klingenätzung nach hausmacherart

redcloud

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hallo zusammen,

neulich bin ich in einem amerikanischen messerforum(welches weiß ich nicht mehr) auf so eine ätzung gestoßen,fand ich recht interessant und ungewöhnlich.
weil ich an einem projekt mit umgeschmiedeter feile mit dem griffholz heftige probleme (verzug) bekam, hab ich das teil als versuchsobjekt hergenommen.

was haltet ihr von so einer oberfläche für ein rustikales gebrauchsmesser?
ich find`s gar nicht übel.

bin auf eure meinung gespannt

mfg

gerhard
 

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Hallo Gerhard,

sieht interessant aus. Wie ist denn das Rezept für die "hausmacher Art" :confused:
Oder ist das ein Familienrezept und somit geheim? :D

Das Bunte was durchscheint kommt doch sicher von einer Wärmebehandlung, oder?


Gruß
Elmar
 
hallo elmar,

nein, das ist kein geheimrezept,sondern wirklich hausfrauenart:
man nehme...
-irgendeinen senf,vielleicht nicht gerade süßen,
-essigessenz
das ganze zu einem brei zusammenrühren
mit einem wattestäbchen unregelmäßig auftragen
bei mittlerer raumtemperatur eine halbe stunde einwirken lassen
abwischen
bei bedarf wiederholen
abwischen, einölen und servieren!
mahlzeit!

funzt wohl bei rostenden stählen wie feile besonders gut...

die klinge war vorher bis 1000 geschmirgelt, die bläulichen reflexe sind auch von der senfbehandlung. die härtelinie war vorher gar nicht zu sehen.

zu nebenwirkungen befragen sie bitte den arzt ihres apothekers!

wohl bekomms! :steirer:

gerhard
 
Tolle Sache, danke ! Ich hab' gerade ein altes F.Dick Küchenmesser so behandelt, sieht definitiv sehr gut aus - und es scheint mir auch als Rostschutz einigermaßen zu funktionieren.

danke,

Keno
 
Erinnert mich an mein Senf-Tabasco-Finish. Herstellung sehr ähnlich. Bild hatte ich hier gepostet (1. Antwort).

Gruß

Lars
 
@ cheez:

auslöser für den versuch mit diesem (anti-)finish war die erfahrung, daß eine umgeschmiedete feile eine halbe stunde nach dem aufschneiden eines apfels verfärbt war. :mad:
da war mir dann eine gewollte und kontrollierte verfärbung lieber... :haemisch:

ob sie dauerhaft ist und/oder als rosthemmer wirkt, bleibt abzuwarten-

mfg

gerhard
 
Ich hab das Finish bei meinem Opinel N°12 Carbon getestet und muss sagen , steht Ihm gut ! :super:

Gruß Bernhard
 
Ich hab das gestern abend bei meiner Klinge aus 100Cr6 auch gemacht. Löwensenf scharf! Wegen des Cr-Gehaltes etwas verhaltener, aber das gefällt mir unglaublich gut. Die Oberfläche wird dadurch glatter, und überhaupt passt das zum Stil des Messers. Ich zeig morgen mal ein paar Bilder.
 
...und ich dachte,senf-freaks gibt`s nur südlich des weißwurstäquators... ;)

also: senfler aller länder vereinigt euch!

mfg

königlich bayrischer senfrat gerhard
 
Gestern habe ich, dank Zufallsfaktor Mensch, noch eine weitere Art entdeckt: Dr Oetker Ristaurante Pizza Speziale. Warm durchschneiden, Messer liegenlassen. Ergibt eine Ätzung, die einer Härtelinie schon recht ähnlich sieht. Leicht geflammtes Muster, lässt sich aber sicher je nach Schnitttechnik Schrägstrich Pizzabelag variieren ;)

Ich habe die Jubiläumspackung Pizza, mit 2 Pizzen pro Packung, genommen. Ich bin mir jedoch sicher, dass es auch mit der Einzelpackung klappen wird.

gruss, Keno
 
Hallo
Bei Opinel, Feilenstahl(genaueres unbekannt), und Federstahl ich glaube 55si7 hieß der, erzielt man mit `frühen`Erdbeeren gute erfolge.
Offenbar ist da sehr viel Säure drin.
Getestet im März 2005, während eines Zeeland-Urlaubes.
Referenzmaterial waren wohl Niederländische Gewächshauserdbeeren.
Die Sorten muß man normalerweise 1:1 mit Zucker mischen.
Zum essen schlecht, für`s Messer recht attraktiv.
Offenbar oxidiert die Fruchtsäure so stark, daß erstklassige Anlaßfarben keine Seltenheit sind.
Bei Opinel von Dunkelblau bis gelb, Lanfear hat es in Moosbach gesehen.
Bei einem Stück Federstahl, das ich dort bei Ihm gekauft habe, ergaben sich sogar Rottöne.
Die Gebrauchstüchtigkeit leidet meiner meinung nach nicht.
Gruß Stefan
 
So, mal zeigen. Das Messer hab ich beim letzten Treffen bei Markus Balbach gemacht aus einer Führungsstange aus Wälzlagerstahl 3505 (100Cr6). Natürlich mit der "richtigen" Wärmebehandlung, Weichglühen, Normalisieren und differentiellem Härten. Die Klinge ist ca. 130 mm lang, 30 mm breit, 3 mm dick und schon jetzt (Schleifen mit grobem Siliziumkarbidstein 50/125 hintendrauf) rattenscharf. Rasiert. Vorne voll druckschnitttauglich. Morgens gehts auf den Japan Stein.

