Kleiner Vorzeigethread

Karbid

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Hallo Zusammen,

ich bin jetzt schon seit einigen Jahren passives Mitglied im Forum und nach einer längeren eher ruhigen Phase (Arbeit/Familie/andere Hobbys), will ich jetzt wieder ein wenig aktiver in der Werkstatt werden und in diesem Zuge hier gern zeigen, was ich da so zusammenstümper.

Ganz kurz zu mir, ich bin 32 Jahre alt und habe schon zu Schulzeiten angefangen die ersten Schwerter zu bauen. Da die Dinger aber zum einen wenig praktisch (durch fehlende Ahnung) und zum andern ziemlich platzraubend waren, habe ich mich dann irgendwann mehr auf Messer verlegt. Als ich dann das Forum entdeckt und damit einige meiner größten Wissenslücken schließen konnte, ging es dann richtig los und ich war "am Haken". Seitdem habe ich meine Werkstatt immer wieder erweitert, habe auch das Schmieden in Grundzügen begonnen und mir viel Inspiration anhand der hier gezeigten Stückte geholt. Dafür vorneweg ein großes Dankeschön insbesondere an U. Gerfin, Achim W, Roman Landes und natürlich herbert, auch wenn die meisten davon hier glaube ich nicht mehr aktiv sind.

So, dann zum ersten Stück, einem kleinen Fixed. Klinge ist eine umgeschmiedete Feile, ich denke der Marke Pferd, geschmiedet und gehärtet per Gasesse. Edelstahl Montur und Vulkanfiber als Spacer. Das Griffmaterial besteht aus Raffir SFX, ein Kunststoff, der auf verschiedene Temperaturen mit Farbwechseln reagiert. Wird der Griff warm, wechselt die Farbe von dunkel/bronzefarben zu einem helleren Gelb, was für ein paar spannende Effekte sorgt.

Griff kalt:


Griff warm:


Obwohl es sich "nur" um Kunststoff handelt, greift sich das Material sehr angenehm, nur die Politur war wegen der Bronzespähne ein Krampf. Durch den sehr leichten Griff und der eher filigranen, mit etwas Druck nagelgängigen, Klinge liegt der Schwerpunkt beinah direkt an dem Edelstahlgriffstück, womit das ganze Messer schön ausbalanciert ist.

Ich hoffe das Stück gefällt, für Feedback und Kritik bin ich immer offen. Wenn alles klappt und Interesse besteht, stelle ich nach und nach immer wieder mal was aus meinem Fundus und/oder aus der Werkstatt ein.
 
Vielen Dank für's Zeigen dieses schönes Stückes.
Der Griff ist ziemlich spannend. (y)
 
Raffir SFX, ein Kunststoff, der auf verschiedene Temperaturen mit Farbwechseln reagiert
Tolles Messer. Ich habe so ein Griffmaterial an einem Taschenmesser von Fontenille Pataud (im Franzosenthread bestimmt mal gezeigt) und bin immer wieder verblüfft, wenn die "Wirkung" einsetzt. Außerdem wundert es mich, dass dieses hochinteressante Material nicht viel öfter verbaut wird.
 
Dein aktiver Einstieg in das Messerforum ist dir mit deinem ersten Beitrag sehr gut gelungen! Das Messer sieht toll aus! Raffir bietet wirklich interessantes Griffmaterial, das ich auch schon oft verwendet habe. Diese Variante (SFX) kannte ich aber noch nicht.
Ich finde es gut und bereichernd, dass sich wieder einmal jemand traut seine Messer im Forum zu zeigen. Das machen leider nur wenige, warum auch immer.
Ich freue mich schon jetzt auf weitere Projekte von dir. Mach weiter so! (y)

Gruß
Matthias
 
Vielen Dank für die netten Worte, gerade von so renomierter Stelle, freut mich sehr das es gefällt. Werde auf jeden Fall noch ein wenig aus meinem Fundus einstellen!

Tolles Messer. Ich habe so ein Griffmaterial an einem Taschenmesser von Fontenille Pataud (im Franzosenthread bestimmt mal gezeigt) und bin immer wieder verblüfft, wenn die "Wirkung" einsetzt. Außerdem wundert es mich, dass dieses hochinteressante Material nicht viel öfter verbaut wird.
Diese Variante (SFX) kannte ich aber noch nicht.
Tatsächlich habe ich die Variante auch seit längeren nicht mehr finden können, man sieht überall nur noch das Uranium als Glow in the Dark. Habe ich auch schon verwendet und ist ebenfalls ganz schick, allerdings eher schwer zu beobachten, da es doch schon recht viel direkte Sonne braucht damit es richtig leuchtet.
 
