Was das Pflanzenöl angeht, habe ich persönlich das lediglich für den 1.2562 ausprobiert und keine Unterscheide zu Durixol V35 festgestellt - und auch an der Härteannahme nichts vermisst. Neulich
diese Klinge aus 1.2562 in ca. 70° warmen Rapsöl. Glashärte wurde tadellos erreicht und blieb auch nach dem Auskochen in Wasser bei 2x1h (als Anlassbehandlung) erhalten.
Möglicherweise macht sich da die Zulegierung von W,V und Cr bemerkbar und das ist nicht unbedingt auf die tatsächlich unlegierten Stähle übertragbar. Das muss man einfach ausprobieren - ich rate sowieso zu Härteproben, wenn man ein neues Material bekommt. Einfache Streifen von vlt. 6-7cm Länge 1,5cm Breite und dann 3cm mit Schneidflanke versehen. Dann in 10° Abständen von der unteren Härtetemperatur nach oben gehen. Härteannahme prüfen per Feile (und ggf. bei höher C-haltigen Stählen Glasritzen probieren), Spitze abbrechen und Gefüge anschauen - dann weiß man schon ganz gut, wo man steht.
Wenn in Öl die Härteannahme in Ordnung ist, dann würde ich mir über eine Wasserhärtung zum Rauskitzeln des letzten Restes an Härteannahme keine Gedanken machen.
Für Feilenstahl wurde hier im Forum auch schon oft über die ausreichende Wirkung von Öl berichtet (wobei das ja auch Stähle mit Cr sein können, also nicht zwangsläufig unlegiert). Aber wie schon gesagt: ausprobieren. Generell ist es immer gut, die Wärmebehandlung mit seinem Equipment zu optimieren, und da gehören Versuche einfach dazu.
Ich habe jetzt neulich einen neuen PID-Regler für meinen Ofen angeschlossen (der alte konnte nur bis 999°), und ein einfaches Display für K-Thermoelemente für eine Gasesse sowie zwei unterschiedliche K-Elemente. In unterschiedlichen Kombinationen angeschlossen und da zeigten sich Abweichungen bis 15° in der Anzeige der Temperatur.
Sooo fürchterlich genau ist es unter Umständen dann doch nicht, was man auf dem Display sieht - und es ist auch egal, so lange man durch Proben ermittelt hat, was am besten funktioniert
Zurück zu den Stählen: bei sehr reinen Stählen kann ich mir gut vorstellen, dass man präziser wärmebehandeln muss. Hier fehlen oft Keime durch die Abwesenheit von Verunreinigungen und damit werden sie umwandlungsfreudiger und teilweise auch anfälliger für Ausscheidungen an den Korngrenzen.
Den 1.2235 hat
@Taperedtang mit einigen Versuchen der Wärmebehandlung unter die Lupe genommen und ab einem bestimmten Punkt recht zügig gröberes Gefüge im Bruch gehabt. Sicher auch kein Hexenwerk, aber es gibt unempfindlichere Stähle, was die Überhitzung angeht und sehe die von mir oben genannten als solche an.
Restaustenit sicher bei eutektoiden Stählen nicht so , dass man da massiv übersättigen könnte. Ich würde allerdings dennoch Überhitzung/ Überzeitung vermeiden und eine gewisse Menge Restaustenit dürfte lokal dann vlt. doch auftreten. Ich muss aber auch sagen, dass mein weiter oben Geschriebenes auf der Verwechslung mit dem 1.1545 beruhte. Asche auf mein Haupt....
Entkolung wurde von leelo ja ausgeschlossen, da der gesamte Querschnitt weicher war. Was genau da los war, werden wir nicht mehr erfahren. Es freut mich aber, dass die erneute Härtung nach dem Normalisieren geklappt hat - der Weg zum Erfolg ist also klar und das ist das Wesentliche
Viele Grüße,
Torsten