Laie bittet um Schmiede-Hilfe! [Plausibilität Fantasy-Schmiedin?]

AW: Laie bittet um Schmiede-Hilfe!

moin.

Läßt mir dann ja doch keine Ruhe :D

Ein bißchen was habe ich gefunden:
http://www.alte-dorfschmiede-wisch.de/21503.html?*session*id*key*=*session*id*val*

Ziemlich weit unten ist ein römisches Relief auf dem man eine Esse erkennen kann.

Was ich bei den vergangenen Recherchen höchst interessant fand war, dass z.B. Hephaistos (bei den Römern dann "Vulcan") auf nahezu allen Abbildungen (meistens auf Tongefäßen) im Sitzen dargestellt wird, wenn er schmiedet.
Beispiel:
http://www.webwinds.com/myth/hephaestus2.htm

Mhhhhh....... Wenn man sitzt ist so eine Erdesse auch nicht mehr so weit "unten";)

Wie auch immer.

Gruß
chamenos
 
AW: Laie bittet um Schmiede-Hilfe!

Tja wie auch immer, wer weiss es schon sicher.

Jedenfalls gibt es in Luxemburg, den Genoeserboesch, auf diesem Areal, wurden vor nicht allzulanger Zeit, mehrere Rennofenbasen gefunden.

Kurz daneben, fand man eine Ausheizesse, zum auschmieden der Luppen. Diese Esse war eine aus einfachen Steinen mit Ton gemauerte ,in den Boden gebaute "Kuhle".

Diese Esse wurde mit Blasebälgen betrieben, bewiesen durch den einzigartigen Fund einer Eisernen Form in welcher das Mundstück des Balges lag. Eine solch Eiserne Form kannte man bisher nur von Zeichnungen von Georg Agricola.http://www.musee-peppange.lu/cgi-bin/olefa?com=0O0O0O0O2O0O1O142610226O343479095O00


Gruss unsel
 
AW: Laie bittet um Schmiede-Hilfe!

Wir sollten uns nicht zu sehr darauf versteifen, was es in der Vergangenheit gab und was wirklich authentisch ist.
Was wir wissen und nachweisen können, ist sicher nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was tatsächlich gemacht wurde.
Ich denke, daß die Schmiede gerade in der Frühzeit viel experimentiert haben und jede Technik, die mit einfachen Mitteln zu verwirklichen war, genutzt haben. Später mag sich eine bestimmte -zünftige- Vorgehensweise durchgesetzt haben.

Man muß sich einfach mal vor Augen führen, wie wenig man zum Ausschmieden kleiner Gegenstände und Werkzeuge bis hin zu einem mittelgroßen Messer braucht:
Brennstoff-traditionell Holzkohle- ein mit natürlichem oder künstlichem Zug arbeitendes Holzfeuer reicht aber schon für einfache Arbeiten.

Der Brennstoff muß zusammengehalten werden, damit er das Schmiedegut umhüllen kann und eine auf eine kleine Fläche konzentrierte Hitze erzeugen kann. Dazu genügt ein Loch im Boden, man könnte aber auch aufwändige Konstruktionen nutzen, die letztlich auch kaum wirksamer sind.

Zum Anfachen des Feuers braucht man eine Art Blasebalg. Dazu genügt eine Tierhaut mit einer Düse an einem und einer Öffnung mit überhängendem Lappen am anderen Ende. Das ist wesentlich wirksamer, als man zunächst glaubt. Ich habe Martin Becker mit zwei kleinen Bälgen, die zusammengefaltet fast in die Hosentasche passen, arbeiten sehen- es geht !.
Martin wäre übrigens ein unbedingt zu empfehlender Ansprechpartner für die eingangs gestellten Fragen- er hat auch eine home-page, die aufzufinden sein müßte.
Die eigentlichen Blasebälge, ob als Kasten oder in der europäischen Form sind schon hoch entwickelte Luxusausführungen.

Für kleine Arbeiten genügt ein Steckambösschen, das man in einen dicken Ast schlagen kann, in der Wikingerzeit wurden große, glatte Steine verwendet, ein abgerichteter Stahlblock ist schon Luxus.

