König Strongbow und die Tafelrunde

Servus Stefan,

das ist richtig. Die Damastvariante hat einen 3D Clip. Im verlinkten thread zu sehen.

Meine Damastvariante ist jedoch ein Prototyp mit dem normalen Clip. Der ist dafür mit passenderem Clipausschnitt und vor allem - ohne Real Steel Logo auf der Frontscale. 😋

grüsse, peter
 
Hi pebe,

schönes Messer, keine Frage, nur dachte ich, dass keine Kooperationen an die Tafelrunde kommen...:unsure:...
Danke sehr.

Ich hatte ja an einer Stelle geschrieben, dass nur die jeweiligen eigene Modelle und keine Collabs berücksichtig werden.

Sozusagen pur und unplugged.

grüsse, pebe
Das wird bei ReelSteel schwierig, ich weiß, aber das ist doch eine kleine Inkonsistenz, oder habe ich was verpasst?

Ein schöner Bericht mit prima Fakten und tollen Bilder ist es dennoch wieder geworden. Auch dafür erneut vielen Dank.
 
Hallo Pepe,

ich folge fasziniert und gebannt den Thread von Anfang an und möchte ein großes Lob aussprechen. Aber habe ich irgendwie etwas über lesen oder verpasst. Wer ist der zehnte Ritter an der Tafel?

Gruß Jimmy
 
Hi Ritchie,

da hast Du vollkommen recht.

Allerdings ist das bei Real Steel so eine Sache, ich glaube, die haben überwiegend externe Designer und eine eigene Überschrift geschweige denn Handschrift lässt sich ausser günstig auch nicht ausmachen. Und das Messer ist nun mal von RS.

Unabhängig davon, hatte ich mir auch wg den anderen abweichenden Kriterien so meine Gedanken gemacht und beschlossen, dass es nicht sein kann, dass ich an dieser Stelle ein Messer ausschließe, dass ich als besten Vertreter einer so wichtigen Kategorie wie EDC ansehe.

Ich habe ja die Befürchtung, dass das Phasma nicht weiter produziert wird, wodurch ein weiterer wichtiger Punkt der Ritterschaft verletzt wäre.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
@jimmydienaht

Endlich merkt es mal einer. 🤣

Ich habe die Nummer 10 ausgelassen, weil hierfür Fällkniven mit balliger Klinge vorgesehen war. Ballig kommt in jedem Fall an die Tafel und Nummer 12 steht auch unumstößlich fest.

Zur Zeit überlege ich zum Thema ballig und Fällkniven noch eine andere Lösung - das muss ich aber noch sacken lassen.

grüsse, pebe
 
Du hast uns ja auch so verwirrt mit den Beiträgen, wer alles nicht an die Tafelrunde kommt, daher ist mir das auch nicht aufgefallen...
 
Gut zu erkennen, der Ausschnitt für den Clip wurde für die Damastversion besser angepasst. Obwohl der in Serie verwendete 3D Clip wertiger ist, gefällt mir dieser minimalistische original Clip an einem EDC besser.


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Die Serienmesser aus China zeigen immer bessere Qualität.

Im Allgemeinen sehe ich aber die Anwendung von PM- Stahlklingen bei Serienproduktion aktuell als nicht sinnvoll (außerhalb einigen Fällen), da Superstall nicht automatisch "super schneidet". Die Klingen bleiben sehr dick ausgeschliffen, billig "gefinisht".

Aber vielleicht kommt auch ein gutes Schneiden. Irgendwann...
 
Nicht nur das. Und nicht nur aus China.

Ich wollte eigentlich das neue Fox Knives Chilin mit M398 Stahl bestellen. Aber, welchen Vorteil hat M398, wenn nur auf 61/62 HRC gehärtet? Einen brauchbaren Schliff anbringen, wäre ja nicht das Problem.

grüsse, pebe
 
Wichtig ist, wie die Härte erreicht wurde.
Schneiden-Versagen, wenn lange und gut schneiden will:
-sehr kleine gleichmäßige Ausbrüche mit plastischer Vervormung.
CPM125V und M398 beginnen ab 65HRc sinnvoll zu sein.
Bei 62 HRc kann die ganze Klinge schon stabiller werden, nur die Schneide ist viel zu plastisch und legt sich "gerne" um. Auch hier gibt's schon Unterschiede beim Schneiden, sinnvoller sind aber (wenns um Schneiden geht) 62HRc z.B. für Elmax oder Damasteel.

Zwischenvarianten (M398) um 63-64HRc macht man auch: zähe Klingen, die noch Schneiden können.
 
