Korbschwerter

Arno Eckhardt

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Hallo Ihr

Da sich das Jahr endlich dem Ende zuneigt und ich ein Bischen Zeit habe, dachte ich mir, ich stelle Euch mal vor, was mich die gesamte Adventszeit hindurch beschäftigt hat, von der Planung und den Vorversuchen ganz zu schweigen:

korbschwertdet2.jpg


(Mein erster Versuch, ein Bild direkt einzubinden, hoffe, das klappt. Edit: Klappt natürlich nicht, ich versuche es weiter... Edit2: Ha! geht doch! Bitte entschuldigt die nich so dolle Qualität, die Photoaktion hat mich dazu veranlasst, den Photographen zu wechseln. Bei Bedarf gibt `s mehr Bilder).

Neben diesem großen Schwert ist außerdem noch ein "Schweizer Säbel" mit fast gleichem Gefäss entstanden.
Beide haben stumpfe Federstahlklingen (55 Si 7) mit etwa 1,5 mm Kante und 58 HRC Härte für den Einsatz in einer Fechtschule.

Für die gedrehten Knäufe habe ich von Hand ein Holzmodell gemacht und das dann per Sandguss in Bronze abgegossen. Nach dem Verputzen wurden die Griffteile versilbert.

Die Bügel sind genau so, wie das bei entsprechenden Originalen der Fall ist, es muß schließlich auch funktionieren. Allerdings waren die dann immer feuergeschweißt :glgl:
Keine Ahnung, wie die das damals gemacht haben, schon mit WIG war es alles andere als einfach und das Verputzen hat pro Stück fast 5 Stunden gedauert, was nicht heißt, dass nicht hier und da noch ein paar unschöne Stellen zu sehen sind...

Die Kundschaft war jedenfalls glücklich damit und wir mußten bei der Abholung erstmal bis morgens um 6 diverse Biere vernichten. Ich habe jetzt noch Kopfweh, wenn ich daran denke, aber nachdem mich diese Teile wirklich etliche schlaflose Nächte gekostet haben, mußte das halt einfach sein :irre:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Arno,

ich durfte ja schon das "rohe" Material in der Hand halten, fertig hätte ich es mir auch noch gewünscht, aber so wie es aussieht, hast Du (oder Dein Kunde) ja nicht noch die 5 Tage warten können. :(


Nichts desto Trotz: Super geworden und meine Hochachtung!

Freddie
 
Hallo Freddy

Tut mir echt leid, ich hätte Dir den Gefallen wirklich gerne getan, aber die Kunden kommen aus dem hohen Norden Deutschlands und haben leider auf die Abholung noch vor Weihnachten bestanden.
Ehrlich gesagt hätte ich die Teile selbst gerne länger hier gehabt :cool:
 
Hallo Thomas

Vielen Dank für die Blumen.

Hier noch die versprochenen Bilder:

korbschwertges1.jpg


Als erstes das Schwert im Ganzen.

saebel.jpg


Hier der "Schweizer Säbel". Das ist eine Waffe, die einer Katana ziemlich nahe kommt, wenn man mal vom Gefäss absieht. Gab es aber auch ohne Korb, nur mit Parierstange.

saebeldet.jpg


Zu guter Letzt noch das Gefäss vom Säbel.

Hoffentlich muß ich das so schnell nicht nochmal machen. Obwohl: Wenn man die Sache erstmal raus hat, geht ´s eigentlich. Für das zweite Teil (Schwert) habe ich nur halb so lange gebraucht. Das Gesenk zum Schmieden der Bügelverzierungen ist ja jetzt auch vorhanden, allerdings mußte ich es zweimal machen, die "Knubbel" waren bei der ersten Version zu dick und damit das Ganze einfach zu schwer. Insgesamt habe ich etwa 20 verzierte Stangen aus C 45 geschmiedet (wollte ursprünglich auch feuerschweißen, habe mich dann aber besonnen :irre: )
Jedenfalls weiß ich jetzt ganz genau, warum der "Gefässmacher" zu dieser Zeit (ca. 16. Jhdt.) ein eigener Beruf war...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hoffentlich muß ich das so schnell nicht nochmal machen.

Ich kann den Stoßseufzer nachvollziehen, auch ohne eigene Erfahrungen im Schwertfegen zu haben.

Sollte jemals die Verteidigung mit der Klinge wieder notwendig werden, dann sehe ich schwere Zeiten auf Dich zukommen :D .

Wenn ich mir die Ergebnisse anschaue, bitte ich Dich, nicht damit aufzuhören.

Gruß,
Thomas
 
Herrlich Arno!!!!
Sowas sollte man öfter zum sehen bekommen.
Das macht doch Lust auf mehr :glgl:

Gib doch bitte ein paar Daten, z.B. Länge, Gewicht, Gedabert, von bis usw

Besonderst der Säbel hat es mir angetan, bin in Schweizersäbel verliebt seit ich sie zum ersten Mal im Wendelin Böheim gesehen habe...
 
Hallo Ihr

Bezüglich genauer Daten bin ich jetzt leider etwas in Nöten, ich konnte die Stücke leider nicht mehr genau vermessen, da ich am Abholtag von morgens 8 bis abends 10 Uhr (Die Kundschaft kam um exakt 4 min vor 10) noch mit den Scheiden beschäftigt war und mir anschließend die Birne zuknallen mußte (Die Betonung liegt dabei auf "mußte")...