Hämmer kann man auch in einfachster Form machen oder- wie heute -technisch ausgereift, wer es kann, kann auch mit einfachem Werkzeug schmieden, wer es nicht kann, dem hilft auch das beste Werkzeug nichts.

Zangen, kann man sich funktionell, wenn auch weniger formschön, ohne großen Aufwand machen. Wenn es gar nicht anders geht, können schon zwei Äste als "Klemmhilfe" dienen.
Ob man steht oder sitzt, ist wohl mehr eine Frage der Gewohnheit und in verschiedenen Kulturkreisen verschieden. Im Asiatischen und afrikanischen Raum sitzt der Meister, die Zuschläger stehen oder knien.

Aus dem nordindisch- pakistanischen Raum gibt es Bilder, auf denen zu sehen ist, daß der Schmied vor dem Amboß sitzt und seine Frau mit dem Vorschlaghammer davor kniet und auf die Stelle schlägt, die der Meister mit dem kleinen Hämmerchen anzeigt.

Eine Bekannte meinte dazu, das sei für die Männer bequem, weil sie von den erschöpften Frauen nichts zu befürchten hätten- richtig, was ist aber, wenn sie nach 20 Jahren Vorschlagen mal ausgeruht ist ?.
Dann geht es vermutlich frei nach Schiller:" Und drinnen züchtigt die gewaltige Hausfrau".
Mit diesem düsteren Ausblick und freundlichen Grüßen
U. Gerfin
 
Laie bittet um Schmiede-Hilfe!

....Was ich bei den vergangenen Recherchen höchst interessant fand war, dass z.B. Hephaistos (bei den Römern dann "Vulcan") auf nahezu allen Abbildungen (meistens auf Tongefäßen) im Sitzen dargestellt wird, wenn er schmiedet......Wenn man sitzt, ist so eine Erdesse auch nicht mehr so weit "unten"....
Möglicherweise ist die sitzende Schmiedeposition aber nicht repräsentativ, denn Hephaistos hatte einen deformierten Fuß (oder Bein) und hinkte. (Zitat:....A mansion the lame god had built himself... ). Vielleicht fiel ihm das Sitzen leichter als das Stehen.

Gruß

sanjuro
 
Mit einer Erdesse hab ich es bisher zweimal probiert (andere Versuche mit gestapelten Zigeln waren schon etwas höher). Nach einiger Zeit, benutzt man automatisch ein Höckerchen oder Kniet.
Der Amboß wandert auch schnel auf den Boden oder sogar etwas in den Boden, letzteres kommt natürlich beim Gebrauch ausch automatisch:steirer: dann ist es auch leiser:D.

Im Sommer ist es angenehm die Beine in das Loch zu stellen aus dem man die Erde für die Seiten der Esse gegraben hat. Dann kann man auch auf dem Hocker die Beine Ausstrecken:); oder direkt auf dem Boden sitzen.
Wenn ich es nochmal mache, werde ich das Loch so Platzieren das es gut passt. Letztens war das ein Gedanke der zuspät kahm :rolleyes:.
Dem Einwand, dass man so ein großes Loch nicht braucht um die Esse zu formen, möchte ich begegnen, in dem ich darauf hinweise, dass es an der Stelle erst nach 30cm mit brauchbarem Lehmboden anfing. Die mit Wurzeln durchzogene Humusschicht war ungeeignet.

Der Aufbau beinhaltete auch, die Luftzuführung einfach aus der Seitenwand bestehen zu lassen. Wenn man aber stärker blies schmolz die Ofenwand und lief über das Loch. Erst ein erweitern des Lochs zur Innewnseite, von etwa 5 (Zuleitung) auf 10cm etwas flach oval (auch 6cm? tief in der Wand), ergab eine Öffnung die erst nach einem halben Tag geringfügig mit einem Stock freigemacht werden musste (lose Lehmstückchen und wenig Schlacke).
Das ergibt auch einen größeren Bereich der relativ gleichmäßig warm wird. Die Zuleitung ging schräg nach unten, vom Gebläse, in den Herd.
 
