Mal wieder Abmahndings gegen Foren

WalterH schrieb:
Zum Thema "Abmahnwahn" ist in der aktuellen c't (13/2006) ein sehr anschaulicher Artikel.

Netterweise hat der Heise Verlag ihn komplett auf dem Webserver:
http://www.heise.de/ct/06/13/146/

Daraus geht unter anderem hervor, wie schmal der Grat ist, auf dem wir uns bewegen. Damit meine ich alle: Pitter, Mods und User.

-Walter

Danke, Walter, für den interessanten Link.

Leider ist es mittlerweile so, dass der Grat durchweg auf allen Rechtsgebieten "schmaler" wird bzw. schon geworden ist. Vieles, was vor 2 - 3 Jahren noch gängige Rechtspraxis war, ist es heute nicht mehr. Dass auszuführen, würde leider hier aber jetzt zu weit führen.

Gruß

Jo
 
Schneeball schrieb:
Vieles, was vor 2 - 3 Jahren noch gängige Rechtspraxis war, ist es heute nicht mehr.

Hmm, ich seh das von zwei Seiten. Vieles, war vor dem Internetboom nicht möglich und/oder ist nicht groß aufgefallen. Die "echten" Urheberrechtsverletzungen in dem breiten Maß wie es heute ist zB. Man kann sich über die Rechtspraxis streiten, aber Fakt bleibt, ohne Verletzung keine Rechtsfolgen. Und wer nicht erkennt, dass man nicht einfach Bilder, Stadtpläne, was auch immer von anderen einfach so mal selbst verwenden und veröffentlichen kann, der sollte eine Betreuung anregen. Da bleibt meine Betroffenheit gering ;) Faulheit und Dummheit gehören auch bestraft, sollen die Leut sich doch bitte selbst hinsetzen und das, was sie brauchen, selbst gestalten.

Was mich speziell an dem Eiertanz bei der Haftung eines Forenbetreibers nervt. Auf der einen Seite wollen Händler/Hersteller, dass am besten jeder kritische Beitrag schon vor der Veröffentlichung vom Betreiber vorzensiert wird. Andererseits haben sie aber nichts dagegen, dass ihnen "das Internet" und speziell ein Forum zu geringen Kosten oder kostenfrei Kunden und Umsatz bringt. Und zwar gerade, weil sich sehr viele Menschen sehr schnell austauschen können. Ja was nun. Schwanger oder nicht.

Grüße
Pitter
 
Da kann man wieder nur den Kopf schütteln.

Grundsätzlich schüttele ich eher den Kopf, wenn ich sehe, mit welcher Naivität, oder besser Blödheit, manche Forenmitglieder meinen, in einem öffentlichen Forum schreiben zu können.

Und weiterhin geht mir das Messer in der Hose auf, wenn ich merke, dass die sich dann überhaupt nicht drum scheren, wer für ihr verbales Gerülpse letztlich die Verantwortung übernehmen muss. Das ist nämlich erstmal der Betreiber. Das wird aber nett ausgeblendet, ala "Hauptsache ich habe meinen Müll abgekippt, was scheren mich andere".

Insoweit bin ich dankbar für jeden, der da eines auf den Deckel bekommt, und damit merkt, dass man für das, was man schreibt, auch gerade stehen muss. Und glaubs mir, ich habe als Administrator dieses Forums genug vollkommen merkbefreite Dummquatscher kennengelernt, die auch nach langer und geduldiger "Diskussion" per mail nicht ein jota mehr kapieren (wollen) worums hier geht. Das gilt wohlgemerkt, nicht nur für Private Mitglieder, sondern auch für Händler. Die oft meinen, das WWW sei Spielwiese und/oder rechtsfreier Umschlagort. (Schau Dir die ibäh "Privatverkäufer" Pappnasen an, denen ich jedem einzeln eine Abmahnung samt UE und dicker Kostennote wünsche).

Dass da gewerbliche Anbieter manchmal einen dicken Hals bekommen, ist nachvollziehbar. Aber nicht nur die, auch privat möchte ich mich nicht öffentlich in meinen Rechten verletzen lassen. Ich denke da nur an Urheberrechtssachen oder Beleidigungen.

Zudem man im Blick haben muss, dass die Abmahung grundsätzlich die "günstige" Alternative für den Verletzten ist. Die andere wäre nämlich direkt eine Klage. (die jeweils unterschiedliche Risiken mal aussen vor)

Und das Geschreibsel in Foren, was solche Vorfälle betrifft, darf man idR mal getrost in die Tonne schmeissen.

