Kaufberatung: "Workhorse" / Allzweck Küchenmesser

Ich brauche auf jeden Fall ein Messer das einiges mitmacht (abrutschen, aufs Brett knallen) aber plane keine Misshandlungen (gefrorenes bearbeiten, Dosenöffnen). Eben ein Arbeitstier, kein Schmuckstück oder Spezialwerkzeug
Ich gehe davon aus, dass sich daran nichts geändet hat.
Wenn nein, dann ist mE das Nigara nicht empfehlenswert - abrutschen, aufs Brett knallen wird das Nigara nicht gerne mögen (Taper Griff 2,2mm, Spitze 0,7mm).
Nigaras sind dünn geschliffen - habe das Nigara Super Aogami Gyuto 210mm (gibts auch bei Meester...).
Die Verabeitung ist sehr sehr gut, doch wie erwähnt abrutschen etc. für mich ein Nogo.

VG, Peter
 
Hi Zusammen. Erst mal vielen dank für den regen Austausch. Ich war mittlerweile beim Händler und hatte ein paar Messer in der Hand. Allerdings nur Solingen Standardware.

@neko Vielen Dank für die Warnung. Ich gehöre tatsächlich zum eher grobmotorischen Teil der Bevölkerung, also verkanten und so bekomme ich trotz 20 Jahren Messerhandling immer noch hin.

Ich habe noch nichts gekauft; aber noch das Classic Ikon im Kopf, und das Ohishi Migaki Tsuchime SLD Gyuto im Herzen. Meint ihr SLD verzeiht eher Fehler als der SG2 Stahl? Der SG2 ist ja ein pulvermetallurgisacher Stahl und damit eher anfällig für Ausbrüche?
 
Du könntest Dir ein Böker Cottage ansehen, die serie ist recht günstig und man könnte es bei Jürgen ausdünnen lassen, wenn man dies wünscht.
 
Auf Deine Frage zu den Stählen, Konzo: generell wird Stahl überbewertet und da bekommt man schnell einen falschen Eindruck. Geometrie und Wärmebehandlung sind entscheidender. Das Zusammenspiel von Geometrie (Schneidenstärke und -winkel), Stahlwahl, Wärmebehandlung ist ein 'System', was zusammen passen muss. Man kann da auch im Nachhinein nicht x-beliebig ausdünnen und upgraden. Innerhalb gewisser Grenzen ja - aber man wird ein solinger Küchenmesser nicht in ein japanisches Schneidteufelchen mit Lasercharakter verwandeln können.

Ich habe aber schon ein Wüsthoff Grand Prix II Chefmesser am Band etwas ausgedünnt und das ist ein sehr scharfes und robustes Kochmesser, mit dem mein arbeitstechnisch kochender Sohn gut durch den Alltag kommt. Die Härtung ist ausgesprochen gut und mit etwas Nacharbeiten wir da eine feine Klinge draus, die jenseits des wirklich messeraffinen Kein-Kompromiss-Nutzers wenig Wünsche offen lässt.

Ich bin ja in der glücklichen Lage, dass ich mir meine Wunschmesser selber bauen kann und auch Serienmesser nach Bedarf überarbeite. Und vor dem Hintergrund kaufe ich mir meist Budgetmesser und versenke mein Geld in Stahl, Griffmaterial, Werkzeug und Co. ;) - was nicht wirklich weniger Geld frisst.
Aber auf den Punkt: man muss nicht viel Geld für ein hochwertiges Messer ausgeben. Und wenn die Basis stimmt, dann lohnt etwas Nacharbeit und man hat ein wirklich richtiges gutes Messer für relativ überschaubares Geld. Für mehr Geld gibt es dann meist in erster Linie was für die Seele und das persönliche Sich-Gönnen-Wollen - was ich durchaus nachvollziehen kann und dann über das selber Bauen abdecke - wirklichen Mehrwert in der Praxis ergibt das aber nicht.
Ich schreibe das so, weil ich den Eindruck habe, dass sich das ein bisschen bei Dir vermischt - und es einfacher wird, wenn man das für sich klar hat. Und da ist dann eine Entscheidung notwendig, finde ich. Ein Kompromiss zur Befriedigung beider Bedürfnisse bleibt ein Kompromiss.
Ich habe daher für beides was: zum einen Alltagsmesser (mit immer noch sehr guter Performance, aber da ist es nicht schade drum, wenn mal ein Malleur passiert und hier ziere ich mich auch nicht um Qucik-und-dirty Schärfen) und ein paar Wenige, die ich sorgfältig schärfe und nur gelegentlich zum Spaß an der Freude nehme.