Vielen, vielen lieben Dank für die Rückmeldungen! Ihr habt mir schon sehr weitergeholfen, und ich hoffe, ich hab demnächst genug Zeit, das alles zu verdauen und einzubauen. (Außerdem bin ich ein paar Wochen lang im Ausland, also bitte bei etwas längerer Abwesenheit meinerseits bloß nicht glauben, dass ich mich verdrückt habe - ich schau hier rein, so oft ich kann!)

Alles Liebe
Ratz
 
Hallo, liebe Leute,

da ihr bisher so geduldig mit meinen laienhaften Fragen wart, hoffe ich, dass ich noch ein paar stellen darf:

- In diesem Thread habe ich erfahren, dass Holzkohle nicht "ausgasen" muss. Heißt das, man kann mit frischer Kohle einfach so ein Schmiedefeuer machen? Irgendwo anders habe ich gelesen, dass man die Kohle um das Feuer schichtet, damit sie "auskocht". Ist das das gleiche wie "ausgasen"?

- Wenn jemand einen Eimer Wasser über die Esse schüttet, dann hilft wohl nur Kohlen raus und trocknen lassen. Wie lange sollte das dauern, bis ich wieder Feuer mit diesen Holzkohlen machen kann?

- Wenn ich glühende Kohlen in einem Eimer transportiere (der für den Transport gedacht ist, also ist er vermutlich aus Eisen oder so), wie lange ginge das, bevor sie erlöschen?

Vielen Dank im Voraus für jegliche Hilfe! Das meiste von dem, was ich frage, hört sich vermutlich blöd an, aber mir wäre mit Antworten wirklich sehr geholfen!

Liebe Grüße

Ratz
 
Guten Tag Ratz,
mit Holzkohle kann man, nachdem sie gut angebrannt sind, direkt schmieden, man braucht sie nicht zu entgasen;
ausgasen sollte man Schmiedekohle, man kann sie auch ohne entgasen benutzen, allerdings raucht es dann gewaltig;
wenn man den Eimer mit Wasser auf ein Schmiedefeuer schüttet kann man mit Holz wieder ein Feuer machen und die nassen Kohlen weiterhin benutzen, sie brennen an, ich habe auch schon gewässerte Holzkohlen benutzt, es funktioniert;
wenn man diesen Eimer mit glühender Holzkohle halb befüllt und die Kohle mit Asche abdeckt kann es bis 24 Stunden dauern bis das Feuer gänzlich erlischt.
Ich hoffe ich konnte mit meinem bescheidenen Wissen der Literatur einen Dienst erweisen.
Allerdings habe ich doch Zweifel ob in Wirklichkeit oder in einer Fantasy-geschichte ein fünfzehnjähriges Mädchen einen vollwertigen Schmied ersetzen kann, ich tue mir einfach schwer vorzustellen wie ein gerade dem Kindesalter entwachsener junger Mensch, egal ob Männlein oder Weiblein in einer Schmiede in der noch alles von Hand gemacht wird die anfallenden Arbeiten bewerkstelligen soll. Ich denke nur zum Beispiel an das Schmieden einer Axt bei der das Auge von Hand getrieben werden soll, da hilft Technik nur zum Teil und die Hämmer dafür wiegen keine 800 gramm.
Trotz allem guten Gelingen bei deinem Werk und viele Grüße
Roman M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei dem Wassereimer aufs Feuer könnten noch Risse im Lehm entstehen und dünnere Schichten abplatzen. Ist schnell zu reparieren wenn der Herd kalt ist. Auf das warmen Lehm reperaturen aufzutragen, funktioniert nicht gut, da muß man den schon mit einem Handfeger richtig gut nässen.
Anheitzen sollte dann aber langsam sein, sonst springt die Reperatur wieder ab.
Wenn man nur die Kohle begist (schon probiert) fiunktioniert das gut, wenn man nur am anfang nur etwas überschwappen lässt und erst weiter giest wenn es schon etwas kühler ist, die Beschädigungen blieben aus (wenigstens bei meinem Versuch).

Abdecken mit Grassoden oder einem Deckel ist aber besser weil man dann nicht erst das Wasser verdunsten muss.

Nasse Kohle wird in den älteren Büchern immer angeraten da die Lagerung ungefährlich ist und sie den verbrauch senkt.

