Griffmaterial [Holz mit Epoxy stabilisieren?]

sanjuro

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Griffmaterial

Ich hätt' mal gern ein Problem: kann man in Eigenarbeit kleine Mengen Holz stabilisieren? Ich stelle mir das so vor, dass ich mein kleines Stück Buchenholzkrebs (selbstgesägt) in heißem Epoxidharz aufkoche. Bevor ich da aber so drangehe und meinen Drucktopf versaue, wüsste ich doch gern, ob das etwas zum Selbermachen ist, oder ob ich danach vielleicht ausziehen muss.

Danke für Hilfe!

Gruß

sanjuro
 
Schmeiß mal die Suchfunktion an, da wirst Du zu diversen Verfahren fündig.
o.technikus hat auf seiner Homepage auch sein Wissen zusammengetragen. Ist ganz interessant.
 
Hi sanjuro!

Vom Aufkochen von Epoxidharzen würde ich dir abraten!

Unter Hitzeeinwirkung können die Epoxidharze zum einen auch ohne Härter auspolymerisieren.
Zum anderen steigt mit der Temperatur die Reaktionsgeschwindigkeit (pro 10° verdoppelt bis vervierfacht sich die Reaktionsgeschw.)
Das heißt: Auch wenn du ein Epoxidharz verwendest, dass bei Raumtemp. 24 oder sogar 48 h zum Aushärten benötigt, hast du unter Umständen einen festen Klotz im Dampfdrucktopf.
Wenn du Pech hast fängt das Ganze auch noch zu Brennen an. Bei einer so beschleunigten Reaktion wird die Energie, die sonst über 24 oder 48 h frei wird innerhalb von Minuten frei. Das führt zu einem zusätzlichen, nicht kontrollierbaren Temperaturanstieg.

Da möchte ich nicht in der Nähe sein - Dampfdrucktöpfe können auch platzen und Küchen erst recht brennen......:eek:

Ganz Abgesehen davon hast du in einem Danpfdrucktopf weder einen Möglichkeit die Temperatur zu steuern, noch eventuelle Schaumbildung zu verhindern.
Die Vorstellung wie das Überdruckventil des Topfes fröhlich Schaum in deiner Küche, Werkstatt oder sonstwo verteilt ist allerdings schon recht spaßig!:steirer:

Da bleibt man besser bei Raumtemperaturen und Vakuum.....

Gruß Tobi
 
Hi,
man lernt nie aus. Was genau ist "Buchenholzkrebs"? Diesen Ausdruck hab ich noch nie gehört. Danke für die Antwort.
 
Guten Abend, Bamboo-Jack!

Wenn man durch den Wald geht und den Blick ein wenig schweifen lässt, sieht man gelegentlich ungewöhnliche Auswüchse an den Stämmen und Ästen, die z.T. auch richtig groß werden können. Nach meiner Beobachtung findet man sie mehr bei Laub- als bei Nadelbäumen. Ob man sie im pathologischen Sinn mit Krebsgeschwülsten vergleichen kann, weiß ich nicht; offenbar führen sie nicht zum Tod des Baums.

Wenn man eines solchen "Knubbels" habhaft werden kann (z.B. beim Baumfällen) und ihn aufsägt, offenbart sich eine wilde Maserung, die durchaus wie Thuja oder Amboina aussehen kann, allerdings naturgemäß weniger hart ist. Meist ist das Holz kompakt, hat also weniger Hohlräume als Olive oder Thuja.

Bei Bambus hab' ich das noch nicht gesehen...

Gruß

sanjuro
 
Last edited:
Re: Griffmaterial

Original geschrieben von sanjuro
Ich hätt' mal gern ein Problem:

guter gott, die leute haben anliegen, - man glaubts nicht. :rolleyes:

aber zum thema,
kommt wohl die nächste zeit auch auf mich zu.
werd wohl so vorgehen :
ziemlich nah an die endform rangehen, in dünnflüssiges epoxid einlegen, nach dem aushärten finishen.

keine ahnung, ob das so machbar ist. bin aber guter dinge. :cool:

grüsse,..
 
