Für eine handvoll Späne

Alp-Man

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mein Weihnachtsgeschenk an mich dieses Jahr ist Zeit.
Zeit, in der der nicht zwingend etwas Vernünftiges entstehen muss, sondern mein Hirn einfach mal das Rennen aufhören darf.
Für mich findet das am ehesten in der Werkstatt statt - irgend eine olle Scheibe von Stax Records am plärren, dazu ein gehäufter Teelöffel Feuerwasser und das Versprechen der Familie, daß Papa jetzt für ein paar Stunden mal nicht verfügbar ist.

Als „kleine“ Fingerübung quasi und um die Küche aufzuheizen gibt es heute 1.2519 an Messing und Hirsch.
Mir haben die klassischen, schnörkellosen Bowies schon immer gut gefallen und nachdem ich @fshamburg s thread ( Ich hab´ein Wostenholm! ) gelesen hatte bekam ich die Nummer nicht mehr aus der Birne.

Irgendwie ist es aus mir herausgebrochen… mit dem Filzstift direkt auf den Flachstahl gepinselt und ausgesägt, Umriß auf dem BS verfeinert

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Ein Parierstück aus Messing zurechtgefeilt

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Sitzt

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Der alte Hirsch, den mir ein befreundeter Waidmann einmal geschenkt hatte, konnte schon lange nicht mehr weglaufen - also gesägt, geschliffen, gestunken und gebohrt. Passt.

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Ob ich den Prügel vor dem Fest noch härten kann, weiß ich nicht - bin aber guter Dinge.


Für mich ein Riesenspass bisher - Vielen Dank fürs Lesen!
 
Vielen Dank für Eure Likes - das motiviert und hebt massiv die Laune!



Zu Mittag gab es heute eine ordentliche Portion Handfinish. Ich fange gerne recht grob an, in diesem Fall mit 120er Schleifleinen, das ich hier mit doppelseitigem Klebeband auf einem Aluwinkel fixiere.

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Ich habe es aufgegeben, nach einer Lösung für den perfekten Papierhalter zu suchen und mache mir meine Schleifkörper den Anforderungen entsprechend selbst. Das geht vom 50er Kantholz bis zum Zahnstocher. Durch das vollflächige Verkleben des Schleifpapiers erhöht sich die Standzeit und die geschliffenen Kanten werden schärfer.



Um die „low spots“ zu identifizieren ist eine Dose Anreißlack nützlich

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Nach ein, zwei Zügen sieht man die Problemzonen sofort.

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Insgesamt habe ich mit dem 120er ununterbrochene zweieinhalb Stunden verbracht, um ein uniformes Finish zu bekommen.

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Wenn alles läuft wie geplant (was mich ehrlich wundern würde), fahre ich morgen meinen Ofen aus dem Lager ausgraben, ziehe noch ein 240er Finish auf die Klinge und härte sie anschließend.

Anlassen wollte ich in der Fritte bei 200°C und hoffe damit zwischen 59 u. 61 Hrc zu landen.


Bis dahin eine gute Zeit!
 
mir gefällt das auch gut. Und Deine Ausdauer! Aber es stimmt schon: dranbleiben. Dann wird es was.
Das Messer sieht sehr gut aus, auch ich bin auf das Endergebnis sehr gespannt.
 
@Virgil4 vielen Dank! Ich auch - hoffe beim Härten geht heute alles glatt..

@herbert das freut mich ehrlich, Danke!
Zu der Zeit als ich mir das Messervirus eingefangen habe, war es unabdingbar daß ein Custom einen sauberen Längsstrich als Finish hat. Das soll nicht die Arbeit anderer schmälern, ist nur mein ästhetisches Empfinden - ohne fehlt mir da was.


Der olle Panzer ist inzwischen tatsächlich zu Hause angekommen. Ich bilde mir ein, den nach Anschaffung noch locker aus der Hüfte auf den Tisch geschwungen zu haben… ich werde nachher mal den Nachbarn fragen, ob er mir kurz hilft - sonst heißt es zum Fest „vier Bandscheiben für ein Hallelujah“

Jetzt wird erstmal mit einem Reststück probegehärtet, mal sehen, wie das Gefüge aussieht.

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Teil 1 der WB ist durch…

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Bei 815°C für 10 Minuten gehalten, dann ab ins heiße Öl.

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Löschdeckeneinsatz gekonnt unschifft und mit ordentlich Schweiß auf der Stirn inspiziert… gerade!