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Der zehnte Ritter an der Tafel ist nun doch ein Fällkniven mit balligem Schliff.

Aber. Es ist kein Klappmesser, sondern ein kleines Fixed - das Fällkniven TK6.


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Zu diesem ungewöhnlichen Schritt habe ich mich entschlossen, nachdem das an anderer Stelle vorgestellte Klappmesser von Fällkniven, das PXL letztlich den Ritterschlag knapp verpasste und die übrigen Klappkandidaten wg fehlender Größe oder Convexschliff nicht ins Beuteschema passten.

Thema 'Fällkniven PXL Elvoryn - doch kein Ritter'


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Fällkniven unterscheidet sich in zwei Punkten von den allermeisten bekannten Messerherstellern. Erstens werden alle Messer fremdgefertigt und zweitens wird die Mehrheit der Klingen ballig ausgeschliffen - wenngleich überwiegend nur bei Fixed.

Streng genommen ist die Klingensignatur „Fällkniven Sveden“ etwas irreführend, auch wenn das Wort „Made“ fehlt, denn alle Messer werden in Japan produziert. Die feststehenden Klingen bei Hattori, die Klappmesser bei Moki.

Grundsätzlich sehe ich das faktische „Made in Japan“ bei Messern eher als Gütesiegel, zumal es sich hierbei um zwei erstklassige Produzenten handelt.

Nun gut, viel entscheidender ist an dieser Stelle, dass dies keine typische Maßnahmen zur Kostenreduktion sondern eher zur Sicherstellung der Fertigungsqualität sind. Und die stimmt prinzipiell bei Fällkniven. Auch im Detail.



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Mein Hauptaugenmerk bei diesen Fällkniven liegt hierbei, mehr als bei anderen Herstellern, auf der Qualität des Schliffs und der Klingengeometrie.

Bislang hatte ich gut ein halbes Dutzend Fällkniven im Haus und an allen waren sowohl Schleifgeometrie als auch das Finish sehr sorgfältig und überwiegend fehlerfrei ausgeführt. Waren dies in der Vergangenheit Fällkniven A1, S1 und F1 habe ich mir im Zuge der Rittertafelordnung neben dem PXL noch die beiden TK6 und TK2 geholt - diese ebenso aus der Nobelserie Tre Kronor.



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Während die 3 Klassiker A, S und F für mich eindeutig im Outdoorbereich Wald & Camping angesiedelt sind, sehe ich den Einsatz der beiden TKs durchaus auch in urbaner Umgebung.

Das TK2 ist ein recht schlankes universal Gebrauchsmesser mit 10,2cm balliger Klinge, 4,5cm stark in 3G Stahl. Das ist ein laminierter pulvermetallurgischem Stahl mit 62 HRC und rostfreien Flanken. Modernes Thermorun mit hochtauglichen Eigenschaften bei Extremtemperaturen als Griffmaterial. Die Waage zeigt bei mir 141g.

Fällkniven selbst führt es als kleines Survival- und nicht als Jagdmesser. Unser japanischer Jäger und Spezialist für ballige Klingen, Virtuovice, hingegen hält das TK2 für ein ganz hervorragendes Jagdmesser. Zuweilen eben eine rein akademische Frage.

Wie auch immer - mir gefällt für einen Platz im Officerucksack der schmale Griff, die schlanke Klinge mit ebenso schlanker Spitze ausgesprochen gut. Es hat jedenfalls mehr von einem sehr kräftigen Officemesser als von einem klassischen Batonprügel und hebt sich damit von der Masse der Outdoormesser ab und hat eindeutig Vorteile als Grillmeister oder allgemein beim Küchendienst.

Natürlich. Es hat so gar nix von Lagerfeuerromantik. Es ist mit seinem eckigen thermorun Auftritt eher ein funktionales hightec Messer. Und. Mit tadellosem Convex Schliff.

Auch cool und passend zum Gesamtauftritt - der kantige Absatz im Handschutzrund.



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Es ist jedenfalls ein klasse Messer, das ich künftig vermehrt nutzen will, aber für einen Platz an der Tafelrunde bei den Klappmessern ist es dann doch zu groß. Genau hier kommt das TK6 ins Spiel.

Ich hatte ja bereits im Vorstellungsthred des Böker Barlow FF laut nachgedacht, wie ich mir ein kleineres Fixed für immerdabei vorstellen könnte und schwankte zwischen länger schlank und knuffig kurz.