Ich kenn zumindest zwei Leute die allergrösten Aufwand betrieben haben um Holz zu stabilisieren, die Ergebnisse waren nicht zufriedenstellend.

Wenn man das Holz nur einlegt, dann zieht das Epoxid höchstens in die Randbereiche ein. Schwund wird es wohl nicht beseitigen, aber wenn man dadurch erreicht das am fertigen Griff ein zwei mm der Oberfläche etwas getränkt sind, schützt das sicher sehr weiche Hölzer vor Druckstellen und Macken.

Irgendwo hab ich mal gelesen dass ein Messermacher das Epoxid auf den fertigen Griff aufgetragen hat, durch erhitzen per Flamme will er dann erreicht haben, dass sich das Harz fein verflüssigt hat und so recht tief eingezogen ist. Kann mir richtig vorstellen wie gesund solche Dämpfe sind.

Ich find, wenn man sich beim Messermachen um wirklich alles kümmern will, kommt man vom Wesentlichen ab, deshalb greif ich da lieber auf Produkte von Profis zurrück.

freagle
 
hi peter,

hochwertige materialien würd ich auch von profis behandeln lassen.
aber wenn man buchenkrebs en masse hat, kann man schon div. probieren.
brenner hab ich leider noch nicht, ich dachte ehr an warmes wasserbad.

ja u. wer sich vor die dämpfe stellt, :glgl: , .....

je mehr man selber macht umso größer der spaßfaktor, -- sollte dir doch nicht so fremd sein. ;)
 
Ohne mich durch die Forensuche gequält zu haben:
Ich denke Moppekopp gibt den einzig gangbaren weg an - Vakuum.
Der technische Aufwand ist recht gering, eine schnöde Wasserstrahlpumpe und ein Vakuum-Dessicator als Unterdruckbehälter reichen schon, 'ne Möglichkeit der groben Druckmessung könnte auch nicht schaden. Das ist primitive Labor-Minimalausrüstung, das hat sogar jeder bessere Hobbykoch. :hehe:
Das Funktionsprinzip ist von der Theorie her einfach:
Durch den starken Unterdruck wird sämtliche Luft aus dem (in dünnflüssigem Epoxidharz getauchten) Holz gesaugt. Sobald man den Druck wieder auf Normalniveau ansteigen läßt, wird das Epoxy von dem Holz aufgesaugt, in etwa so als ob man einen zusammengepreßten Schwamm freiläßt.
Soweit die Theorie...

Mögliche Probleme:
- Wenn der Druck zu schnell absinkt, bzw. falls Luft bzw. Wasserdampf nicht schnell genug entweichen können, mag das Holz aufplatzen. Unwahrscheinlich aber nicht auszuschließen.

- Wenn man mit dem Unterdruck ziemlich tief geht, und ich denke daß ist hier nötig, tut man im Grunde genommen nichts anderes als kalt sieden. Wenn der Unterdruck ausreicht fängt Wasser an bei Zimmertemperatur an zu kochen.
Sämtliche Restfeuchte wie auch niedrig siedende Ätherische Öle und was noch so alles verdampfen kann wird restlos aus dem Holz entfernt.
Ob diese kurzfristige Radikalentleerung des Holzes Folgen hat (z.B. reißen) kann ich nicht abschätzen.

- Keinen Schimmer habe ich, welche Siedepunkte die Komponenten des Epoxys haben. Falls da was anfangen sollte zu blubbern, hat man ein Problem. :glgl:

An Sanjuros Stelle würde ich es auf alle Fälle mal versuchen, soo Schlecht stehen die Chancen nicht, und der Aufwand ist minimal falls man einen hilfsbereiten Laboranten oder Studenten aufgabeln kann.
Versuche mit Erhitzen halte ich für aussichtslos.
 
