Wird gemacht, Chef 
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wir waren früh auf den Beinen. Nach Ayamonte, dem kleinen spanischen Städtchen auf der anderen Seite des Grenzflusses Guadiana sind es runde 13 km. Nach kurzem Suchen hatten wir den Laden entdeckt, den uns der Treckerfahrer genannt hatte. Sportschuhe waren im Fenster dekoriert. Deshalb hatten wir ihn am Donnerstag nicht gefunden. Hinten im Thekenbereich gab es dann Sportwaffen, Angelausstattung - und Messer. RUI in großer Zahl, Fixed und Folder.
Das Energy 3 war in Mango - so nennt RUI das sandfarbene G10 - nicht mehr vorrätig. Aber in schwarz. 33,- Euro sollte es kosten. Werkzeug für die Klingenachse war keins dabei. Auch im sehr umfangreichen aktuellen Katalog fand sich kein Hinweis. Die Verarbeitung nebst Haptik und Klingengang entsprachen 1 zu 1 dem Trecker-RUI. Wir waren abermals erstaunt.
Nach nettem Messersprech nahmen wir das Messer für 30,- € Cash mit. Als wir dem Dealer kurz unser „Leo 3“ von Eckhard Schmoll gezeigt und den Preis genannt hatten, mußten wir den guten Mann zunächst wiederbeatmen

! Wir hörten ihn noch auf der Straße über dieses Erlebnis vor sich hinbrabbeln …
In Ermangelung eines Monte-Gordo-Treckers haben wir die ersten Bilder auf unserem eigenen - dem alten Landy - geschossen. Dann mal ein weggeworfenes Tetrapack angeschnitten. Auf dem Handrücken ein, zwei Haare ausgeguckt. Fingernagelprobe. Das Rui rasiert aus der Dose, in der es geliefert wird. Ohne zu rupfen. Schneidet Tetra, Papier, Hölzchen tadellos und erstaunlich. Kein Ruckeln auf dem Daumennagel.
Die Klinge war leicht eingeölt, hat einen sehr sauberen Anschliff, ist zentriert. Der Lock beißt null, der Klingengang und Verriegelung ist supersmooth und absolut beeindruckend

(unser Hauptkaufgrund). Bronze- und Teflonwasher. Klingenwurzel schräg angeschnitten. Lock im ersten Viertel. Ein Durchdrücken absolut ausgeschlossen. Null Klingenspiel in jede Richtung. Reichlich Platz für den Daumen zum bequemen Entriegeln. Die grobe und unscharfe Riffelung erleichtert die Handhabung. Stählerner Detent.
Die groben und ebenfalls entschärften Serrations finden sich auch auf der reichlich bemessenen Daumencouch. Die einzig sinnvolle Handlage (Vorwärts, vier Finger am Griff, Daumen auf der Couch) ist bequem. Keine scharfen Ecken und Kanten. Auch nicht am Klingenrücken. Einzig der Liner kann an einer 2 cm langen Stelle etwas Sandpapier vertragen und die Innenkanten der Ausschnitte im G10 an zwei drei Stellen. Der Clip sitzt stramm, ist kein deep carry, aber das Messer sitzt sehr sicher in z.B. unserer linken Gesäßtasche.
Die Größe entspricht im geschlossenen Zustand der des Spyderco Para Military. Wir haben es mal daneben gelegt und neben das ZT 566, das ja auch mit Stahllinern daherkommt, allerdings etwas kleiner ist. Das ZT 566 wiegt 156, das RUI 172 Gramm. Das Para Mili bringt nur 109 Gramm auf die Waage.
Der beidseitige Daumenheber sitzt genau richtig und ist scheinbar verschraubt. Auf der Clipseite findet sich nämlich eine saubere Bohrung im Heber an der Seite, die bei Verfügbarkeit eines geeigneten Werkzeugs einen Haltepunkt darstellt.
Die auf den Stahl-Linern aufliegenden G10-Griffschalen sind neben der Achsschraube je Seite mit 3 Torx T6 befestigt. Das G10 ist nicht geklebt, sitzt aber absolut plan, spaltfrei und durch die Schrauben gut fest auf den Linern. Die Torx lassen sich einwandfrei herausdrehen, haben ein langes Gewinde und sind ebenso gut wieder stramm zu befestigen. Nix ausgenudelt. Auch der Clip ist mit (zwei) Torx T6 angeschraubt. Er ist nicht umsetzbar.
Was die Achsschraube angeht, sehen wir zur Zeit keinerlei Schraubbedarf. Da wir zudem über eine reichhaltige Anzahl erfreulicher Messer verfügen

und dadurch bedingt voraussichtlich das RUI nicht überbeanspruchen werden, könnte es sein, daß das auch dauerhaft so bleibt. Anderenfalls sehen wir weiter.
Wir haben im Laden 5 RUI in der Hand gehabt und können einen Blindkauf irgendeines Modells nicht empfehlen. Bei einem biß der Lock, beim anderen saß die Klinge schief. Bei dem von uns gewählten „Trecker-RUI“, dem Energy 3 gibt es allerdings überhaupt nichts zu klagen. Wie auch beim „Mango“ des Treckerfahrers selbst. Es scheint sich hier um ein sehr sorgfältig produziertes Exemplar zu handeln. Kann, muß nicht!
Das Messer kommt in der Dose, ist dort rüttelfrei sicher verpackt. Die Dose im Karton. Dort ist auch der Distributor genannt. Sieht man nach und schaut auf die Internetseite, wird deutlich, daß es sich in der Tat um einen reinen Importeur handelt ohne eigene Fertigung. Die Fotos zeigen nur Büros und ein großes Lager.
Wir werden das RUI jetzt für eine Woche täglich ausführen und benutzen zur gewohnten meditativen Hölzchen- und Stöckchen-Bearbeitung und die Klinge, ihr Spiel und das gesamte Modell im Auge behalten. Dann berichten.
Taktisches Messer RUI Energy 3, schwarzes G10
Länge geschlossen: 12 cm
Länge geöffnet: 21 cm
Klingenlänge: 9 cm mit 9,2 cm sehr scharfer Schneide, kein Ricasso, Schleifkerbe
Klingenhöhe: 29,65 mm
Klinge: 3,45 mm 8cr 13 Mo-Va, HRC 58-60, ab dem vorderen Klingendrittel verschlankt sie sich leicht, mit 1,3 mm stabile Spitze, zwei Daumenheber, Daumencouch, bis auf 2/3 der Klinge reichender Flachschliff
Stahl-Liner mit schwarzer (oder Mango) G10-Auflage, skelettiert,
Griffdicke: 14 mm (20,55 mm max. inkl. Clip)
Griffhöhe: Zwischen 37 und 23,6 mm (39,5 max. bei geschlossener Klinge)
Gewicht: 172 Gramm
Lanyard-Hole: 4 mm
Strammer, sicher montierter, abnehmbarer Edelstahl-Clip, Tip down, nicht umsetzbar
Linkshändertauglich
Hier isses
Die Jukebox mit David Bowie und „
China Girl“
Greetz
Johnny & R’n‘R