Ach Kinners, warum überlaßt Ihr mir den das...
Okay, ich hatte es ja bereits angedroht; nachdem ich den Sharping aus Jürgens Auktion gewonnen hatte, bleibt mir ja auch nichts anderes übrig wie meinen Senf auch dazu zu geben.
Die ursprünglich geplante detaillierte Beschreibung mit Verbesserungsvorschlägen spare ich mir (weshalb - siehe unten), und versuche mich statt dessen kurz zu fassen.
Der Sharping macht auf den ersten Blick einen grundsoliden Eindruck, leider birgt das Grundkonzept jedoch m.E. nicht hinnehmbare Unzulänglichkeiten, die mich dazu bringen - soviel vorweg - das Gerät als
nicht empfehlenswert zu Bewerten:
1/ Nur ein Winkel und der falsche.
Der Sharping hat, wie ja mittlerweile bekannt sein sollte, nur einen festen Schleifwinkel.
Das ist und bleibt ein Handicap, Herr Zeller ob Sie es glauben oder nicht, die meisten Klingen-Hersteller haben sehr wohl mit Bedacht den angebrachten Winkel gewählt !
Okay, also nur ein Winkel. Aber wieso dann um Gottes Willen so einen spitzen ?
(Und wieso hat dies noch keiner so richtig bemäkelt ?)
Ich habe es nicht nachgemessen, aber die angegebenen rund 30 Grad Gesamtwinkel könnten schon hinkommen.
Für einen Universalwinkel halte ich dies für sehr gewagt, weil recht spitz.
Herr Zeller, wenn Sie auf nur einen Winkel bestehen, sollte dieser dann nicht möglichst universell, "allpassend" und auf der sicheren Seite sein ?
Vielleicht wäre ein Blick auf das Konkurrenzprodukt Spyderco Sharpmaker hilfreich gewesen.
Nicht ohne Grund arbeitet der Sharpmaker mit 40 Grad Gesamtwinkel.
30 Grad sind ganz nett für was recht feines aber was ist mit Messern fürs auch nur etwas gröbere,
ich denke nur mal an ein Ausbeinmesser. Soll ich das damit etwa auch schleifen ?
Jetzt bitte kein "Aber Sie kriegen's ja auch ganz schnell wieder scharf" - das rechtfertigt nämlich kein Verringern der Schnitthaltigkeit auf einen Bruchteil - und kein Mensch kauft sich einen Schärfer weil's soviel Spaß macht.
Ausbrüche an der feinen Schneide ? Ich möchte gar nicht dran denken...
Eine elend weite Fase an jedem Messer rundet das Winkeldilemma optisch ab.
Wir halten fest: Ein Schleifer für Messer
fürs feine.
2/ Winkelkorrektur:
Durch den kleinen Winkel ist auch häufig ein Vorschleifen der Klinge nötig.
Mit dem Sharping selber ist dies kaum aufgrund des immensen Zeitbedarfs - Stunden - möglich. Von der Kostspieligkeit durch den Schleifscheiben-Verbrauch mal ganz abgesehen.
Okay, Schleifscheiben kann man sich auch problemlos selber machen, aber der Zeitbedarf bleibt indiskutabel.
Alternative Vorschläge vom Hersteller ?
- Die Messer zum professionellen Messerschleifer bringen.
Ich kann darüber ehrlich gesagt nicht lachen ...
- Selber mit einem "einem elektrischen Nass-Schleifer " machen.
Herr Zeller, mal ganz unter uns, wer dies beherrscht, der braucht Ihre Maschine wirklich nicht !
Der Winkel sollte nämlich peinlichst genau stimmen und gleichmäßig sein, sonst schleift man sich mit dem Sharping trotzdem noch einen Wolf.
Mein Vorschlag: Mit einem Lansky/Gatco Set. Aber braucht der Besitzer dann noch den Sharping ?
Als letzte, und m.E. einzig brauchbare Alternative: Zwei Messer können an die Firma Sharping zur Winkelkorrektur eingeschickt werden.
