Sägeblätter als Klingenmaterial
Hallo Aiwazz!
Sägeblätter sind sicherlich nicht das ideale Klingenmaterial für Messerklingen. Ein bekannter Messermacher (Namen habe ich natürlich wiedermal vergessen) beschreibt jedoch in seinem Buch (ich meine für ca. 40 Euro bei
www.messer-spezial.de ) wie er mit dem Messermachen begonnen hat.
Seine ersten Messer waren auch aus einem Kreissägeblatt (die Teile aus Werkzeugstahl, nicht die HSS Teile).
Die Herstellart wr ziemlich radikal, ich weiß nicht, ob das dem Stahl gut getan hat.
Dazu hat er aus einem großen Sägeblatt die Messerform mit einem Schneidbrenner herausgetrennt. Die Kanten mit einem Doppelschleifbock begradigt und ebenfalls am dem Schleifbock die Schneidenform geschliffen. Ich meine, sein erstes Messer wurde danach noch nicht einmal gehärtet, aber da kann ich mich auch täuschen.
Ich würde Dir zu einem einfachen Stahl von zum Beispiel
www.praezisionsstahl.de raten. Der 2842 ist gut zu bearbeiten und ergibt bei vernünftiger Härtung (Danke Herbert) eine feine Schneide. Besorge Dir den Stahl zu Beginn am besten nicht zu dick (also nicht in 6mm, wenn Du bloß ein 4mm dickes Messer bauen willst) sonst feilst Du Dir einen Wolf, wenn Du keinen Bandschleifer hast.
Wenn es unbedingt ein rostfreies Messer sein muss, dann besorge Dir entweder einen Messerstahl von den oben genannten Quellen wie Borger, Dobner, Wojtinowski und anderen, oder nimm einen deutschen Normstahl wie den 1.4110 oder 1.4111 (recht gut, aber schwierig als Flachstahl zu bekommen), bzw. 1.4112.
Aber ich würde wirklich lieber mit einem rostfreien Stahl anfangen, der ist einfacher zu bearbeiten.
Die Frage nach Deiner Werkzeugausrüstung würde mich auch interessieren.
Von dem ausgehend, was ich bisher gemacht habe, würde ich Dir folgende Dinge als beinahe unverzichtbar empfehlen :
Aussägen der Messerkontur:
- eine gute Handbügelsäge (wenig Blasen an den Händen) mit Bimetallsägeblätter
- man kann auch mit der Bohrmaschiene viele Bohrungen aneinander setzen und die dann durch Sägen verbinden.
Bohren der Löcher im Erl zur Gewichtsersparnis, für die Nieten, Schleifen und Polieren und vieles mehr.
-2 Gang Bohrmaschine, am besten mit Bohrständer (erleichtert wirklich viele Arbeiten)
-Körner zum Ankörnen der Bohrlöcher
-Kühlmittel für die Bohrer
-gute Metallbohrer (wenn der Stahl nicht so hoch legiert ist, dann reichen die HSS Teile wahrscheinlich schon aus, besser wären HSS-Co oder hartmetallbestückte Bohrer
-eine Schwabbelscheibe zum Polieren mit Aufnahmedorn für die Bohrmaschine mit Polierpaste (ich habe gute Erfahrungen mit rosafarbener gemacht und passable mit blauer) z.B. Wolfcraft Polierset für ca. 15 Euro
Klinge zurechtarbeiten:
- diverse gute (Dick, Vallorbe, Pferd, Nicholson, Sandvik) Feilen, um den Schneidenwinkel anzufeilen, ein Bandschleifer würde hier die Arbeit ungemein erleichtern, damit kann man sich natürlich auch an die Klingenkontur nach dem Sägen heranarbeiten
- Nassschleifpapier in den Körnungen 120, 240, 320, 400, 600, 800, 1000, 1200 zum Handschleifen nach dem Feilen für eine schöne Oberfläche
Griffmaterial bearbeiten:
- Holzsäge, um die Griffkontur mit Übermaß auszusägen (Gute Erfahrungen habe ich mit der Holzsäge von Stanley gemacht, die bei Bauhaus für ca. 10 Euro als Dekupiersäge verkauft wird. Das Teil sieht aus wie eine Laubsäge mit sehr grobem Sägeblatt und einem Bügel, der größere Sägehübe erlaubt. Man kann das Sägeblatt drehen.)
- dicke Glasplatte mit gröberem Schleifpapier, um die Holzteile plan zu schleifen vor dem Kleben
- halbrunde und runde Holzraspel, um die Griffform besser anzupassen
- guter 2K Kleber (z.B. JB Weld auch aus dem Bauhaus (bei den Schleifscheiben von Kaindl und den Wolfcraft Sachen in der Nähe)
- halbrunde Feile, um das gleiche feiner zu machen
- Schleifpapier, um noch feiner zu arbeiten (bis Körnung 400 reicht)
- Stahlwolle in der Feinheit 000 oder besser 0000 zum Entfernen der sich nach dem Nässen aufrichtenden Fasern
- Leinölfirnis und Terpentin (am besten Balsamterpentin, aber ich habe bisher immer mit normalem Terpentinersatz gearbeitet) um den Griff zu versiegeln
Jetzt fehlen nur noch ein paar Lederbearbeitungswerkzeuge udn fertig ist Dein Werkzeugsatz:
- scharfes Messer (am besten ein Ledermesser) zum Ausschneiden der Scheide
- spitz angeschliffener Nagel zum vorstechen der Löcher mit Hilfe der Bohrmaschine (am besten wieder im Bohrständer, dann sehen die Löcher besonders gleichmäßig aus) und einem langsamen Gang, sonst verbrennen die Löcher
- 2 stumpfe Ledernähnadeln mit großen Nadelöhren (Bear Gallery)
- eine stumpfe Ahle, um die vorgestochenen Löcher beim Nähen erneut zu öffnen
- Forellenfaden als Nahtmaterial (zum Beispiel von der Bear Gallery)
- Nietwerkzeuge, falls es keine Steckscheide wird
- eventuell ein Locheisen, um Entlastunglöcher zu setzen
- Kontaktkleber, um die Lederstücke vor dem vorstechen zu fixieren
- Brennspiritus, um das Leder zu Formen und steif zu machen
- Falzbein, um das Leder glatt zu reiben
Bestimmt habe ich noch etliches vergessen, aber hiermit kannst Du erstmal anfangen und ein wenig Spaß haben.
Viel Spaß und willkommen im Forum!
Es grüßt Dich der Leo.