Erstere wären für mich z.B. die Fujiwara und die von mir verlinkte Kanetsuga-Serie probiere ich jetzt ebenfalls einmal aus (ein Petty ist auf dem Weg).
Für Zweiteres ist natürlich alles offen....
... und man muss sich darüber klar sein, dass es nicht mit dem Kauf getan ist und man bei der Nutzung, Pflege selber mehr in der Pflicht ist - andernfalls hat man nicht lange Freude an sowas.

Wenn es um den Stahl noch einmal geht und die Frage nach PM: bei gleicher Legierung ist der PM-Stahl in der Regel überlegen und sogar weniger ausbruchsempfindlich als die herkömmlich erschmolzene Variante.
Leider kenne ich weder den SG2 noch den SDL - also kann ich da nichst Fundiertes zu schreiben. Wie weiter oben schon geschrieben, muss man das konkrete Messer mit Geometrie und Wärmebehandlung sehen und nicht nur den Fokus auf den Stahl einengen. Hier kann man am besten auf die Erfahrungen von Nutzern zurückgreifen.

Viele Grüße,
Torsten

edit: zur Veranschaulichung meiner Aussage Geometrie und Wärmebehandlung vor Stahlwahl: Wärmebehandlung/ Härtung ist relativ klar. Das muss sauber laufen, sonst ist das Gefüge murks - das lässt sich durch nichts ausgleichen. Bei rostträgen Stählen ist Tiefkühlen Pflicht oder bei einigen wenigen Stählen geht das auch anders über ein Anlassen im Sekundärhärtemaximum. Auf jeden Fall ist da Aufwand notwendig, der Zeit und Geld kostet - was dann klar macht, dass das No_Name-Messer von Alibaba (egal welcher Superstahl da zum Einsatz kommt) vlt. nicht die beste Wahl ist.
Was die Geometrie angeht: der Unterschied von 0,3 zu 0,2mm an der Schneide beträgt 33% weniger Stärke und von 35° Winkel zu 30° sind es ein Siebtel bzw. 14%. Beides erhebliche Abweichungen. Der Unterschied zwischen Legierungen ist aber meist nicht so groß, als dass man dann auf einmal eine ganz andere Liga Messer bauen könnte. In erster Linie muss man von der Geo für den Anwendungszweck im sinnvollen Bereich bleiben; auch wenn man da durchaus noch einiges rauskitzeln kann. So ist es, glaube ich, richtig formuliert.
 
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Plus 1 nochmal von mir bezüglich eines Böker mit performance upgrade. Ich benutze es für alles was an Schneidarbeiten für die Essenszubereitung anfällt ohne mir Gedanken machen zu müssen. Ich benutze es sehr gerne und behandle es nicht wie ein rohes Ei. Es ist für mich ein top Werkzeug das zudem viel Spaß macht und auch gut wetzbar ist.

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Ich kann es nicht oft genug sagen. Danke nochmal an @Besserbissen für dieses tolle Messer.

Viele Grüße
 
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Hi Zusammen. Ich wollte Euch das Ergebnis der Beratung nicht vorenthalten.

Wie @xtorsten schon gesagt hat, läuft alles auf eine prinzipielle Entscheidung raus. Ich hatte die Wahl mein Santoku zu ersetzen und dafür ein höherpreisiges Messer zu kaufen, oder aber das Santoku als Nusshacker und Sorglos-Messer zu behalten und ein etwas spezielleres Zweitmesser dazu zu holen.

Für Option 1 - Ersetzen hatte ich nach eurer Rückmeldung folgende Messer in der Auswahl:

Herder K5 rostfrei POM
Wüsthof Classic Ikon
K-Sabatier 200/8

Ich denke es wäre wahrscheinlich der Herder K5 geworden; ich habe mich dann aber doch für Version Zweitmesser entschieden. Das Zweitmesser geht dann natürlich in eine ganz andere Richtung als die Daten im OP wo ich noch in Richtung Allround gedacht habe.

