Vorweg:
Krassis Exemplar geht übrigens zurück, weil es Rost und Kratzer im Klingenfinish hatte. Maksim hatte ihm die Zusendung eines neuen Exemplars oder eine Kaufpreiserstattung angeboten, das Krassi letztere genommen hat liegt nicht an den Geometriewerte oder dem höheren Gewicht. Sondern weil das Klingenprofil einfach überhaupt nicht zu seiner Schnitttechnik paßt. Selbst ohne die Mängel und mit einem Konosuke-ähnlichen Fit&Finish wäre es bei ihm wohl ein Staubfänger geworden und weil ihm das nach dem Schneiden mit meinem 24er klar geworden ist, hat er eben die Kaufpreiserstattung gerne angenommen. Glück im Unglück quasi....
Ich will Maksim auch gar nicht in Schutz nehmen, hätte er mir anstelle des Griffwechsels eine Rückname und Preiserstattung angeboten, ich hätte sie wahrscheinlich wie Krassi angenommen. Die Kratzer in Krassis Messer hätte er vor dem Versenden merken können, beim Rost wissen wir nicht ob der nicht erst auf dem Weg von Dänemark nach Deutschland aufgetreten ist. Wobei da die Frage im Raum noch steht, wie weit die Mängel durch die dicke Schicht Korrosionsschutzöl einem gleich ins Auge springen und ob er die Messer aus Japan nach Lieferung noch mal entfettet, die Klinge prüft und dann neu dick einölt oder ob er im noch geölten Zustand nur auf grobe Mängel wie Ausbrüche oder verzogene Klingen prüft. Bzw. ob sie überhaupt geölt kommen, wenn dem nicht so ist hätten die Kratzer definitiv auffallen müssen und das würde nicht für ihn sprechen. Andererseits wissen wir auch nicht, wie das andere Händler handhaben... Stichwort teure Herder, die mit offensichtlichen Griffmängeln rausgehen und nicht schon vom Händler selber direkt wieder an Herder zurückgeschickt wurden...
Bei meinem hätte wie schon gesagt das mit dem Griff auch auffallen können, ich tippe mal darauf das der Riß schon auf der Reise von Japan nach Dänemark sich durch Wetter/Klima-Wechsel hervorgetreten ist und nicht erst auf dem Weg von ihm zu mir. Wobei ich 2 Tage gebraucht habe um das als wirklichen Mangel und nicht einfach nur als billiges Holz (was beschissen gemasert/gewachsen ist) zu begreifen... und Krassi viel es auch nicht auf, der das Messer in der Hand hatte, inkl. Photos und schneiden...
Also anders formuliert: Es hätte ihm auffallen müssen, wenn er das Messer aus der Verpackung genommen und von allen Seiten gründlich inspiziert hätte (inkl. Messer an der Klinge halten und den Griff betrachten). Beim schnellen Draufblick in der Schachtel, eventuell vom kurzem in die Hand nehmen (womit er dann verdeckt gewesen wäre) und prüfen der Klingen gefolgt, kann man das eventuell schon übersehen. Ärgerlich ist definitiv und somit eigentlich auch unötig bzw. vermeidbar, bei dem einen oder anderen Händler oder Hersteller eventuell auch nicht passiert..wobei mir da recht wenige einfallen, bei denen man ein 100% perfektes Qualitätsmanagement hat...
Und der Laden ist immer noch eine One Man Show, die handgemachte Messer in kleiner Auflage vertreibt. Legt man die Maßstäbe die du da nun hast an andere Läden und auch die Seiten von Messerherstellern an, kann man eigentlich nirgends mehr im Internet kaufen...also wenn man weitreichende und vor allem halbwegs exakte Angaben erwartet, zusammen mit aussagekräftigen Bildern von Kehl und Rücken...
Wobei ich das mit den Angaben bei handgemachten Messern, die meistens den Händler nicht in hohen Stückzahlen vorliegen, auch nicht einfach finde...Gibt er keine Angaben an, kauft man die Katze im Sack...
Gibt er die Werte an, muß er entweder jedes Messer aufs neue vermessen und einzeln listen...oder er arbeitet mit Durchschnittswerten. Da ist dann aber eben die Frage, wieviele Messer er von einem Typ überhaupt auf Lager führt. Ich vermute mal das auch bei Toyama die Bestände jeweils im niedrigen einstelligen Bereich liegen. Eventuell hat er zu Anfang jeweils ein Messer gehabt und davon die Werte genommen, wer weiß es schon...
