Erstes eigenes Rasiermesser

Buddel

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Ich will hier mein erstes selbstgemachtes (Rasier-)Messer vorstellen. Lange hat es gedauert und nun ist es also fertig. Es handelts sich um 1.2842 Stahl. Das Messer wurde nicht geschmiedet, sondern aus einem 8mm starken Stück Flachstahl geschliffen. Wie man schön sehen kann, muss ich da noch fleißig üben. Auch der Schlagstempel hat noch nicht so richtig gesessen (magels passendem Untergrund), aber es ist noch o.k. fürs erste.
Leider weiß ich nicht, was für ein Stück Holz da als Griff hergehalten hat, allerdings ist es sehr hart und stabil. Es wurde mit Leinöl eingelassen und der Keil hinten besteht aus blondem Horn und Messing.

Härten hab ich das Messer in einer hier ansässigen Härterei lassen. Leider dachte ich, dass bei einem Rasiermesser die Härte (hier 63 hrc) alles wäre und hab den Stahl nicht anlassen lassen. Nachdem ich dann hier ein bisschen weiter gelesen hatte, hab ich mich doch entschlossen das Messer im Backofen bei 180 Grad eine Stunde lang liegen zu lassen.

Nun meine Fragen:
Hat das in Bezug auf das Gefüge noch was gebracht, oder muss man sofort nach dem Härten anlassen?

Wäre es auch jetzt noch möglich, dass Messer noch mal anzulassen, um ein feineres Gefüge zu erhalten?

Ich hab nämlich das Gefühl, dass ich beim Schärfen eine winzige Mikroverzahnung an der Schneide erhalten habe, die vielleicht auf zu große Carbide zurückzuführen ist???


Das Messer rasiert gründlich, aber eben nicht übermäßig sanft. Haltet euch nicht mit Tipps und Hinweisen zurück, ich weiß, dass ich noch ganz am Anfang stehe.













Buddel
 
Also rein Äusserlich ist das wohl eines der schönsten Rasiermesser die ich bisher gesehen habe.

Allerdings dachte ich immer Rasiermesser haben einen, teileweise extremen, Hohlschliff der seinen flachsten Punkt an der Schneide hat?
Kann mich aber auch irren, da bekennender Trockenrasierer :D
 
Also rein Äusserlich ist das wohl eines der schönsten Rasiermesser die ich bisher gesehen habe.

Allerdings dachte ich immer Rasiermesser haben einen, teileweise extremen, Hohlschliff der seinen flachsten Punkt an der Schneide hat?

Danke für das Kompliment. Bezüglich des Hohlschliffs hast du im Bezug auf die aktuellen Messer sicher meist recht. Die sind fast ausschließlich "vollhohl" ausgeschliffen.
Mit meinen Werkzeugen bzw. Fähigkeiten war da aber nichtmal im Traum dran zu denken. Ich hab mich da eher an den Wedge-Messern von ca. 1820 - 1900 orientiert:


Mein Messer würde ich so ungefähr bei Nr. II 1/2 einordnen.

Kann mich aber auch irren, da bekennender Trockenrasierer :D

Pfui :D
 
Moin.

Hat die extreme Biegung der Schneide irgendeinen speziellen Grund?
Oder kommt das auf den Fotos nur so heftig rüber?

Gruß
chamenos
 
Nein, die Biegung ist schon ziemlich heftig. Das nennt sich "smiling blades" und wurde früher häufiger so gemacht. Der Vorteil liegt darin, dass zum einen das Messer noch direkter an der Haut geführt wird und das ein eher ziehender Schnitt entsteht.

Nachteile sind, dass die Messer schwerer zu schärfen sind und das ganze industriell mit einer Hexe nicht machbar ist. Ich gehe daher auch davon aus, dass das der Grund dafür ist, das aktuelle Rasiermesser nur noch gerade Schneiden haben.

Wenn ein Messer aber richtig scharf ist, spielt die Klingengeometrie und Holung nur noch eine untergeordnete Rolle. Rasieren wird es dann auf jeden Fall gut, der Rest ist eher persönliche Vorliebe oder Gewöhnung.
 
Moin!

Also zuerst mal: Wunderschön!

Allerdings habe ich meine Bedenken, was die Rasur mit einer geschwungenen Klinge betrifft ( rasiere mich seit 7 Jahren nur mit Messer ). Da sind m.E. Verletzungen vorprogrammiert. Außerdem wird sich die Rasur in die Länge ziehen, da im Gegensatz zu einer glatten Klinge nicht mehr die "Fläche" auf einen Zug erwischt wird.

Aber als Designerrasiermesser nicht zu verachten.

Glückwunsch!

mptmon
 
Ich rasier mich auch seit ca. 4 Jahren nur mit dem Messer und die geschwungene Form ist wirklich unproblematisch. Auch ein erhötes Verletzungsrisiko besteht eigentlich nicht. Ich denke du würdest dich wundern wie vergleichsweise einfach so ein Messer zu führen ist (gut 8/8 ist nicht jedermanns Fall). Ich hab auf jeden Fall nicht länger für die Rasur gebraucht, als mit einem anderen Messer.

Aber eins stimmt, das Messer ist im Moment noch zu aggressiv im Rasierverhalten. Ich vermute aber, dass das mit dem Härten zusammenhängt, und nicht mit der Form. Wäre aber schön wenn mir ein "Wissender" mehr dazu sagen könnte.
 
