Formsprache des Messers

Hallo lohmy,

also erstmal vielen Dank für die freundlichen Worte zu meinem Eigenbau. Namen hat das Messer noch nicht, aber vielleicht fällt mir noch was ein ;)

Nun konkret welche Messer mir besonders gefallen : Sorry aber wenn ich mir meine Sammlung so anschau fällt es mir sehr schwer einen gemeinsamen Nenner zu finden. Eigentlich haben die Messer die ich mag nur eines gemeinsam und zwar daß sie sauber verarbeitet sind. Und ich hab auch nix mit Gravuren, das liegt aber vielleicht auch dran, daß die dann gleich sehr teuer werden.

Ansonsten können für mich so ganz unterschiedlich Formen wie Tantos, Bowies und auch Dolche durchaus reizvoll sein, halt jedes auf seine Art.
 
Messer als "Design-Objekte". Interessaner Ansatz.

Was mir gefaellt steht unten - Pitter wuerd jetzt wieder ueber das 437. Droppoint laestern :) Stoert mich nicht wesentlich ;)

Zwei Anregungen von mir:

1) Design kann aus dem Gebrauch entstehen (form follows function) oder auf dem Reissbrett. Warum erkennen wir im allgemeinen sofort, ob ein Messer im wesentlichen durch "Evolution" enstanden ist und nur designtechnische Highlights hat (z.B. die "Kampfmesser" Puma Cougar, Al Mar SOG - beides tolle Messer). Oder ob ein Messer von einem Designer entworfen wurde, nur mit der Absicht alle wesentlichen Punkte eines Messertyps auf sich zu vereinen (Strider - baeh!).

Und warum geht der 2. Ansatz meistens schief?

2) Warum ziehen uns die einfachsten Designs am meisten in den Bann? Hibben auf der einen Seite und z.B. Greiss auf der anderen (die Tactical Fraktion moege einen entsprechenden Namen einsetzen ;) )

Greiss kommt voellig ohne Spielerein aus - Messer in seiner einfachsten Form: http://www.jockl-greiss-messer.de/
Und trotzdem haben die was, das einen nicht mehr loslaesst. Einen ganz eigenen Stil. Diese Tatsache fasziniert mich fast noch mehr als die Messer selbst.

-Walter
 
Original geschrieben von WalterH
Warum ziehen uns die einfachsten Designs am meisten in den Bann? Hibben auf der einen Seite und z.B. Greiss auf der anderen

Greiss kommt voellig ohne Spielerein aus - Messer in seiner einfachsten Form. Und trotzdem haben die was, das einen nicht mehr loslaesst. Einen ganz eigenen Stil. Diese Tatsache fasziniert mich fast noch mehr als die Messer selbst.

Ich hab dazu noch ein Beispiel: Loveless. Insbesondere bei den Messern, wo "einfache" Materialien verwendet wurden. Was mich am Loveless-Stil beindruckt ist die Reduzierung auf das Wesentliche (bzw. das Notwendige).
 
loveless?

@ Floppi - Loveless-Stil klingt interessant. Ich vermute aber, dass das nichts mit archaischen Ansätzen zu tun hat, die Herbert hier ins Spiel brachte, oder? Hast Du ein paar Links, wo man sich das mal anschauen kann?

@ All - Jetzt muss ja wohl auch mal sagen, was mir so gefällt. Ich mag Messer mit einer technischen Anmutung. Das hängt eng mit den eingesetzten Materialien zusammen. G10- oder Alu-Schalen dürfen es schon sein. Das kann durch die Konstruktion unterstützt werden. Mit meinem M16/14 mit Alu-Schalen assoziiere ich immer die Flugzeugindustrie. Das wird durch den skelettierten Griff unterstrichen. Gewichtsparen ist das Motto, wie beim Fluzeugbau. Auch die Riffelungen auf dem Klingenrückenanfang, dem Daumen-Noppen uns sogar auf dem Carson-Flipper vermitteln Präzision. Ich weiß, es ist kein besonders hochpreisiges Messer, und es gibt auch bestimmt besser verarbeitete, das Gestaltkonzept finde ich aber gut. Im Nachhinein hätte ich nur lieber mit ner ordentlichen droppoint-Klinge. CRKT nennt das Messer ja einen tactical folder. Das kann ich nicht nachvollziehen. Selbst, wenn es dafür geeigniet wäre (kann ich nicht beurteilen), empfinde ich keine Nähe zum militärischen.