Thema 'Böker Barlow BFF'

Das Barlow ist ein pfiffiges Messer - viel kleiner, schmaler und sozialverträglicher geht es fast nicht. In dieser Zierlichkeit liegt dann natürlich auch die größte Einschränkung.



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Ein Bark River Cityknife wiederum ist ein sehr schöne wie handliche Lösung, auch ein Knuffel - vor allem mit Carbongriff. 😋 Die 6,3cm Klinge ist mir aber absolut betrachtet einfach zu kurz, auch wenn vom Typus dem TK6 nicht unähnlich.

Ein Moki Banff in large, schön schlank, ist dann nochmal deutlich näher an einem Officemesser als ein TK2 allerdings gänzlich ohne dessen Grip und Robustheit. Zumindest an dieser Stelle war es mir mal wieder eine Spur zu wenig Messermasse.

Abschließend musste ich feststellen, dass man weder über Klingen- noch Gesamtlänge oder andere Formvorgaben alleine zum feststehenden Hosentaschenteufel findet - es kommt am Ende doch zu sehr auf das Gesamtpaket an.

Das TK6 hat mir diesbezüglich schon immer gefallen. Jedoch, Messer die lange am Markt erhältlich sind, geraten auch leicht aus dem Fokus oder gar in Vergessenheit - wenn sie nicht den Sprung in die Ewigen Liste schaffen. Der hohe Listenpreis der Fällkniven ist daran vermutlich auch nicht ganz unschuldig.



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Gelegenheit macht Diebe. Von mir selbst auf ballige Fällkniven angefixt, hielt ich Ausschau und konnte recht zügig ein besonders gutes Händlerangebot ausmachen. Könnte mir vorstellen, dass auch hier eine Stahlumstellung ansteht und daher vermehrt Preisnachlässe angeboten werden.

Es war übrigens @Bukowski‘s Anregung, nachdem ich das TK6 bereits hatte, den Kampfzwerg in die Tafelrunde aufzunehmen. Danke, Daniel. Es lebe das MesserForum!

Fällkniven TK6 - here we go.

Der Stahl nebst Härtung des TK6 ist ebenso 3G wie beim TK2, desgleichen das Griffmaterial Thermorun. Der Kampfzwerg hat aber nur 8cm Klinge bei 4,5mm Stärke.

Der kurze Griff bietet mit gerade 9,5cm selbst großen Händen noch einigermaßen brauchbaren Grip - dies liegt an dem deutlich fülligeren und bauchigem Format. Das TK6 kommt mit 114g auch ausreichend leicht für den angedachten Zweck daher.



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Zusammen mit den ausgeprägten Griffmulden läßt es sich damit ausreichend gut und stabil führen. Das ist jetzt mit großen Händen nix für stundenlange Arbeiten, aber man hat doch ausreichend Volumen in der Hand, um auch mal kräftiger zuzupacken - besonders komplett in der Faust klappt das gut.

Letztlich sind kleine Messer diesbezüglich überwiegend ein Kompromiss. Beim TK6 mehr funktional effektiv als ergonomisch bequem. Das passt aus meiner Sicht in dieser Kombination jedenfalls exakt zum Messer - als Immerdabei-Messer für alle Fälle.

Grundsätzlich ist Thermorun keines meiner bevorzugten Griffmaterialien. Es hat dabei klar funktionale Vorteile - bei niedrigen Aussentemperaturen, nassen Verhältnissen, chemischen Stoffen und bietet viel Grip bei Krafteinsatz.

Allerdings würde ich hier trotz erkennbarem Kunststoff in keinster Weise von billigem Plastiklook sprechen. Im Gegenteil - das Thermorun ist sauber und passgenau verarbeitet, auch die Fischhautoptik ist detailliert ausgearbeitet.

Mit dem Tre Konor Emblem, einem sauber gefasten Lanyardhole und ebensolchen Schlagelement am Ende des Griffs macht es durchweg einen wertigen Eindruck - nicht nur im Vergleich mit einem schlichten Mora Kunststoffgriff.



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Tatsächlich gibt es das TK6 auch mit Holzgriff - hier will mir aber der Technolook als Gesamtpaket ausnahmsweise besser gefallen. Vom sehr deutlichen Preisaufschlag mal ganz abgesehen. Auch mein Photoshop-Carbon-Versuch kann an dem kantigen Griff nicht wirklich überzeugen.

Die Klinge hat einen ausgeprägten Swedge, der die Klinge nach vorne sehr stark ausdünnt und auch feine Arbeiten zulässt. Schön umgesetzt - würde man den Swedge wegschleifen, bliebe eine rassige Bowieklinge übrig. Der leichte Bogen gibt aber auch so der Klinge optisch etwas Pfeffer.

