Hi,
ich stand auch bis vor kurzem (und seit genaugenommen 5 Jahren ;-) vor dem Problem, ein Einhand-Messer zu finden, dass sowohl alltagstauglich als auch ansehnlich ist, eine passable Größe und Klingenlänge sowie ein annehmbares Gewicht hat, Qualitativ hochwertig ist und sowohl in Jeans, Anzug als auch weißen Sommerhosen noch gut aber nicht auffällig (sondern eher deeskalativ) aussieht aber mit einer Klingenlänge, die nicht an ein Spielzeug erinnern soll.
Bis dahin hatte ich ein Buck XLTi 560 in Gebrauch. Ein Messer an dem es für mich absolut nichts auszusetzen gibt außer zwei Dingen:
- kein Hosenclip; da es aufgrund der Länge solo in der Tasche untragbar ist, ist man immer auf die Gürteltasche angewiesen, was ohne Jacke Zweifelsohne sehr auffällig und mit geschlossener meist schlecht erreichbar ist,
- keine Einhandöffnung.
Früher hatte ich fast immer beide Hände frei. Heute bin ich verheiratet und habe 2 Kinder. Das soll keine Beschwerde sein

, nur der Hinweis auf veränderte Bedingungen und der Suche nach neuen Lösungen.
Mein Buck fand eine neue Heimat bei einem österreichischen Messerfreund.
Meine Erfahrungen mit Einhandmessern der letzten 5 Jahre:
2002
Böker Walter Brend BTF I / BTF II
es ist so ein schönes Messer, und eines der zwei mehrfach bei Böker Umgetauschten hätte mein
All
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Messer werden sollen, aber leider galt bei allen:
- schlechte Verarbeitung: die Holz- als auch die G10-Schalen waren nicht korrekt aufgeklebt bzw. nur an einem Punkt genietet und lösten sich beim Gebrauch von den Liner, die ihrerseits nicht entgratet waren (Verletzungsgefahr)
- unsicher: die Klinge hatte in den mickrigen Titanlinern keinerlei Seitenhalt (nicht Verwindungssteif), der Linerlock selbst löste sich (vermutlich deshalb) des öfteren unvermittelt und bescherte mir fast blutige Finger
Falls Böker nicht grundlegend was an Konstruktion, Qualität und Material getan hat, lieber die Finger weg; es sei denn, es soll nur zur Anschauung dienen.
2003
Spyderco Military (gerade Klinge, CPM-440V)
ein tolles Messer, aber etwas zu groß für meine Hände; außerdem:
- bei etwas schnellerem Öffnen verhakte sich der Titanlinerlock (mittlerweile bekannt und bestätigt)
- das G10 hatte (und hat) eine sehr aggressive Oberflächenstruktur, die dem Hosenstoff (auch von Felduniformen) massiv zusetzt
- die Klinge ist aufgrund ihrer bauchigen Form, nicht aufgrund der Länge, nur eingeschränkt für alltägliche Aufgaben einsetzbar
- der Linerlock steht ziemlich offen, so dass ich bei normaler Benutzung die Klinge mehrfach unbeabsichtigt entriegelt habe
... was ich letztlich sehr schade fand und mich mit einem weinenden Auge vom Military trennte.
2003
CRKT M16-14 Desert Big Dog
Eigentlich (fast) das Messer für mich. Hat mich bis 2005 begleitet.
Verarbeitung, Funktion, Zuverlässigkeit und Qualität: Top!
Aufgrund der Größe und auch des, meiner Meinung nach, ziemlich militärisch-technischen Aussehens, weswegen ich in der Öffentlichkeit beim "rausholen" des BigDog (des Messers natürlich) des öfteren argwönisch beäugt wurde, hat es letztlich nur noch zu Hause herumgelegen.
Es kam wie es kommen musste, meine Frau benutzte es in meiner Abwesenheit zum Zersägen des Tannenbaumes, was ihr dann doch einige Worte der Missbilligung von mir eingebracht hat. Diesen Missbrauch entschuldigte sie dann mit den messerlobenden Worten "ging aber sehr gut". Woraufhin ich mich wieder davon getrennt habe (vom Messer), um ihm weiteren Missbrauch zu ersparen.
Schließlich habe ich für solche Arbeiten mehrere Sägen.
2007
Benchmade VEX (10750)
Dieses Messer vereint alle Kriterien und Wünsche und ist Quasi für mich das "bessere" Military bei vergleichbarem Gewicht.
Mit ca. 125 Gramm ist das Benchmade VEX trotz des Einsatzes von "massiven" Materialien angenehm leicht, aber nicht zu leicht.
Es ist absolut sauber und hochwertig verarbeitet und "von Hause aus" sauscharf.
Die Gesamtform ist, ob geöffnet oder geschlossen, angenehm gerade und kommt ohne Schnörkel, Kanten, Riefen, Vertiefungen, Einlagen oder Aufsätzen aus.
Klingenform - stärke und -länge machen es absolut alltagstauglich.
Die Stahlliner geben die erforderliche Verwindungssteifigkeit und der Linerlock verbeißt sich nicht so wie Titan.
Der Linerlock ist ziemlich verdeckt, was unbeabsichtigtes Entriegeln Quasi unmöglich macht und verriegelt mit einem satten Schmatzen.
Die G10-Schalen sind deutlich weniger rauh als die vom Military aber trotzdem griffig, auch mit nassen Händen.
Das Messer ist komplett verschraubt und somit bei Bedarf (der hoffentlich nicht Eintritt) demontierbar.
Das Öffnungsloch, statt des vor Ablauf des Spyderhole-Patents sonst üblichen Knubbels, der sich zu allem Überfluss auch mal gern im Taschenfutter verhakt, kommt mir sehr entgegen.
Die glänzenden Stahlteile sind alle kratzfest antrazitfarben beschichtet, so dass es etwas "harmlos" daherkommt. Genau das was ich gesucht hatte, so eine Art Wolf im Schafspelz.
Danke übrigends an Revierler, dessen Vorstellung des Benchmade Vex
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=38307&highlight=benchmade+vex
mir eine entscheidende Kaufhilfe war.
Der Preis war dann letztlich noch ein absolutes Kaufargument.
Einzig der, im Vergleich zu den vorgenannten, sehr fest zupackende Hosenclip stört mich etwas. Da aber auch dieser aus Stahl ist, werde ich ihn demnächst mal demontieren und vorsichtig auf eine erträgliche Druckkraft formen.
Für die Recurveklinge werde ich wohl meinen 1000/6000er Bankstein an einer Kante abrunden müssen. Aber was wäre das Leben ohne neue Herausforderungen.
Der o.g. Vorstellung des Benchmade Vex kann ich aus meiner Sicht noch zwei Sachen ergänzend hinzufügen:
1. die Klinge sitzt bei meinem Modell absolut mittig im Griffstück
2. an den beschriebenen Phosphor-Bronzescheiben muss wohl ein Mangel eigetreten sein, denn bei meinem Modell wurde nur eine verbaut, auf der anderen Klingenseite ist eine graue Stahl(?)scheibe und eine weiße Silikon(?)scheibe
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Der Thread ist zwar schon etwas älter, aber noch nicht abgeschlossen.
Vielleicht konnte ich noch eine kleine Hilfe bei der richtigen Wahl sein.