Ich war wirklich gaaanz haarscharf davor, beim Oishi Migaki SLD Gyuto zuzuschlagen; habe dann aber eben auch bei Knife Art das Black Week Angebot für das Fujiwara Kanefusa FKH Gyuto gesehen. Das rostende FKH geht natürlich in eine andere Richtung als das hier mehrfach empfohlene rostfreie FKM, aber bei 57 € konnte ich nicht Nein sagen.

Ganz vielen Dank an Knife Art an dieser Stelle: Lukas hat das Messer auf 50/50 für mich umgeschliffen, ohne dass ich noch drauflegen musste und obwohl das Messer schon sehr herunter gesetzt war. Danke! Super Service und man sieht, dass da jemand echt mit Herz und Seele bei der Sache ist.

So, meine Messergelüste sind fürs erste befriedigt. Vielen Dank an alle für die Beteiligung und bis bald!

edit:

Ich habe das Messer mittlerweile natürlich auch ausprobiert: Es kam out of the box gut geschärft hier an. Tomaten mit dem Eigengewicht des Messers schneiden, Küchenrolle, Unterarm-Haare rasieren, kein Problem. Beim Schnitttest Kartotten, hat es sich etwas leichter angestellt als mein Santoku und es war weniger knacken dabei und weniger Druck nötig. Für 57 € bin ich vollstens zufrieden :). Und wer weiß, vielleicht kommt dann auch irgend wann noch ein echt dünnes Dritt-Messer zur dazu ;).
 
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Hallo, hast du schon das Office ausprobieren können? Was ist denn deine Meinung dazu?
Viele Grüße
ja - ist angekommen das Messer und ich bin leider nicht begeistert.
Es ist ein eher einfaches Messer mit einfachem Griff - was ich alles nicht schlimm finde. Die Schneidflanken sind ordentlich ausgeschliffen und dank der seitlichen Flächen oben ohne Anschliff bekommt die Klinge auch gut seitliche Stabilität.
An der wirklichen Schneide gleichmäßig schön dünn geschliffene.

Soweit ist alles gut - nur bekomme ich es nicht wirklich scharf geschliffen. Das ist etwas, was ich sehr merkwürdig finde. Im Anlieferungszustand war die Schneide glatt, aber nicht wirklich haarscharf. Weder hat Abziehen mit normaler Politurpaste noch mit Diamant 1my oder 0,5my was daran geändert. Stroppen per Schleifpapier brachte eher eine merkliche Vergröberung, sowohl mit als auch ohne Diamantpaste - sowas kenne ich von keinem meiner Messer bisher. Selbst S90V oder 1.3343 bekomme ich damit an sich feinstens scharf.
Bei dem Office-Messer hingegen geht so gut wie nichts - weder mit viel Druck, noch mit scharf streicheln. Mit einem 3000er Shapton Pro komme ich kurz voran, aber das Abziehen ruiniert das dann wieder.
Nur 3000er Stein hält aber auch nicht gut und bald ist die halbwegs erzielte Schärfe wieder flöten.

Ich scheue mich ein wenig vor einem vorschnellen Urteil, aber ich befürchte, dass da bei der Härtung vlt. etwas nicht ganz gut gelaufen ist.
Egal wie und warum: ich brauche kein Messer, das so speziell geschärft werden möchte und das macht den ansonsten ganz brauchbaren und preiswerten Eindruck vollständig zunichte; leider.

Viele Grüße,
Torsten
 
Oh okay. Bei mir ist heute auch das Officemesser angekommen und ich muss sagen die Schärfe finde ich sehr gut. Den Griff finde ich besser als erwartet. Natürlich nichts großes aber dennoch ganz gut finde ich. Ich werde an der Schärfe bei meinem nichts ändern wollen da ich es für ausreichend finde und eh morgen verschenken werde.
schade das du nicht so zufrieden bist.
Erinnert mich an manche Messer von meinen Eltern. Laguiole heißen die glaube und die bekomme ich einfach nicht scharf. Ich bin da scheinbar zu doof dafür.
Vielleicht bekommst du ja trotzdem noch dein Messer scharf. Viel Erfolg auf jeden Fall.

Viele Grüße

Christian
 
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