Das eigentliche Highlight der laminierten Klinge ist natürlich deren fullconvex grind. Die Klinge ist sehr sorgfältig gefinished, die Laminatline deutlich erkennbar.

Out-of-the-Box kurvte das TK6 durch dünnes Beilagen Papier - das ist Referenzklasse.

Ich bilde mir ohnehin ein, dass ein sauber convex geschliffenes Messer scheinbar noch eine Spur müheloser durch Papier kurvt und durch dicke Kartons geht, obwohl meine Balligen meist dickere Klinge haben.

Jedenfalls beschert es mir stets besonderes Vergnügen, wenn eine kräftige ballige Klinge leichtfüssig Kreise ins Papier schneidet. Auch sonst kann ich über das Schneidgefühl mit dem Kampfzwerg im Alltag überwiegend nur Positives berichten.

Keine Frage, ich bin ein großer Fan von full convex grind - aber eben nur, wenn eine durchdachte Geometrie gleichmäßig sauber angebracht ist und fein ausgeschliffenen leicht schneidet.

Und hier sind wir an dem Punkt, bei dem Fällkniven bei mir über die Jahre betrachtet, die Nase vorn hat. Und. Das Wissen, wie man einen guten convex grind gestaltet und Messer für Messer zuverlässig anbringt, hat sich meiner Kenntniss nach Fällknivenchef Peter Hjortberger selbst angeeignet und später seinen Produzenten vermittelt.

Und so kommt zu guter Letzt doch noch ein Fällkniven in die Ritterrunde.

Richtig. Die Regeln der Tafelrunde scheinen wieder mal gebrochen. Ein feststehendes Messer findet am großen Tisch seinen Platz, wo sonst nur klappbare Klingen zu finden sind.

Jedoch schiele ich dabei auch schon ein bisschen auf den letzten Ritter, der in gewisser Weise ebenso mit den bisherigen Regel brechen wird. Am Ende geht es aber ja nicht um blosse Erfüllung von Formalien - diese sind letztlich nur die Leitlinien für die „erlesene Auswahl“ der Ritterklingen.

In diesem Fall erfüllt das TK6 das Thema Ballig im handlichen Format eben besser als alle anderen in Frage kommenden Kandidaten. Und es ist aus meiner Sicht auch ganz klar ein „most sexy“ Messer.

So findet mit dem Fällkniven TK6 ein in jeder Hinsicht eigenwilliger, aber erstklassiger Vertreter des balligen Schliffs seinen verdienten Platz an der Tafelrunde der Ritter - alter Schwede.

Euch Allen ein schönes Wochenende.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Leidige an Loben, ist es das sie sowohl auf- als auch abwertend verstanden werden können.
Deshalb in Gänsefüßchen „“ - bei dieser Vorstellung hast Du Dich imho selbst übertroffen, Peter.
Die Fotos sind „State of the art“ , der begleitende Text griffig und mit viel nützlichen Content.
Chapeau, Monsieur 🫡
 
Für Messerfans ist dieser Thread einfach ein Gedicht!
Ich freue mich sehr über den Regelbruch mit dem TK6. Ein tolles Messer, und dazu, wie gewohnt, mit hervorragenden Bildern und Hintergrundinfos garniert. Grandios.
 
Lieber Peter,

es freut mich außerordentlich dass ich mit meiner Anregung einen kleinen Beitrag bzw. Baustein ( 😉 ) zu diesem "Monument" der Messerleidenschaft beitragen konnte.

Wie so oft ist es ein Vergnügen deiner Komposition aus fachlicher Analyse, Hintergrundwissen und anregenden Gedankenspielen zu folgen. Meinen herzlichen Dank dafür.

Handliche Fixed mit konvexem Schliff sind eine meiner größten Schwächen und daher mit großer Redundanz in der Sammlung vertreten. Mit deiner gleichsam informativen und unterhaltsamen Vorstellung des TK6 hattest du mein Messerherz somit im Handumdrehen erobert.

Hut ab und gerne weiter so!
 
Besten Dank Euch allen.

Es kommt ja immer anders als gedacht. Der thread ist letztlich um einiges lebendiger geworden als das ursprünglich mal geplant war.

Zum lauten Nachdenken kamen auch noch der Blick über den Tellerrand hinaus - sei es die nahe Verwandschaft oder wie zuletzt gar ein „John Schnee“, der sich die Zugehörigkeit erstritten hat.

