lebenslange Garantie

Jetzt möchte ich mich doch auch mal zu Wort melden.

Primärer Sinn und Zweck einer Garantie ist es nach unserer Meinung (und ich denke, damit stehe ich nicht alleine da), dem Kunden eine Sicherheit zu geben, falls Material- oder Verarbeitungsmängel auftreten.

Oft ist das an einen Zeitraum gebunden, was dann letztlich wirklich nur Fehler abdeckt, die mehr oder weniger latent schon vorhanden waren.

Verschleißgeschichten wie z.B. ein Federbruch würden nach gesetzl. Gewährleistung oder z.B. einer Zweijahresgarantie schon nicht mehr abgedeckt sein (sind bei uns aber natürlich auch durch die Garantie abgedeckt).



Was den Passus mit Hacken und Hebeln angeht: klar schließen wir das erstmal pauschal aus.

Wenn Du mit Deinem tiefergelegten Golf GTI über einen holperigen Waldweg bretterst und Dir dabei den Unterboden aufreißt oder die Ölwanne knackst, dann wirst Du wahrscheinlich auch nicht bei VW vorstellig werden und Garantieleistungen verlangen, oder? ;)

Das heißt aber nicht, daß wir nicht zu einer differenzierten Betrachtung des Einzelfalles willens und fähig sind.

Wenn Du die Klinge Deines Böker Merlin dabei abbrichst, weil Du versuchst, einen Pfeil aus dem Baum zu hebeln, dann ist die Diagnose wahrscheinlich "Pech gehabt".

Wenn Dir das allerdings mit dem Böker Plus Bob passiert, sieht das wahrscheinlich schon wieder anders aus.

Nur um das mal praktisch zu veranschaulichen.


Natürlich sichert man sich als Hersteller gegen die Unwägbarkeiten des alltäglichen Wahnsinns ab.

Einen pauschalen Freifahrtschein für jeden Destruktivtest halte ich für wenig sinnvoll.


Aber unsere Devise bei der Garantiebearbeitung lautet seit Jahren nicht "Was steht da geschrieben und wer hat Recht?", sondern eher "Ist das nach gesundem Menschenverstand und unserer Firmenphilosophie ein berechtigtes Kundenanliegen?"

Um einen Garantiefall zu beurteilen, habe ich noch nie in unsere Bedingungen geschaut, sondern versucht, mir ein möglichst umfassendes Bild zu machen und dann eine für alle Beteiligten sinnvolle und akzeptable Lösung zu finden.

Und wie meine Erfahrungen zeigen, ist das nicht der schlechteste Weg.

Und Kulanz gibt es ja auch noch, und auch das kommt durchaus häufiger zum Tragen.

Wie gesagt: wir suchen nicht in erster Linie nach einer juristischen, sondern nach einer sinnvollen Lösung.


Und auch die Kundenresonanz (nicht nur hier im Forum) zeigt, daß wir da offensichtlich nicht völlig in die Irre gehen. :)


Gesunde Enstellung... zugegeben. Aber beispielsweise ein Rold sollte doch Hacken und Hebeln aushalten, oder? Sonst sehe ich da keine Daseinsberechtigung. Den Rest kann mein Vic Hunter XT nämlich auch problemlos übernehmen. Und das hat wiederum die von mir so geschätzte Garantie.
 
Macht es da nicht Sinn, dieses Teil mit einer lebenslangen Garantie auszustatten?

Nein..... denn jeder Gebrauchsgegenstand nutzt sich ab. Dafür kauft man ihn ja.

Grundsätzlich bin ich vom Gedankenansatz voll bei dir. Ich kaufe mir auch nur Schuhe, die man wieder neu besohlen kann.
Allerdings finde ich es legitim, dass ich dann für dieses Neubesohlen auch bezahle.

Dass Firmen wie Zippo, Victorinox und meinetwegen Böker da in der "Wartung" bzw. Erneuerung von verbrauchten Artikeln so großzügig sind, liegt schlicht daran, dass nur ein winziger Teil der Messer/Feuerzeuge tatsächlich eingeschickt wird. Und dass in jedem der verkauften Artikel dieser Service schon zu einem Teil einkalkuliert wurde. Das geht dann im großen Rauschen einfach unter.

Die meisten Zippos verstauben in Schubladen bzw. Vitrinen.

Ich mag es, wenn mir ein Hersteller garantiert, dass der bei ihm gekaufte Artikel auch in 30 Jahren noch repariert werden wird. Warum das dann aber für lau sein soll, erschließt sich mir nicht.

Gruß
chamenos
 
Da möchte ich an dieser Stelle noch anmerken, daß sich eine lebenslange Garantie nicht notwendigerweise auch auf Verschleiß erstrecken muß.

"Lebenslange Garantie" ist per se erstmal eine Garantie auf Material und Verarbeitung. Alles weitere liegt im Ermessen des Herstellers, würde ich sagen. Und bei vielen Dingen liegt Verschleiß nun einmal in der Natur der Sache.


Und was das angeht:

Aber beispielsweise ein Rold sollte doch Hacken und Hebeln aushalten, oder? Sonst sehe ich da keine Daseinsberechtigung. Den Rest kann mein Vic Hunter XT nämlich auch problemlos übernehmen.

Mein Beispiel mit dem Bob war ja nun - beispielhaft :p , und ich hatte ja schon gesagt:

Das heißt aber nicht, daß wir nicht zu einer differenzierten Betrachtung des Einzelfalles willens und fähig sind.
 