Und dann nehmen wir mal die Sache mit den Kehlbildern. Wie die wirken ist auch eine Frage der Kamera-Perspektive. Ich kann z.b. meine Messer mangels Können und Kamera nur leicht seitlich knipsen, da mein LG G2 ansonsten irgendwo ins nirgendwo fokussiert. Ich behaupte also mal ganz dreist, daß je nach Equipment, Können, Winkel und Abstand (sieht man die ganze Klinge, ist der Griff teil oder ganz mit auf dem Bild...) ein und dasselbe Messer hier im Rahmen eines 5er Messerzirkel Reviews vom Kehl her unterschiedlich wirken kann, besonders wenn man keine Angaben zur Rückenstärke oder Höhe noch dazu hat.
Und in vielen Shops sind solche Bilder auch absolute Mangelware, da sticht Maksim als kleine One-Man-Show sogar noch positiv hervor, da er a) bei nahezu allen Messern Bilder vom Kehl und Rücken liefert und b) seine Angaben einem uniformen und klar erläutertem Schema folgen...
Wie schneiden denn da im Vergleich die deutschen Händler und andere Händler ab?
JCK: Das Fujiwara FKM Western Deba wird bei JCK mit 445g gelistet, das Exemplar von Gabriel was mittlerweile in meinem Besitz ist hat 463g. Das sind auch rund 20g Abweichung, dieselbe die wir bei Krassis von Hand geschmiedeten Toyama hatten. Was ist da schlimmer? 20 bzw, 30g Abweichung bei einem handgeschmiedeten Messer oder 20g bei einem Manufakturmesser, bei dem massiv mit modernen Machinen gearbeitet wird oder eventuell die Klingen sogar gestanzt wurden?
Beim von dir so geschätzten
Hohenmoorer Yvo 1 haben wir auch Diskrepanzen zwischen den hier im Forum getesten Exemplaren und den Händler Angaben im Netz. Der Schmied selber gibt auf seiner Seite erst gar keine Angaben an...
Das
Messerkontor hat an vielen Stellen gar keine Kehlbilder und Bilder vom Rücken gibt es häufig auch nicht. Ein 100% uniformes Schema zieht sich bei den Angaben auch nicht durch den Shop und es ist oft nicht klar, wo die jeweiligen Meßpunkte nun liegen oder was sie bedeuten sollen. Bei den MK-only Schanz-Messern hast du 3 Messpunkte für die Dicke des Klingenrückens, beim Siro Kamo nur noch zwei. Wie soll ich eine Aussage zur Höhe von "5,6-5cm" beim Kamo Gyuto oder "4,6cm-3,90cm" beim Schanz GlowG10 Gyuto interpretieren? Schwankt die am Kehl zwischen den zwei Werten und wenn nein, an welcher Stelle wurde der zweite Wert gemessen? Beim TonTenKan Santoku gibt es eine Wertauflistung wie beim Kamo oder Schanz gar nicht... Das Schanz G10 hat keine Kehlbilder, das die Tage neu eingestellte Nakiri hat eins...
K-Sabatier hat keine Kehlbilder in seinem Shop für das 200er, dafür aber ein einheitliches Schema bei den Produktdetails.
Der für seine Fachkompetenz zu recht gepriesene
Japan-Messer-Shop hat ebenfalls kein einheitliches Schema, weder bei den Bildern noch bei der Menge und Art der Textangaben. Bei der Asago Eigenmarke gibt es folgende Werte ähnlich untereinander wie bei JNS präsentiert: Gesamtlänge, Klingenlänge, Gewicht und HRC. Rückenbild ja, Kehlbild nein. Bei Messern wie dem Wakui oder dem Aoki sind die Werte in einem Fließtext begraben und ein echte und vor allem eindeutige Kehlbilder sind da auch eher Mangelware. Da greife ich mir mal ein Beispiel heraus, da wir dazu auch ein Foren-Review haben:
http://gx2.japan-messer-shop.de/Aok...miedet-und--signiertes-Meisterstueck-674.html
Kein wirkliches Kehlbild, die Angaben sind im Fließtext vergraben....