Das mal vorab.

Das Problem an dem, oder gleichartigen Urteilen, ist für mich weniger der jeweilige Grund für die Abmahnung. Sondern die Einschätzung, ab wann und in welchem Umfang der Forenbetreiber haftet. Für mich stehen da zwei Sachen gegeneinander.

Einerseits hat der Verletzte das Recht, dass die Verletzung möglichst schnell eingestellt wird. Zudem muss er den Verletzer in Anspruch nehmen können. Da Foren üblicherweise einen anonymen Zugang ermöglichen - ein nicht anonymer Zugang wäre möglich, IMO hat man dann aber dann den ganzen Bereich des Datenschutzes an der Backe, der auch wieder genug Fallen birgt - weil der Zugang also anonym ist, bleibt dem Verletzten letztlich nur der Betreiber als der Haftende (Mitstörer).

Das andere ist, dass *wenn* man Foren in der üblichen Art als Medium haben möchte - und IMO deutet der Wortlaut des TMG in diese Richtung - dann braucht es eine klare Regelung in der Haftungsfrage. Meiner Meinung nach ist die in §10 TMG und in höchstrichterlichen Urteilen hinreichend geklärt. Nämlich dahingehend, dass die Haftung nach Kenntnisnahme beginnt, und man grundsätzlich, aber nicht 24/7 und zu 100% eine Kontrolle der Beiträge fordern kann.

Dem entspricht nach meiner Auffassung eben auch der Zitierte § 6 MDStV, nämlich in Absatz 2:

2) Diensteanbieter im Sinne der §§ 7 bis 9 sind nicht verpflichtet, die von ihnen übermittelten oder gespeicherten Informationen zu überwachen oder nach Umständen zu forschen, die auf eine rechtswidrige Tätigkeit hinweisen. Verpflichtungen zur Entfernung oder Sperrung der Nutzung von Informationen nach diesem Staatsvertrag oder den allgemeinen Gesetzen bleiben auch im Falle der Nichtverantwortlichkeit des Diensteanbieters nach den §§ 7 bis 9 unberührt. Das Fernmeldegeheimnis nach § 85 des Telekommunikationsgesetzes ist zu wahren.

Dass das LG Hamburg eine eigene Rechtsmeinung hat, stimmt mich traurig :p

Die Frage, wie man einen Beitrag in Grenzfällen als "rechtswidrig" erkennen soll, bleibt auch offen. Denn letztlich wird das durch ein Gericht festgestellt, womit sich die Katze in den Schwanz beisst.

Grüße
Pitter
 
Letztlich bewahrheitet sich eben wieder die alte Weisheit, dass man sich "vor Gericht und auf hoher See in Gottes Hand befindet".:)

Das ist zwar grundsätzlich richtig. Nur gilt das für beide Seiten. Und dann ziehe ich doch eher das Gericht der Hohen See vor, denn dort kann ich mich hinter dem Anwalt verstecken. Soll der das mit Gott/dem Richter klären :steirer:

Grüße
Pitter
 
Mahnwalt

tatsache ist doch das die wenigsten wirklich ihre namen auf fremde rechte prüfen können, beispeil:

SAMUN wurde vor kurzem von VW als name für ein neues modell in erwägung gezogen.
ich benutze samun schon mindestens 10 jahre für alles mögliche (rollenspiele, forennamen, domain etc.)
was denkt ihr was passiert wenn plötzlich der vw-samun auf den markt kommt?

ausserdem denke ich das z.b. anwälte die z.t. ja schon jahre bekannt sind und von denen ich schon vor 20 jahren post bekam (damals war email was ganz verrücktes ;-) ) ihr machtstellung anderen gegenüber schamlos ausnutzen. was glaub ihr wieviele leute die 2000 euro lieber schnell zahlen bevor der streitwert auf 500.000 eu steigt?

da sollte mal was gegen unternommen werden!

keine frage das man marken schützen sollte vor missbrauch, versucht heute mal eine sinnvolle freie domain zu finden! die sind doch alle geblockt und irgendwer will $$$ dafür sehen.
 
das thema treibt mal wieder neue blüten:

http://www.mopo.de/2007/20070823/hamburg/panorama/3000_euro_fuer_einen_eistee.html

vielleicht sollten auch mal der verhältnismässigkeit angepasste gesetze geschaffen werden.

Die Rezepte Nummer ist bekannt. Die Rechtsprechung des LG Hamburg auch. Und die läuft eher unter "interresante Mindermeinung" ;) . Was natürlich trotzdem heisst, dass man sich - der freien Wahl des Gerichtsstandorts sei Dank - damit auseinandersetzen muss.

