Härten mit verschiedenen Ölen, Abkühlgeschwindigkeiten

Tierlieb

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Hallo zusammen!
Bisher war ich ziemlich zufrieden, in simplem Bratfett zu härten. Das gibt es umsonst und man kann es notfalls in Form kneten, falls man mal eine längere Klinge machen will.

Nur habe ich mehrfach (gerade eben im wiederentdeckten swordforum.com) gelesen, daß die Abkühlgeschwindigkeit damit nicht sonderlich heldenhaft ist und man doch einiges an möglicher Härte oder Kornfeinheit oder so verschwendet.

Frage ist: Was davon ist inwiefern richtig? Und welches Fett/Öl kühlt denn nun am schnellsten ab?
Ich habe in Erfahrung gebracht:
1. Warmes Öl soll generell besser sein, weil sich dann keine Dampfschicht um die Klinge bildet, die das Abkühlen verhindert. Klingt logisch.
2. Industrielles Härteöl ist generell am besten. Klingt ebenfalls logisch.

MfG, Tierlieb
*eigentlich mit seinen üblichen 58HRC bei kleinen 2842er Messern zufrieden*

[HankEr: Themen zur Wärmebehandlung bitte nach "Material Total" (siehe auch Forenbeschreibung)! Entspr. verschoben.]
EDIT: Sorry, hab' mich noch nicht an das neue System gewöhnt, hab gerade nochmals falsch gepostet.
 
Last edited:
Warum soll sich bei warmem Öl keine Dampfschicht bilden, kannst du das erklären?

Industrielles Härteöl ist ja schön und gut, warum es am besten sein soll ist mir nicht klar (genausoweenig wies den besten Stahl oder das beste Auto gibt!), ausserdem: wer will schon gleich 20 Liter davon abnehmen?

Ich persönlich benutze da das billigste Pflanzenöl von Aldi (oder Lidl, oder Norma....) und komme damit ganz gut klar.

Generell kühlen dünnflüssigere Öle IMHO schroffer ab. In der Fachliteratur , z.b. "Rezepturen für die Metallbehandlung" aus den 50er Jahren finden sich Rezepturen für die verschiedensten Abschreckflüssigkeiten die auch noch nach ihrer Wirkung eingeteilt sind.
Allerdings gibts bei der WB wohl parameter die einfacher und mit weniger Aufwand/Kosten zu beeinflussen sind und die wohl im Ergebniss auch mehr Wirkung zeigen als die optimierung des Abschreckmittels Öl. (oder will sich irgendjemand ein Sortiment von 20 verschiedenen Abschreckölen zulegen??)
 
Original geschrieben von Armin II
Warum soll sich bei warmem Öl keine Dampfschicht bilden, kannst du das erklären?
Also, mein Verständnis davon, ich hoffe, ich habe den amerikanischen Text richtig verstanden: Öl is ja nix homogenes, da schwimmen also mehrere Bestandteile drin rum. Und die werden bei unterschiedlichen Temperaturen gasförmig. Und bei den sonst empohlenen 60-70 Grad soll das Zeug, was schon früh gasförmig wird, schon raus sein.
Aber merke: Ich bin kein Chemiker. Wenn Du Dich damit besser auskennst, erklär' es anders.

Industrielles Härteöl ist ja schön und gut, warum es am besten sein soll ist mir nicht klar (genausoweenig wies den besten Stahl oder das beste Auto gibt!), ausserdem: wer will schon gleich 20 Liter davon abnehmen?
Nun, so wie ich das sehe, hat Härteöl im Gegensatz zu Autos und Stählen doch nur einen Zweck: Abkühlen. Und wenn man nur einen Zweck hat, kann man optimieren, insofern vermute ich, daß industrielles Härteöl zum Härten ausgelegt ist.

Generell kühlen dünnflüssigere Öle IMHO schroffer ab.
Ah. Sowas wollte ich wissen. Danke!

Allerdings gibts bei der WB wohl parameter die einfacher und mit weniger Aufwand/Kosten zu beeinflussen sind und die wohl im Ergebniss auch mehr Wirkung zeigen als die optimierung des Abschreckmittels Öl.
Das sehe ich genau so. Aber das ist ein anderes Thema.

MfG, Tierlieb
 
Nun ja, möglich wäre es, dass warmes Öl eventuell besser geeignet ist als kaltes – wie gesagt, klingt wenigstens logisch. Ich würde das so begründen, dass durch die höhere Anfangstemperatur des Öles weniger davon verdampft, halte das aber für fraglich. Viel wichtiger finde ich den Punkt, dass das Erwärmen einen günstigen Einfluss deswegen hat, weil eventuell im Ol vorhandenes Wasser (ziemlich wahrscheinlich bei den billigen Pflanzenölen) vorher verdampft und nicht erst beim Härten. Um dem entgegenzuwriken könnte man aber das Öl vorher mal gut erhitzen, damit das Wasser schon vorher rausverdampfen kann.
Schlussendlich bleibt aber offen, ob es das wirklich bringt, denn eine höhere Öl-Temperatur, sollte (nach meiner Laienhaften Auffassung) doch den Härteeffekt eher verschlechter als verbessern, oder liege ich da gänzlich falsch. Zudem wird ja ohnehin empfohlen, das Messer im Öl zu bewegen. Durch die Bewegeung sollte dann eigentlich auch die Dampfschicht immer wieder entfernt werden. Jedenfalls halte ich die stete Bewegung für geeigneter als das Öl zu erhitzen.
 
Ich dachte, dass mit der höheren Öltemperatur eine niedrigere Viskosität des Öls vorliegt, die einen besseren konvektiven Wärmeübergang ermöglicht.

Ist aber nur ein Schuss ins Blaue.

Gruß Leo.
 
@leo:
Uiuiui. Das klingt gut. So gut, daß ich es mir erstmal von einem Maschinenbauer erklären lassen mußte ;-)

Jetzt sage ich mal: Cool. Gute Erklärung. Danke.

MfG, Tierlieb
 
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