Die Überraschungsmomente dürften inzwischen durch sein, die Verbleibenden sind aber nicht weniger spannend. Wie ich meine.

Lasst’s Euch gut gehen, bis demnächst

grüsse, pebe
 
Der 12. Ritter an der Tafel ist Modell No.4 mit Hirschhorn von Thomas Froberg.


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Yup. Das ist ein Custom Messer und kein Serienmesser - ganz im Unterschied zu den bisherigen Rittern.

Ok, mein Marfione Anax ist diesbezüglich nicht ganz so eindeutig. Warum ich das so sehe, will ich kurz erklären.

Was einen echten Custom Maker oder ein echtes Custom Knife auszeichnet - darüber wird oft und viel diskutiert wie auch gestritten.

Manche verbinden mit Custom Knife lediglich ein Messer, das von einem Messermacher und nicht in einer Manufaktur oder gar Fabrik hergestellt wird, andere verlangen nach einem Unikat, das es kein zweites Mal geben darf. Oder es muss handmade sein, ohne Präzisionshilfmittel wie Lasercut und CNC oder gleich ganz ohne elektrisch betriebene Maschinen. Oder auch die Klinge soll selbst geschmiedet und gehärtet sein - keine Arbeitsschritte ausser Haus.

Gerne wird auch die Bezeichnung Custom Knife im Sinne von customized angewendet, nämlich in der Indiviualisierung eines bereits vorhandenen Messermodells.

Jedoch. Dass bloße Auswählen von Griffmaterial, Stahlsorte und wenn es aufwändiger sein darf auch noch Klingenstärke oder gar deren Länge, ist zwar eine Individualisierung bleibt aber dennoch ein Anpassen einer bestehenden Konstruktion an den Kundenwunsch - customized.

Denn. Der handgefertigte Anzug aus feinstem Tuch vom Herrenschneider in der Auslage ist halt nicht gleichbedeutend mit maßgeschneidert, auch wenn das dennoch meist ein hochwertiger Anzug ist. Und das Kürzen der Bein-und Armlängen oder enger machen an diesem Anzug ist zwar ein Anpassen aber eben keine Maßanfertigung, die jedes kundenspezifische Körpermaß berücksichtigt.

Tatsächlich ist für mich persönlich ein echtes Custom Knife also ein Messer nach meiner persönlichen Vorgabe, bei dem man dem Messermacher beschreibt, was man haben will und es dann auch in jeder Hinsicht genau so bekommt. Ohne Beschränkungen auf Vorhandenes - es sei denn, die Vorgaben wären technisch nicht umsetzbar.

Mein Kephart Kustom ist so eines..


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Andererseits macht nicht jeder Kunde derart detaillierte Vorgaben nebst Skizze. Ein Jäger wird vielleicht nur eine 9cm Klinge mit Hirschhorngriff zum Aufbrechen von Rotwild vorgeben und der Messermacher hat hierzu nicht nur die Freiheiten, sondern auch alleine die Expertise, das Geeignete zu wählen und zu fertigen.

Der gemeinsame Nenner für Custom ist dann am Ende schlicht die ausgewiesene Einzelanfertigung für einen Kunden - that's it.

Nicht kundenbeauftragte Messer sind dann eben, was sie sind - Messer vom Messermacher. Knife by Knife Maker statt Production Knife und eben nicht Custom Knife.

Auch sind Custom Knife und Handmade Knife für mich zwei paar verschiedene Stiefel. Das Erste beschreibt, wie das Messer aussehen soll, welche Materialien für den Kunden verwendet werden, das Zweite lediglich, wie das Messer hergestellt wird und ist per se kein Custom Kriterium.

Am Ende liegt das Problem dieser Diskussionen überwiegend nur darin, dass für unterschiedliche Aufwands-, Schwierigkeits- und Qualitätsstufen einheitlich der Begriff Custom Knife verwendet wird, um es vom schnöden Industriemesser abzugrenzen.

Ein Messermacher, bei dem man sich in keinerlei Hinsicht Gedanken bezüglich Qualitäten machen muss, ist Thomas Froberg. Thomas war ein gelernter Werkzeugmacher, was man bis ins kleinste Detail erkennen kann - viel zu früh verstarb er im Oktober 2021.

Er war ein Werkzeugmacher alter Schule und hat nach meiner Kenntnis das Messermachen bei Gildemeister Wolf Borger gelernt, bei dem er dann gut 10 Jahre gearbeitet hatte, bevor er sich selbstständig machte.