Ich habe eine Vorliebe für durable Güter, weil mir die Wegwerfmentalität heutzutage zu wieder ist.

Finde ich gut und halte es auch so :super:

Macht es da nicht Sinn, dieses Teil mit einer lebenslangen Garantie auszustatten?
In dieser Intention wenig, da ja sehr viele Reklamationen, egal ob wegen Garantie oder Kulanz, dadurch abgewickelt werden, das es ein neues gibt und das alte auf dem Schrott landet. Is ja auch zwangsläufig, da einerseits wirtschaftlich die reinen Produktionskosten meist niedriger sind, als eine Reparatur und anderseits bei kapitalen Schäden wie Rissen oder abgebrochenen Klingen eine Reparatur technisch gar nicht möglich ist.

Das Beispiel Zippo-Scharnier ist allerdings unpassend: Ressourcenschonend ist es bestimmt nicht, wenn man den Ressourcenverbrauch für den Hin- und Rücktransfer in Relation zu dem eines neuen Gehäuses setzt, zumal Stahlschrott 100% recyclebar ist. Daß man ggf. lieber eine Reparatur als was neues hat, weil man zu Gegenständen eine persönliche Beziehung hat, is was anderes, das geht mir auch so.

Ich kaufe mir auch nur Schuhe, die man wieder neu besohlen kann.
Allerdings finde ich es legitim, dass ich dann für dieses Neubesohlen auch bezahle.

Das sehe ich auch so. Bei meinen ältesten Sanchos (4. oder 5. Satz Vibram-Sohlen) würde zudem eine Garantie gegen Verschleiß wenig nützen, weil die inzwischen die Herstellerfirma überlebt haben. Manche Hersteller bieten ja sogar eine Runderneuerung für ihre Treter für einen sehr fairen Preis an, bei Stiefeln leider fast nur in de Neuen Welt.

Aber beispielsweise ein Rold sollte doch Hacken und Hebeln aushalten, oder?
Also angesichts der offensichtlichen konstruktiven Schwächezone des Fulltang im Bereich um die vordere Bohrung wäre ich mit Hebeln vorsichtig, die massivste Kette is nur so stark wie das schwächste Glied.
 
Und wenn man nicht wirtschaftlich rechnen muss, dann kann man locker lebenslange, vererbbare oder was auch immer für Garantien geben.

Naja. Es gibt wenigstens zwei Varianten. Ne halt, erstmal was anderes. Was ist "lebenslange" Garantie, also was lebt da so lange? Garantie, solangs den Hersteller gibt, solangs den Käufer gibt, oder solangs das Produkt gibt, oder was? Das ist ein Buzzwort. Ok, sagen wir halt mal "solange das Produkt in einer Form exisiert, in der man das Produkt noch erkennen kann" ;)

Dann gibts wenigtens zwei Varianten:

Jemand muss oder kann nicht wirtschaftlich rechnen. Also Firmen, die deswegen schon Pleite sind, oder Hobbybastler. Die hocken dann im Ernstfall an einem total vernudelten und misbrauchten Ding stundenlang, beissen sich in den Arsch aber richten das wieder her. Weil halt versprochen und so, und Messerkumpel und wehe der sagt was schlimmes.

Oder ne Firma oder ein Messermacher kann rechnen. Busse kann sicher rechnen, oder Vic. Dann macht man das mit der lebenslangen Garanie ne Weile, schaut, was das kostet, berechnet Kosten/Nutzen (=Werbung) gegenüber anderen Marketingmaßnahmen und schlägt natürlich diese Kosten wie auch alle anderen Kosten in die Kalkulation um. Fertich. Natürlich zahlt das jeder Kunde mit, der die Garantie nie in Anspruch nimmt, wie der auch alle anderen Werbemaßnahmen mitbezahlt. Mit der Qualität hat das eher am Rande zu tun. Garantie = Werbung = Schlipsträger. Qualität sind eher die ohne Schlips.

So ein Garantieversprechen ist nichts anderes, als ne Marketingsmaßnahme.

Wie Du und Marc und andere schon gesagt haben. Kalkulatorisch ist (im Consumerbereich und bei den Werten, von denen wir reden) primär relevant: Wie steht der Hersteller zu seinem Produkt und zu seinen Kunden. Rechtslage und Garantieversprechen aussen vor.

Hilft mir ja nix, selbst wenns ne dolle Garantie gibt und wenn ich rechtlich irgendwelche Ansprüche hab. Ich aber wegen nem Messer für ein paar hundert Euro erst den RA einschalten muss. Da wirds oft wirtschaftlicher, das Dingens wegzuschmeissen. Lebenszeit ist das teuerste im Leben ;)


Pitter
 
ich habe schon sehr lange ein Messer von Böker und der Zustand ist noch so wie am ersten Tag.

Grüße
 
... der Zustand ist noch so wie am ersten Tag.

Hast du es denn schon benutzt? :rolleyes:

Egal ob Böker oder ein anderer Hersteller, mir wäre neu, falls es zur Entdeckung eines abtragsfreien Messerstahls gekommen wäre.

Schnell zu schleifende Stähle tragen sichtbar ab, bei den "Superstählen" der jeweiligen Trendphase benötigt man teure Schleifmittel, mit mehr Präzision beim Schärfen/Schleifen reduziert sich der Abtrag.

Aber ein Zustand wie am ersten Tag - das kenne ich höchstens von Vitrinenstücken. Bitte korrigiert mich, falls ich falsch liege. Bitte gleich mit Bezugsquelle, kaufe ich mir sofort. :lach:
 
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