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Feilentest… flutscht!



Was ein Krimi!

Die Fritte ist leider zu klein für das Messer, also lasse ich doch im Ofen an. 2x1h bei 200°.


Die Probehärtung am Reststück war auch gut verlaufen nur konnte ich das Teil beim besten Willen nicht abbrechen. 100x30x5mm 1.2519 wichen weder dem Bello auf Beton, noch der Schmiedezange und dem Schraubstock. Kein biegen, kein brechen, kein Feilen. Das Wolfram scheint sein Versprechen auf Zähigkeit zu halten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hut ab, mächties Teil! Erinnert mich an einen Freund, der als Spaß auf den 42a sich auch zwei Messer gebaut hat und dann sagte "Sind gerade so unter 12 (Zoll)!"

Bleibt das Parrierelement so kantig?

Frohes Schaffen!
 
@haasi vielen Dank! Da bin ich ja noch deutlich drunter - die Klinge hat knapp 8 3/4“ (22cm). Es sollte groß aber noch tragbar sein. Gut, darüber lässt sich jetzt auch trefflich streiten, vor allem wenn man die Paragraphen hinzuzieht, sprengt aber sicher den Rahmen hier.
Das Parierelement bleibt so einfach, wird allerdings gefast und patiniert.

Das Anlassen ist erwartungsgemäß unspektakulär verlaufen - ich hatte ein „Fenster“ in die Klinge poliert um sicherheitshalber die Anlassfarbe zu beobachten. Alles wie gewünscht. Die Zunderschicht war nicht wild und dank der Vorarbeiten einfach zu entfernen.

Die Schalen sind verschliffen, das Parierelement satiniert und gefast und das ganze Päckchen härtet gerade aus.

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Morgen (so möglich) bringe ich die Waten ballig gegen null und ziehe eine kleine Fase auf. Es bleiben noch ein paar Kratzer und die Politur des Griffs, dann mach ich hübsche Bilder.
 
@Bukowski Du glaubst nicht, wie mich das freut - Danke!


Da die Lütte heute den Rotz hat und die Kita gestrichen war, war ich auf Daddy-Duty… also nüscht geschliffen. Über die Feiertage wirds wohl eher auch nix also dauert es noch ein paar Tage bis zur Ziellinie.

Damit das hier zum Fest nicht auf ner traurigen Note endet, ein kleines Preview vom jetzigen Zustand des Kneipchens in seinem natürlichen Habitat

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Das Parierstück habe ich mit Schnellbrünierung patiniert, die Hornschalen mit etwas Holzbeize vergilbt.
 
Die Kombi ist einfach geil. Das super gleichmäßige Querfinish auf dieser mächtigen und ansonsten völlig plainen Bowie-Klinge, dazu der straighte Hirschhorn-Griff mit den kleinen Doppelpins und dazwischen das schlichte Messing-Parierstück. Selbst die Ausformung des Choils gefällt mir. Das ist so schnörkellos klassisch, die Linie so stimmig, sowas sieht man, zumindest handwerklich so sauber umgesetzt, inzwischen leider selten.
 
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Mensch, was für ein schönes Messer! Endlich mal wieder ein richtig tolles Bowie; schön schlicht, aber nicht einfach. Klasse umgesetztes Thema: Ein Bowie, das jeder West-Mann gerne hätte.
Ich freue mich schon sehr auf das gefinishte Endergebnis und bin gespannt, ob du auch mit Leder derart meisterhaft umgehen kannst.

Schöne Feiertage im Kreise lieber Menschen
lvk
 
@Bukowski was Du da schreibst trifft wirklich ganz tief drinnen - das ehrt mich sehr! Schnörkellos war für mich die Grundvoraussetzung. Das Messer ist komplett ohne Skizzen entstanden, nur aus den Eindrücken, die ich mir auf Bildern von klassischen Sheffield Bowies verschaffen konnte. Um so mehr freut es mich, daß ich Deinen und den Geschmack einiger Anderer, deren Meinung mir tatsächlich etwas bedeutet, treffen konnte. Danke dafür!

@lvk Dir auch ganz herzlichen Dank! Leder ist leider nicht meine größte Spezialität. Ich beherrsche zwar den Sattlerstich und bekomme auch relativ gerade Nähte hin, würde aber im „Ernstfall“ lieber auf einen Profi zurückgreifen, der auch etwas stilistisch passendes hinbekommt.