Dort hatte übrigens auch ein anderer herausragender Messermacher sein Handwerk zu lernen begonnen, Daniel Boll. Nicht umsonst ähnlichen sich deren beider Messer in einiger Hinsicht.

Auf Bildern von seiner Werkstatt kann man die legendäre Wandtafel mit gut 80 nummerierten Messerschablonen erkennen. Ein paar davon sind allerdings von Daniel Boll, der die Werkstatt mitnutzt, wenn er in heimischen Gefilden unterwegs ist und ausschließlich dessen Kunden vorbehalten.

Jedenfalls ergibt alleine der Vorrat an bestehenden Schablonen eine schier unerschöpfliche Quelle als Ausgangspunkt für ein individuelles Messer.

Das Spektrum bei Froberg Klappern ist hierbei extrem weit, es gibt solche mit unter 4cm und mit über 15cm Zentimeterklingen - vom kleinen dicken Pummel über langen schmalen Stecher bis wuchtiges Workhorse ist alles dabei.

Es spricht sehr für den Erfahrungshorizont und die Flexibilität eines Messermachers, wenn er sich bei seinen Arbeiten auf eine solch große Vielfalt einlässt. Die in unserem und auch in anderen Foren gezeigten Werke sind jedoch regelmäßig und überwiegend Modelle der Nummern 1-7.


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Mein größter Froberg war ein No.5 und besteht aus einer 12,5cm Klinge aus dem berühmten Monsterdamastpaket, dazu Griffschalen aus Seekuhrippen - ein gewaltiges Klappmesser und eine herrliche Arbeit zugleich - sehr typisch für Thomas.



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Mein kleinstes war ein No.2 - ein sehr schlankes Hirschhorn mit 1.2519 Stahl.


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Drei Punkte sind an Froberg Linerlock-Klappern ganz besonders herausragend wie bemerkenswert:

Erstens sind die Klapper mit konventionellen Werkzeugen maximal präzise gefertigt, zweitens gehört das Verhältnis Klingenlänge zu Grifflänge zu dem Besten, was man finden kann und drittens sind seine Klingen sowohl besonders schneidfähig als auch sehr scharf ab Werkstatt.

Präzision heißt hier konkret, dass nicht nur exakte Passgenauigkeit bei jedem Messer vorhanden ist, sondern auch in solch engen Toleranzen besteht, dass man nur konzentriert und ohne jeglichliches Verkanten die Teile nach dem Zerlegen wieder sauber zusammengesetzt bekommt. Entsprechend präzise arbeiten seine Klapper dann auch in der täglichen Handhabung.

Thomas benutzt für die Klingenachse eine Art Bushing, wie es von der Wirkung vergleichbar, auch Chris Reeve verwendet. Dort bestimmt allerdings eine Hülse über der Achse die Zentrierung und den Leichtlauf der Klinge.

Bei Thomas sind die Liner ausgefräst und die Achsen sitzen dort verankert. Schrauben zudrehen und die Klinge ist stets bei leichtestem Lauf perfekt zentriert.


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Einfache Washer genügen hier und der Klingenlauf hat dennoch Fallbeilcharakter ohne jegliches Spiel in irgend einer Richtung.

Dies alles funktioniert nur derart perfekt, wenn sehr genau gearbeitet wurde.

Und. Das funktioniert weder pi mal Daumen noch durch bloße Berechnung. Hier lotet einer die Schmerzgrenze tatsächlich aus und setzt diese kompromisslos um. Jeder Muckensäckl mehr oder weniger führt zur Abweichung von der Ideallinie - genau so fühlt es sich beim Schrauben an. Hier gibt‘s nix, aber auch gar nix mit einer CNC zu verbessern.

Die ganze Konstruktion hält auch dann gnadenlos zusammen, wenn alle Schrauben entfernt sind - enger geht‘s wirklich nicht.

Der Linerlock ist eine eingelegte Stahlfeder. Aus rein ästhetischen Gründen sind die Federn praktisch immer mit Sonnenschliff versehen - der Erzählung nach überwiegend zur Freude des Messermachers selbst.

Von Daniel Boll wird Thomas als „Vater der eingelegten Feder“ bezeichnet. Es war mir leider nicht möglich, zeitnah den Hintergrund hierfür abschließend zu ergründen. Ausser, dass er früh die perfekte Feder als auch viele weitergehende Lösungen entwickelt hatte, bei denen z.B. der Lock nur begrenzt wandern konnte oder er auch Doppelsicherungen in Form eines zusätzlichen Axislockhebel oder eines zusätzlichen Drehschiebers entwarf und verwendete.

