Und weiter gehts...
Hier sieht man den Schleiftisch mit 45° Neigung und einem ALTEN 120er Schleifband. Damit wird eine 45°-Fase angebracht, die bis an die vorher angerissenen Mittellinien reicht. Mit einem 120er Band geht das recht genau. Feiner schadet aber auch nicht, da man später, durch die Reflexion, besser sieht, wie viel Fleisch man noch zur Klingenmitte hat.
Meiner Meinung nach, ist es ratsam, mit einem Zug die komplette Klingenlänge zu bearbeiten. Dabei wird der Anschliff auch schön gleichmäßig. Wird hier schon geschludert, wird es schwierig, einen sauberen Anschliff herzustellen.
Ich schleife mittlerweile alle meine Messer freihändig. Ich hab schon mit Schleifhilfen herumexperimentiert, bin aber damit noch nie so richtig klar gekommen. Hier sieht man meine Ausrüstung: Ein kleines Schleifklötzchen und eine Gripzange. Das Schleifklötzchen ist mir lieber, als ein Schleifstock. Die Gripzange benutze ich bei Steckerlklingen. Bei Flacherlen ist sie nicht nötig. Ohne die Zange bekomme ich keinen vernünftigen Schliff hin, da mir die Kontrolle und die nötige Kraft fehlt, um den Flachschliff zu "dirigieren". Jetzt wird ein NEUES 40er Band aufgezogen, der Schleiftisch abmontiert und gib ihm.
So schleife ich flach:
Das ist für mich die kritische Phase, da man den Winkel mit Gefühl und Augenmaß halten muss. Ist der Winkel zu groß, schleift man sich in seine Schneide und wird zu dünn, was beim härten Probleme macht. Ist der Winkel zu klein versaut man sich die Flanken. Hier gibt es auch kein Patentrezept, das muss man einfach üben. Mir hilft es, wenn ich mich nah an den Bandschleifer stelle und von oben auf die Schneide schaue. Mit einer entsprechend guten Beleuchtung sieht man recht genau was man tut.
Den Schleifklotzarm fixiere ich am Körper. Der Gripzangenarm steht bei mir etwas ab. Hier muss man etwas ausprobieren. Dabei ist es am wichtigsten, dass man ein gutes Gefühl dabei hat. Meine Füße sind etwa hüftbreit auseinander. Das gibt mir einen sicheren Stand. Den brauche ich, da der komplette Bewegungsablauf mit dem ganzen Körper ausgeführt wird. Das muss von hinten so aussehen, als wär ich betrunken. Das soll aber nicht heißen, daß man besoffen super schleifen kann!
Den Schliff beginne ich an der Spitze und gehe in einem Zug über die komplette Klinge. Dort setzte ich nicht ab, sondern hebe lediglich die Seite mit der Spitze des Messers um vielleicht einen Millimeter. Heben ist schon fast übertrieben, da es nur darum geht, keine 5cm-Marke in die Klinge zu schleifen, wenn man das (hier nicht vorhandene) Ricasso bearbeitet. Ich drücke auch nicht gleich von Anfang an gegen das Band, da anfangs der Winkel noch nicht 100% stimmt. Erst wenn ich mir sicher bin, dass alles passt, drücke ich gegen das Band und beginne mit dem Schleifvorgang. An den Funken kann man schön sehen ob man die Klinge gleichmäßig gegen das Band hält. Es hilft auch, wenn man sich eine Linie in der Mitte des Schleifbandes vorstellt. Das hört sich komisch an hilft mir aber, wenn ich mich nicht auf die ganze Schleifbandbreite konzentrieren kann.
Jetzt geht es wieder Richtung Spitze. Da die Schneide nicht gerade ist, muss man die Klinge zur Spitze hin etwas zu sich anwinkeln. Würde man das nicht machen bliebe die Schneide an der Spitze dicker. Ich hoffe Ihr versteht was ich meine. Ich beende meinen Zug erst, wenn die Spitze der Klinge an der Mitte des Schleifbands angekommen ist. Immer komplette Züge machen und nicht mittendrin absetzen und nachkontrollieren wollen. Zwischendurch das Kühlen nicht vergessen.
Die erste Seite ist fürs erste fertig. Die andere Seite wird genau so behandelt. Ist der Schliff dann erstmal so hoch gezogen, wirds leichter, da man den Winkel nicht mehr selber halten muss. Man muss "nur" noch darauf achten, dass die Primärfase schön auf dem Band aufliegt. Man kann dann nicht mehr so leicht kippen. Der Anschliff wird jetzt nach Bedarf nach oben gezogen (mehr Drehmoment gegen den Messerrücken) oder auf Endmaß an der Schneide geschliffen (mehr Drehmoment gegen die Schneide).
Da schau her! Erste Seite ist mit dem 40er Band fertig.
Ist auch die zweite Seite soweit fertig, kann man mal schauen, wie viel Fleisch die Schneide noch hergibt.
Ich kann übrigens einen Nonius ablesen. Diese Schlieblehre war nur einen Jugendsünde.
Die Feinarbeit mache ich jetzt mit einem NEUEN 80er Band. Dabei drehe ich die Bandgeschwindigkeit auf die Hälfte bis Dreiviertel runter. Es wird soweit geschliffen, bis die gewünschte Anschliffhöhe FAST erreicht ist. Die Schneidendicke ist bei etwa drei bis dreieinhalb Zehntel. Im Anschluss wird die Klinge fürs Härten vorbereitet. Das schreib ich dann aber erst die nächsten Tage.
Das war jetzt ganz schön viel. Wenn etwas unklar ist, einfach fragen.
Gruß Christian