Maximale Schärfe bei verschiedenen Stahlsorten

eselhund

Mitglied
Beiträge
118
Servus,

ich habe vor kurzem ein Schärfetest gesehen, bei dem ein Blatt Papier in U-Form (nicht geknickt) gehalten wurde und mit einem Nesmuk Soul schräg durchgeschnitten wurde.

Bild

Das habe ich mir als Ziel gesetzt, mit meinen Messern auch zu schaffen...

Meine Schleifausrüstung:
  • Cerax-Kombistein 1000/3000
  • King Abziehstein 6000
  • Fensterleder auf Holz aufgeklebt, eine Seite mit rosa Polierpaste von DICTUM und die andere mit Gundel Putz (Wurde mir von einem DICTUM Mitarbeiter empfohlen, es sei besser geeignet als die rosane... Ich fand die rosane hatte eher mehr abrieb, aber Körnung odg. kann man ja alles nicht mehr fühlen oder sehen!)

Vorgehen ist denke ich klar, 1000, 3000 dann 6000 jeweils auf einer Seite bis Grat zu spüren ist, dann andere Seite, letzte paar Züge je Körnung in Schneidrichtung. Danach noch je Seite 2-3 Züge über das Leder mit Gundel Putz. Alles bei ca. 15-20°

Geschärft wurden:
  1. Brieto M11Pro, Edelstahl
  2. DICTUM Klassik Serie, VG10
  3. Tosa Hocho Standardserie, Blauer Papierstahl
  4. Blazen, SG2

Die erreichte schärfe ist durchaus gut. Alle Messer sind in der Lage zu rasieren und auch einigermaßen ohne Schneidbewegung in ein frei gehaltenes Blatt Papier zu "drücken". Allerdings ist der oben angesprochene Test nicht gelungen, teils hakelte etwas, teils ging es, wenn ich das Papier etwas stärker knickte. Aber es funktionierte nicht sauber und reproduzierbar.

Daraus ergeben sich für mich die folgenden beiden Fragen:
  1. Was kann ich an meinem Vorgehen/Equipment verbessern, damit ich die angesprochene Schärfe erreiche?
  2. Es wird ja oft gesagt, dass Blauer Papierstahl oder rostender Stahl im allgemeinen eine deutlich feinere Kristallstruktur hat und dadurch auch eine höhere erreichbare Schärfe. Allerdings konnte ich bei allen Messern keinerlei Unterschied in der Schärfe feststellen. Bei selber, oben beschriebener, Vorgehensweise und Schleifutensilien. Was mach ich falsch, dass ich keinen Unterschied zwischen den Stahlsorten bemerke?


Und wenn ich gerade dabei bin: Gibt es Tipps wie ich bei Taschenmessern (z.B. CRKT M21-02) bis zum Ende (Richtung Griff) der Klinge schleifen kann. Ich benutze aktuell die Kante des Schleifsteins für die letzten Millimeter, aber könnte mir vorstellen, dass es eine bessere Technik dafür gibt!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
hi,

habs grade mal spaßeshalber mit meinem cold steel lone star hunter probiert,klappte auf anhieb !!!



grüße chris.
 
Wahrscheinlich gibst Du Dir zu viel Mühe !.

Den "extremen Schärfetest", den Du nachahmen willst, habe ich gerade mit einem Messer von Zwilling gemacht, das mir meine Mutter vor Jahren geschenkt hatte. Ich hatte es damals von geometrisch genau (?) auf ballig umgeschliffen und seitdem hat es bei täglichem Einsatz in der Küche kein anderes Schleifgerät gesehen als den Wetzstahl.

Worauf ich hinaus will: Deine feinen, feineren und feinsten Steine und das Leder zum Abziehen nutzen Dir nichts, wenn Du nicht in der Lage bist, den Schleifwinkel exakt einzuhalten.
Dieses Einhalten des Schleifwinkels wird aber umso schwerer, je länger man schleift.
Mein Rat wäre daher, eine der vielen Schleifhilfen, die es im Handel gibt, zu Hilfe zu nehmen. Die einfachste und billigste müßte genügen.
Noch einfacher ist es, wenn Du mit Doppelklebeband oder wie auch immer zwei Hölzchen so auf die Klinge klebst, daß die Einhaltung des gewünschten Winkels gesichert ist.

Noch ein Tipp: exzessiver Einsatz des Abziehriemens führt zur Verrundung der Schneide im Mikrobereich.
Wenn das Schleifergebnis mit dem feinsten Stein in Ordnung ist, genügen wenige Züge über den Riemen.

Zur Eignung verschiedener Stahlsorten zur Erzielung dauerhafter extremer Schärfe haben wir schon ganze Bücherwände vollgeschrieben-mehr oder weniger qualifiziert.

Daher hier nur in aller Kürze:
Die gewünschte Schärfe entsprechend dem geschilderten Versuch kannst Du bei entsprechendem Geschick oder entsprechender Ausrüstung mit jedem härtbaren Stahl erzielen- vergl. mein Beispiel oben- das Zwillingsmesser ist aus 1.4116 gefertigt, 1.4034 wäre genau so gut oder besser.
Mit feinkörnigen Kaltarbeitsstählen kommst Du noch ein ganzes Stück weiter- etwa in Richtung des Schneidens eines fallenden Blatts, eines auf der Kante frei stehenden Blatts o.ä.
Das braucht niemand wirklich, wenn man es ohne großen Aufwand machen kann, macht es aber Spaß.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Aber, wenn du sagst, dass du es auch mit dem ballig geschliffenen Messer schaffst ist das für mich ein Widerspruch zur Aussage, dass ich den Winkel besser halten müsse...?!

Eine Verrundung durch den Abziehriemen kann ich eigentlich ausschließen, da ich nach jedem Schleifstein/Körnung die Schärfe getestet habe, um zu sehen ob der Schliff sauber und bereit für die nächst feinere Stufe ist.

Aber du meinst dennoch, dass das exakte einhalten des Winkels der Weg zum Erfolg ist?
 
Bei der Arbeit mit Steinen oder fest gebundenen Schleifmedien ist es erforderlich, den Winkel exakt einzuhalten. Wenn man es kann, kann man den Winkel so korrigieren, daß der Spitzenwinkel in etwa erhalten bleibt, die Schulter des Anschliffs aber verrundet wird. Es entsteht so ein balliger Anschliff mit scharfer Schneidenspitze.
Das geht am einfachsten mit weich gebundenen Schleifmedien.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Die ersten Mikrometer des Schneidenkeils entscheiden über den Winkel, unter welchem das über hartes Schnittgut geschobene Messer beginnt, in die Auflage zu schneiden. Wählt man einen zu steilen Winkel beim Abziehen des Messers auf einem feinen Stein oder Abziehleder mit Polierpaste, so verrundet die Schneide in eine ballige Form direkt an der Spitze, was man sofort an dem notwendigen steileren Scneidwinkel bemerken kann.
Bei Küchenmessern, mit denen man meist senkrechte Schnitte ausführt, wird es wohl kaum auffallen, bei Schnitzmessern hingegen schon.

Gruß
Michael
 
Zurück