Hallo sanjuro,
ich würde es allerdings mit einem Campingkocher draußen versuchen. Zum einen wegen der Dämpfe und wenns schiefgeht, steht wenigstens das Haus noch.

Gruß Heinz
 
Du wilst also Holz und Epoxidharz in ein Kochtopf zusammen tun und warm machen? Bist du Wahnsinig? Lies doch den Etikett am Epoxidharz! Das kann man doch nicht im ernst meinen oder?
 
@ Kevin: Nene keinen Kochtopf sondern einen Dampfdrucktopf! Wenn dann auch richtig! :D

Also für erste Versuche reicht wie Palladin geschrieben hat eine Wasserstrahlpumpe. Als Gefäß kann man auch ein Marmeladenglas nehmen und durch den Deckel einen Hahn setzen. An den man den schließt Vakuumanschluss an. Um das Marmeladenglas am Besten noch ein Schicht Klarsichtfolie kleben - dann passiert auch nichts, wenn es mal aneckt und implodieren sollte.

Als Stabilisierungsmittel eignet sich ein thermisch zu aktivierendes Monomer eher. Bei den Substanzen, die mit einem Initiator (Härter) versetzt werden müssen, hat man das Problem, dass die Gemische innerhalb der Aushärtezeit immer viskoser werden. Auch wenn sie noch lange nicht ausgehärtet sind.

Gruß Tobi

btw: @sanjuro: Warum willst du eigendlich Buchenkrebs stabiliesieren?
Eigendlich ist der doch recht hart.
 
Epoxi-harze schäumen unter Vacuum fürchterlich.
Wasserstrahlpumpe nicht direkt anschließen, sondern eine Flüssigkeitsfalle zwischen setzen. Das Einsaugen geht recht gut wenn ein Teil des Holzes aus der Flüssigkeit rausragt. Dann langsam Vacuum anlegen und halten. Einige Zeit warten und nochmal weiter evacuieren.
Durchhärten ist dann noch ein weiteres Problem. Eventuell geht das dann im Drucktopf.
 
Hilfreich ist sicher sich mal die von oldie.technikus beschriebenen Erfahrungen durchzulesen, dann sieht man das Thema Stabilisieren vielleicht etwas nüchterner.

Stabilisieren

Wär es den wirklich so einfach wie man es gelegentlich aus manchen Tips entnehmen kann, wär hier in Europa sicher schon jemand auf diesen Zug aufgesprungen. Das braubare stabilisierte Material das in unseren Breitengraden angeboten wird stammt überwiegend wenn nicht ausschließlich aus den USA, wo es nach meinem Wissen auch nur zwei Firmen gibt, die bezahlbare Qualität liefern.



freagle
 
moin
ich hab mal versucht ein poröses knochenstück mit gefärbten laminierharz in einem marmeladenglas,in dem ich unterdruck mit
einem weinsafer erzeugt hatte,zu stabilisieren.hab den versuch abgebrochen da es heftig schäumt und sehr heiss wurde .das glas konnte ich nicht mehr anfassen.wenn das dann implodiert,oder man sonst
wie mit dem heissen harz in berührung kommt ist das nicht mehr so witzig
 
Na, da sind doch recht brauchbare Informationen dabei, die mir sicher weiterhelfen werden. Es ist in der Tat so, dass ich Freude daran habe, eigene Materialien zu verwenden, natürlich nicht um den Preis der Gesundheit. Aber das Machen ist für mich eben ein Teil des Spaßes; sonst könnte ich ja auch fertige Messer kaufen; die sind ohnehin viel perfekter als meine!

Jedenfalls danke ich den erfahrenen Machern für die kompetenten Ratschläge!

Gruß

sanjuro
 
Wenn du wirklich mit Freude daran arbeiten willst, dann musst du Mittel verwenden, die sehr kleine Moleküle haben und erst im Holz polymerisieren. Epoxy ist völlig ungeeignet.

