Hieb- und stichfest - Spyderco Province CPM 4V

... Und das schließt anscheinend auch die Korrosionsresistenz mit ein.

Hier nämlich wird eine Aussage von Uddeholm selber ztiert, nach welcher Sleipner diesbezüglich in etwa mit D2 vergleichbar ist.: https://hardcorecampingtools.blogspot.com/2014/08/lionsteel-m7-and-sleipner-steel-ok-here.html

Sofern das zutrifft, wäre er für Lochfraß bestenfalls unwesentlich weniger anfällig als CPM-4V/V4E, dessen PREN- (“Pitting Resistance Equivalent Number”) oder auch "Pitting Potential"- Werte in den meisten Berechnungen sogar besser ausfallen:

https://i1.wp.com/knifesteelnerds.c...-steels-corrosion-resistance2.jpg?w=402&ssl=1
https://i0.wp.com/knifesteelnerds.com/wp-content/uploads/2019/01/corrosion-table2.jpg?w=696&ssl=1
https://i1.wp.com/knifesteelnerds.c...rrosion-rating-table-12-10-19.jpg?w=477&ssl=1


Rostfrei sind diese Stähle freilich allesamt nicht.


Grüße
Jürgen
 
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Dies noch:

Was den A2 anbetrifft, habe ich damit in Gestalt diverser Bark River nur allerbeste Erfahrung. Gerade auch, was die Toughness angeht. BRKT härtet den A2 auf 58-60 HRC. Und bei 60 HRC zeigt Larrins Toughness Ranking 15 ft-lbs (CPM 4V: 17 ft-lbs bei 61 HRC). Das paßt schon. Auch, wenn der CPM 4V noch eine Kelle zulegt. Pulvermetallurgie at its best!

R’n‘R

Um 60 HRC herum ist der Unterschied in der Tat noch recht überschaubar, auch wenn er dort je nach Testmethode ebenfalls bereits mehr oder minder deutlich zutage tritt: https://i2.wp.com/knifesteelnerds.c...2019/04/A2-Crucible-toughness.jpg?w=307&ssl=1

Seine eigentlichen Stärken spielt V4E/CPM-4V halt erst jenseits dieser Marke aus. Von da ab kann A2 dann immer weniger Schritt halten: https://i1.wp.com/knifesteelnerds.c...high-alloy-toughness-2-3-2020.jpg?w=756&ssl=1

Bei ca. 6 2HRC schließt 4V in Punkto Zähigkeit sogar fast zu CPM-3V auf (siehe: http://www.crucible.com/PDFs/DataSheets2010/Data Sheet 4V.pdf ), womit allerdings noch längst nicht Schluss ist. Werte um 64 HRC z.B. sind selbst für echte Haumesser offenbar durchaus drin:
FRIDAY SALE! 12 heat treat optimized CPM 4V Light Choppers (https://www.bladeforums.com/threads/friday-sale-12-heat-treat-optimized-cpm-4v-light-choppers.1524896/)


Nathan Carothers schreibt dazu:

"4V is stronger and less tough, so there is less damage, but it tends to be more catastrophic when it happens. It will shrug off things that would dent 3V, but when it crosses its tipping point you get a blowout or a break. I've had one chip out in concrete and broken one cutting though a 1/2" hardened steel bolt. It's an alloy used in competitions because it doesn't show damage that would get points deducted. This allows you to go thinner. Thinner is faster.

Don't be afraid to use it. In normal use it will see less wear and damage than D3V. I use one here pretty frequently. Trimming the hedge and cutting the ends off cigars etc..."


Quelle: The "Ask Nathan a question" thread (https://www.bladeforums.com/threads/the-ask-nathan-a-question-thread.1425245/page-66#post-17638219)



Daher ja auch die Wahl dieses Stahls für das Province.

Jim Ankerson:

"3V is OK at 58-60 HRC, but once you start getting over that hardness wise 4V is just the better steel all around. CPM 4V/V4E have been making very large inroads over CPM M4 in Blade Sports.
And for very good reasons, it's VERY strong, can be ground thinner at the edge than either 3V or M4.
Those shock numbers on 3V just don't translate well at higher hardness's and thin edges when compared to 4V.
Using 4V the knife doesn't have to be 3/16" to 1/4" thick and .040" behind the edge to perform and take the type of use in the field that it should see.

Don't let the thinner stock fool you, the knife is extremely strong and it can take a lot."


Quelle: Ankerson/Sanders Bowie? (https://www.bladeforums.com/threads/ankerson-sanders-bowie.1548924/#post-17798163)


Das alles soll selbstverständlich keine Kritik am A2 sein (und schon gar nicht an U. Gerfin!), den ich selber seit den frühen 90er Jahren kenne und schätze.




