Härtefehler

axel krepper

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Hallo an alle, insbesondere die Stahlspezis!
Ich habe meine schöne neue, fast fertige Klinge durchgebrochen!
Aber der Reihe nach:
Sandvigstahl gekauft,12C27,und bei 800 Grad weichgeglüht.
Klinge gesägt, gefeilt und geschliffen.
In Seidenpapier gepackt,in Härtefolie gewickelt und bei 1040 Grad
in einem zahntechnischen Muffelofen 20 Minuten gehärtet.
Spitze voran in heissem Rapsöl abgeschreckt.
Mit Härtefolie 2 mal bei 200 Grad angelassen, dann ausgepackt.
Jetzt kommt`s: Bei dem Versuch , ein Glas zu ritzen, ist mir sofort
die Spitze abgebrochen! Etwas irritiert habe ich dann die Klinge
in den Schraubstoch gespannt und so etwas wie eine "Federprobe"
gemacht,ich schwöre!!! nur ganz leicht!!! Sofort ist die Klinge mit
einem fiesen "KLACK" in zwei Teile gesprungen. Die Bruchfläche
ist nicht grau,sondern hell silbern und extrem grobkörnig,wie
Salzkörner.Irgendwas habe ich wohl falsch gemacht, ich weiss
bloss nicht, was...
Vielleicht hat ja jemand eine Idee?
Frohes Fest und viele Grüsse,
Axel Krepper
 
Da hat entweder der Stahlhersteller gepfuscht und den Stahl überhitzt oder Dein Muffelofen zeigt viel zu wenig Temperatur an und hat die Klinge überhitzt. Jedenfalls ist der Stahl irgendwann viel zu heiß geworden.
 
Hallo nochmal!
Also, ich hab mich mal beim Hersteller schlaugemacht.
Herr Sandvig sagt:12C27 Härten bei 1080 Grad ,mit 5 Min.Haltezeit.
"Too long holding time at the optimal hardening temperature increases
the amount of retained austenite and lower the hardness."
Da waren meine 20 Minuten Haltezeit wohl n`büschn zu lang....
Und immer schön den Beipackzettel lesen!
Gruss, Axel krepper.
 
Axel - da gebe ich gefühlsmäßig eher Dir recht. Zu lange Härtezeit, ev. zu kurze Anlaßzeit.

Ich härte lieber etwas höher in der Temperatur (1080°, dafür aber nur 3-4min). Allerdings mit Härteschutzlack. Bei der Folie bin ich mir unsicher, wie lange es dauert, bis sie durchgewärmt ist. Anlassen dann 1,5 bis 2h, dann tiefkühlen. Allerdings lasse ich öfter bei steigenden Temperaturen an und prüfe die Härte nach jedem Anlassen.

Weihnachtsgrüße aus dem Schwabenland

Gerhard
 
Also erst mal führen ja vornehmlich zu hohe Temperaturen zu Kornwachstum und nicht zu lange Haltezeiten bei niedrigerer Temperatur. Die Kombination hohe Temperatur UND lange Haltezeit ist natürlich tödlich in Sachen Kornwachstum.

Die Haltezeiten bei den rostfreien Stählen braucht man aber andererseits, um eine Diffusion der Legierungselemente zu gewährleisten, sprich um die Stähle auch wirklich rostbeständig werden zu lassen. Allerdings sollte man dabei nicht vergessen, für welchen Einsatzzweck gerade der 12C27 ursprünglich entwickelt wurde. Da ging es vielfach um Rasierklingen, also bei Rostbefall eher um ex und hopp.

Und .... wo liegt denn die Logik im Tiefkühlen nach dem Anlassen? Die Restaustenitumwandlung möchte man doch tunlichst direkt nach dem Härten vornehmen und nicht erst durch Anlassen stabilisieren.
 