Direkt die guten Vorsätze umgesetzt und am Sonntag endlich wieder mal die Werkstatt aufgesucht. Wie versprochen will ich hier dann auch gleich wieder eins meiner Projekte vorzeigen, auch wenn es ein älteres ist, dass nur eine kleine Nachpolitur bekommen hat.

Als Kontrast zu dem vorangegangen Stück, habe ich mal ein kleines Jagdmesser rausgeholt. Quasi meine Interpretation des Loveless-Klassikers. Die Klinge ist aus einem alten Kreissägeblatt, direkt von der Sägemühle, welches noch keine aufgelöteten oder geschweißten Zähne hatte. Dementsprechend ein bisschen Mystery-Steel, aber es wird wohl in Richtung 1.2235 oder 1.2003 gehen, die hierfür ja gerne hergenommen wurden. Auf jeden Fall hat er eine ordentliche Härte angenommen und auch die Härtelinie ist ganz nett geworden, wenn auch nicht so lebendig wie bei einem reinem Carbonstahl. Die Rückenstärke liegt bei etwa 3mm und läuft flach runter bis auf ca. 10mm vor der Schneide, welche ich ballig ausgeführt habe.
Bei dem Griff habe ich auch experimientiert und zwar ist er als Flacherl ausgeführt, trotz Handschutz. Den habe ich mit einer Nut versehen, was wesentlich einfach funktionierte als bei einem Steckerl, da man wunderbar mit Flex und Feile herankommt. Ein entsprechendes Gegenstück im Griff sorgt dafür das alles winklig ist, ehe ich es verlötet habe. Schwarzes Vulkanfiber bildet einen kleinen Kontrast zu einem meiner Lieblingshölzer, Goldfieldmaser. Wunderbar lebendig, stark gemasert und mit einer satten Farbe, ist es jeden Fluch über das ständig schrumpfen und verwinden wert. Für die Pins habe ich 6mm Messingstäbe benutzt, die einfach am besten zu diesem klassischen Design gepasst haben.

Insgesamt ein kleiner Handschmeichler und für alle jagdlichen oder leichten Outdoor-Aktivitäten geeigneter kleiner Schnippler, auch wenn sich leider ein Trocknungsriss in einer der Griffschalen gebildet hat und sich das Vulkanfiber gelöst hat (die letzten beiden Bilder sind direkt nach fertigstellung, die ersten beiden nach einer kleinen Politur über ein Jahr später).

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Auch wieder ein sehr schönes und zweckmäßiges Messer. Ich bin hinsichtlich Outdoor-Messern nicht so bewandert, bzw. erfahren, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es Freude macht dieses Messer entsprechend zu nutzen.
 
Auch wieder ein sehr schönes und zweckmäßiges Messer. Ich bin hinsichtlich Outdoor-Messern nicht so bewandert, bzw. erfahren, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es Freude macht dieses Messer entsprechend zu nutzen.

Vielen Dank, ich geb dir da absolut recht. Es hat schon seinen Grund, dass diese Form zu so einem Klassiker geworden ist.
 
Sehr schönes Messer, jagdlich als Skinner eingesetzt, wird es sicherlich gute Dienste leisten! Aber auch als Allrounder, wird es eine gute Figur abgeben. Der Griffform sieht man schon an, dass der Griff ein Handschmeichler ist. Ist dir wieder gut gelungen. (y)
 
Der Griffform sieht man schon an, dass der Griff ein Handschmeichler ist.
In der Tat ist das Zusammenspiel von Griffschale und Handschutz sehr angenehm zum arbeiten und halten, der Schwerpunkt verschiebt sich auch ein wenig nach vorn und gibt damit ein angenehm solides Gefühl in der Hand.