Wobei ich persönlich nur von zwei solchen Exemplaren mit dem Schieber weiß. Es steht wohl eher für die Expertise beim Bau der Federkonstruktion.


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Mit der Stahlfeder trifft für beste Funktion Stahl auf Stahl und wäre im Bedarfsfall einfach zu ersetzen. Gleichzeitig bleibt das Gewicht mit den TitanLinern gering und es gibt dort keine Korrisionsprobleme. Der Lock greift sicher. Bei Thomas immer. Und lässt sich mit genau dem Maß an Leichtigkeit lösen, das man sich mit einem Regler einstellen würde.

Ich hatte einiges an Custom Messern bei mir im Haus, oft genug gab es einen Grund kein zweites davon zu holen. Die Messer von Thomas hingegen waren alle so zuverlässig gut, wie man es leider nur selten erwarten darf.

Und da spreche ich schon explizit von mir, der gerne sehr genau und kritisch hinsieht - diese Frobergs sind einfach eine Klasse für sich.

Thomas hat irgendwann manche seiner Entwürfe überarbeitet - sie wurden schlichter oder besser gesagt, klarer im Design. Es gab Diskussionen hierzu, das der orignär eigenständigere Wiedererkennungswert damit weitgehend entfallen wäre.

Ich will hierauf nicht näher eingehen, ausser mit der Anmerkung, dass für mich persönlich gerade das Weglassen von unnötigen und eigenwilligen Designduftmarken oder Girlanden in diesem Fall die Extraklasse geradezu unterstreicht.

Und genau dieses führt uns auch zu meinem Ritter Froberg, einer neueren No.4 mit 10cm langer Klinge aus 1.2442 Stahl und Hirschhornschalen.

Hier im Auslieferungszustand mit brünierter Klinge.


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Ich unterscheide ja streng zwischen einem eigentlichen Taschenmesser für den Hosensack und einem klappbaren Messer, das schon eher ein Fixed ersetzen kann.

Ein solches hat bei mir mindestens eine fullsize Klinge und einen üppigeren Griff, mit dem sich bequem auch etwas länger und intensiver Arbeiten läßt - handlicher als ein Fixed aber eben doch mit solchen Genen.

Meine No. 4 hat eine 10,1cm lange Klinge bei 11,6cm Grifflänge. Das gibt einen Relationswert von 1,14 oder 0,87 je nach Verhältnis - Weltklasse für ein echtes Funktionsmesser.

Zum Vergleich. Mein Insigno hat 9,1cm Klingenlänge bei 12,1cm Grifflänge, also 1,33 oder 0,75.

Formal wäre damit diese No.4 nach meiner eigenen Definition eigentlich sogar noch ein Taschenmesser - aufgrund der üppigen Breite aber dann doch ein Fullsize.

Jedenfalls, es gibt nur wenige, die eine derart große Klinge in einem solch kleinem Rahmen unterbringen können.



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Die Liner sind bei meinem nicht Thomas typisch blau, sondern bronze goldig anodisiert. Dass alles extrem passgenau und exakt verarbeitet ist - der Frobergsche Normalfall.

Die Klinge hat eine leichte Droppointform. Vorne nicht ganz unähnlich der Spyderco Leaf Form. Entsprechend hervorragend universell in der Anwendung.


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Mein Froberg hat den 1.2442 Stahl, den Thomas oft und gerne verwendet hat. Gut geeignet für einen feineren Ausschliff - dafür nicht besonders rostträge.

Daher, bei Auslieferung ziemlich schwarz brüniert, hatte ich dieses umgehend geändert und die Schicht relativ fein, erst runter und dann aufpoliert.

Die so verdichtete Oberfläche sollte die gleiche rosthemmende Wirkung wie feinpließten haben. Die gleichzeitig damit freigelegten minimalen Unregelmäßigkeiten der zuvor brünierten Klinge bewahren bei genauem Hinsehen dennoch etwas von dem rustikalen Charme.


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Nur auf Anforderung oder bei richtig großen Klappern, macht Thomas die Klingen stärker als 3mm. Weil dies bei geeignetem Stahl mit guter Wärmebehandlung völlig ausreichend ist und eine fein schneidende Klinge ermöglicht.

Und damit sind wir beim berühmten Froberg Schliff.

Flach runter auf 0,3mm und dann ballig auf Null abgezogen. Schneidet wie Hulle. Die meisten Küchenmesser haben da das Nachsehen - sind sie doch überwiegend dicker hinter der Fase.