Es ist ja immer gut, die Schuld erst mal bei sich selbst zu suchen, hier aber kannst Du Dich freisprechen: Du hast nichts falsch gemacht, wenn Dein Ofen die Temperatur einigermaßen richtig anzeigt.
Bei hochlegierten Stählen muß man zur Karbidlösung beim Härten hoch gehen und die Haltezeiten verlängern. Wegen der Trägheit des Vorgangs der Karbidlösung gibt es bei diesen Stählen auch nicht so scharf umrissene Temperaturzonen für die einzelnen Vorgänge der Wärmebehandlung.
Als Daumenpeilregel sagt man oft, innerhalb des Rahmens vernünftiger Härtetemperaturen könne man die Haltedauer verdoppeln, wenn man mit der Temperatur 25 Grad runter geht und umgekehrt auf die Hälfte verkürzen, wenn man die Temperatur entsprechend erhöht.
Nach dieser groben Regel entspräche eine Härtetemperatur von 1080 Grad bei 5 min. Haltezeit- was u. U. noch empfohlen wird- einer Härtetemperatur von ca 1030 Grad und 20 min Haltedauer. Das entspricht im wesentlichen noch der von Dir angewandten Härtetechnik und kann noch nicht zu den geschilderten Schäden geführt haben.

Eine deutliche Kornvergröberung mit entsprechenden Verschlechterungen der mechanischen Eigenschaften setzt eine ganz massive Überhitzung und/oder Überzeitung voraus.

Umgekehrt: Die Leute bei Sandviken verstehen ihr Handwerk. Daß da ein so massiver Fehler passiert sein soll-merkwürdig !.

Freundliche Grüße
U. Gerfin
 
Umgekehrt: Die Leute bei Sandviken verstehen ihr Handwerk. Daß da ein so massiver Fehler passiert sein soll-merkwürdig !.

Freundliche Grüße
U. Gerfin

Wohl wahr. Aber Fehler passieren überall einmal.

Und es kann ja immer noch sein, dass die Temperaturregelung des Ofens nicht richtig funktioniert. Wenn dem so ist und man dann 50° daneben liegt und gleichzeitig so lange hält, kann so ei Ergebnis schon mal passieren.
 
Na, dann gebe ich nochmal meinen Senf dazu.

Natürlich hat Achim recht - Das Tiefkühlen macht vor allem nach dem Abschrecken Sinn, das mache ich natürlich auch, nach dem Anlassen nur noch zusätzlich. Und es ist auch richtig, dass die relativ lange Haltezeit alleine so einen Fehler nicht erzeugt.

Also ist wohl entweder die Temperaturanzeige am Härteofen mangelhaft, oder die Temperaturverteilung. Habe ich auch schon erlebt, dass die Temperaturen an unterschiedlichen Stellen im Ofen stark abweichen. Wenn der Ofen sehr groß ist, können sich kühlere Zonen bilden (und da wird manchmal gemessen). Wenn er sehr klein ist, dann ist die Strahlungswärme u.U. am Rand auch nicht gleichmäßig.

Grüße

Gerhard
 
Hallo,

ich würde dir dringend empfehlen, deinen Ofen zu überprüfen bzw. zu kalibrieren. Hier eine Anleitung, wie du mittels Silber überprüfen kannst, ob eine eingestellte Temperatur erreicht bzw. überschritten wird. Dadurch kannst du die evtl. Abweichung ermitteln oder die Temperaturskala neu einstellen. Oder du weißt zumindest, um wieviel die angezeigte Temperatur bei dem Schmelzpunkt von Silber abweicht und das in etwa auf andere Temperaturen übertragen.

Hab echt lange danach gesucht...

http://www.elephant-dental.nl/downl...g%20f%FCr%20die%20manuelle%20Kalibrierung.pdf

Die Anleitung bezieht sich zwar auf elektronisch geregelten Öfen, läßt sich aber auch für manuel einstellbare Öfen anwenden.

Frohe Weihnachten!

Nils
 
Hallo!
Mein Ofen ist zweiseitig beheizt, d.h. oben und unten. Der Thermofühler
jedoch kommt an der Seite raus, so auf "halber Höhe" ! Das Härtepaket
hab ich flach in den Ofen gelegt,auf den heissen "Fussboden".
Vielleicht sollte ich meine nächste Klinge auch auf "halbe Höhe" bringen,
mit nem Drahtgestell oder so?
Möglicherweise wäre das die Lösung meines Problems!?
Danke für die Hilfe!
Axel Krepper
 
Das hört sich schon so an, als ob das der Grund für eine zu hohe Temperatur des Härteguts sein könnte. Wenn die Heizelemente powern und dabei gleichzeitig teilweise abgedeckt werden, müssen sie länger heizen, um dem Thermofühler die voreingestellte Temperatur zu liefern. diese Heizenergie ging wohl teilweise direkt in deinen Stahl.

