Gut, dann nochmal etwas klarer. IMO und nach meinem Verständniss des Marktes.
Du hast recht, dass 154CM heute sicher kein state-of-the-art Stahl mehr ist. Was immer das auch sein mag, denn sicher wird das, was man ind er Masse als "besseren Stahl" definiert mehr durch Image und Marketing geschaffen, als durch die echten Bedürfnisse der Anwender. Wenn man mal von guter Mittelklasse als Standard ausgeht. Sprich, wenn die grossen der Industrie sagen 440C ist gagaga, ATS ist supa, dann schreit nach drei Monaten (fast) jeder nach ATS. Obwohl bis dato keiner was am 440C zu bemängeln hatte.
Jetzt ist halt ATS Standard, dann schreit man halt nach CPM oder BG42. Warum eigentlich? Hat mal jemand die Messerstähle auf Schnitthaltigkeit, Stabilitaet, einfaches Nachschleifen etc. gestestet und das gewertet? Wo sind die Daten? Von dem Einfluss der richtigen Wärmebehandlung red ich mal gar nicht.
So, das weiss auch die Messer Industrie. Dummerweise kostet aber eine Umstellung von ATS auf CPM ne Menge Kohle. Da ist der Stahlpreis noch das geringste. Da kommen dann noch weitere Kosten dazu. Die Werkzeuge nutzen sich vielleicht schneller ab, ich brauch mehr Schneidgeräte, Bänder usw., man braucht neue Lieferanten, die Organisation wird schwieriger, der Stahl ist nicht so schnell und in Menge verfuegbar usw. usw. Und das fuer ein Feature, das der Kunde eigentlich nicht merkt.
Auch Spyderco macht das ja nur mit wenigen Modellen. Das finanziert sich dann quer ueber die Produktpalette. Bei den Stückzahlen, die Spyderco im Vergleich zu MT absetzt, kalkulieren sich zwei teurere Messer unter 30 billigeren einfach ganz anders.
Warum kostet dann ein MT mehr? Natürlich weil Firmen unterschiedlich kalkulieren müssen, weil der Marfione gerne Porsche fährt oder was weiss ich. Und weil sie durch die ganze (kleinere) Produktpalette eine bessere, aufwendigere und teurere Verarbeitung haben. 10% geringere Toleranzen kosten 50% mehr in der Fertigung. Nimm mal ein Spyderco Starmate "der Liner ist zu duenn" Messer :fack: . Das Dingens hat ne grosse Klinge aus CPM. Dahinter zwei geschnittene oder gestanzte Plastikschalen und nen eingelegten Stahlliner. Das kostet IMO in der Fertigung deutlich weniger, als ein MT Amphibian mit 154CM Klinge und den CNC gefrästen Schalen oder ein LCC. Gerade das LCC ist fertigungstechnisch ein Geschiss, weils erstens recht viele Teile hat und die Klingenlagerung extrem passend gefertigt werden muss. Dazu produziert MT halt auch kleinere Stückzahlen = hoehere Stückkosten.
Und dafuer kosten die halt mehr. Und was heisst extremer Preisunterschied? Man kann Messer direkt ja schlecht vergleichen, aber ich nehm mal als Beispiel die Preise von 1SKS. Preise in D kannst Du nie vergleichen, dann müsstest Du eher fragen wie manche Importeure eigentlich kalkulieren - und Zoll/Steuer gehen halt prozentual auf die Preise, das kommt dazu.
Also 1SKS: Amphibian 180 USD, LCC 160 USD, Spyderco Temperance (das neue Miniding mit 440V) 130USD, Spyderco Herbst (Alugriffe) 107 USD. Das sind ueber den grossen Daumen 60USD Preisdifferenz beim Kunden, macht bei 1:5 Peilung 12 USD Unterschied bei den Herstellungskosten.
Und das glaub ich, dass MT über die Produktpalette weg 12USD teurer produziert als Spyderco. Das zahlst Du. Wenn die Umstellung auf CPM 10USD mehr kostet, kosts dem US Kunden mindestens 50 USD mehr - das zahlt der dann eventuell nicht mehr ;-)
Bleibt die Frage, warum MT "Kultstatus" hat, wenns keine Innovationen bei den Materialien/Staehlen gibt. Na, weils von ihrem Ruf zehren, weil sie gute Designs haben und weil sie immer noch 1A Fertigungsqualitaet haben. Schau halt mal die Diskussionen im Forum an, worum gehts denn bei der Frage nach den besseren Messer meistens? Na, nach dem dicksten Liner
, dem aufwendigsten Finish, der aufwendigsten Verarbeitung.
Das muss befriedigt werden. Mich befriedigt das
, wenn Du das nicht akzeptieren kannst, weils Dir einfach ums Schneiden und nicht um das Verarbeitungsgedoens geht, dann ist das ein verständlicher Standpunkt. Aber halt nicht der einzige.
Warum haben manche Maker Kultstatus und verlangen das vierfache, wo ihre Messerchen auch aus der Fräse fallen und keinen deut besser schneiden und in der Funktion keinen Millimeter besser sind, als andere? Na, weil ihre Perlmutteinlagen und Ziselierungen aufs hundersttel genau gefertigt sind. Aber nen gescheiten Lock kriegens nedd hin - macht ja nix.
Gruesse
Pitter