Hilfe zur Identifikation eines Buckels vom Flohmarkt Monte Gordo

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Boas,

einmal im Monat ist in Monte Gordo Flohmarkt. Klein und unaufregend. Habe vor einiger Zeit schon ein schönes englisches Messer aufgegabelt. Und aufgearbeitet. Seidem lange nichts mehr. Heute ist mir ein wunderbarer Fund gelungen.

Ein voll verrostetes Frühstücksmesser mit „buckeliger“ Klinge. Unter Zuhilfenahme von Sandpapieren der Güte 240 und 320 das Gröbste runter. Dann 1200er Naßschleifpapier und Micro Mesh 2400 bis 6000 hinterher. Für den Anfang. Wird optimiert …


Die fabelhaften Daten:

24,5 cm Gesamtlänge, scharfe Klinge 15 cm, Klingenhöhe 2,3 cm, Karbonstahl
Klingendicke 1 cm vorm Griff = 1,5 mm, 2/3 = 1 mm, 1/3 = 0,7 mm, 1 cm vor der Spitze = 0,5 mm
In der Klingenmitte bei 7,5 cm oben 0,83 mm, Mitte 0,95 mm, hinter der Wate 0,14 mm (frei hängend am digitalen Meßschieber gemessen)
Komplett nagelgängig
Ballig auf Null
Nach wenigen Zügen über Micro Mesh Achterbahn in jedes Papier, Haare fliegen

Das Ganze für 1,- € :)!

Woher? Von wann? Keine Ahnung.

Vielleicht kann jemand mit den Zeichen auf der Klinge etwas anfangen ... Griffmaterial?

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Gruß R’n‘R
 
Boas,

mittlerweile sieht es schon besser aus. Hat jetzt "Klingenspiegel". Mir tut die Hand weh!

Wenn keiner was weiß, nehme ich einfach an, es ist ein frühes Fällkniven-Frühstücksmesser - Tre Kronor :p ... Für seine Königliche Hoheit von Soundso. Bei DER Geometrie. Habe es mal neben mein filigranstes Küchenmesser gelegt, das geliebte Herder 1922 Office. Man glaubt es nicht ....


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R'n'R
 
GRAH BROTHERS könnte das heissen
=
Gebr. Grah Solingen - Odysseuswerk A.G.

Früher wie heute haben die Solinger ja viele Schneidwaren in die USA geschafft und häufig die Namen "amerikanisiert" ;)

Vielleicht hilft das ein kleines Stück weiter ?

GRASOLI hatten die übrigens auch geschützt, ist sicher bekannter... steht noch auf meinem alten Getränke Shaker :)


PS
Allerdings, in Zusammenhang mit 3 Kronen kann ich die nicht bringen :(
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin Old Boy,

Chapeau!! Du hast es. Es heißt Grah Brothers :super:! Kann man - wenn man es weiß - klar erkennen. Und Solingen ist für mich auch insofern schlüssig, da die Geometrie genau dem Musterbeispiel eines Kesselschen Walkschliffs, wie Herder ihn auf seiner Homepage stark akzentuiert darstellt, entspricht. Superschlank und ballig auf Null. Wobei - und das ist das erste Messer, das ich mit so einem Schliff in die Finger bekomme - insbesondere der Klingenrücken schlanker ist als die dickste Stelle der Klinge. Wie oben schon angezeigt, ist z.B. die Klinge bei 7,5 cm (also auf der Hälfte) in der Mitte 0,95 und oben nur 0,83 mm stark.

Das Messer ist gerade daher für mich ein extrem interessanter Fang. Und überhaupt schneidet es mit seiner - für ein Frühstücksmesser - gnadenlosen Geometrie auf dem Niveau meines Konosuke HD2 Petty 150 mm und des Kamo-to Solisten Santoku 135 mm. Eben mit "Apfelglasplattenschneiden" ausprobiert. Ist mir schon fast unheimlich dieser Fund. Da sollten sich die Solinger mal wieder ernsthafter drum kümmern. Dann braucht kein Mensch mehr Messer aus Japan :p ...

