Sirou Kamo To Santoku Honba-Zuke
Servus,
die Möhrensession ist vorbei.
Verglichen habe ich mit folgenden Messern:
Takamura Migaki R2, 210mm
Ashi Ginga 210mm
CarboNext (dünngeschliffen) 210mm
Tadafusa Hocho
Mora Kochmesserumbau (dünngeschliffen)
Keines der oben genannten Messer schneidet gleich gut oder besser als das Kamo To!
Alle Vergleichsmesser sind nah dran, die Reihung ist nicht relevant und alles andere hätte mich auch erschüttert, dennoch gibt es einen spürbaren Unterschied. Gering aber vorhanden. Keine Selbstsuggestion!
Das Kamo To schneidet mit einer nicht gekannter Leichtigkeit. Die Klinge flutscht durch die Möhre, mühelos und unangestrengt. Bei allen anderen Messern musste ich den Druck nach dem Wechsel beim Schneiden erhöhen um eine ähnliche Schnittleistung zu erreichen.
Das Kamo schneidet einfach leichter. Alle die hier von ihren Kamo’s schwärmen, machen das zu Recht! Manches ist vielleicht überzeichnet und sehr euphorisch formuliert, im Kern aber richtig und deckt sich mit meinen Erfahrungen. Bevor man nicht ein Messer selbst in der Hand hatte und mit entsprechenden Konkurrenzprodukten verglichen hat, kann man glauben, zweifeln, vermuten und mutmaßen! Wissen tut man es erst, wenn man damit geschnitten hat!
Vergleichsbilder: Kamo links/ CarboNext (dünngeschliffen) rechts
Kamo links/ Tadafusa rechts (Das Tadafusa ist die Überraschung schlechthin und liegt nahe am Kamo!)
Kamo links/Takamura Migaki rechts, gegen das Kamo wirkt selbst ein Takamura "eingeschüchtert"
Man sieht was Sache ist, oder!
Das Bild vom Kehl zeigt ganz gut was an Schneidfähigkeit zu erwarten ist. Was Sirou Kamo mit diesem Santoku vorlegt ist für mein Verständnis bereits grenzwertig alltagstauglich! Diese Serie wird ja damit beworben, dass der Meister alle Arbeitsschritte selbst durchführt, alles in reiner Handarbeit. So wird der Anschliff auch nicht immer 100% gleich sein. Hier hab ich wohl ein Exemplar gezogen an dem Kamo sein Können an japanischen Natursteinen demonstriert! Dünn, dünner, Kamo
Mein digitaler Messschieber zeigt 1mm über der Wate 0,20mm auf über 80% der Schneidenlänge und diese läuft mit 0,10mm kurz vor der Spitze aus. Die Schneide „nagelt“ bei minimalem Druck an jeder beliebigen Stelle!
Der Klingenrücken bei meiner 190mm Klinge mit 180mm nutzbarer Schneide beginnt bei einer Stärke von 3,69mm unmittelbar nach dem Griff um nach 2cm schon auf 2,20mm und zur Klingenmitte hin, auf 1,67mm abzunehmen und endet 1cm vor der Spitze mit 0,23mm.
So ergänzt eine extrem dünn ausgeschliffene Schneide einen dünnen Klingenrücken zu einer fantastischen Gesamtgeometrie!
Hier noch ein Klingenrückenvergleich mit dem 1,55mm "dicken" Takamura, das Kamo ist da voll dran, Wahnsinn!!!
Kamo links/Takamura rechts
Aber kein Licht ohne Schatten!
Was die geringe Reaktivität betrifft, das kann ich von meinem Exemplar nicht sagen, es riecht und schmeckt noch und die Oberfläche "lebt"
Noch abschließend ein Bild zur Erlbohrung, nach geringer Nachbesserung soweit alles in Ordnung.
Diese hauchfeine Schneide ist extrem empfindlich und bereits über einen Punkt ausgeschliffen der noch Schneidkantenstabilität bietet. Wenn ich auch mal überspitzt formulieren darf würde ich von eine hysterisch überreizten Schneide sprechen. Ich halte das für übertrieben ausgeschliffen, im Alltag in diesem Zustand so wenig brauch-und nutzbar wie ein Formel 1 Bolide zum täglichen Pendeln in die Arbeit! Nach ein paar Möhren ist ein deutlicher Grat fühlbar, die Schneide beginnt sich umzulegen. Wenn dieser Umstand sich nicht ändert, wird wohl ein neuer Grundschliff mit steilerem Anschliff nötig sein um wieder „frischen“ Stahl an die Schneide und mehr Stablität zu bekommen.
Bei meinen ausgedünnten Messern war das immer ähnlich, wenn auch nicht so kompromisslos auf die Spitze getrieben wie bei diesem Kamo To. Einen etwas ungestümen Umgang haben diese Schneiden auch mit beginnendem Umlegen oder verbogenen Spitzen quittiert. Eine zarte Fase zur Stabilisierung angeschliffen und eine bedächtige Arbeitsweise sorgen aber bisher für Ruhe.
Das klappt aber nur wenn noch etwas zum Schleifen vorhanden ist. :lach: Die Schneide soweit zurück zu schleifen um etwas mehr „Fleisch“ an der Wate zu bekommen würde das Kamo wohl etwas „gewöhnlicher“ machen. Ich werde zuerst alle Möglichkeiten ausschöpfen das zu umgehen, aber um das Messer wirklich „uneingeschränkt gebrauchsfähig“ zu machen, wird wohl kein Weg daran vorbeiführen!
Ich werde zunächst mal ein Buchebrett kaufen, vielleicht sind meine Bambusbretter wirklich zu hart für diese feine Schneide. Nützt das nichts, folgt ein neuer Anschliff,
ich werde berichten.
Mein Fazit: Kompromisslose Schneidfähigkeit hat einen Namen: Kamo To Honba-Zuke Santoku! Bei diesem Messer sieht man schön was passiert, wenn alles einer einzigen Eigenschaft untergeordnet wird. Der maximalen Schneidfähigkeit!
Gruß, güNef