Mein Ofen arbeit auch so, man hört wenn er zuschaltet. Ist die eingestellte Temperatur erreicht, schalten die Heizelemente ab und erst wieder an, wenn die Temperatur wieder abfällt, z.b. wenn man die Tür aufmacht, um das Härtegut einzubringen oder die Kammer von sich aus wieder abkühlt.

Stelle die Klingen künftig hochkant zwischen Schamottkegel oder -stücke, das wird das Problem verhindern.

Woran man alles denken muss...

PP
 
IMHO ist die Erklärung von PP im letzten Post die Ursache Deiner Probleme.
Allerdings würde ich als allererstes mal de Temperatur Deines Ofens kontrollieren!
Hierzu wurde ja auch schon ein einfacher Weg genannt, den ich aber nicht als sehr genau bezeichnen möchte, da die Schmelztemperatur von Silber durch seine Legierungsbestandteile erheblich differieren kann! In den einschlägigen Elektronikversandhäusern oder ~läden, gibt es für wenig Geld brauchbare Temperaturmessgeräte mit Fühlern bis 1300°. Da siehst Du die Gradzahl und kannst auch noch nach "Hot" oder "Cool"-Spots suchen. Die Teile sind relativ schnell und und je nach Fühler auch mal für die Gasesse geeignet, hier kann aber dann der passende Fühler allein schon mal gerne 1500.- € kosten, er besteht dann aus einer Platin-Rhodium-Kombination.

Hochkant stellen ist auch mein Vorschlag, nur würde ich nicht Schamottekegel oder ~stücke nehem, sondern ich würde mir aus einem Stück Winkelstahl (40 x 40 x 4 mm) und einem Winkelschleifer einen Kamm machen. Das Material heizt sich schnell auf, bietet eine relativ kleine Anlehnfläche für die Klinge und kostet ausser 10 Minuten Arbeit fast nichts.

Freddie
 
hallo,

Bezüglich dem Winkelstahl kann ich mich Freddie nur anschließen, der ist deutlich praktischer als Schamott.

Aber die Geschichte mit dem Silber kann ich so nicht stehen lassen.
Silber kauft man als vernünftiger Mensch in der Scheideanstalt.
Und wenn ich dort Feinsilber kaufe, dann bekomme ich auch Feinsilber.
Feinsilber hat einen definierten Schmelzpunkt bei 961 Grad Celsius.
Ein Ofen lässt sich damit wunderbar einstellen.
Will man die Genauigkeit für niedrigere und höhere Temperaturen ebenfalls überprüfen kann man auch Zink und Kupfer verwenden.

mfg
Ulrik
 
Moin Ulrik,

es wurde in dem verlinkten Dokument nur Silber gesprochen, ohne jede weitere Definition! Ich habe auf die unterschiedlichen Schmelzpunkte einzelner Legierungen hingwewiesen, Du hast das jetzt auf Feinsilber konkretisiert, gut, das hat den Schmelzpunkt von 961°C.
Eigentlich ist das schon eine gute Idee, aber eben nur wenn man weiß, was man für Silber hat... Ich weiß nicht, wie es in Östereich ist, aber hier in Deutschland verkauft nicht jede Scheidanstalt an "Jeden", der Großteil behält sich hier den ausschliesslichen Handel mit Edelmetall verarbeitenden Gewerken vor.
Wie gesagt, die Methode ist schon in Ordnung, aber eben nur bei einem definierten Material (hier Feinsilber!), vielleicht kann man ja mal bei einem Gold-/ Silberschmied (ich glaube, die heissen heute Schmuckgestalter oder so...) nachfragen, viel braucht man ja nicht und es ist allemal billiger als jedes Messgerät und dazu noch recyclefähig!
Wenn die Eichaktion des Ofens abgeschlossen ist, kann man immer der Frau/ Freundin was Nettes draus machen!

Freddie

Zusatz:

Sollte jemand eine kleinere Menge Feinsilber benötigen, um eben mit dieser Methode seinen Ofen zu testen, mailt mich mal an, gegen den offiziellen und aktuellen Silbertagespreis kann ich eine begrenzte Menge anbieten.

