Materialerwärmung beim Schärfen

Original geschrieben von xtorsten
und er antwortete: "nein, dann würde er wieder rausgetränt, der ist reingebrannt!".

Bisschen Biologie um hier Ruhe reinzubringen. :haemisch:
Ein Metallsplitter "brennt" sich auf der Oberfläche ein, wenn er Temperaturen um 60-70°C hat. Bei Temperaturen von 120-150°C durchschlägt er die Oberfläche und landet im Auge. Glühend kann er die Netzhaut erreichen. Abhängig auch von der Größe. Splitter!! heißt klein!!
 
Nochwas zum Thema Anlassen: Anlassen ist ein Diffusionsprozess, der brauch Zeit und Temperatur. Man kann zwar Zeit und Temperatur in gewissem Rahmen austauschen, aber im Wesentlichen brauchts auch Zeit. Sind die Temperaturen sehr hoch, so können Umwandlungen erfolgen (siehe Eisenkohlenstoffdiagramm). Die Umwandlung in Austenit ist z.B. kein Diffusionsprozess, da hängt es von der temperatur ab. Bei 800 Grad zum Beispiel fängt bei einem Stahl mit 1% C die Umwandlung in Austenit an, der kühlt dann ab, wenn man aufhört zu Schleifen, aber halt langsam. Das ist dann kein besonders hartes Gefüge mehr, lokal natürlich.
Bei legierten Stahlsorten kriegt man die Umwandlungen früher, auch andere Bestandteile, vielleicht Karbide, und härten tut das dann an Luft. Ich kann mir schon vorstellen, dass die Schneide bei solchen Stählen (wie z.B. INFI) eine Gefügeveränderung erfährt. Ob positiv oder negativ, nun, da habe ich ja meine eigene Meinung zu....
Ist nicht sehr nützlich für die Schneide. Geht aber beim nächsten guten Schleifen wieder ab.
So, Verwirrung jetzt vollständig, mußte aber meinen Senf dazugeben.
 
Aleena: :super: :super: :super: schön, daß nach viel Diskussion was bei rüberkommt. Dann war der Splitter ja wirklich noch für was gut ;-)
woher hast Du denn die Infos?

gruß,
xtorsten
 
herbert - wie soll das den beim nächsten schleifen wieder abgehen, nehmen wir mal an, die schneide würde sich bei jedem schliff auf 2000° erhitzen ?

also für mich klingt das nach schwachsinn, bei den temperaturen müsste die schneide ja glühen, und bei berührung lokale verbrennungen 2. grades verursachen.
 
Herbert meint wohl den vorderen Bereich der Schneide, der ja nur wenige tausendstell mm dick ist.

Ich könnt mir schon vorstellen, wenn ich ne Klinge mit niedrigem Anlasspunkt ohne Kühlung (Wasser) über meinen groben DMT ziehe, dass sich da im vordersten Berreich der Schneide was tun kann.

War es nicht Roman, der unter dem Mikroskop Anlassfarben endteckt hat?

freagle
 
ja klar meint er den vorderen teil der schneide, das ist mir schon klar. nur, wenn wir davon ausgehen das sich die schneide beim schleifen erhitzt und dann hart/weich wird, wie soll diese erscheinung beim (nächsten) schleifen wieder weggehen ??? das macht doch wohl keinen sinn...
 
Weil Du beim nächsten Schleifen (das dann ohne zu starke Erwärmung) ja zwangsläufig die Schneide ein Stück weit zurück setztst, dann ist as Material, das vorher die Schneide war (das Überhitzte) weg.
 
aha, also manchmal wird's beim schleifen zu heiss, und manchmal nicht. interessant. ich meine, mir ist schon klar, das es nicht heiss wird, wenn man den schleifstein streichelt, aber es wurde ja von einer normalen schleiftechnik geredet, oder ? und dann kann man nicht vermeiden, das es immer heiss wird, vorrausgesetzt, das wird es beim normalen schleifen. also ich habe noch nie eine große hitze oder erwärmung beobachtet, wenn ich auf dem sharpmaker schleife. vielleicht bin ich ja einfach zu blöd oder zu langsam :)
 
Arg, naja ich gehe halt davon aus, daß man das einemal flott auf einem trockenen Stein geschliffen hat und damit mitunter das Material direkt an der Schneide geschädigt hat und das nächste mal auf einem Wassersetin schleift.
 