Dünnflüssiger Sekundenkleber geht z.B., ich glaube Aleena hat einmal geschrieben, dass es den sogar in größeren Gebinden gibt, Habe nur noch nicht rausgefunden wo. Da man aber nicht zu viel davon benötigt geht es vielleicht auch mit Sonderangeboten oder Starbond. Ich würde dann aber immer so vorgehen, dass ich die Griffhölzer maximal vorschleife und erst dann tränke, z.B. mit dem Kleber in kleine Plastikbeutel oder flache Schalen geben, die dann in den Vak.-Behälter. Vakuuum ist wichtiger als Druck.

Die Profi Methode nutzt aber immer noch das bekannte MMA + Aktivator.

Übrigens auf meiner Homepage beschrieben

http://home.t-online.de/home/technikus-Meldorf/index.html

Inzwischen habe ich auch Rezepte gefunden, die noch zusätzliche Monomere einsetzen um die Ergebnisse zu verbessern. Ich lasse allerdings inzwischen ausgesuchte Hölzer immer bei Mike Ludemann in USA behandeln. Ist einfach gesünder als die Stinkerei im Hobbylabor. Ausserdem sind die richtig wirksamen Radikalstarter verdammt explosiv und man muss bei tiefen temperaturen arbeiten, damit die Reaktion nicht durchgeht....

Gruß

Volker
 
Hallo o.technikus
Du schreibst(Zitat):
Habe nur noch nicht rausgefunden wo..... Starbond....

dann weißt Du doch alles, steht nicht im Online-Shop, gibts aber
für Großverbraucher, Knochengräber, Uni´s, Messermacher.....
Bitte mail schicken für Angebot.

Obwohl wie ich sanjuro´s Messer mit den Horngriffschalen gesehen habe,
war mir klar: da mach ich pleite bei, so kleine Flaschen hab ich doch nicht.

munter bleiben

Gerhard
 
Lieber Herr Christmann,

ich mache nicht nur Miniaturen, sondern das war mein erstes Mini-Messer. Also droht da doch noch Umsatz!

Einen ersten Versuch habe ich mit dem dünnflüssigsten STARBOND (02) an meinem Buchenholzkrebs jetzt gemacht: ohne dass ich mit dem (unbewaffneten) Auge an dem kräftig gemaserten Holz hätte Unterschiede wahrnehmen können, zog STARBOND sehr unterschiedlich stark ein. An der 10 mm starken Platte hatte ich Stellen mit vollständiger Durchtränkung (der Rinde etwas näher), aber auch andere, an denen der Cyanacrylat-Kleber nur einige Zehntel tief eingedrungen war (im Kernholz). Die Dichte des Holzes, der Trocknungsgrad und der Verlauf der Leitbündel spielen offenbar eine große Rolle bei diesem Verfahren.

Für mich kristallisiert sich in diesem Stadium des Versuchs heraus, dass die "professionell" stabilisierten Hölzer wohl wirklich die besten Eigenschaften hinsichtlich Stabilität gegen Reißen und Schrumpfen haben. Will man selber "stabilisieren", weil die Holzmengen zu klein zum Wegschicken sind, dann muss man wirklich die Form des Griffs nahezu fertigstellen. Dann kann man mit STARBOND gute Ergebnisse in der Verbesserung der Oberflächenhärte und -dichte erzielen. Zudem wirkt das Material wie ein gutes Öl: die Optik des Holzes verbessert sich sehr und gibt die Maserung schöner wieder.

Freundliche Grüße aus der Versuchsabteilung!

sanjuro
 
Hallo Leute, hallo Sanjuro



das mit dem "Pleite machen" war Spaß, das Messer hat mir gefallen.

Grundsätzlich könnte man sagen, da wo nicht viel Kleber einzieht, muß
auch nicht unbedingt stabilisiert werden, da ist die Holzsubstanz besser.
mfg
Gerhard
 
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