Nachdem ich jetzt zwei eher feine, kleine Messer präsentiert habe, muss ich vielleicht doch mal einen Kontrast setzen. Tatsächlich habe ich das Design in dieser Form hier im Forum, ich meine es wäre beim Schäferschmied gewesen, kennengelernt und fand es sofort faszinierend. Gemeint ist eine Hippe oder auch Heppe, die als Haumesser für alle Gelegenheiten genutzt werden kann. Die gekrümmte Klinge in diesem Fall macht sich besonders gut bei leichterem Schnittgut wie Gras oder dünnen Gestrüpp, welches wie bei einer Sense gut "gegriffen" wird. Außerdem sieht es wirklich martialisch aus. Den Anschliff habe ich auch hier wieder ballig gestaltet, wenn auch mit etwas mehr Fleisch hinter der Wate.

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Die Klinge besteht aus 5mm 1.2235, welchen ich für sämtliche schlagenden Arbeiten als ideal empfinde. Feinkörnig genug um eine schöne geschlossene Schneide zu halten und dabei ordentlich zäh, kriegt den selbst ein Grobmotoriker wie ich nicht so schnell klein. Die Gedanken für den Griff gingen in eine ganz ähnliche Richtung, so habe ich ein Stück Nussbaum für den Steckerl benutzt und da es sich ja um ein Arbeitsinstrument handelt für zusätzlichen Gripp mit dem Drehmel fein struckturiert. Mit Öl behandelt ergibt dies eine gefällige, solide und auch recht rutschsichere Angelegenheit.

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Die Struktur hat mir dann letztlich so gut gefallen, dass ich sie sowohl am Handschutz als auch am Griffabschluss angebracht habe. Beide sind aus Bronze, wobei ich den Handschutz erneut mit der Klinge verlötet habe. In Kombination mit dem gestauchten Erl, ergibt sich so ein bombenfester Halt.

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Wie bei einem solchen Werkzeug üblich, liegt der Schwerpunkt ein Stück weit vor dem Handschutz, damit ergibt sich ein ordentlicher Wumms, obwohl die Klinge gar nicht mal so schwer ist (Daten müsste ich mir allgemein für sowas mal aufschreiben).
 
Gefällt mir sehr gut! Die aggressive Klingenform und der praxistaugliche Griff sorgen für gute Performance. Da hat nicht nur Gras und Gestrüpp keine Chance, auch bei Holz werden die Späne nur so fliegen. :D::
Deine Stahlwahl ist für diesen Zweck genau die Richtige. Ich habe zwischenzeitlich den 1.2235 gegen den 1.2604 ausgetauscht, da der 1.2604 bei ähnlicher Zähigkeit und Feinkörnigkeit durch den Wolframanteil etwas schnitthaltiger ist.
Üblicherweise, mache ich auch eher zierliche Messer aber ab und zu muss man auch Mal einen richtigen "Klopper" machen. Ich habe aktuell auch zwei richtige "Klopper" in Arbeit. Die Rohlinge aus 1.2604 und Tenasteel haben eine Stärke von 6,2 mm und eine Klingenlänge von ca. 21 cm.

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Gruß
Matthias
 
Wieder Mal vielen Dank für das Feedback Matthias, freut mich sehr das sich hier so eine lebhafte Diskussion entwickelt. Das Bedürfnis nach einem ordentlichen Klopper-Messer stellt sich regelmäßig ein, auch wenn sie leider selten so praktisch sind und viel Platz in der Vitrine brauchen.
Ich habe zwischenzeitlich den 1.2235 gegen den 1.2604 ausgetauscht, da der 1.2604 bei ähnlicher Zähigkeit und Feinkörnigkeit durch den Wolframanteil etwas schnitthaltiger ist.
Bin da absolut bei dir, für mich hat der 1.2235 nur einen ganz gewaltigen Vorteil, ich bin Mal spottbillig an eine größere Menge gekommen 😅 für alles feinschneidigere benutze ich in der Regel Feile oder 1.2419, der mit seinem spritzer Wolfram da in eine ähnliche Kerbe haut, nur eben mit mehr Fokus auf Schnitthaltigkeit.

Das Design der beiden Klopper gefällt mir sehr, ziehst du den Anschliff bis zum Rücken hoch ? Bin gespannt wie die beiden im Vergleich performen, mir fällt es ja immer schwer zweimal das Gleiche zu machen, es wartet ja doch immer das nächste Design in der Schublade, aber die Erkenntnisse die man so gewinnt sind wirklich Gold wert.
 