Der Kohleaufbewahrungseimer sollte wohl aus Keramik sein, Blech währ doch (zu)teuer. 24h sind bestimmt kein Problem.
Die Glut bleibt ja auch in der Esse bis zum nächsten Tag erhalten.
Beim Kochfeuer das zum Holzsparen klein ist, natürlich nicht immer.
Deshalb kamen Nachbarn morgens, bei meinem Uhrgroßvater, Feuer holen, hab ich so von Großmutter gehört, Feuerzeuge(gab es im Mittelalter) waren zu teuer und die ja moderneren Streichhölzer(gab es nicht im Mittealter) waren nicht immer zu bekommen oder auch zu teuer.

Ich würde deiner Frau schon das heben von 100kg zutrauen. Sieh doch die Kinder in den Berichten über China und Indien.
Auch waren viele Handelswaren in zwei Zentner Bündeln oder Säcken abgepackt.
Ich konnte zum Beginn der Grundschuhle auch eine 2kg Axt einhändig benutzen(die andere Hand zum Klotz hin stellen).
Da hab ich heute schon etwas Probleme mit ;) Binn eben nicht in Übung.

Ich werde Oma mal fragen ab wann sie als Zuschläger ausgeholfen hat 16-17?
 
Schmiede-Beratung für Fantasy-Roman

.....- Wenn jemand einen Eimer Wasser über die Esse schüttet, dann hilft wohl nur Kohlen raus und trocknen lassen. Wie lange sollte das dauern, bis ich wieder Feuer mit diesen Holzkohlen machen kann?........
Auf die Idee, einen Eimer Wasser auf die heiße Esse zu schütten, käme nur ein sehr dummer oder ein sehr böser Mensch. Die gusseiserne Esse würde dabei nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit reißen! Die nassen Kohlen sind das kleinste Problem.

Zudem würde die Luftversorgung "ersaufen" und man müsste vor einer erneuten Inbetriebnahme zuerst das Wasser aus den Rohren entfernen. Der Aufwand hierfür könnte erheblich sein, wenn es sich um eine kleine Esse mit "Unterflur"-Blasebalg handelte.

Gruß

sanjuro
 
Schmiede-Beratung für Fantasy-Roman

Wir waren nach meinem Wissen bei einer Lehmesse mit Seitenwind!
Ich habe das als Diskussionsbeitrag bzw. Vorschlag verstanden. Der ursprüngliche Text war:...... Meine „Esse“ ist ein Essetisch aus Eisen und wird mit einem Blasbalg unter dem Tisch belüftet, und irgendwo sollte auch noch ein Hund Platz finden......

Die REPARATUR einer Lehmesse ist im feuernahen Bereich nicht möglich. Wenn der Lehm einmal sein Kristallwasser abgegeben hat (ab ca. 600°C), dann verbindet er sich nicht mehr mit frischem Lehm und weicht auch mit Wasser nicht auf. Dieser Zustand entspricht dem "Schrühen" (Vorbrennen) in der Keramikherstellung.

Wenn man eine durchnässte Lehmesse wieder mit Kohle intensiv anheizte, bestünde das Risiko, dass sie durch den schnell expandierenden Wasserdampf explodiert! In der Töpferei eigentlich ein klassischer handwerklicher Anfängerfehler, kommt aber immer mal wieder vor.