Hey Buddel,
ein wirklich schickes Messer. Sieht ganz schön massiv aus, wie ein Deluxe Wade&Butcher. Mir wäre es vermutlich etwas zu schwer und solide.
Bzgl. deinem Härten: Da A und O eines guten Rasiermessers ist hohe Härte und extrem feines Korn. Das heißt, dass das Wärmebehandlungschema genaustens eingehalten werden muss. Ich würde den Stahl auf max. 120° anlassen. (~64 HRC)
Ein verzögertes Anlassen nach dem Härten nimmt dir die Möglichkeit, Restaustenit in Martensit umzuwandeln. Das sollte man natürlich möglichst nicht versäumen.
 
Ein verzögertes Anlassen nach dem Härten nimmt dir die Möglichkeit, Restaustenit in Martensit umzuwandeln. Das sollte man natürlich möglichst nicht versäumen.

Nur noch mal für den Newby zum mitmeißeln. Das Anlassen muss also unmittelbar nach dem Härten erfolgen, sonst bringt es im Bezug auf das Gefüge nichts mehr?

Machen 1-2 Rockwell Unterschied wirklich so viel aus? Ich hatte beim nächsten eigentlich an feines Gefüge und nur 60-61 HRC gedacht?
 
Vielen Dank für den Link. Wenn ich das so lese, bekomme ich Zweifel, ob ich in der Härterei um die Ecke das optimale Ergebnis erzielen kann. Mist, muss ich in Zukunft wohl doch einschicken - und das obwohl ich doch so ungeduldig bin :rolleyes:
 
Hallo Buddel,
eines der schönsten Rasiermesser die ich hier gesehen habe :super:
Zu deinem Problem : Meiner Meinung nach ist der 1.2842 nicht die
beste Wahl für ein Rasiermesser!
Viel besser geeignet wäre ein reiner C-Stahl mit ca. 1,3-1.5 %
Kohlenstoff.
Der 1.2842 ist ein mittellegierter Werkzeugstahl der selbst bei richtiger
Wärmebehandlung keine Rasierschärfe halten kann.

Gruß Eckhard
 
Vielen Dank für den Hinweis. Hast du vielleicht auch eine "offizielle" Bezeichnung für einen solchen Stahl, oder gibt es da nichts? Muss man sonst noch irgendwas beachten (bearbeiten, härten), im Vergleich zu 1.2842?
 
Der Stahlschlüssel gibt für Rasiermesser beispielsweise den 1.2002 (125Cr2) an. Ähnliche Stähle (reine Kohlenstoffstähle mit ähnlichem C-Gehalt) sollten es ebenfalls tun.

Grüße
Micha
 
Schönes Messer! Ich habe noch nicht viele handgemachte Rasiermesser hier gesehen (überhaupt schon welche?)

Zum Gefüge: Du hast das Messer in einer Härterei härten lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass die es zu einer Charge anderer und viel größerer Werkstücke dazugeschmissen haben. Dementsprechend könnte die Haltezeit erheblich zu lang gewesen sein. Wenn du dann noch Pech hattest, und das Messer lag im Ofen in einer heißen Zone kriegst du natürlich enormes Kornwachstum.

viele Grüße,
Jan.
 
Schönes Messer! Ich habe noch nicht viele handgemachte Rasiermesser hier gesehen (überhaupt schon welche?)

Zum Gefüge: Du hast das Messer in einer Härterei härten lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass die es zu einer Charge anderer und viel größerer Werkstücke dazugeschmissen haben. Dementsprechend könnte die Haltezeit erheblich zu lang gewesen sein. Wenn du dann noch Pech hattest, und das Messer lag im Ofen in einer heißen Zone kriegst du natürlich enormes Kornwachstum.

viele Grüße,
Jan.

Die Befürchtung hab ich zwischenzeitlich auch. Dachte halt, 1.2842 ist ein gängier Stahl, da kann man nicht viel falsch machen. Nachdem ich hier noch ein bisschen rumgelesen habe, bin ich aber schon am Überlegen, wo mein nächstes Messer gehärtet werden soll.

@Assassin: Wo kann man den solche reinen Kohlenstoffstähle oder eben den 1.2002 als Flachstahl beziehen? Den 1.2842 hab ich bei http://www.premium-stahl.de/ gekauft und die haben so was nicht im Angebot.

Übrigens an alle, noch mal vielen Dank für die wertvollen Tipps. Das bringt mich wirklich weiter.

Buddel
 
klitzekleiner Tipp meinerseits noch:
beim anlassen im Ofen unbedingt die Temperatur anhand der farben regelmässig kontrollieren!

Mein Ofen hatt nämlich eine dermassen schlechte Temperaturregelung, sodass mir mal eine ait 62HRC gehärtete Feile bei eingestellten 180°C Lila geworden ist.... und damit auch nurnoch 52 HRC hatte...
Also immer schön dabei bleiben!

Zum Messer: Hübsch!
Würde gerne mal so ein lächelndes Messer ausprobieren, mit den geraden schneid ich mich immer vorne an der Kante... :glgl:
 
klitzekleiner Tipp meinerseits noch:
beim anlassen im Ofen unbedingt die Temperatur anhand der farben regelmässig kontrollieren!
...
Oder man geht gleich auf "Nummer Sicher", und frittiert seinen frisch gehärteten Rohling bei 180-190°C in Öl :irre:
Anlassen im Ofen ist immer so eine Sache, gerade wegen der Farbunterschiede, die nicht zu den Temperaturschwankungen passen. Es *kann* passieren, dass gerade bei so extrem dünnem und feinem Härtegut die Farbe von einen auf den anderen Moment regelrecht umklappt - *kann*, muss aber nicht. Da bietet sich Anlassen in der Friteuse geradezu an ;)

Ansonsten sieht das alles ziemlich fein ausgearbeitet aus :cool:

Gruß Andreas
 
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