Ganz kurz vielleicht auch noch ein Wort zum F1, damit das nicht falsch rüberkommt:

Es freut mich aufrichtig, wenn Du mit Deinem Exemplar zufrieden bist.

Meinem eigenen traue ich jedoch nicht 100 % über den Weg.

Der Grund ist, dass die Schneide bereits bei den allerersten, IMHO vollkommen harmlosen Schnitzereien (wie z.B. dem Ablängen und Entrinden eines Stöckchens für den Hund) fühl- und sogar sichtbare Mikrochips entwickelt hat.
Durch Nachschleifen besserte sich dies zwar, kam aber auch danach noch vor. Ein Outddor/"Survivalmesser", welches man bei einer Klingenstärke von immerhin 4 mm nicht auch mal etwas (!) kerniger rannehmen kann, ist für mich persönlich eher "pointless" (pun intended;) ).

Dabei erwarte ich gewiss nichts Unmögliches. Mit dem Spyderco Temperance z.B. (die allererste Version mit VG10-Klinge) hatte ich derartige Probleme nie.

Daher mein Verdacht (und mehr ist das wirklich nicht), dass es vielleicht gar nicht unbedingt am Stahl selber gelegen haben mag...



Grüße
Jürgen
 
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Hi,
Papier interessiert mich nicht besonders, für mich sind nur reale Werke aussagekräftig.

Was Poren-, Lochfraß- und Robustheit angeht, da haben hin und wieder PM- Klingen von ganz alten nicht PM- HSS und... viel zu lernen.

38976701jx.jpg


38976772rc.jpg


Die Klinge muss noch umgeschliffen werden, was Lochfraß beseitigt, nur muss das jemand machen.
Häufig hilft aber auch Umschleifen nicht mehr.
 
Moin Jürgen,

das sieht für mich so aus, als hättest Du bei Deinem F1 Pech gehabt. Schlechte Charge vielleicht. Ich habe neben dem F1 noch das WM1 und das Spyderco Centofante Memory mit VG10-Klinge. Bei allen drei Messern - und ich nutze sie immer wieder mal intensiv am Holz - kann ich über Chipping nicht klagen. Außer in einem Extremfall.

Da habe ich einen knallharten Rinderhautknochen mit dem F1 durchgeschnitten. Das Zeug ist hart wie Acrylglas. Da hat es einen Mikro-Chip gegeben. Ansonsten vertragen alle drei Messer Holzarbeit ohne Blessur. Nur Hacken geht gar nicht, wie das Beispiel weiter oben gezeigt hat.

Hacken wiederum geht mit A2 und auch mit O1. Eine zwanzigminütige Aktion, in der ich mit einem 4-mm-Scandi aus O1 einen armdicken Eukalyptus durchgehackt habe, hat die Klinge anstandslos überstanden.

Trotz alledem - vom CPM 4V bin ich genau so überzeugt wie Du. Und habe das Province exakt aufgrund der von Dir angeführten Zitate gekauft.

Bezüglich Korrosion oder Lochfraß mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Bei keinem der überaus zahlreichen - rostträgen und rostfähigen, PM und Ingot - Messer, die ich an Bord habe, ist jemals ein derartiges Problem aufgetreten. Nach Gebrauch trocknen / säubern hat bisher immer ausgereicht.

R’n‘R
 
Danke für diesen unglaublich schönen Beitrag über dein Spyderco Bowie und vor allem den ausführlichen CPM 4V Erfahrungsbericht. Für mich persönlich war es der beste Bericht, über einen Pulver metallurgischen Stahl, den ich je gelesen habe. Sehr Praxisbezogen. Du bist der beste Rock'n'Roll. Ich würde zu gerne wissen, was der best mögliche Härtegrad, für ein Fultang Bowie mit einer Klingenlänge von 260 mm- 280mm (auch zum hacken) mit dem CPM 4V seien Könnte. Hat Spyderco wirklich einen idealen Härtegrad eingesetzt oder würdest du ihn verändern, wenn du Könntest, Rock'n'Roll . Wenn ja in welche Richtung? Dein Gepard
 
Wenn Du den Beitrag ausführlich gelesen hast, weißt Du, daß die tasächliche Härte des CPM 4V von Spyderco nicht feststeht, es also müßig ist, hier über konkrete Zahlen zu sprechen. Auch habe ich keine diesbezüglichen „Verbesserungsvorschläge“ anzumelden.