Gruß

sanjuro
 
Guten Morgen,

auch sollte die Fantasyliteratur sich an gewisse Gegebenheiten halten, sonst wirkt eine solche Geschichte einfach nicht. Terry Pratchett, um einen zu nennen hat dies wirklich hinbekommen. Ich kann mit Hexen, Drachen und einem grinsenden TOD leben, aber ein fünfzehnjähriger junger Mensch wird sich einfach schwer tun die volle Arbeitskraft einer/s Schmiedes/Schmiedin zu erbringen.
Dahingehend ist nicht nur der rein körperliche Aspekt zu betrachten, sondern auch die Erfahrung und das Können das aus dieser Erfahrung erwächst. Mit fünfzehn ist man einfach nicht in der Lage auf ein entsprechendes Können und Erfahrung zurückzugreifen, leider ist die Zeit bei dieser Betrachtung ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Wenn ich unsere junge Schmiedin in der Geschichte an den Schmiedeherd stelle, so gehe ich einfach davon aus daß sie die anfallenden Arbeiten in einer Schmiede bewerkstelligen soll.
Wenn es sich um eine Waffenschmiede handelt, das ist die gelinde Ausführung, so muß ich doch von ihr verlangen daß sie Klingen und sonstiges Kriegsgerät aus dem Vollen herausschmieden muss, eine wirklich anspruchsvolle und körperlich anstrengende Aufgabe, selbst für einen Erwachsenen.
Sollte sie auch sonstige anfallenden Arbeiten erledigen, müßte sie in der Lage sein Pflugscharen, Wagenreifen und dergleichen herzustellen und diese gebrauchsfertig herzurichten.
Auch beschlug der Schmied regelmäßig Rösser, eine Arbeit die ungleich viel Erfahrung mit dem Tier und dem Material verlangt.
Was das Heben von zentnerschweren Lasten in Ländern wie China und Indien betrifft, werter Geonohl, ich war leider nie im Reich der Mitte, aber wohl bin ich einmal mit leichter Habe sechs Wochen durch Indien gereist. Dort habe ich diese armen Leute gesehen die sich mit Tagelöhnerarbeiten durch ihr Leben bringen müssen, allerdings ist weder einem der dortigen armen, kranken und unternährten Kinder noch den im gleichen Zustand befindlichen Eltern auch nur annähernd zuzumuten eine Last von zwei Zentnern anzuheben, geschweige denn zu tragen.
Nichtsdestotrotz hast Du meine uneingeschränkte Hochachtung, wenn Du zum Beginn der Grundschule, also mit 6 Jahren, in der Lage warst mit einer 2 Kilo schweren Axt einhändig Holz zu spalten.
Ratz, es tut mir leid wenn ich der Miesepeter hier bin, aber mit fünfzehn ist es mehr als schwierig, selbst beim Aufwachsen in einer Schmiede, dieses Handwerk so auszuüben daß gebrauchstüchtige Waren dabei entstehen.
Allerdings lasse ich mich gerne belehren, habe ich doch einmal im Fernsehen einen Bericht über die schwedische Axtschmiede Gränsfors gesehen. Dort war Herr Enander tätig bei der Sache und als Zuschläger fungierten zwei sehr gestandene junge Damen die ihr Handwerk mehr als verstanden. Es wäre vielleicht einmal interessant herauszufinden um wen es sich dabei gehandelt hat und diese Damen hinsichtlich ihres Werdegangs zu befragen, schließlich haben bis jetzt nur männliche Mitglieder unserer Gemeinschaft hier Antwort gegeben.
Soweit ich mich erinnern kann handelte es sich bei den beiden Schmiedinnen auch um Mädchen aus Deutschland, Verständigungsprobleme sollte es, wenn dem so wäre, dann nicht geben.
Viele Grüße
Roman M.
 
Schmiede-Beratung für Fantasy-Roman

Ich weiß gar nicht, was ihr habt. Warum sollte ein 15jähriges Mädchen nicht die Kraft haben, ein Schwert zu schmieden oder in einer Schmiede zu arbeiten?.....
Thema Plausibilität: Ganz einfach: wenn jemand - Mädel oder Bub - schon in jungen Jahren die Kraft zum Schmieden und die entsprechende Körpergröße (!) hätte, könnte er/sie mit der Lehre ANFANGEN. Das wäre bei Knaben so etwa mit 14 - 15 Jahren.

Jeder Schmied hier im Forum erinnert sich an seine Anfänge und weiß noch ziemlich genau, welche Anforderungen an Kraft, Präzision und Ausdauer gestellt werden, wenn man ein längeres Messer schmieden möchte und wie viele Jahre darüber vergehen, bis man ein präsentables Werkstück, in die Endform GESCHMIEDET und nicht etwa zu 30% herausgeschliffen, in den Händen hält. In diesen Jahren hat man zudem ein gerüttelt' Maß an Fachkenntnissen über Klingen und praktischen Erfahrungen erworben, ohne die ein Schwert einfach nicht entsteht.

