Klassische „Klapper“ – Notschlachtmesser / Hippekniep / sodbuster / mineur / … (?)

Hier etwas von Richard Herder ♠️, die auch schon in frühen Jahren international sehr aktiv waren.
Im niederländischen Katalog gab es natürlich kein „Hippekniep“, es waren alles Schlachttaschenmesser.
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Kataloge sind das eine, in Natura finden sich immer wieder Varianten. Diese hat z.B. keine gerade Rückenlinie vom Griff bis Klingenspitze, die eigentlich ein Merkmal dieser Messertypen sein sollten.
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Der Griff ist nicht mehr original, er wurde von mir bewusst modifiziert, HIER.

ABU
 
Heute habe ich Messerzuwachs aus Solingen bekommen. :)

Es handelt sich um 2 Hubertus Notschlachter mit Lockback-Verriegelung in absolutem Neuzustand.

Beide Messer sind sehr sauber verarbeitet, keinerlei Spalte zu erkennen, die Klingen sind einwandfrei zentriert, öffnen mit einem vertrauenserweckenden, satten „Klack“ und stehen absolut spielfrei.
Kurz abgezogen sind sie sehr scharf geworden und schneiden Zeitungspapier ruckfrei.

Hirschhorn, Karbonstahl C55
Bubinga mit Rosette, Karbonstahl C 55

Jeweils: Gesamtlänge ca. 217 mm, geschlossen ca. 123 mm, Klingenlänge ca. 96 mm, Schneide ca. 91 mm, Klingendicke knapp unter < 3 mm

Eine mehr als solide Verarbeitungsqualität und endlich wieder einmal ein Statement für deutsche Qualitätsprodukte aus Solingen.
Klasse Arbeit, Fa. Hubertus! (y):super:


Vielleicht kann unser absoluter Fachmann für klassische Schneidwaren, Herr cut, etwas zum ungefähren Herstellungszeitraum sagen?

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Auf der KNIFE '23 in Solingen hatte ich auf dem HUBERTUS Stand dieses Foto gemacht, kurz bevor das Thema "Hippekniep - Notschlachter ..." hier eröffnet wurde, da wurden in der Auslage diese Varianten als "Notschlachter" präsentiert:

Bubunga - Olivenholz, Hirschhorn, Ebenholz, einige in rostfrei, einige in Karbonstahl.
Das Modell in Bubinga wurde als Serienausführung benannt, die weiteren drei Messer "aus einer kleinen Sonderserie von je 12 - 20 Stück aus 2015".
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Das von Dir vorgestellte Modell "Bubinga mit Rosetten" (an Stelle von Metallbacken) hatte bei Hubertus die Artikelnummer 79.203.HZ.00 und wurde wohl bis in die späten 1990er Jahre hergestellt.

Grüße
cut
 
Zuletzt bearbeitet:
@cut
Vielen Dank für Deine Recherchen, cut! (y)
Demnach ist das mit der Hirschhornbeschalung "aus einer kleinen Sonderserie von je 12 - 20 Stück aus 2015"?

@fshamburg
Da habe ich mit meinen in C55-Stahl ja nochmal "Glück gehabt".:)
 
Den Begriff "Schlachtnicker" konnte ich nach meiner Erinnerung in diesem umfangreichenreichen thread bereits aus der Literatur eines Solinger Herstellers als optionale Modellbezeichnung für Hippekniep, Sodbuster, ... ausfindig machen.

Hier eine wetitere historische Katalogabbildung mit dieser Bezeichnung und in eindrucksvollem Umfang weitere "Rostfrei"-Messer ... aus dem Jahr 1928,
zur Enführung rostfreier Stähle bei Louis Perlmann, Stahlwarenfabrik in Solingen mit Niederlassungen in Leipzig und Berlin:

Schlachtnicker Louis Perlmann 1928.cut.x.JPG



Grüße
cut
 
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Zu Beginn dieses thread hatte ich ja bereits einige Literaturquellen und die dort verwendeten Begriffe für diesen Messertyp zitiert.
Zu meiner Überraschung findet sich eine weitere Literaturquelle in Band II der Buchserie "Deutsche Kampfmesser" von Eugen von Halasz (Verlag Klaus D. Patzwall, Melbeck 2009).
Der Autor schreibt zu einer Abbildung eines Messers ohne Herstellermarkierung, Fehlschärfe mit der Ortsangabe SOLINGEN und längs auf der Klinge mit dem tiefgeprägten "Leitwort" "SOLDATENMESSER":
""Notschlachter", so die gängige Benennung aus dem landwirtschaftlichen Bereich für dieses Taschenmesser, das schon viele Jahrzehnte zum Repertoire ... Solinger Schneidwarenhersteller gehört."

