auf den Klingenflanken nach der Atoma schneller aus.
Dann je nach Gusto immer feiner werden, Minimum bis 1000er Körnung. Je feiner die Körnung, desto feiner geschlossen wird die Schneidkante, vorausgesetzt man trifft sie (Gratbildung).
 
So unterschiedlich sind die Geschmäcker. Ich finde die etwas aggressivere Optik am M5 gerade geil. Im übrigen ist der abfallende Teil der Klinge scharf genug um einen Feuerstahl an zu reißen. Sicher geht das mit einem richtig scharfen Rücken besser aber der gerundete Rücken sieht schon klasse aus. 😉 Geht aber nur mit der Sleipner Version das CPM 3v ist entgratet.

Das mit der Kerbe wundert mich bei dem weichen Stahl nicht. Hab das auch schön öfter beim Mora Garberg gehabt. Wenn konvex auf null dann bitte auch mit passenden Stahl. Ich liebe konvexe Klingen und mein absolutes lieblings Messer, dass Bark River Bravo 1.2 LT in CPM 3v hält alles aus. Auch meine andren CPM 3v Barkis machen da keine Probleme, obwohl die Schneiden sehr filigran sind. Auch wenn ich an anderer Stelle etwas anderes geschrieben habe würde ich an dein Messer wegen des Stahls eine Micro Fase anbringen. Wenn du eh nur Feuerholz damit machst ist das egal und spart dir zukünftig solche Sachen. Beim M5 und B40 hatte ich trotz sehr hartem Einsatz nie Probleme mit Ausbrüchen. Da kannst du auch direkt mit dem Schlagholz auf die Schneide kloppen. 😄
 
Das mit der Kerbe wundert mich bei dem weichen Stahl nicht. Hab das auch schön öfter beim Mora Garberg gehabt. Wenn konvex auf null dann bitte auch mit passenden Stahl. Ich liebe konvexe Klingen und mein absolutes lieblings Messer, dass Bark River Bravo 1.2 LT in CPM 3v hält alles aus.
Schönes Messer! Ist aber bei Klingenwelt auch nur mit 58-60HRC angegeben, das Real Steel mit 59-60HRC. Aber ich schätze mal, für den Preis bekommt man schon nochmal was anderes ;)

Zum Stand der Dinge mit dem Real Steel Bushcrafter: Reparatur abgeschlossen.

Schleifen auf Atoma400 hat ewig gedauert, bis die Dellen weg waren. Danach auf dem 240er Schleifpapier keine richtige Schärfe hinbekommen, im Vergleich zum Atoma sogar an Schärfe verloren. :unsure: Habe dann kurzerhand mit dem EP Klon eine 20Grad Fase angeschliffen mit 1000er EP Stein und dann 2k Shapton, dann noch mit 5k Shapton nachgezogen.

Danach nochmal das ganze Prozedere von 240 - 1000er Schleifpapier auf Leder als Unterlage, pünktlich zum Finish ist das Schleifleinen eingeflogen, 1800 - 6000, und jetzt ist das Messer rattenscharf.

Optik, na ja, verbesserungwürdig, aber es ist ja noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. ;)

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Die Kaufberatung ist eigentlich geschehen, deshalb hier zu …
( Berichte und Sonstiges bitte an den geeigneten Stellen im Forum)
 
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