Nimmt man also die Realität als Basis, dann ist es eher unwahrscheinlich, dass eine anmutig gebaute junge Dame dieses Alters sich unter den Belastungen des Waffenschmiedealltags bewähren kann. Allerdings gibt es in Einzelfällen ja auch physisch besonders groß und kräftig entwickelte Menschen, was bei einer Jungfer aber auf Kosten des Liebreizes gehen kann......

Ich habe in meiner Schmiede und auf Demonstrationen immer mal wieder Mädchen an den Amboss gestellt und kann von daher sagen, dass die Versuche meist nicht für eine Schmiedekarriere sprachen. Das ist aber sicher nicht repräsentativ.

Der Fantasy-Roman hat seine eigenen Regeln: wenn es der Autor möchte, kann der Schmied seine Werkstücke mit einem intensiven Blick zum Glühen bringen (Comic "Lanfear") oder den Amboss in den Grund schlagen (Siegfried-Sage). Insoweit wäre alles denkbar und möglich.

Aus der Fragestellung gewinne ich aber den Eindruck, dass Ratz sich nicht zu weit von der Realität entfernen möchte. Ich meine, in diesem Fall müsste er/sie (?) sich mit dem tatsächlichen Geschehen in einer Schmiede intensiv befassen und aus dem eigenen Eindruck von Feuer und Metall, Kraft und Präzision, Lärm und Rauch ein Textkonzept erarbeiten. Alles andere führt nur zu substanzlosem Geschwafel, fürchte ich.

Gruß

sanjuro
 
AW: Schmiede-Beratung für Fantasy-Roman

Nimmt man also die Realität als Basis, dann ist es eher unwahrscheinlich, dass eine anmutig gebaute junge Dame dieses Alters sich unter den Belastungen des Waffenschmiedealltags bewähren kann. Allerdings gibt es in Einzelfällen ja auch physisch besonders groß und kräftig entwickelte Menschen, was bei einer Jungfer aber auf Kosten des Liebreizes gehen kann......

Moin.
Nimmt man eigene Erfahrungen als Basis, dann ist es nicht nur wahrscheinlich, sondern sicher, dass es soetwas durchaus geben kann.

Man darf sich halt kein süßes Stadtmädchen denken, dass vor drei Jahren aufgehört hat mit Puppen zu spielen.

Ich hatte ja nun in meiner Pfadfinderzeit auch reichlich mit Mädchen zu tun. Und da waren eigige bei, die halt mit 8 Jahren das erste mal für drei Wochen auf Fahrt waren, - seit dem jedes Wochenedne unterwegs, neben der Schule noch Sport usw.
Das muss wirklich nicht auf Kosten des Liebreizes gehen, dass dann da so ein 15 jähriges Mädchen kalt lächeld ältere Kerle beim Armdrücken schlägt, einen Ball weiter als 20 Meter wirft und Holz hackt, wie ein Großer.
Da hat so manches Mal einer von meinen Jungs sich übel verschätzt, war frech und bekam mächtig die Hucke voll.

Ich habe mal mit Jungs und Mädchen in ziemlich genau dem angesprochenen Alter eine Handwerks-Woche veranstaltet. Da war (natürlich) auch das Schmieden von einem Messer mit bei.

Beim Aufstellen des Amboss (120Kilo) hat mir ein gut 14 jähriges Mädchen geholfen. Und die Kleine sah wirklich nicht aus wie eine Kugelstoßerin aus der ehemaligen UdSSR:steirer:

Und bitte: gerade beim Schmieden von Waffen sind große Gewichte nicht das Problem.
Bei Ankerketten sieht das schon ganz anders aus:D

Gruß
chamenos
 
Schmiede-Beratung für Fantasy-Roman

.....Beim Aufstellen des Ambosses (120 Kilo) hat mir ein gut 14-jähriges Mädchen geholfen. Und die Kleine sah wirklich nicht aus wie eine Kugelstoßerin aus der ehemaligen UdSSR.....
So was machst Du? Kinderarbeit ist doch verboten!