An meinem Spydie Tim Wegner liebe ich die außergewöhnliche Form. Die Klinge bildet eine herlichen Gegenschwung zum Griff. Der typische Spydie-Buckel im Rücken kommt hier umso besser rüber. Die G10-Schalen sind griffig und glänzen kaum. Sie verhindern eine glitschige Anmutung, wie es bei Zytel-Griffen häufig vorkommt. Dass die ATS34-Klinge auch nach 2 Jahren intensiver Nutzung noch nicht einmal nachgeschliffen werden musste, bestätigt den qualitativen Anspruch, den ich aufgrund von Gestaltung und Preis von dem Messer erwartet habe. Ein geiles Teil.

Das waren jetzt beides Folder. Ich habe aber auch zwei feststehende Lieblinge. Mein altbewährtes BMF von Gerber und mein neues Spydie Fred Perrin mit Werner-Scheide.

Das BMF beeindruckt mit seiner Größe, die ich als obere Grenze beschreiben möchte. Es liegt super in der Hand und hat mich noch nie im Stich gelassen. Wir haben sozusagen eine gemeinsame Historie aufgebaut. Ist ja auch nicht ganz unwichtig ;) Die kantige Parierstange passt hervorragend zum durch und durch technischen Ansatz. Es wirkt technisch aber noch nicht wie eine Werkzeugmaschine.

Und mein Fred Perrin ist einfach schnuckelig. Bis auf die Fingermulde ist es ein eher unscheinbares Messer, das der Hand schmeichelt und rattenscharf ist. Der Griff wirkt ein bisschen billig. Damit kann ich aber leben. Seine Gebrauchstauglichkeit hat mich einfach überzeugt. Bisher habe ich als edc meistens mein Wegner getragen. Langsam werde ich aber mutiger und steck mir auch mal das Perrin in den Hosenbund. Als ich neulich beim Kochen im Kollegenkreis unter das Sacko griff und es herausholte, um einigen gemeingefährlichen Salatgurken ans Leder zu gehen, kuckten die zwar erstaunt, zuckten dann aber auch nur mit den Achseln: Ist eben lohmy. Wie heißt es so schön, einen schlechten Ruf muss man auch pflegen:steirer:
 
Hi lohmy,

ich bin zwar nicht Floppi, aber hier ist mal ein Link zu Messern von Bob Loveless. Für mich war/ist Loveless auch schon immer ein wirklicher Klassiker unter den Messermachern. Die Jagdmesser von ihm find ich immer ein kleines bisserl langweilig (ich bin halt kein Jäger ;) ), aber seine Fighter find ich ganz einfach wunderschön !!

Was die von dir beschriebenen Messer angeht kann ich dir in 3 von 4 zustimmen, was mir allerdings überhaupt nicht gefällt ist das Perrin fixed. Gerade die sehr tief eingeschnittene Fingermulde gefällt mir überhaupt nicht. Irgendwie stört es mich extrem, daß das Messer gerade an seiner kritischten Stelle, so geschwächt worden ist. Das wirkt auf mich fast wie eine Sollbruchstelle. Das gleiche Problem hab ich auch mit dem klassischen Nicker. Jetzt weiß ich zwar schon, daß man mit solchen Messern nicht hebeln soll und daß es vermutlich beim ganz normalen Schneiden nie abbricht, aber ich mags einfach nicht ;) Irgendwie vermittelt mir ganz persönlich so eine Konstruktion ein Gefühl der mangelnden Stabilität.
 