Aber mal ganz grob und ohne Gewähr:

Beide sind insgesamt etwa 1,20 m lang und wiegen zwischen 1700 und 1800g

Das scheint zunächst viel, ist aber durchaus nicht aus der Welt. Sie lassen sich hervorragend führen und die Vorgabe der Kunden war auch tatsächlich, wieder etwas wuchtigere Waffen zu bekommen, nachdem ich bereits zwei Schweizer Säbel mit etwa 1350 g geliefert hatte (ebenfalls originalgetreu, aber ohne Körbe). In meinen Augen für fortgeschrittenere Fechter durchaus sinnvoll. Ist so ähnlich wie beim schmieden. Erst, wer mal mit dem 1,5 kg Hammer richtig gut klar kommt, kann auch locker mal zum 3 Kg Monster greifen und damit entsprechend "matschen", ohne Blasen zu bekommen oder schnell zu ermüden. Der Vergleich klingt schrecklich, entspricht aber nach meiner momentanen Sichtweise durchaus der Logik. Abgesehen davon, dass man sich beim Fechten generell nur dann Blasen holen kann, wenn man es wirklich übertreibt.
Beide Kunden waren vor Fertigstellung außerdem 2 mal bei uns, um die Bügelmaße anzupassen und haben die Sache freudig abgesegnet. Abgesehen davon sind entsprechende Originale mitunter tatsächlich so schwer.


Das Schwert hat eine Klingenstärke von 4 mm An der Schulter und verjüngt sich auf etwa 2,5 bis 3 mm. Die Klingenbreite liegt am Gefäss bei 45 mm, nur leicht konisch richtung Ort, ebenfalls nach Kundenwunsch.

Der Säbel ist 5 mm stark, aber auch deutlich schmaler (38 mm). Er verjüngt sich ebenfalls auf etwa 3 mm am Ort.

Die Schwerpunkte liegen dementsprechend näher an der Hand, als bei vergleichbaren, aber leichteren Exemplaren. Etwa 5 bis 6 cm vor der Parierstange. Trotzdem wächst kein Gras mehr, wo solche Klingen mal ankommen...

@ Thomas:

Aufhören? ich? Ich fange doch gerade erst an! Bin schließlich noch jung und frisch ;) Trotzdem hoffe ich natürlich, dass die Zeiten weiterhin so friedlich bleiben, wie sie sind (dürfen von mir aus auch gerne noch friedlicher werden)...
 
Zuletzt bearbeitet:
N'Abend alle miteinander!
Erstemal Gratulation an Arno! Ich hab zwar im Netz schon einige deiner Werke bewundert, aber diese Beiden sind doch irgendwie was Besonderes :super:
Wenn ich mir so die "Kunstwerke" aus deinem Feuer so ansehe, bekomm ich jedesmal wieder Lust drauf das Ganze mal selbst zu probieren! Bin zwar dämlicher Amateur, aber nicht ganz ahnungslos. Im Moment mache ich noch die letzten Handgriffe an meiner ortsfesten Esse; will mich aber danach auch mal an einem Dolch oder etwas Vergleichbarem Versuchen. Wenn jemand irgendwelche Tipps hat, dann immer her damit! Ich bin für alles dankbar! Bis denne und beste Grüße an alle!
 
....Wenn ich mir ...die "Kunstwerke" aus deinem Feuer so ansehe, bekomme ich jedesmal wieder Lust drauf, das Ganze....selbst zu probieren!......Wenn jemand irgendwelche Tipps hat, dann immer her damit! ....
Guten Schmieden bei der Arbeit zusehen.
Gute Bücher zum Thema lesen.
Originale ansehen, auch im Museum.
Viel ausprobieren.
Geduld haben.
Nicht aufgeben.

Gruß

sanjuro
 
-Einigen Schmieden über die Schulter gesehen (Aber net beim Klingenschmieden :mad: )
-Gute Bücher gelesen (Bergland und Enander)
-Endlos viele Originale angesehen
-Bereits ein Bischen ausprobiert
-Hehe... jaaaa an der Geduld könnte es mangeln :irre:
-Ich hab schon so verdammt viel an meiner Esse gearbeitet, dass ich jetzt ganz sicher nicht aufgebe!

Vielen Dank für die Tipps! Ich werde mich besonders um den Punkt "Viel Ausprobieren" kümmern :D

Gruß zurück

L-I
 
:lach: Na das is mal ein origineller Tipp!!!
Du hast damit ja sicherlich Recht, aber trotzdem klingt es lustig! Ich glaube das Alter ist das Einzige, woran man im Nachhinein nicht mehr viel ändern kann :steirer:
Vielen Dank nochmal für deine schnelle Antwort!
 
Zitat:
Du hast damit ja sicherlich Recht, aber trotzdem klingt es lustig! Ich glaube das Alter ist das Einzige, woran man im Nachhinein nicht mehr viel ändern kann
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Genau das ist der Grund, der für ein frühes Anfangen spricht.
Wenn Du mit zunehmendem Alter feststellst, daß Du noch etwas nachlesen mußt, kommst Du auf die Idee früher Zeit verschwendet zu haben :D .

Wobei gute Lektüre mit zunehmendem Alter nicht entbehrlich wird.

Nurmalso

Stefan
 
Hallo L.I.

Vielen Dank auch an Dich. Stimmt natürlich, die beiden sind schon was Besonderes. aber es muß ja schließlich auch irgendwie voran gehen...

Noch ein Tipp von mir:

Als ich damals (so mit 12 :p ) mit dem Schmieden angefangen habe, hätte ich alles darum gegeben, wenn es schon Klingenschmiede gegeben hätte, die Kurse anbieten (vielleicht gab es da schon einen oder zwei, bin mir nicht sicher, aber ich wußte jedenfalls nix davon, gab ja auch noch kein Internet). Heute ist das schon fast normal, es gibt immer wieder überall in D solche Angebote. Sowas ist nicht mit Gold aufzuwiegen!
 
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