Beim Surfen gerade dies gefunden (zweite Grafik): 1924 warb man mit dieser Fabrikmarke – Gebr. Grah Odysseuswerk AG – Wortmarke Grasoli .....

Dann fand ich noch diese ungewöhnlich umfangreiche Fundgrube für Messer-Freunde, in der die Odysseus-Werke auch auftauchen: "German Bladesmiths, An illustrated guide to the brand names, trademarks and monograms found on swords, knives, cutlery, razors and bladed tools, 1871–1945"

Ansonsten findet man sie überwiegend im Zusammenhang mit Stahlhelmen ...

Sehr schön, daß das Messer über seine Reise nach Portugal (möglicherweise vorher auch England, zu dem Portugal ja intensive Handelsbeziehungen hatte) zu mir ins Roadhouse gefunden hat. Nach dem alten "Hamburger" von etwa 1900 die Nummer 2 in meinem "historischen" Solinger Bestand.


Ganz herzlichen Dank für Deine Antwort :)

LG aus Monte Gordo

R'n'R
 
Wenn ich auch den Zusammenhang von GRAH mit den 3 Kronen nicht belegen kann, so habe ich aber auch bisher nichts "passenderes" gefunden.
Allerdings waren sowohl die Solinger Hersteller als auch die amerikanischen ? Handelshäuser immer schnell bereit, "was auch immer verkaufsfördernd war" auf die Klingen zu stempeln - und KRONEN, dazu gleich 3 - machen sich doch immer gut, das schafft Tradition :D

Ich kann auch deine Begeisterung hinsichtlich der enorm dünnen Klinge absolut verstehen, denn für mich scheint es unbedingt logisch, dass ein Blech um so besser schneiden MUSS, umso dünner es ist ... solange es stabil genug bleibt.
Und unsere Solinger Vorfahren sind natürlich nicht davon ausgegangen, dass man mit so einem noblen "Hochzeitsbesteck" Türen aushebeln, sonder doch eher feinste Scheiben der Pata Negra tranchieren wird.

Für mich sehr verwunderlich ist es, dass du zum einen die FETTEN KLAPPER bevorzugst, auf der anderen Seite aber durchaus den hauchdünnen Skalpellen fröhnst, wie lässt sich das unter einen Hut bringen :confused:
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin Old Boy,

mit der Hochzeit, das wird nix mehr. Die Grah Brothers mögen mir verzeihen :steirer:

Was die drei Kronen angeht, sind sie allerdings auch für mich absolut passend. Schließlich habe ich mich königlich gefreut über diesen Fund!

Die Frage mit den Vorlieben hat güNef letztens auch schon gestellt. Aber wir sind hier im messerforum. Und Du stellst die Frage nach Vernunft :glgl:

Ganz grundsätzlich unterscheide ich Messer für die Küche und Messer für die Holzbearbeitung. In der Küche darf die Klingenstärke gern gegen Null gehen. Bei der Holzbearbeitung auch. Siehe z.B. den Redrocka von Daniel Jeremiah Boll. Aber hier gehen auch fette Klingen sehr gut. Wenn Stahl und Geometrie passen: Carbon ballig Richtung Null (z.B. Bark River Mini Canadian, Gunny) oder Scandi O1 (BHK, MLL ….).

Bei einigen Messern ist mir der Gebrauchswert allerdings auch vollkommen wurscht. Hauptsache FETT!! Ich habe aber trotz alledem kein einziges Messer, mit dem man nicht zufriedenstellend irgendwas schneiden könnte. Äpfel und Möhren mal ausgenommen …

Ansonsten kann ich Dir auf Deine Frage nur nochmal die Antwort geben, die güNef schon bekommen hat: Bipolare Störung :irre:

Ein paar Bilder von meinen beiden „historischen Solingern“ noch. Das Hamburger habe ich hier vorgestellt.

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LG R’n‘R
 
...
Aber wir sind hier im messerforum. Und Du stellst die Frage nach Vernunft :glgl:
Oh ja, das hatte ich kurzfristig aus dem Auge verloren ;)

Jetzt würde mich natürlich brennend interessieren, wie dir denn deine nächstes Frühstück "gelungen" ist mit dem neuen "Laser"-Messer ???
Klinge gebrochen oder die Salami problemlos in "durchsichtige" Scheiben tranchiert???
Man kann ja problemlos mehrschichtig belegen, um den Kalorienhaushalt im Gleichgewicht zu halten!
 