Ganz grundsätzlich ist für ein großes Bowie, das als Haumesser eingesetzt wird, ein sehr zäher Stahl eine gute Wahl. Also z.B. 80CrV2 oder besser noch 15N20. Als Beispiel führe ich hierfür das Von Tempsky Bowie an. Der 15N20 ist äußerst zäh und wird von Svörd auf 58 HRC angelassen.

Bei 58 HRC ist der 15N20 dem CPM 4V bei gleicher Härte um Faktor 2 überlegen. Damit geht was 💪 …

R’n‘R
 
Danke, Rock'n'Roll
Entschuldige bitte das habe wohl übersehen, Wirklich äußerst merkwürdig, das mit dem fehlenden Härtegradergebnis. Das ist, als wäre ich ein Hersteller von HSS Bohrern, und es würde mir völlig egal sein, das meine Bohrer nicht regelmäßig auf den Härtegrad untersucht werden. Das kann bei einer Serienfertigung, meiner Meinung nach, katastrophale Auswirkungen haben. Aber über dieses Thema habt ihr bereits geschrieben. Danke für den Tip. Ist 15N20/ASIS1095 nicht auch bei der Marke KA-Bar im Einsatz? Ich werde es mir merken. Der Gepard
 
Last edited:
ist der 15N20 tatsächlich so viel tougher als der, ihm nicht ganz unähnliche L6, mit dem er häufig verglichen wird und dessen Zähigkeit Larrin zufolge ja geringer ausfällt als beim 80CrV2?

15N20 und L6 sind mehr oder weniger identische Stähle. Zknives schreibt dazu:

„15N20(Bohler-Uddeholm)
- Bandsaw steel by design. Very tough, similar to AISI L6 tool steel, except for the missing Chrome. 15N20 is used either as a blade material on its own, or mixed with other steel in pattern welded damascus. E.g. 15N20/AISI 1095 steel or 15N20/AISI 1084 steel are quite popular. Nickel in 15N20 provided good contrast. Easy to sharpen, takes fine edge, but not so much in the edge holding department, toughness is its main benefit.“

Und was die Zähigkeit bezüglich 15N20 und Vanadis 4E angeht, muß man bei meinem konkreten Beispiel die Härte in Betracht ziehen. Beim Svörd sehen wir 58 HRC. In Larrins Übersichten finden wir den L6. Und wie die folgenden beiden Grafiken zeigen, erreicht der bei 58 HRC den Wert von 40 ft-lbs, während Vanadis 4E bei ebenfalls 58 HRC 20 ft-lbs erreicht. Was im Ergebnis heißt: Faktor 2. Mit Toughness-Werten von 80CrV2 bei 58 HRC kann ich leider nicht dienen …

low-alloy-toughness-2-14-20.jpg


magnacut-non-stainless-toughness.jpg


R’n‘R
 
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@R'n'R:

Da haben wir uns, glaube ich, gehörig missverstanden.

Dass 15N20 und L6 sehr ähnliche (wenn auch keineswegs identische) Stähle sind, ist mir ebenso bewusst wie dass CPM-4V keinem von beiden in Punkto Zähigkeit nahekommt.

Meine Frage bezog sich alleine auf Deinen Hinweis, 15N20 sei im Vergleich zu 80CrV2 die bessere Wahl für ein Haumesser.

Dies würde unter den gegebenen Prämissen (z.B. dem Primat der Zähigkeit) ja implizieren, dass Ersterer eben doch signifikant tougher ist als L6 (andernfalls bliebe es ein Rätsel, wie er zäher sein kann als 80CrV2). Und das hat mich halt ein wenig verwundert.:)



Grüße
Jürgen
 
@Der Gepard:


Hallo!
Wirklich äußerst merkwürdig, das mit dem fehlenden Härtegradergebnis.

Warum Spyderco öffentlich keine exakten Härte-Angaben mehr macht, hat eine Firmenvertreterin vor Jahren folgendermaßen begründet:

"Rc measurement can be variable. We did include it in our catalog several years ago but found it can vary minutely from batch to batch,
can change where/when steel is work hardened, and can be influenced by other processes.

We felt that unless it was precisely consistent on every model all the time, the numbers in the catalog didn't represent absolutely
accurate information.
" (Quelle: RC hardness values - Spyderco Forums )

Intern wird das alles natürlich schon überwacht.


Ist 15N20/ASIS1095 nicht auch bei der Marke KA-Bar im Einsatz?

15N20 und AISI 1095 sind verschiedene Stähle, wobei Ka-Bar die Variante 1095 Cro-Van verwendet.



Grüße
Jürgen
 
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