Die Respektlosigkeit der jungen Leute heute ist wirklich erschreckend. Jetzt soll ich schon nicht mehr zierlich sein! Ich sage dazu nur eins: Ich bin nicht dick, ich bin bloß nicht so verkümmert.
Zu Uwes Frage nach einer einfachen Tabelle damastgeeigneter Stähle- die gibt es eigentlich schon, wenn auch etwas versteckt. Mit dem nötigen Grundwissen kann man sie sich aus dem Stahlschlüssel herausziehen.
Als Einstieg sollen folgende Überlegungen dienen, auf denen man aufbauen kann:
1. Generelle Eignung für Feuerverschweißung
Mit Tricks-totaler Ausschluß des Zutritts von Sauerstoff- kann man alle Stähle verschweißen.
Das macht in vielen Fällen aber wenig Sinn, weil die Kombinationen zueinander passen müssen. Hochlegierte Stähle verlangen nämlich eine Wärmebehandlung, die einfach legierte Stähle verderben würde. Die Kombination eines Schnellstahls mit einem einfachen Kaltarbeitsstahl wäre deshalb zwar ein interessantes Experiment, leistungsmäßig den Aufwand aber nicht wert.
Betrachtet man also nur Kombinationen, die einfach zu schweißen sind und gute Leistungen erbringen, so lassen sich folgende Grundregeln aufstellen: Hoher C-Gehalt einer Komponente kann die Schweißung erschweren, da Stähle mit viel C weniger Hitze vertragen. Einzelheiten kann man aus dem Eisen- Kohlenstoff-Diagramm ablesen. Ansonsten ist Kohlenstoff eher unproblematisch. Bis ca 0,6 % C kann man in geeigneten Feuern ohne Flußmittel arbeiten, darüber sollte man ein Flußmittel verwenden.
Mangan, Nickel und Molybdän sind für die Feuerschweißung günstig, da ihre Oxyde leicht löslich und aus der Schweißfuge einfach zu entfernen sind.
Wolfram, Silizium und Chrom erschweren in aufsteigender Reihenfolge die Verschweißung. 2 % Wolfram sind noch unschädlich, wie sich an dem Stahl 1.2515 zeigt, der wegen seiner hervorragenden Schneideigenschaften gern zum Verstählen großer Papierschneidmesser verwendet wird-früher auch zum Fertigen hochwertiger Stechbeitel mit harter Schneide und zähem corpus.
Vanadium soll die Verschweißung noch stärker behindern als Chrom. Ich wußte das nicht und habe immerhin noch die Stähle 1.2842 und 1.2838-letzterer mit 3-3,5 % Vanadium verschweißt. Begeistert bin ich nicht davon.
2. Härtbarkeit
Ich spreche diesen Punkt an, weil Uwe danach gefragt hat. Für Damastklingen spielt sie keine Rolle. Sie hat nämlich nichts damit zu tun, wie hart ein Stahl wird, sondern wie tief er einhärtet und welches Abschreckmittel zur Härtung noch ausreicht. Nickelstähle haben z.B. eine hohe Härtbarkeit, weil sie schon an Luft hart werden und tief einhärten, sind aber in der Endhärte den übrigen Stählen eher unterlegen.
Gemeint war:
3. Erreichbare Härte
Ab 0,5- 0,6 % C erreichen alle unlegierten oder leicht legierten Stähle Härten von über 60 HRC, also für Messerklingen ausreichende Härte.
4. Bis 0,78 % C- bei legierten Stählen darunter- treten nach vollständigem Härten keine Karbide in dem martensitischen Gefüge auf.
Bei richtiger Behandlung sind diese Stähle zäh, hart und hervorragend schärfbar.
Bei höherem C-Gehalt steigt die erreichbare Härte nicht oder kaum noch, durch die nach dem Härten noch vorhandenen Karbide wird die Zähigkeit leicht vermindert, die Schneidhaltigkeit steigt deutlich, die Schärfbarkeit bleibt vorzüglich.
5. Die wirksamsten Musterbildner sind Nickel und Mangan. Da sie zugleich für die Verschweißung günstig sind, empfiehlt es sich, eine der Damastkomponenten aus Stählen mit diesen Legierungselementen auszuwählen. Auch kleine Beimengungen Chrom, wie sie in Kugellagerstählen oder hochwertigen Feilenstählen vorkommen, wirken in Richtung eines deutlichen Ätzbilds.
Die gängigen Chrom-Nickel-Gesenkstähle schweißen noch einigermaßen gut und zeichnen sehr schön, haben aber den Nachteil hoher Warmfestigkeit, brauchen also beim Schmieden einen höheren Kraftaufwand.
Damit die Sache nicht rein theoretisch bleibt, will ich noch ein paar Kombinationen vorschlagen und zwar in drei Kategorien der gewünschten Leistung.
Damit in allen Fällen ein ausdrucksstarkes Muster entsteht, schlage ich die Verwendung von 1.2842 und des Nickelstahls mit 0,8 % C und 2 % Ni -die Stahlnummer ist mir gerade nicht gegenwärtig- es ist aber der Stahl der über Achim bezogen werden kann.
Kat. 1- zäh: 1.2842 oder der Nickelstahl x C 45. Statt des C 45 könnte so gut wie jeder Vergütungsstahl eingesetzt werden. Hat dieser Stahl zuviel Mangan, muß er mit dem Nickelstahl kombiniert werden, hat er viel Nickel, wird er mit dem 1.2842 kombiniert.
Kat. 2- zäh-hart-Jagdmesser o. ä.
Zu einem der "Grundstähle" wird ein Stahl mit etwas mehr C gewählt, etwa C 60 oder C75. Als zweite Komponente sind auch so gut wie alle Federstähle verwendbar-hier aber Vorsicht bei höheren Si- oder Chromgehalten.
Kat. 3- hart-verschleißfest-Rasiermesser, Kochmesser, bei hinreichend hohem Anlassen und Einsatz mit Verstand auch noch für allround- Belastung:
Zu einem der Grundstähle wird ein unlegierter Stahl mit ca. 1 % C oder ein beliebiger Kaltarbeitsstahl gewählt-Vorsicht bei der zweiten Komponente vor höheren Chrom- oder Siliziumgehalten.
Schon mit diesen einfachen Grundüberlegungen lassen sich viele schöne und leistungsfähige Damastkombinationen entwickeln.
Am Anfang ist es vielleicht nicht schlecht, sich eine einfache Kombination zu wählen und mit dieser zu arbeiten, bis man sie sicher beherrscht. Nach oben gibt es dann noch jede Menge Platz für Steigerungen
MfG U. Gerfin