Hier weitere Exemplare von "Taschen-Schlachtmessern" von einem nicht mehr existierenden Solinger Hersteller, dessen Messer nur selten Erwähnung finden:

Rother, August TaschenSchlachtM.cut.JPG


Grüße
cut
 
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Zur Beantwortung der Frage "Sodbuster - wer hat´s erfunden?" bin ich auf was Interessantes gestossen:
-->The Eye Brand Guide Dating and Pricing Carl Schlieper German Eye Brand Knives / Mark Cole / 2021
Das ist ein 27-seitiges sehr lesenswertes Dokument, welches sich neben der Historie von C. Schlieper vor allem mit der Altersbestimmung anhand der Entwicklung der/des Markenzeichen(s) beschäftigt. Ein vielfach unter US Messersammlern beklagter Informationsmangel bei Eye Brand Knives.

Einfach im www nach dem oben markierten Titel suchen, auf scribd wird man fündig.

Zitat daraus:
...
Sodbuster Origin
The Schlieper Sodbuster pattern comes with an interesting story. It is perhaps the most widely available
vintage Eye Brand pattern, followed closely by the Canoe. The pattern’s history dates to Dust Bowl of the
1930s, where “Sodbuster” was used as a derogatory term for the poor in the Midwest. Coincidently, in
Germany the pattern may date earlier and was a popular clasp knife for poor working families, who
needed a low priced, hefty, well made, sharp knife for skinning and cutting. Most collectors of Eye Brand
believe Schlieper created the production pattern in the mid-1950s, and thus sold the first widely produced
Sodbusters in the United States. Like their stainless steel, Schlieper also failed to copyright the name
they gave the knife, and it soon became a popular Case pattern.
Still, if collectors want an original
version of the Sodbuster, as it was intended to be made, find a 1950s German Eye.

...

Erfinder des Begriffs "Sodbuster" war also wohl tatsächlich C. Schlieper.
 
Vielen Dank für die interessante Ergänzung, Rastenkratzer!
Mir erscheint die Herleitung des Begriffs "Sodbuster" in dem von Dir wiedergegebenen Zitat sehr spekulativ zu sein und durch andere Informationen in Zusammenhang mit dem Buchtitel des "... Eye Brand Guide ..." durchaus widersprüchlich.
Die renommierte US Messerzeitschrift "Knife Magazin" informiert ihre Leser in einer Vorankündigung zum "Schlieper Guide", dass dieser Solinger Messerhersteller erst ca. 10 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs Messer in die USA exportiert hat.
Andere Quellen benennen, das der Begriff des "Soduster" als Messertyp bereits in den 1930er Jahren bekannt war, und deshalb der US-Hersteller Case nur den Begriff in abgeänderter Form in zwei Wörtern als "Sod Buster" markenrechtlich schützen konnte.
Zu meiner Verwunderung konnte ich bisher in historischen Lagerbüchern von Carl Schlieper, die bis in die 1920er Jahre datieren und hunderte von Messermodellen abbilden, keine Notschlachter ausfindig machen. Definitiv hat aber Schlieper in den USA bei Sammlern und Messerliebhabern unter "EYE brand" eine herausragende Stellung bei "Sodbuster" Messsern!



 
Mein treues Hippekniep hat schon einiges erlebt und ist in Würde gealtert.
Dieser Löwe hat zwar nie eine Ziege gesehen, ist aber ein zuverlässiger und sehr robuster Begleiter im Alltag.

Ich habe es mal gründlich gereinigt.
Die Klinge hat eine schöne Patina, die ich erhalten habe.

Ein toller Klassiker, den ich gerne bei mir trage.
Immer in dem Bewusstsein, einen wirklich verlässlichen "Arbeiter" dabei zu haben.

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@excalibur:

Zwei schöne Stücke, die du uns da zeigst.

Magst du und sagen, was genau das linke für ein Fabrikat ist?

Es sieht so aus, als wenn die große Niete schon mal in einem Schraubstock eingespannt war?
Gab es ein Klingenspiel?
 
Moin Quadrat,
ja das ist ein echter Oldtimer. Ich hab’s von einem lieber Messerfreund, der es nochmals ausgedünnt hat und die Kaffeeschwärzung angebracht hat.
Das nicht unerhebliche Klingenspiel ließ sich von mir nicht dauerhaft beseitigen. Mangels technischer Hilfsmittel musste ich Hämmerchen, Körner oder Rohrzange sprechen lassen.
Das genügsame Arbeitstier nimmt es aber klaglos hin.

Schönes WE wünscht
Excalibur
 
Danke für die Infos, @excalibur.

Auf dem Ricasso ist auch ein Logo aufgebracht, ich kann es aber leider nicht ganz erkennen.
Weißt du da mehr?

Ist auf jeden Fall ein schönes Messer.
Ich würde vielleich noch die Spuren der Rohrzange beseitigen, durch Schleifen.
 
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