Servus,
Gabriel hat hat ja schon ein Antwortpaket geschnürt!
Bei mir persönlich kommt es immer drauf an, wofür ich das Messer verwenden will. Je nach Anwendung variiert meiner Meinung nach das Optimum der passenden Geometrie stark.
Sehr wichtige Feststellung! Wenn jemand nur
ein Hauptmesser haben will oder kann, so wird er um eine universelle Geometrie nicht herumkommen, da er die Eigenschaft der Schneidfähigkeit mit anderen Eigenschaften kombinieren muss um alle Aufgabenbereiche dieses Messers abzudecken.
Dazu kommt die persönlich gemachte Erfahrung, die eine Einschätzung der Schneidfähigkeit/Geometrie erst möglich macht. Wie soll ich vergleichend beurteilen wenn ich noch nichts verglichen habe? Das ist einer der Gründe warum ich versuche möglichst viele Gelegenheiten zu nützen um für mich interessante Messer zwischen die Finger zu kriegen!
Wenn ich nur robuste deutsche Kochmesser nütze und erstmals auf ein hier empfohlenes japanisches Universalmesser wie z.B. einem Misono UX10 oder einem Schanz Luzidus wechsle, dann ist das gefühlt ein Sprung nach vorne und die Begeisterung folgt am Fuss. Diese hält dann so lange an, bis man mit einem Ashi Ginga oder Takamura Migaki R2 geschnitten hat. Dann hat man "mit der Hand" gespürt was den Unterschied zwischen einer universellen Allroundgeometrie und einer sehr dünnen Geometrie ausmacht. Weiter geht es dann mit optimierten Klingen, die man von Meister Schanz ausdünnen lässt, bis kein Stahlatom mehr zu viel an der Schneide ist. Solche Klingen haben bereits eine fragile Schneide, sind sehr dünn, immer nagelgängig und fast gegen null ausgeschliffen. Die Schnitttechnik passt sich dann den fragilen Klingen an, man arbeitet konzentriert und bedächtig. Universell brauchbar ist das schon lange nicht mehr, aber ein großes Vergnügen!
Irgendwann trifft man dann auf überreizte, papierdünn mit japanischen Natursteinen ausgeschliffene und geschärfte Klingen und beim Wechsel auf ein Misono UX10 fühlt sich dieses beim Schneiden von Möhren plötzlich an wie eine Axt!
Das ist jetzt ein wenig überspitzt formuliert, aber verdeutlicht was ich meine. Wenn einem einmal mehrere Dutzend Messer von grob bis papierdünn durch die Hände gegangen sind, dann hat man einen "gefühlten" Zugang zu dem was "mit Geometrie" gemeint ist, unabhängig davon ob diese Messer noch vernünftig nutzbar sind oder nicht.
Messdaten, Kehlbilder, Gewichtsangaben, Prospektbilder und ob die Schneide "nagelt" sind alles gute Hilfsmittel um einschätzen zu können, was von einer Geometrie zu halten ist, aber wissen kann ich es erst wenn ich das Messer in der Hand habe und damit schneide!
So teile ich die Geometrie meiner Messer in Vernunft und Nutzen und in Obsession und Spaß am Schneiden ein.
Langsam gesellt sich auch die Wertschätzung der Handwerkskunst dazu, Geometrie und Schneidfähigkeit sind in diesem fall sekundär, aber das ist eine andere Geschichte.
Gruß, güNef