"Enttäuschung des zweiten Blickes"

Hallo lohmy,


die von Dir im Thread "Tactical sells" angesprochene "Enttäuschung des zweiten Blickes" habe ich natürlich auch schon oft erlebt; wer hat das nicht?
Mir ist allerdings vor kurzer Zeit (am 28.09. in Hannover auf dem Treffen, um genau zu sein) der umgekehrte Fall passiert.
Ich habe ein Messer, das ich schon seit Jahren von Bildern kenne und bei dem die erste Reaktion fast aller von "völlig gaga" bis "Klingonendolch" reicht, zum ersten Mal in der Hand gehabt.
Es geht um das Microtech Vector.
(hier ein Bild)

Das Design des Messers erschlägt auf dem Bild eigentlich alles andere, und irgendwie vermag sich die Ernsthaftigkeit des Messers dem Betrachter nicht so recht zu erschließen.

Aber: was ich erlebt habe, nenne ich jetzt mal die "Überraschung des zweiten Blickes".
So sehr das Messer bei erster Betrachtung polarisiert, so sehr hat es mich auch in seinen Bann geschlagen, und zwar nur dadurch, daß das ausführlichere Befingern auf einmal jeder seiner (zahlreichen) Ecken und Kanten einen funktionalen Sinn gegeben hat.
Kurzum: ich habe es gekauft (Auto/boron-carbidbeschichtete Klinge)

Ich will jetzt nicht an dieser Stelle auf alle Eigenheiten des Messers eingehen (das will ich in Kürze bei den Tests und Revisionen posten),
aber was ich noch als Experiment vorhabe, ist, das Messer mal jemanden auf umgekehrtem Weg betrachten zu lassen. Ich möchte das Messer einem guten Freund mal bei geschlossenen Augen in die Hand drücken und ihn das beurteilen lassen, was er erspüren kann. Und ich bin verdammt neugierig, was dabei rauskommt und wie sich seine Vorstellung durch den haptischen Eindruck, das Bild, das vor dem geistigen Auge ensteht, von der Realität unterscheidet.
Und vor allem: inwieweit das sein Gesamturteil beeinflußt.

Gibt es bei Euch ggf. auch solche umgekehrten Überraschungen? Schreibt doch mal!

Was ich an Messern sonst noch mag, und was dabei für mich wichtig ist, könnt Ihr übrigens auch in diesem kleinen

TEST nachlesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, ein scharfes Messer mit schlossenen Augen betasten zu lassen finde ich sehr ungesund...

SCNR,
Tierlieb
 
Ich kann eigendlich nur sagen was ich an einem Messer nicht mag und ein Messer mit den Eigenschaften würde ich niemals kaufen: Gravuren, ich hasse es wenn auf der Klinge noch was anderes als der Herstellername/Stahlsorte steht, wenn ich z.b. Messer sehe die mir vom Prinzip her gefallen aber die Klingen sind mit (Tier)Symbolen oder sonstigem "zutätoviert" find ich das immer sehr schade. Horn als Griff oder Griffschalen finde ich auch absolut hässlich, mir gefällt da weder die Farbe, Struktur oder Form. Messig oder ahnliche Gold-glänzenden Materialien (z.b. als Parierstange)kommen bei mir bei feststehenden Messern nicht in Frage wenn sie einen "jagdlichen" Eindruck vermitteln. Auch hochglanzpolierte Klingen/Griffe gefallen mir nicht, ebensowenig wie auffällige Farben (pink, hellblau, giftgrün etc)bei Griffschalen und/oder Beschichtung. Das Microtec Vektor beispielsweise (und auch alle anderen sog. Tacticals) trifft voll meinen Geschmack, ich finde es Anziehend wenn z.b. die Klinge "gefährlich" aussieht und dennoch recht funktional ist. Ich bevorzuge Metallgriffschalen (am besten mit Skelletierung). Holz (da kommen nur dunkle-schwarze Sorten in Frage)oder schwarzer Kunststoff gefällt mir meisst aber auch. Bei feststehenden Messern (die nicht funktionell sein müssen um mir zu gefallen) bevorzuge ich zweischneidige Klingen und einen symetrischen Aufbau, also im Endeffekt Dolche. Andre Designs für feststehende Messer die mir gefallen gehen dann auch wieder richtung Tactical oder Bowie...