Nur: *Ich* würde es wahrscheinlich auf einen Musterprozess ankommen lassen. Und da kanns dann für den Abmahner schnell dumm laufen. Da sitzen zwei Leute dahinter, hier sinds knapp 9000. Wenn !! genügend an einem Strang ziehen, und man das einigermassen geschickt macht, wird das Kostenrisiko für solche Abmahnungen für die Klagenden nicht mehr einschätzbar. "Wenn" ;), klar.

Zudem: Auch wenn der Verstoß gegen UrhG klar ist, über die Höhe der Streitsumme kann man wunderbar streiten.

Heisst, man muss da nicht dumm schauen und wie ein Schaf zahlen. Es ist - LG Hamburg hin oder her - immer ein verteiltes Risiko.

Aber auch da gilt: Mein Problem ist die Rechtsauslegung zum Thema Mitstörer. Dass generell derjenige, der unerlaubt fremde Bilder verwendet, zahlt - damit habe ich genau kein Problem.


Pitter
 
AW: Mahnwalt

SAMUN wurde vor kurzem von VW als name für ein neues modell in erwägung gezogen.
ich benutze samun schon mindestens 10 jahre für alles mögliche (rollenspiele, forennamen, domain etc.)
was denkt ihr was passiert wenn plötzlich der vw-samun auf den markt kommt?

Nix. Weil ein Auto und Du weder zu verwechseln sind, weil die Eintragung für eine andere Warenklasse passiert ist, weil die Anwälte von VW was anderes zu tun haben, als relativ sinn- und erfolglos wegen Nicknames abmahnen zu wollen.

Ein Problem wirds, wenn hier im Messerforum jemand als "Böker" oder "Microtech" postet, mit den Firmen aber nichts zu tun hat.

Und falls du auf Tina ansprichst, der Mann ist 1. Anwalt und 2. Mann ;). Heisst, auch der macht -blöd wäre er, wenn nicht - nur viel Wind um gewonnene Verfahren, nicht um verlorene. Und die gibts eben auch ;)

Das Bild, das sich ergibt, wenn man nur Internetpublikationen liest, täuscht ein wenig. Ich kenne persönlich und konkret eine Kanzlei, die mit einer versuchten "Massenabmahnung" - die letztlich unbegründbar blieb - furchtbar auf die Schnauze gefallen ist. Dito der Abmahner, der auf seinen Kosten sitzen geblieben ist (Nein, hatte nix mit dem Forum zu tun). Sooooooo ists ja nun auch nicht.

Pitter
 
Aber auch da gilt: Mein Problem ist die Rechtsauslegung zum Thema Mitstörer. Dass generell derjenige, der unerlaubt fremde Bilder verwendet, zahlt - damit habe ich genau kein Problem.

BTW, um mal die Ingrid zu machen.

Was kaum in den Diskussionen vorkommt, aber durchaus diskussionswürdig ist. Selbst wenn für einen Foren/Blog etc. Betreiber die Haftung als Mitstörer durchgesetzt wurde, es gibt noch eine andere Ebene. Nämlich die, in der der Betreiber sich die Kosten vom eigentlichen Störer, also dem Forenmitglied, zurückholt ;). Ist ein wenig Aufwand, aber finden kann man letztlich fast jeden.

Pitter
 
Man sollte als erstes es verbieten das Anwälte von sich aus abmahnen dürfen sondern wenn nur die Firmen die es auch wirklich betrifft dann sind erst mal die Anwälte weg die nur nach verstößen suchen um von sich aus abzumahnen. Die Meisten Firmen sind gar nicht mal so extrem solange nicht wirklich ihre interessen gestört werden.

Cornelius
 
Man sollte als erstes es verbieten das Anwälte von sich aus abmahnen dürfen sondern wenn nur die Firmen die es auch wirklich betrifft dann sind erst mal die Anwälte weg die nur nach verstößen suchen um von sich aus abzumahnen. Die Meisten Firmen sind gar nicht mal so extrem solange nicht wirklich ihre interessen gestört werden.

[ ] Du weisst, wie eine Abmahnung funktioniert.
[ ] Du weisst, was da von wem ausgeht und warum.
[x] Du musstest unbedingt was schreiben, auch wenn's keinen Sinn ergibt.
[x] Dir sind die Satzzeichen ausgegangen.

-Walter
 
@WalterH:

"Der Weise spricht, weil er was zu sagen hat, der Narr, weil er reden will..."
 
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