@ Old Boy,

habe heute Abend versuchsweise diverse Scheiben von einem soliden Körnerbrot mit dem Kronjuwel geschnitten. Junge Junge!

Mit dem Frühstücksmüsli heute Morgen gab es auch keine Probleme :joyous: ....


Gruß R'n'R
 
Moin zusammen,

weil's so ein schönes Messerchen ist ...... Und soooo flexibel! Keines meiner zahlreichen Kochmesser - außer dem etwa 40 Jahre alten "bulthaup-Filetierer" - läßt sich derart biegen. Und kehrt wieder absolut unbeschadet in die strikte Gerade zurück.

Die Apfelbearbeitung läßt keine Wünsche offen. Sauberste Hälften wie Viertel. Kerngehäuse kein Problem. Die Schärfe sowie die Einfachheit und Geschwindigkeit ihrer Erzielung sind ein Traum. Hätte gern ein paar mehr Messerchen aus dem Stahl - für die Küche und gern auch für Wald und Wiese ...

Gelegentlich ist wieder Flohmarkt in Monte Gordo :) ...

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Aus (sometimes) sunny Monte Gordo

R'n'R
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei DER Geometrie. Habe es mal neben mein filigranstes Küchenmesser gelegt, das geliebte Herder 1922 Office. Man glaubt es nicht ....
Ja ja, Messerlängen sind durchaus eine Modesache. Bei meinem von Oma geerbten guten Besteck *) sind die Tafelmesser für unsere heutigen Gewohnheiten auch irre lang. Dabei hat nur die Hälfte die alte Länge, und die später nachgekauften sind schon etwas kürzer. (Die Gabeln haben auch längere Zinken als heutzutage.)

*) Das klassische Silberbesteck. Allerdings sind die Messerklingen schon aus rostfreiem Stahl.
 
@Faltradl

Klassisches Silberbesteck - gute Idee. Hätte ich fast vergessen! Habe gerade mal in den Abgründen des Roadhouse gegraben. Und wurde fündig. Elterliches Solinger Tafelsilber aus den 60ern oder 70ern. Weiß nicht genau. Jedenfalls esse ich mit dem kleinen Besteck - Messer und Gabel - seitdem ich es bewußt in Erinnerung habe. Noch nie geschärft. Die Säge sägt .....

Es sind jeweils 6 kleine und 6 große Gabeln, 6 kleine und sechs große Messer und 6 große Löffel. Habe ich noch nie benutzt - die Löffel und das große Besteck. Kriegt man glatt die Maulsperre :glgl: ...

Gegen das Grah können die aber trotzdem nicht an :drunk:

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Gruß R'n'R
 
Sieht ganz nach einem Picard & Wielpütz aus!

Marke registriert 1923: BRIEFANKER

Die Firma gibt's ja heute noch...
war erst vor ein paar Wochen dort im Werksverkauf und habe ein Dutzend Gourmet-Löffel erstanden ;)
Einer der wenigen mir bekannten "Läden" in Solingen, die ein top modernes Gebäude da stehen haben!
Vom Büro bis zur "Fertigungsstrasse"!

Na, hoffentlich versuchst du es jetzt mal mit dem Besteck für Erwachsene, das Alter hast du ja!
Aber nicht ins Auge stechen damit beim Essen, die langen Dinger sind ungewohnt.
Aber wegen der Länge bist du doppelt so schnell beim Schneiden :hehe:
 
@Old Boy

Was der Flohmarkt in Monte Gordo so alles ans Tageslicht befördert. Über Solingen ;) ...

Danke für die Info. Hatte ich mich ehrlicherweise bisher nicht drum gekümmert. Vermutlich weil es seit eh und je ganz selbstverständlich zum Alltag dazugehört hat.

Die großen Dinger lasse ich mal liegen für schlechte Zeiten. Zum Tauschen ...

Gruß R'n'R
 
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