Sorry, kürzer gings nicht, und ich bin selbst erschreckt dass ich so ein Tactical-Fan bin (hat aber nichts mit der sugerrierten Nähe zum Militär oder angeblich guter Eignung zur SV zu tun, das stöst mich eher ab)...
 
@Nidan

Wegen der Fingermulde beim Perrin muss ich Dir leider recht geben. Das stört mich auch ein wenig. Der Gesamteindruck wird dadurch instabiler. Ich hoffe, dass meine Befürchtungen nicht eintreten. Sonst kriegt Spyderco das umgehend als Reklamation auf den Tisch. Ich mag mir jetzt aber nicht den Aufwand vorstellen, der damit einherginge :(
 
@tierlieb:

Auf den Kommentar habe ich gewartet :D
Aber mit der angemessenen Umsicht sollte das eigentlich ohne "einschneidende Verluste" vonstatten gehen. ;)
 
Nun, ich muss auch mal ein paar Gedanken loswerden (sie sind etwas wirr, ich hatte Mühe sie zu ordnen...:irre: )
- Mir ist aufgefallen, das Messer die mich in meiner "frühen Jugendzeit" fasziniert haben, auch heute noch einen "haben-will"-Effekt bei mir auslösen, obwohl Sie nichts Besonderes sind.... Mein erster Messerkatalog war der von Herbertz aus dem Jahre 1996 und auch heute noch schaue ich ihn mir gerne an. Es sind irgendwie die Erinnerungen und Gefühle, die beim Betrachten der Bilder wieder aufleben....
- Aber auch heute verbinde ich mit gewissen Messern gewisse Bilder/Gedanken (ja, teilweise sogar Gefühle) auch wenn ich sie noch gar nie in der Hand hatte. Ich weiss nicht ob das an mir liegt, oder wirklich am Design/Marketing.
- Für mich muss bei einem Messer einfach der gesamteindruck stimmen, ich kann mich da nicht auf einen Typ Messer festlegen. (Ist bei mir auch bei den Frauen so: Blond oder brunette.....ist mir doch egal, wenn alles irgendwie miteinander harmoniert und's einfach "stimmt", dann isses ok! :rolleyes: :steirer: )
- Ich bin schlimm krank: Bei ein paar von meinen Stücken, traue ich mich manchmal kaum noch, sie anzufassen. Irgendwie habe ich Angst, dass die "Dinger" (oder eben schon fast "Wesen") nicht für immer in dem Zustand sein werden, wie sie's jetzt sind, und dann möchte ich sie irgendwie konservieren, und ja nicht anfassen.....:irre: Aber dann packt's mich halt trotzdem, und dann fass' ich dafür umso fester zu :glgl: :fack:
(diesen Punkt nicht allzu ernst nehmen...;) )
- Wenn ich ein Messer zeichne ("designe", wow, was für ein Ausdruck! :D ) dann stelle ich mir die Frage: "Was willst Du damit?" Bisher hatte ich dann oft einen Verwendungszweck im Kopf und zeichnete etwas Funktionelles (--> form follows function) Dabei kommen allerdings auch "schöne" Formen zu Stande. Neuerdings bin ich merh darauf bedacht, die Schönheit und Form des Messers in den Vordergrund zu stellen, denn benutzen tu' ich eh nur einen kleinen Bruchteil...daher Erst das Aussehen (was halt so gefällt), und dann der Nutzwert. Man könnte also mit jedem der Messer noch schneiden....:fack:
 
Danke für Eure rege Beteiligung. Hab gar nicht mit so vielen Beiträgen gerechnet. Die Gründe, warum uns ein Messer begeistert oder abstößt sind also sehr unterschiedlich. Vielleicht hat dieser Thread dazu begetragen, dass man sich seine geliebten Stücke mal wieder etwas genauer betrachtet.

Ich würd mich freuen, mit dem ein oder anderen unter Euch beim nächsten Forumstreffen (z.B. 09.11. in HH) das Thema zu vertiefen.

So long,
lohmy
 
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