Wir halten fest: Ein Schleifer für Messer fürs feine -
u.U. nur für zwei.
3/ Die schwache Abtragsleistung:
Getestet wurde der Sharping mit den angebotenen Schleifscheiben mit 240, 1000 & 3000er Körnung, sowie mit Eigenproduktionen in 120er Körnung.
Fazit: Der Abtrag ist enttäuschend schwach, auch die 120er konnten die Sache nicht wirklich retten.
Hauptverantwortlich für die geringe Schleifleistung ist der geringe, nicht beeinflußbare Anpreßdruck der durch die eingebaute Spiralfeder vorgegeben wird.
Die Feder durch eine stärkere ersetzen ? Dies hatte ich kurzzeitig angedacht jedoch rasch wieder verworfen, weil die Art der Klingenhalterung (gleichgültig ob PK-7 oder PK-8) kaum mehr Druck
zulassen würde. Schon bei geringer Drucksteigerung würden die Halter nachgeben und der Schleiffwinkel wäre Marke Zufall.
Jetzt argumentiert die Firma Sharping garantiert, viel Abtrag braucht man ja gar nicht, für das Bißchen Nachschleifen nach dem Grundschliff reicht es allemal.
Ausbrüche Herr Zeller ? Was soll ich machen ? Soll bei so schlanken Schneiden ja mal vorkommen.
Stundenlang schleifen ? Okay, ich bringe das Messer nochmals zum Messerschleifer-Profi ...
Wir halten fest: Ein reiner
Nachschleifer für Messer fürs feine - u.U. nur für zwei.
4/ Die vernachlässigten Enden der Schneide:
Konstruktionsbedingt erfolgt der vielgepriesene Kreuzschliff nur in der Mitte, die Enden werden nur in einer Richtung geschliffen.
Damit könnte ich noch gut leben, wenn dies nicht auch bedeuten würde, daß beide Enden auch weniger geschliffen werden - der Filzstifttest belegt dies.
Bei der Spitze kann man sich noch damit behelfen, diese in einen weiteren Arbeitsgang durch leichtes Eindrehen auf dem Halter separat nachzuschleifen, das kostet halt nur zeit.
Beim anderen, dem Griff zugewandten Ende der Schneide ist Hopfen und Malz verloren.
Da der Sharping ohnehin nicht bis direkt an den Griff schleifen kann, ist, falls das Messer kein Rikasso hat, die Summe von völlig ungeschliffenen bzw. vernachlässigten Teilen der Schneide recht beachtlich.
Insofern ist der Geringe Abtrag sogar noch von Vorteil. Ansonsten würde der Sharping über kurz oder lang noch aus jedem Messer ein Recurve machen.
Wir halten fest: Ein reiner Nachschleifer
nur für die Mitte der Klinge für Messer fürs feine - u.U. nur für zwei.
5/ Keine Studs/Posts:
Nur am Rande nochmals als weitere Einschränkung erwähnt.
Damit scheidet ein Großteil der Modernen Taschenmesser aus.
Wir halten fest: Ein reiner Nachschleifer nur für die Mitte der Klinge für Feststehende Messer fürs feine - u.U. nur für zwei.
Und da stellt sich die Frage wer so etwas braucht ...
Herr Zeller, es fällt mir wahrlich nicht leicht diese geballte Kritik hier publik zu machen, den ich bewundere Ihren Unternehmergeist und Ihren Erfindungsreichtum.
Aber für einen schonungslosen Erfahrungsaustausch ist so ein Forum da.
Sie haben sicherlich unendlich viel Zeit, Mühe und Geld in dieses Projekt gesteckt.
Bei einer objektiven Einschätzung Ihrerseits, hätten aber die geballten Handicaps des Systems sie rechtzeitig in eine Andere Bahn leiten sollten.
(Falls ich irgendjemanden immer noch nicht abgeschreckt haben sollte - ich hätte eine gut erhaltene PK7/PK8 Kombi günstigst abzugeben
- ist weg - danke ! )