Auch wenn dieser Thread schon ein Greis ist...
Ein kurzer Kommentar für alle die wie ich in Zukunft über diesen Quatsch stolpern der hier geredet wird:

Mit Verlaub, man muß keinen Lehrstuhl in Physik oder Chemie innehaben um einzusehen, daß es völlig unmöglich ist mit normalen Schleifmitteln eine Schneidkante beim gewöhnlichem Schleifen von Hand anzulassen.
Wäre es möglich würde sich Stahl nicht als Klingenmaterial eignen.
Kaum einer denkt hier auch nur eine Sekunde daran, daß auch im normalen Gebrauch Reibungswärme durch das Schneiden des Schnittguts entstehen kann. Eigentlich entsteht die immer. Zumindest den Gesetzten der Mechanik gemäß. Je nach Konsistenz des zu schneidenden Materials reicht das locker an die "gewaltige" Hitzeentwicklung an der Schneidkante heran die auch beim Schleifen von Hand entsteht.


Jetzt weiß ich warum meine Messer bei Gebrauch stumpf werden. Hatte mich schon gewundert... Werde sie absofort vor jedem Gebrauch in flüssigem Stickstoff kompensationskühlen... :irre::glgl::lach:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ab welcher Temperatur wird denn die ursprüngliche Wärmebehandlung und somit Härte der Klinge zerstört?
 
Nicht unbedingt zerstört, eher abgemindert.
Siehe z.B.das Anlasschaubild bei Böhler und deren 1.2842,
sowie bei Wikipedia die Anlassfarben.
Solltest du also ein 1.2842 Messer mit 62 HRC/200° angelassen besitzen, und es zeigt sich eine deutlich Blaufärbung ~ 300° dann bist du ganz schnell mal auf die 55-57 HRC runter.
Wobei die Gefahr hier ist: ist an der Klinge blau zu erkennen, war die Schneide viel heißer und ist ausgeglüht, oder bzw. teils schon wieder überhärtet, also unbrauchbar.
 
Naja, naja da geistert vieles rum was Wirrwarr zu sein scheint.
Die Effekte die hierbei eine Rolle spielen gehen tief in die Materie.

Zunächst mal ist es kein Problem mit einem Stück Eisen, oder Stahl,
Temperaturen zu erzeugen, die Material zum Glühen bringen,
ohne einen machinellen Antrieb.
Ganz einfach indem man es gegen ein Stück Stein haut.

Die Aufprallenergie wird mMn verwendet um kleine Splitter, oder Spähne
aus dem Gefüge zu hauen. Dabei wird eine enorme Verforumungsarbeit geleistet, die in Form von Wärme abgestrahlt wird.
Die Energie kann dabei ausreichen den abgeschlagenen Splitter auf
sehr hohe Temperaturen zu bringen.
Man nennt das Funkenschlag.

Ähnliches passiert bei jedem spanenden Vorgang.
Das herauslösen und Verformen von Stahl verursacht eine große
freiwerdende Wärmemenge.

Die Masse des Materials, welches diese Wärmemenge aufnehmen muss,
spielt eine erhebliche Rolle bei der Temperaturdifferenz, die dieses Material erleidet.

Allgemein formuliert spielen folgende Faktoren eine Rolle

Q =m*cp*dT

Q ist die freigewordene Wärmemenge, cp die Wärmekapazität des Materials und dT die Änderung der Temperatur des Körpers.

Wird bei einem Spanenden Vorgang nun eine Wärmemenge frei,
so kann diese ausreichen bei einem kleinen Körper, geringer Masse eine hohe Temperaturdifferenz zu erzeugen: der Funke glüht.

Der deutlich größere Körper, das Messer, welches ebenfalls einen Teil der Wärmemenge aufnehmen muss,
erleidet allerdings eine deutlich kleinere Temperaturdifferenz.

Man könnte jetzt die maximal mögliche Wärmemenge eines Bandschleifers aus seiner Leistung berechnen,
aber das sei geschenkt. Die Erfahrung hat gezeigt das die hohe Leistung
ausreicht einen großen Körper schnell zu erwärmen.
Daher fliegen beim Bandschleifer auch unzählige Funken,
beim Handschleifen allerdings nicht.

Das heißt nicht dass der Effekt nicht da ist, denn jetzt kommt das komplizierte.
Es handelt sich um eine instationäre Erwärmung, bei nicht idealen Bedingungen.
D.h. nicht die gesamte Masse des großen Körpers (Messer) ist an der Aufnahme der Wärmemenge beteiligt.
Man hat ein Temperaturgefälle innerhalb des Messers.
Die Wärmemenge wird nur langsam transportiert.
Dadurch kann es zu einem "Stau" kommen, oder anders ausgedrückt
zu einer lokalen Überhitzung.


Niiiiiiiiiichtsdestotrotz: Ich habe noch kein Messer per Hand ruiniert.
Das wird wohl auch so bleiben :hehe:
 
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