Freddie
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Freddie,

du hast natürlich völlig recht. Legierungen sind durch ihren nicht genau definierten Schmelzintervall für solche Versuche unbrauchbar.
Bei Silber sollte man aber keine Probleme haben, dieses von der Scheideanstalt zu bekommen, bei Gold kann das für eine Privatperson schon anders aussehen.

Man könnte wirklich bei mir anfragen ob ich so etwas habe, ja das stimmt :steirer:

Wer also etwas Feinsilber zum eichen braucht, einfach eine Mail an mich.

mfg
Ulrik
 
Leute,

nur weil ich manchmal einen (selbst)ironischen Unterton habe, poste ich zu Fachlichem nur, wenn ich weiß worüber ich spreche.

Es geht hier darum, wie die Temperatur im geschlossenen Ofen im Betrieb ist. Den Fühler eine Messgerätes kann man dann bei einem Muffelofen höchstens in dan Entlüftungsloch hinten reinstecken. Ich hab das schon gemacht, der Fühler ragt dann etwas mittig in die Brennkammer, und die Isolierung am Kabel verabschiedet sich meist dabei, also eine Einwegmessung, zumindest mit dem Fühler.

Bei offener Tür will ja wohl niermand ernsthaft die Temperatur im Ofen messen, oder? Wir brauchen einen Weg, der überprüft, ob der Fühler des Ofens bzw. das Thermostat und die Steuerung korrekt arbeitet. Das geht IMHO mit einem Feinsilberplättchen gut. BTW, Korat ist Goldschmied, hört nicht auf die Stimmen, hört auf die Fachleute, die sich als solche outen. Den o.g. Weg hat mir ein Zahntechniker empfohlen, der link sollte nur ein exemplarisches Beispiel sein, hab ich aber auch so geschrieben.

Für Gassessen sind die Teile, die smastino empfohlen hat, gut brauchbar.

Und ja, ein Metallständer ist natürlich besser als Schamott, ich war bisher zu faul, mir welche zu machen, gelobe aber Besserung.

Frohe Weihnachten!

Nils
 
...warum kompliziert wenn es für um die 50 Euro wie hier>> einfach und exakt geht :)...

Moin Smastino,

konkretisiere doch mal Dein ca. 50 € Angebot, entweder ist kein Fühler dabei => nochmal 30-50 € oder der Fühler ist eigentlich für diesen Einsatzzweck nicht brauchbar. rund 100 € muss man da schon anlegen...

...billiger ist die Methode schon mit dem Feinsilber


Freddie
 
Einfaches Messgerät Voltcraft K101 für 40,95 € gibts hier:

www.conrad.de

Suchen unter Umwelttechnik - Temperatur-Messgeräte

Passender K-Fühler bis 1100 Grad (sollte reichen) kostet 12,95 €

Ich habe das Teil, geht auch sehr gut, um die Ölbadtemperatur zu checken oder ob der Backofen die 200 Grad gut bringt. Auch hier allerdings das Problem, dass die Kunststoffisolierung des Fühlers heiß und weich wird, wenn man den Fühler in den Ofen steckt und die Tür zu macht.

Sorry stefan, bin grad so drin in der Materie...

PP
 
Klar, jeder sieht das Problem aus seiner Warte mit seinen Gerätschaften.

Muffelöfen sind dazu da, Wachsmodellationen aus Einbettmassen zu brennen und haben dafür ein Loch, damit das verdampfte Wachs entweichen kann, bzw. dessen Verbrennungsrückstände. Wenn es vorne ist wie bei stefans Ofen ist es einfach, bei meinem ist das Loch hinten oben, das ist blöd. Man muss überprüfen, wohin genau der Fühler zeigt, also wo er misst, weil wie mehrfach beschrieben die Temperaturen im Ofen differieren können. Aber so wie stefan es beschreibt sollte es allemal exakt genug sein.

BTW: Bei meinem Ofen zeigt das Thermometer Bei z.B. 840 Grad an der Skala des Ofens gemessen etwa 10 Grad weniger an. Daher stelle ich zum Härten eine Tick mehr ein. Allerdings hat mein Ofen nur eine 5 Strich Teilung pro 100 Grad, reicht mir aber aus. Einem geschenkten Barsch schaut man eben nicht hinter die Kiemen, wie es bei uns im Norden heißt! :D

PP
 
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