Atlantik
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Diese hauchfeine Schneide ist extrem empfindlich und bereits über einen Punkt ausgeschliffen der noch Schneidkantenstabilität bietet. Wenn ich auch mal überspitzt formulieren darf würde ich von eine hysterisch überreizten Schneide sprechen. Ich halte das für übertrieben ausgeschliffen, im Alltag in diesem Zustand so wenig brauch-und nutzbar wie ein Formel 1 Bolide zum täglichen Pendeln in die Arbeit! Nach ein paar Möhren ist ein deutlicher Grat fühlbar, die Schneide beginnt sich umzulegen. Wenn dieser Umstand sich nicht ändert, wird wohl ein neuer Grundschliff mit steilerem Anschliff nötig sein um wieder „frischen“ Stahl an die Schneide und mehr Stablität zu bekommen.[...]
Mein Fazit: Kompromisslose Schneidfähigkeit hat einen Namen: Kamo To Honba-Zuke Santoku! Bei diesem Messer sieht man schön was passiert, wenn alles einer einzigen Eigenschaft untergeordnet wird. Der maximalen Schneidfähigkeit!
Ja, das Umlegen der Schneiden... Für die hoch gehärteten Aogami Klingen habe mit das Brett mit dem Chromoxyid-Leder neben in der Reichweite des Arbeitsbretts platziert. Nach dem Kochen das Arbeitsmesser einmal durch einen Korken gezogen und dann ein paar Striche über Chromoxid-Leder, anschließend kurz Leder. Die Klingen sind dann wieder rasierscharf für den nächsten Gebrauch. Hat bisher für mich gut funktioniert und auch das Kamo Kenyo spricht darauf gut an. Mein Kenyo hat allerdings nicht so eine extreme Geometrie wie dein Santoku.
Zu dem gezeigten Santoku: Einerseits finde ich es toll, wenn ein Messer so gleichmäßig und sauber geschliffen auf eine Spitzenleistung getrimmt wird. Andererseits wäre das mir persönlich zu fragil. Die eigentliche Leistung ist für mich immer noch das Kochen, ein Küchenmesser hat dabei als Werkzeug zu diesen. Wenn das Werkzeug aber beim Kochen - wo es auch mal schnell gehen muss - selber nach zuviel Aufmerksamkeit schreit, z.B. langsames bedächtiges Schneiden erzwingt (bloß nicht verkanten! bloß nicht zuviel Druck!), wird es kontraproduktiv. Der Zeitgewinn durch den leichten Schnitt wird durch die gebotene Vorsicht dann öfters aufgefressen. Davon, dass mein Kenyo in jeder dickeren Knolle feststeckte erst einmal gar nicht zu reden. Das Santoku hat natürlich eine andere Klingenform und wird nicht so schnell festgeklemmen, aber wenn es mal so weit ist, wird man auch vorsichtig agieren müssen. Einfach mehr Druck drauf und durch ist nicht wegen des zu erwartenden Aufschlags. Und der Schäden... Und des Ärgers... Und der Zeit, die es benötigt, die Schäden wieder rauszuschleifen...
Mir geht es deswegen anders als Gabriel und krassi. Ich hatte ein Kamo-to Santoku 165mm auf der Liste, einmal sogar schon bestellt (zum Glück nicht lieferbar), werde da aber jetzt für die nächste Zeit Abstand von nehmen. Ok, sie werden aufgrund der Handarbeit vielleicht nicht alle so eine extreme Geometrie haben. Wenn ich mir aber von den oben gezeigten Messern ein oder zwei aussuchen könnten, wären es das Takamura oder/und das Takafusa.
Ich bin nach diesem Review auch ganz froh, dass ich gestern nicht ein Kamo-to Santoku bestellt habe, sondern bei einem Azai Hakata Santoku 170mm zugeschlagen haben. Ist gerade im Wortsinne im Anflug.
Auch in diesem Sinne vielen Dank für die rückwirkende Legitimation einer Kaufentscheidung, aber vor allem auch für ein ausgewogenes und spannendes Review.
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