Test:
''Rostschutz'' einer Karbonstahlklinge durch die Einwirkung von Senf und Essig.
Auch auf die Gefahr hin, das alte Hasen hier im Forum mit solchen alchemistischen Prozeduren nervige Neulinge verschaukeln wollen

steirer: ''....He, Azubi; geh mal ins Lager un hol den Siemens-Lufthaken....höhöhö...)
ich habs probiert:
1. Klinge komplett gereinigt: Mit feiner Stahlwolle poliert, mit Seifenlauge u. Waschbenzin gereinigt und entfettet.
Probestück ist ein 3-lagiges Karbonstahlsantoku, Mittellage Shirogami, mit teilweise entfernter Schmiedehaut (Schleifspuren). Hersteller: 'Meister Hayashi' (?), recht preiswertes Produkt aus der Bucht, sicherlich nicht reine Handarbeit

(aber ich mag das Ding, kein anderes liegt so gut in der Hand)
2. gesamte Klinge mit 1:1 Mischung Senf ('Bauzener') und normalem Haushaltsessig (also nicht die schafe Essigessenz) gleichmäsig leicht durchscheinend angestrichen.
Die Schicht soll wohl nicht zu dick sein, damit genug Sauerstoff zur Reaktion dazu kann. Der Essig bringt die Säure, der Senf auch ein bischen und er macht die Mischung gut haftfähig. Ob der Schwefelgehalt von Senf auch was bewirkt? Möglich, sonst könnt man auch Mehl nehmen. (Im Forum wurde auch schon das einwickeln in Essig-getränkten Küchentüchern empfohlen)
Die Klinge kopfüber in ein geeignetes Gefäß gehängt (Holzgriff drausen!),
in dem unten noch eine Pfütze Essig steht, damit die Paste nicht austrocknet (vieleich geht auch einfach in Frischhaltefolie wickeln; aber reicht dann die Luft?).
- Nach ca. 2 Stunden keine sichtbare Reaktion auf den blanken Flächen, die Schmiedehaut bekommt stellenweise (wo der Senf dünner ist) interessante blaue Schlieren. Also: nochmal einstreichen und weiter:
-Nach insgesamt 10 Stunden das Ergebnis:
Nur minimale farbliche Veränderung auf den blankgeputzten Stellen, leicht silbergrau geworden.
Die Schmiedehaut jedoch hat sich zum Teil verabschiedet

: die vorher glänzend blauschwarze Schicht ist vor allem in den Randbereichen heller, scheckig und scheinbar rauer geworden. Sieht jetzt fast aus wie bei meinem Tosa-Hocho.
Und: Die Grenzlinie zwischen den 3 Schichten nahe der Schneide ist jetzt als deutlicher dünner schwarzer Strich zu sehen.
UND: Es hat sich tatsächlich ein leichter Korrossionsschutz eingestelt: Zwiebelsaft auf der Klinge erzeugt auch nach längerer Einwirkung nur noch eine leichte Braunfärbung.

, so wollt ichs haben!
Fazit:
Es funktioniert, ist aber ein Loteriespiel,was dabei heraus kommt. Eher auch nix für die ''Edlen'' Messer.
Auf jeden Fall eine phantastische Metode, um aus industrieller Massenware ein 'echt' antikes Stück zu machen. Jetzt würde mir jeder glauben, dass dieses Messer ein uraltes Erbstück meiner japanischen Konkubine ist :lach:
Danke für den Tip! Werde aber weiter Ausschau nach einer etwas kalkulierbareren Methode halten.
Euer frederik.
''....Rost? Wir nennen es Patina und finden es schick!'' sagte der Antiquitätenhändler......................