Der Einstieg war ja wohl, daß bei wirklich "handgemachten Klingen" etwas Ideelles in das Ergebnis einfließt. Das muß man ein bißchen differenziert sehen.
Wer es sich leisten kann, reine Handarbeit zu machen, der erlebt sicher mehr Freude bei der Arbeit, als jemand der erfolgsorientiert mit Maschinen und Arbeitsteilung vorgeht.
Ich bin in der glücklichen Lage, die ganze Schmiederei, Schleiferei, Materialsuche usw. als Liebhaberei zu betreiben. So kann ich bewußt auf viele Hilfsmittel verzichten und mir geradezu einen Spaß daraus machen, fehlende Ausrüstung durch Nachdenken und Armschmalz zu ersetzen.
Müßte ich ganz oder teilweise von dieser Arbeit leben, so sähe das anders aus. Mit einem Handhammer kann man alleine auch bei noch so großer Körperkraft und Übung nur Stahlstücke in einer begrenzten Größenordnung bewältigen. Mit der Bügelsäge und den vorzüglichen Sägeblättern von Sandviken-Sandflex- kann man auch 30 mm Blöcke sägen und meine Feilspäne zeigten oft gelbe und blaue Anlauffarben. Das kann man aber nur gelegentlich- quasi statt eines Besuchs im Sportstudio machen- nicht aber täglich und ein Berufsleben lang. Da ich weiß, wieviel Arbeit und Überlegung in solchen Sachen steckt, sitze ich auf ihnen, wie der Drache Fafnir auf seinen Schätzen und gebe sie eigentlich nur an Freunde und "vertrauenswürdige Personen" heraus.
Wenn man aber von solchen Arbeiten leben will, geht es ohne die Benutzung technischer Hilfsmittel nicht. Das hat durchaus auch qualitative Vorteile, so ungern reine Handwerker das hören mögen. Wenn man 15-20 kg Pakete Damast schmieden kann, fällt es einem leichter, Stücke mit leichten Fehlern auszusondern und nur mit dem perfekten Material weiterzuarbeiten. Mit Planschleifmaschinen schleift man leichter eine exakt ebene Fläche, wie sie für die Konstruktion eines Klappmessers erforderlich ist, als man sie bei noch soviel Geschick feilen kann. Wer es kann, kann mit bestem Erfolg aus dem Schmiedefeuer härten. Wer kann das aber wirklich ? Als potentieller Kunde würde ich im Zweifel doch die Härtung aus einem Ofen, noch besser aus einem Salz- oder Bleibad oder mit einer Induktionshärteanlage vorziehen.
Daß also Profis alle technischen Hilfsmittel nutzen, ist vernünftig und legitim. Das Wissen und der Verstand müssen deshalb ja nicht ausgeschaltet werden.
Reines Handwerk mit "Schweiß und Blut"-warum eigentlich Blut ?-Schweiß lasse ich mir noch gefallen- kann sich in unserer Zeit nur im Bereich der Liebhaberei halten oder wenn es um höchste Qualität geht, mit anderen Worten, wenn sich technische Perfektion mit künstlerischem Wert verbindet. Auch dann muß man aber erst den-geringen - Kundenstamm finden, der solche Arbeiten zu schätzen weiß und nicht auf journalistisch aufgemachten "hype"- ich verwende das Wort nur ungern, hier trifft es aber den Kern des inhaltslos Aufgeblasenen am besten- hereinfällt. Ich kenne- leider- einige Handwerker, die mit höchstem Ethos vorzügliche Arbeit leisten, davon aber nicht oder nur gerade so eben leben können. Zur Klarstellung: Ich bin natürlich froh, diese Menschen zu kennen, das "leider" bezieht sich auf ihren mäßigen kommerziellen Erfolg..
Mögen die Zeiten besser werden !
MfG U. Gerfin