Ich werde den Anschliff ziemlich weit hochziehen. Bei so einer Klingenstärke ist das mMn unbedingt erforderlich, um halbwegs vernünftig schneiden zu können. Der "Klopper" soll ja auch ein bisschen Spaß machen und nicht nur wie ein Beil eingesetzt werden. :D::
 
Anprobe, auch (Bowie-) Klopper, Spitzerl, 20 cm, 5mm dick, irgendwas rostendes bei Kleinanzeigen aus einer Gesenkschmiede für 30 Euro, bei Interesse kann ich den link teilen, es hat wohl noch "ein paar".
Birkenknolle, Bronze, noch großzügig Spaltmaß, zum Hacken reichts allemal, durch den Spitzerl recht Kopflastig, hält die Schärfe erstaunlich gut, keine Ahnung was für ein Stahl.
 

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Der "Klopper" soll ja auch ein bisschen Spaß machen und nicht nur wie ein Beil eingesetzt werden. :D::
Die Form gibt es auf jeden Fall her, die Daumenrampe ist eine schöne Idee sowohl als Handschutz, als auch für mehr Kontrolle bei feineren Arbeiten.

Birkenknolle, Bronze, noch großzügig Spaltmaß, zum Hacken reichts allemal, durch den Spitzerl recht Kopflastig, hält die Schärfe erstaunlich gut, keine Ahnung was für ein Stahl
Mir gefällt das gradlinige Design sehr gut, man bekommt direkt Trapper-Vibes. Bin gespannt auf das fertige Stück!
 
Anprobe, auch (Bowie-) Klopper, Spitzerl, 20 cm, 5mm dick, irgendwas rostendes bei Kleinanzeigen aus einer Gesenkschmiede für 30 Euro, bei Interesse kann ich den link teilen, es hat wohl noch "ein paar".
Birkenknolle, Bronze, noch großzügig Spaltmaß, zum Hacken reichts allemal, durch den Spitzerl recht Kopflastig, hält die Schärfe erstaunlich gut, keine Ahnung was für ein Stahl.
A: Gefällt mir sehr ich liebe Bowie auch wenn er nicht singt.
B: Link me Baby pleasssss. Ich will auch so eine Klinge haben. Es gibt zwar welche aus Pakistan in Rostafrei aber sowas ist mir lieber!!!!!
 
Da wir ja grad beim Thema sind, muss jetzt natürlich ein Bowie ran.
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Die Klingenwurzel hat stabile 5,5mm aus 1.2235 und ist dank des hohen Anschliffs und der großen Fehlschärfe erstaunlich leicht und führig. Besonders die Spitze wird so beinah nadelfein, nicht das Richtige, wenn man in Holz oder ähnlichen pulen möchte, aber als Pseudo-Fighter genau richtig. Den Handschutz habe ich wie bei der Hippe auch aus Bronze gefertigt und verlötet.

Der Rest des Griffs besteht aus mehreren Schichten, zum einen einen Spacer aus Ebenholz : blauem Vulkanfiber : Ebenholz, der den eigentlichen Griff optisch vom diesmal satinierten Handschutz trennt. Der Rest ist eine dreilagige Konstruktion aus Ebenholz auf das zwei Schichten Jarrah aufgeleimt sind. Diese australische Hartholz hat eine schön geflammte Struktur und ist gleichzeitig ziemlich solide, was bei gut 300mm Klinge auch zu empfehlen ist. Für große Messer mit Steckerl finde ich diese mehrlagige Konstruktion als sehr angenehm, da man sehr präzise und kraftschlüssig den Erl einpassen kann. Zwei 6mm Messingpins sichern gleichzeitig die Schalen gegen Abscheren, selbst bei hohen Schockkräften.
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Für dieses Messer, da es verschenkt werden sollte, habe ich auch mal eine ordentliche Scheide gebastelt. Simples schwarzes Kydex, mit Messingpins vernietet sorgt für einen sicheren Halt, die Klinge sitzt ohne Spiel und löst sich mit einem ordentlichen Klick. Damit das Ganze ordentlich im Gürtel hält, habe ich noch einen Frosch aus Hirschhorn angefertigt und mit 12mm Messingrohr aufgenietet, eine wie ich finde ganz interessante Lösung. Leider bin ich bei Scheiden einfach viel zu sehr Grobmotoriker und ungeduldig, das wird wohl nie eine meiner Vorzeigefähigkeiten werden.
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