Wa Santoku vom Allerfeinsten mit Warikomi, handgeschmiedet und -signiert, 19,5 cm Klingenlänge, Blattstärke verjüngend von 2,8 bis1 mm, Shirogami 1 komplett spiegelpoliert, beidseitiger Anschliff, sehr feines Finish, mine, ago und Schneide spiegelpoliert, Gewicht 160 g, nicht rostfrei, HRC ca. 63-65.
Keine Angabe zur Klingenbreite, kein wirklich eindeutiges Kehlbild... keine Angabe an welchen Punkten das nun gemessen wurde. Wahrscheinlich Kehl und Spitze, aber wo? Gewicht sind mit 160g angegeben...
Und was sagt unser Review-Exemplar?
Laut Gabriels
Eingangsposting im 5er Review: beträgt das Gewicht
183 g, also eine Differenz von 23g oder 15% mehr als angegeben.
Die Geometrie Werte am Rücken weichen auch von den Angaben im Shop ab, nämlich 3,5 am Kehl ... Eine Abweichung von 0,7mm gegenüber den Händlerangaben. Zum Vergleich: Mein 240er Toyama weicht am Kehl 0,4mm von der Angabe bei JNS ab.
Ich kann mich jetzt ehrlich gesagt nicht dran erinnern, daß sich damals beim 5er Review irgendeiner der Test über die Abweichungen bei Gewicht und Rückenstärke gegenüber den Händler-Angaben beschwert hat und wir reden hier von einem 545€ Messer, also fast 300€ mehr als das was ich für mein 240er Toyama gezahlt habe (und immer noch 200€ mehr als der reguläre Listen-Preis).
Was den Stein angeht: Ich hab noch nicht geschafft, Maksim darüber zu befragen... der Stein entspricht auch optisch nicht der Abbildung im Shop (er hat nicht die Sprenkel, die fast alle JNS Steine aus der Serie haben), aber die Körnung paßt. Das weiß ich weil er sich zum einen vom Gefühl der Rauheit zwischen Krassis 220er und 500er Shaptons liegt und zum anderen ich gestern ihn kurz mal mit meinem Konosuke getestet habe. Der Abtrag und auch das Schleifbild spricht für einen groben Stein, also kann es kein anderer sein.
Stellt sich natürlich die Frage, wieso der Stein a) anders aussieht, b) diese Spuren hat die Aussehen als ob er abgerichtet wurde und c) wo der Schutzlack herkommt. Gegen eine Nutzung spricht, daß die Schriftzeichen unbeschädigt sind..außer man geht bei der Vermutung soweit und unterstellt ihm den Stein abgerichtet und dann neue Schriftzeichen aufgebracht zu haben (bzw. überhaupt dazu in der Lage zu sein, was voraussetzt das er die Steine unbeschriftet bekommt und selber "labelt")
Dafür gibt es diverse Erklärungsmöglichkeiten...ich greif jetzt mal nur die Aspekte mit der Optik und dem Lack auf
Optik a) Der Hersteller hat die Mixtur verändert, die Reihe hat nicht mehr die Optik wie sie im
Shop abgebildet ist
Optik b) Es gibt einen Nachfolger (wie es ja beim 1k vorgekommen ist), Maksim hat mir aus Lagermangel oder weil bei der Bestellung was schief lief, den Nachfolger geschickt
Lack a) Maksim hat die Tage vor dem Versand ein Video auf FB eingepflegt, wie man JNATS versiegelt... eventuell hat er dann den Rest der Dose auf meinen Stein gepinselt, weil er mir was gutes tun wollte... who knows?
Lack b) Mein Stein ist sein Teststein, den er irgendwann mal mit Schellack versiegelt hat.
Das kann man nun wild kombinieren, erst recht wenn man die These mit einbringt, daß er in der Lage ist die Kanjis selber aufzubringen und das sie nicht schon gelabelt ihm vom Hersteller aus Japan geliefert werden.
Beantworten kann die Frage nur Maksim selber, die ich ihm übrigens auch nach seinem Urlaub zu stellen gedenke...
EDIT: Aber jetzt mal was viel wichtigeres...wer ausser Gabriel hat nun alles Interesse an einem Messerzirkel mit dem Toyama, wenn es wieder von Maksim Ende des Monats zurück ist? Und damit meine ich jetzt ein herumreichen, wo ich im Gegenzug nichts zwingend von irgendwem oder gar allen Beteiligten ein Messer zum Testen bekomme.