@herbert Du bist schon ein paar Jahre länger im Thema und bestimmt auch tiefer im „rabbit-hole“ als ich. Als ich ins Forum gekommen bin, waren Deine Texte hier schon Klassiker. Ein Lob aus Deiner Feder hat echtes Gewicht für mich. Danke!
 
Guten Morgen,

möchte mich auch anschließen:
Tolle Arbeit! Ein sattes Stück Metall, sauberes Finish (gerade auch die Fase Richtung Spitze), das Parierelement klassisch schlicht und was mir absolut super gefällt: die Griffkontur mit ganz leichtem Schwung nach innen in der Griffmitte und hinten wieder ein wenig dicker werdend.
Das passt so (auch in allen Details: ziemlich gut!) ;)

Gruß,
Torsten
(der immer gerne Entstehungsgeschichten mit Bildern liest/ anschaut)

Schöne Feiertage!
 
Da kann ich mich meinen Vorpostern nur anschließen - wirklich ein klasse Thread, cool beschrieben, interessant zu lesen und ein tolles Messer in der Mache.

Danke für's Teilen und in freudiger Erwartung von MEHR!

Greetz

Virgil
 
@Peter1960 @Taperedtang @Virgil4 - vielen Dank! Ich finde es auch immer sehr interessant, wie Andere an verschiedene Probleme herangehen und habe dadurch eigentlich fast alles übers Messermachen gelernt. Das meiste davon hier im Forum von Mitgliedern, die viele Bilder und gute Texte eingestellt haben.

@xtorsten Du hast es tatsächlich gesehen - Freue mich riesig! Ja die leichte Flaschenform des Griffs war mir wichtig. Bei kleineren Bowies ist ein komplett gerader Griff bestimmt kein Hindernis, bei dieser größeren und vor allem schwereren Ausführung verspreche ich mir von der Taille ein bisschen mehr Halt, wenn es mal gröber zur Sache geht.


Heute habe ich tatsächlich Einiges geschafft. Nur die Fotos sind mir bis auf zwei leider durchgegeangen…

Die wirklich nervenaufreibende Nummer heute war der ballige Anschliff. Ich hatte bei einem Flachschliff über 43mm Klingenbreite knapp 0,6mm an der Schneide stehen lassen. Die wollte ich auf einer Breite von ca. 10mm nahe 0 bringen, also genau so weit, daß sich noch kein Grat aufwirft. Am Ende sollte dann eine Mikrofase den Abschluss bilden.

Dafür musste ich zuerst mit den Flanken so nahe wie möglich ans Schleifband kommen, ohne mir das Finish komplett zu versauen.
Gelöst habe ich das mit einer Doppellage Malerkrepp am Rücken und einer einfachen Lage an den zu schützenden Flanken. Ich habe, um die Balligkeit herzustellen, an der Stelle des Bandes geschliffen, an der es frei läuft, also dem Druck leicht nachgibt und die Klinge tatsächlich bis auf das Klebeband herab sehe sanft aufgelegt.
Die Bandgeschwindigkeit war extrem langsam. Zum Einen, um die WB zu schonen - zum Anderen, um Flüchtigkeitsfehler zu vermeiden.

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Danach habe ich das Finish wiederhergestellt und die Fase mit einer feinen Diamantplatte, dann einem 1000er Chroma, gefolgt von einem belgischen Brocken und Chromoxydpaste auf Leder angebracht. Seit dem krieg ich das belämmerte Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Haare und Papier fliegen nur so und nach kräftigen Dreschen auf Kanthölzer ist kein Schärfeverlust feststellbar.

Dank @lvk versuche ich mich jetzt tatsächlich auch an einer Lederscheide… so richtig mit Stiefelspange und getrennter Gürtelhalterung. Hoffentlich wird das was 😅 der Anfang ist schon gemacht - zeigen werde ich das Ganze aber erst, wenn ich sicher bin, daß meine Ideen dazu umsetzbar sind.


Danke an Alle, die sich bis hierhin durchgekämpft haben - beim nächsten Mal gibt es wieder mehr Bilder!
 
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Da muß man sich gar nicht durchkämpfen, es macht Spaß, das Projekt zu verfolgen. Das ist wirklich ein gelungenes Messer, und vor allen Dingen hast Du eine Menge Ideen und auch Arbeit hineingesteckt. Das Ergebnis dankt es Dir.
Mach weiter so! Dann haben wir alle auch noch mehr Freude.
Und auf die Scheide sind wir alle sehr gespannt.
 
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