Aber zum altern: die Senfmethode. Nix gewollt, nur mit Spatel (bei McDonalds gemopste Holzstäbchen) aufgestrichen, halbe Stunde gewartet. Erstaunlich.

Der Griff ist übrigens Apfelholz mit Leinölfirnis behandelt. Die Macken sollen bleiben, die Klinge wurde auch nur so gefinished, dass zwar mit 600er überschliffen wurde, aber größere Riefen vom Bandschleifer noch da sind. Zwinge besser Griffplatte ist reines Kupfer. Die Lücke zwischen Klinge und Griff ist Absicht. Da paßt wunderbar der Zeigfingern hin.
Sieht archaisch aus, und ist für Küchenarbeiten bestens geeignet. Meine Frau findet es scheußlich. Nun ja.
 

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Mit einer ähnlichen Methode hab ich eben falls mein Opinel Nº12 behandelt.
Ersterr Versuch mit Zitrone ergab nur mässige Erfolge mit Flecken, danach hab ich die Klinge in eine Serviette eingewickelt, mit Essig getränkt und danach mit Frischhaltefolie umwickelt.... nach ein par Stunden das ganze wiederholt. Ergebnis: Die Klinge war schwarz! Nach mehrmaligem reinigen ist eine schöne dunkelgraue Patina geblieben - sieht sehr gut aus, besonders wenn man danach die Schneidekante poliert und danach die Klinge einölt.
Der Griff ist natuerlich auch nicht gleich geblieben :D, ist nun wesentlich schlanker, und der Klingenform angepasst.
 
Ach ja, hab ich vergessen: der Griff bei meinem Opinel hat auch ein facelifting hinter sich :hehe: , aber moderat.

Gruß Bernhard
 
Ich habe die Senf-Essigt Methode ausprobiert, und festgestellt, dass das bei meinen Klingen erst wirkte, wenn die Paste anfing einzutrocknen.
D,h. wenn ich recht dick aufgetragen hatte, war nach einer Stunde noch keine Patina zu sehen. Bei dünnem Auftrag bildet sich schon nach 10 min beim ersten Antrocknen eine Schwarzfärbung.

Ich vermute, dass für hier der Luftsauerstoff eine entscheidende Rolle spielt, der erst beim eintrocknen richtig an den Stahl kommt.

Deshalb habe ich dem Essig-Senf noch etwas Wasserstoffperoxid zugegeben. Jetzt wirkt die Mischung einerseits viel schneller und auch bei dickerem Auftrag . Es bildet sich durch die entstehenden Sauerstoffbläschen einen Art Senfschaum, der sich noch besser auch der Klinge verteilen lässt.
 
aha, jetzt verstehe ich manches. Dort, wo bei mir die Past dünn war, nämlich in Richtung Griff, da ist das Muster herausgekommen, das ich eigentlich wollte, und da, wo sie dicker war, ist der Ätzangriff nicht so gut. Dort, wo ich nachgestrichen habe, ist eine schwarze lange Spur.
Ich werde nochmal die Senfpampe anrühren. Die Verfärbungen sind recht stabil, und mit der auf Hochglanz polierten Schneidfase sieht das wirklich affengeil aus.
 
@Herbert:

Ist doch toll, was aus Resten so entstehen kann. :hehe:

Auch das Griffholz finde ich toll, ich steh auf einheimische Hölzer.

Ich hab auch grad 4 Klingen aus Führungssäulen in Arbeit, wird aber noch etwas dauern.
 
Ja Günther, genau. Das sind ja die Führungsstangen, die ich von Dir damals bekommen habe. Das Material ist erstklassig. Wann immer Du noch welche hast, sag Bescheid. Ich habe damals eine Menge dieser Stangen unter Forumiten verteilt, und das oben gezeigte Messer hat nur etwa 2/3 einer solchen Stange verbraucht. Und scharf wird der Stahl...
Die Sache mit dem Apfelholz ist der Lehrling von Markus Balbach schuld, der drückte mir ein knorriges Stück in die Hand und meinte, das passe gut zum Stil des Messers. Recht hat er. Und die Maserung war erst nach Anfeuern durch die Behandlung mit Leinölfirnis zu sehen.

Ist auch Altern, halt von Holz.

Die Schicht bewährt sich immer noch, geht nicht ab im Gebrauch.
Wer mag schon spiegelpolierte Klingen aus rostenden Stählen?
 
@ Gerhard:

Verrätst Du, wie Du differentiell härtest?Was trägst Du auf und wie dick?
Wie gehst Du genau vor?
 
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