Der ballige Abzug macht den feinen Abschluss stabiler und sorgt für ein besonderes Schneidvergnügen, dass sich eben so beim Kurven nur bei ballig auf Null offenbart.

Hirschhorn ist ein Naturprodukt, die Oberfläche sehr griffig und fühlt sich dennoch geschmeidig und warm an. Schön kontuiert, in der Mitte am dicksten, ergibt das einen angenehmen wie fülligen Grip, ohne dass das Messer dabei schwer wird. 127g sind immer noch hinreichend leicht.


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Ich mag ja eigentlich ganz besonders geradlinige Formen und es hat eine Weile gedauert, bis sich praktischer Nutzen UND Ästhetik der aufragenden Griffenden mir erschloss.

Klingenwurzel und -spitze sind damit optisch wie technisch verpackt. Die vermeintliche Asymetrie ist keine mehr, wenn man die obere Klingentangente zu Rate zieht. Und natürlich liegt das Messer mit der ausgeprägten Rundung am Griffende sehr angenehm bei kräftigem Arbeiten in der Hand.

Hierin findet sich auch die Urform der Arbeitsmesser wieder, wie sie auch beim Moki Blakiston Fishowl vorhanden ist.



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Ich selbst glaube ja, dass sich Thomas weniger Gedanken um solch detaillierte Ästhetikpunkte gemacht hat, sondern, das sich diese bei ihm als Ergebnis aus der perfektionierten Handwerkskunst ergeben.

Überhaupt. In Sachen Selbstvermarktung und Nutzen von Onlinemedien war Thomas kein Held. Nur wer zu Messerausstellungen ging oder regelmäßig in den Messerforen laß, erfuhr überhaupt etwas von seinem herausragenden Können und seinen Arbeiten.

Ein regionaler Fernsehbeitrag aus seiner Werkstatt zeigte ihn leider eher als kompententen Messerfachmann und Schleifer, keinesfalls als den begnadeten Messermacher, der er eigentlich war.

Denn tatsächlich ist dieser Froberg No.4 nicht einfach nur ein hervorragend gemachtes Custom Messer, sondern ein ganz besonderes aus meiner Sicht.

Dank Linerlock ist er einerseits ein moderner Fullsize Folder andererseits hat er nichts von einer italienischen Diva, französischer Femme Fatale oder einem amerikanischen Titanboliden. Er steht vielmehr ganz in der Tradition der Solinger Jagdtaschenmesser, dem Ursprung deutscher Messermacherkunst.

Das Hirschhorn mit den bronze gold anodisierten Linern und Schrauben wie dem gewählten Stahl kombinieren genau die Materialien, die hier zum Charakter und auch meiner persönlichen Vorstellung zu einem solch erdigen und dennoch nicht altbackenen Klassiker passen.

Dabei wird ohne jeden Schnörkel mit perfekter Funktionalität und handwerklicher Präzision genau jene unverwechselbare Ästhetik erreicht, die sich aus meiner Sicht am ehesten mit einer typisch deutschen Machart verbinden lässt - alles, was ich im besten Sinne mit „Made in Germany“ verbinde, ist in diesem Messer verwirklicht.



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Mein Froberg ist tatsächlich das Messer, das ich für ein Nationentreffen als das Messer der Deutschen schicken würde - so typisch wie gelungen ist dieser Hirschhornklapper für mich.

An der Tafel sitzt er zur Rechten des Königs. Er ist der Ritter, der alle Tugenden vereint und die Geschichte der Tafelrunde aus seinem Blickwinkel erzählt.

Euch allen ein schönes Wochenende

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Was für eine tolle Hommage, der Ritterschlag für Thomas

Ich komme ja aus Mannheim und habe einige Jahre sogar nur 500m von Thomas' Werkstatt entfernt gewohnt, dennoch bin ich erst 2020 hier im Forum auf ihn aufmerksam geworden.
Im Sommer 21 war ich noch in seiner tollen Werkstatt und habe ihm etwas Dragonskin Damast sowie Narwal Griffschalen für ein 5er gebracht, was nun leider lost ist :-(
Wir hatten eine nette Fachsimpelei, denn auch mein Werdegang begann mal als Werkzeugmacher.

Eine sehr traurige Geschichte, aber seine Messer werden immer an ihn erinnern.
Leider besitze ich keins, denn ein Messer von so einem herausragenden Macher aus meiner Heimatstadt wäre schon die Krönung meiner Sammlung gewesen...

Grüße Linda
 
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