Servus,
Es ist also mehr der Frust, dass die gekrönte Ikone der blaugepliessterten Klingen zuweilen etwas arg schlampig daher kommt.
würde ich so unterschreiben.
Mein erstes Herder, abgesehen von Kneipchen und Kleinzeugmessern, war ein 1922er mit 23er oder 21er Klinge von K&T um sagenhafte 109,- Euro mit Pflaumenholzgriff. Der Preis war super, deshalb auch nicht viel Gejammer. Der Griff war an allen Kanten gekittet und die Klinge nicht wirklich nagelgängig. Ich habe zu dieser Zeit endlos Lobeshymnen über diese Messer gehört, der "deutsche" Laser soll das sein, buckelt wie verrückt, schneidet besser als Japaner ohne dessen Divenhaftigkeit. Gut, es gibt sie, die nagelgängigen, großen Herder die super schneiden, Jahre später hatte ich bei einem Forentreffen Gelegenheit das zu prüfen, gibt es also, keine Frage. Vielleicht hatte ich auch einfach nur Pech, oder eine zweit Wahl erwischt. Das nächste Herder war ein Office Nussbaum, handverlesen von Claudia ( Messerkontor ) und das war ein Kracher. Kittfreier Griff und ein Hauch von Klinge. Vorne dort wo die Schiebelehre gerade noch greift, hat das 0,08mm gemessen. Ein Wate mit 8 1/100el. Das war eine Ansage. Unglaublich feine Klinge, jahrelang nur gewetzt, ein wirklich tolles Office. Dann wieder ein Rückschlag. Ein K5 gekauft, toller Griff, aber ein superleichter Schnitt, wie von einem Ashi oder Yusuke gewohnt, hat sich nicht eingestellt.
Dann sind noch viele gekommen und gegangen, darunter PA-Messer, Leihgaben, ein Grandmoulin das ich wieder verkauft habe, weil die Schneide sich umgelegt hat, ein Nakiri, das wieder superdünn war, richtig gebuckelt hat, mit einem leichten Spalt, aber da waren schon keine mehr zu kriegen und das war das Beste von den paar Stücken, die ich aussuchen konnte. Da waren auch ganz üble Griffe dabei, völlig blass und knochentrocken, viele Spalten usw.
Dann wurde mir ein großer K-Chef unter die Nase gehalten, voll nagelgängige Klinge, schöner Griff, spaltenlos und tolle Maserung. Na was soll man nach solchen Erfahrungen anderes sagen, als Licht und Schatten, alles dabei. Bitte selber eines aussuchen, einfach bestellen kann in die Hose gehen.
Dann der Preis 109,- für ein großes, im Gesenk geschmiedetes 1922er damals und heute kostet ein gestanzter K-Chef 250,- Euro. Immer Lieferengpässe, vielleicht künstliche Verknappung, weil es nicht vorstellbar ist, dass niemand lernen kann oder will, wie man das dünnschleift. Das ist keine Raketenwissenschaft.
So bleibt ein lachendes und ein weinendes Auge. Ein Herder habe ich noch, einen Tranchlard, gebraucht gekauft um einen Fünfziger von Claudias Mann, ziemlich dick an der Wate, hat keinen Druck nachgegeben, aber gut, ist ein Fleischmesser. Ich hab's dann von Meister Mattern optimieren lassen, jetzt ist es so wie ich mir ein Herder aus der Schachtel wünschen würde: Ein Slicer, buckelt, nicht zu empfindlich und leichte plastische Verformung geht noch mit wetzen weg.
Das ist meine Meinung zum ewigen Herderthema.
Gruß, güNef