Im Ernst: beim Heben kommt es ja zu einem Teil auf die Technik und nicht nur auf die rohe Kraft an. Wenn da jemand richtig angeleitet wird, dann können die jungen Leute durchaus Kräfte mobilisieren. Das ist aber auch - wie Du richtig schreibst - nicht das Kerngeschäft in einer Schmiede, sondern eher, dass man vielleicht mal vier Stunden oder länger kloppen muss, und nicht mit dem 800 g-Hämmerchen! Wenn da ohne mechanische Hilfen Metall richtig von Hand bewegt werden muss, dann ist das auch eine Frage, ob die Haut in der Handinnenfläche und die Gelenke das mitmachen. Vielleicht geht das einen Tag lang oder auch zwei, aber die meisten jungen Menschen haben dann glücklicherweise eine natürliche Grenze, an der sie dann aufgeben (müssen), damit es keine Schäden gibt.

Ich bin jahrelang als Trainer für Jugendliche verantwortlich gewesen und kenne ein wenig deren Leistungsvermögen. Hier in unserem Fall - und das hatte ich ja weiter oben angedeutet - muss der Autor die Titelheldin wohl schon als physisch außergewöhnlich stark "konzipieren", damit das Schmieden vom Leser nicht als läppischer Zeitvertreib verstanden wird, das jedes kleine Mädchen erledigen könnte. Aber der Fantasy-Roman gibt ihm ja Raum dafür!

Gruß

sanjuro
 
Hallo Leute!

Da ich Experimentelle Archäologie betreibe, und mir täglich die Zeit mit REALEN FUNDEN vertreibe, möchte ich mit ein paar Missverständnissen aufräumen.
1. Transportable Schmieden gibt es seit über 2000 Jahren.
Ob in Erdlöchern oder mit Holzgestell spielt hier keine Rolle!!!
Persönlich besitze ich eine Rekonstruktion einer Holzesse aus dem 2. Jhrd.n.Chr. und diese funktioniert so gut, daß ich meine Moderne in die Ecke gestellt habe!
2. Die Werkzeuge in römischer und germanischer Zeit waren in einer so guten Qualität, daß wir uns heute (DIE LETZTEN ZWANZIG JAHREN) schämen müssen.
3. Die Qualität der Klingen war früher so gut, daß ich nur noch die selben Stähle verwende wie vor 1000 - 2000 Jahren!
Sicherlich gibt es heute auch guten Stahl, aber hier habe ich eine kleine Macke!
4. Mein erstes Messer habe ich mit 5 Jahren geschmiedet!!!
Viele Grüße Martin
 
Sehr Interessant.

Zu 1:
So eine alte Holzgestellesse hab ich noch nie gesehen.
Kanst du Bilder einstellen und/oder auch von Fund oder eine Quelle, wo ich auch mal nachsehen könnte?

Zu 2:
Ich finde nicht, dass die Werkzeugqualität so schlecht geworden währe, die Angebote im Lebensmittelhandel kann man ja nicht als Werkzeug bezeichnen. (Obwohl den Schlangenbohrersatz, den es mal bei PLUS gab, hab ich gekauft, nach dem Scharfen sind die Bohrer, für weiche Hölzer ganz gut, nur in Eiche haben sie sich geschlängelt:D.)
Alerdings ist die schöne Oberflächenbearbeitung und jedwede Verzierung verschwunden, was ich bedauere. Der Stahl aber ist bei einigen (Schraubendreher) besser, als der alte (bei den Teilen die ich kenne) .

Zu 3:Welchen Stahl und woher benutzt du denn?
 
Hallo Geonohl!

Bilder findest Du unter www.roemischer-vicus.de unter der Rubrik Handel und Handwerk.
Da bei dem Fund sehr viel verottet ist, mussten viele Teile rekostruiert werden.
Da sich der gleiche Typ Esse aber über 1000 Jahre gehalten hat, war das kein Proplem.
Ursprünglich stammen diese Feuer aus Dänemark.
Bei den Römern wurden zwei Blasebälge verwendt, hier gibt es leider nur Bildquellen auf Steinen.
Aber auch Ziegenbälge kamen zum Einsatz, die sich als sehr effektiev erwiesen.
Die Stähle stelle ich nach Materialanalysen selbst zusammen.
Ich glaube es versteht hier jeder,daß ich an dieser Stelle nicht die genaue Analyse verrate!
Es hat mich mehrere Jahre gekostet um an die Informationen zu kommen!:glgl:

Viele Grüße Martin
 
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