Messer und Menschen

Nach meiner Erfahrung tauchen Begriffe wie "Mördermesser oder Waffe"
nur bei Personen auf, die allgemein mit handwerklichen Dingen nichts zu tun haben, die sich schon lange allgemein entfernt haben vom "Schaffen mit Hand und Herz" und handwerklichen Tätigkeiten allgemein.
...
Es kommt wohl eher von Leuten, die nur in ihrer eigenen Welt leben, und plötzlich erstaunt sind, dass es auch eine andere Welt, nämlich die der anderen (Mit)Menschen gibt. Wundern tun sie sich dann, dass man so lang unbehelligt miteinander zu tun hatte...

Einer meiner ex-Kollegen von meiner jetzigen Arbeit (nicht im Werkzeugbau, aber auch technischer Beruf) kam mal mit genau so einem Spruch voran...
So einer, der andere Leute am liebsten immer Beinchen stellt, wo es nur geht, und ansonsten nur seinen eigenen Vorteil im Kopf hatte.

Man kann anstatt Messer auch kurzes Haar, Ohrringe ("Piercings"), Tätowierungen, Motorräder, Sportarten oder sonstwas setzen, alles, was man selbst nicht hat oder für sich im Focus hat, ist suspekt...

Gruß Andreas
 
Hier wird den Menschen, die unser Hobby nicht teilen und die an Messern weiter nix tolles finden, die Intelligenz abgesprochen, Denkfaulheit attestiert und therapeutischer Behandlungsbedarf unterstellt.

Moin.

Leider nicht richtig. Es wird über Menschen gesprochen, die beim Anblick eines Messers dem Träger unlautere Absichten unterstellen.

Wenn mich jemand fragt wofür ich ein Messer bei mir trage, bekommt er eine vernünftige Antwort.

Wer mich fragt wofür ich ein Mordwerkzeug bei mir trage bekommt von mir das Angebot über seine Probleme mit mir zu sprechen

Antwort Nummer Eins (die da ganz oben) trifft hier nämlich den Nagel auf den Kopf.

Gruß
chamenos
 
Wir hingegen haben zwischen 3- und 300- mal so viele Messer, wie wir bräuchten, viele davon in extra gebauten Reliquienschreinen und teilweise aus Materialien und zu Preisen, die wirklich in keinerlei Verhältnis mehr zu der ursprünglichen Funktion stehen.
Seid ehrlich: WIR treiben einen Kult mit Messern.
WIR sind die, die einen an der Waffel haben.

Stimmt, aber wir sind harmlos. Wir schaden nicht der Umwelt und bedrohen niemanden. Deshalb möchte ich bitte auch in Ruhe gelassen werden.

Das Bedrohungspotential eines Geländewagens o.ä im Rückspiegel ist für mich weit aus größer als das eines wie auch immer gearteten Messers in der Vitrine und außerdem viel häufiger, von Schäden an Klima, Energievorräten und an der körperlichen Unversehrtheit durch Unfälle ganz zu schweigen.
Aber das wird von der großen Mehrheit noch nicht mal ansatzweise kritisiert - gehört halt alles zum Leben.
 
Die verschiedenen Typen des AMN (AntiMesserNarren): :steirer:

  1. Offen und Aufgeschlossen. Hat keinen Bezug zur Materie, zeigt sich aber interessiert, schaut und staunt Vorurteilsfrei. Ist ein potentieller zukünftiger Messerfreak.
  2. Ablehnend, aber Tolerant. Will nix damit zu tun haben, schneidet Tomaten nicht sondern quetscht sie, gönnt dem Messerfreak aber sein Vergnügen.
  3. Ablehnend und Intolerant. Ist meist aus ideologischen Gründen, seltener aus persönlichen (begründbaren) Gründen gegen Messer. Messer sind Waffen und aus. Will den Messerfeak am liebsten wegsperren lassen und ist überzeugter Grünwähler.
  4. Phobisch. Hat auch Angst vor Hunden, Ufos und Motorrädern. Läuft Zuhause mit einer Mütze aus Alufolie herum.

ad 1) Ein Mensch mit Potential!
ad 2) Gelebte Toleranz. "Ich brauch´s nicht, aber wenn er´s will?"
ad 3) Intoleranz ist immer ein Zeichen für Dummheit.
ad 4) Zu Bedauern. Zum Glück gibt´s nicht viele davon.

:steirer:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich werde nicht verunglimpft.
Aber hier in dem Thread werden die verunglimpft, die den Messern nichts abgewinnen können..........

Lasst uns doch mal ein bisschen in unserer eigenen Psychologie graben. Wieso gibt es sowas eigentlich fast nur bei Messern? (Die ja angeblich nur Werkzeuge sind). Wieso eigentlich nicht bei Maurerkellen, Kombizangen oder Spitzhacken?

Da muß ich wiedersprechen. Hier wird niemand verunglimpft, der mit Messern nur nichts anfangen kann, das ist doch in Ordnung wenn sich jemand für dieses Thema nicht begeistern kann. Es keimt aber Widerstand bei mir auf, bei Leuten die mir automatisch kriminelle Energie unterstellen, nur weil ich Messer besitze die nicht in ihre Friede-Freude-Eierkuchenwelt passen und auch noch unverschämterweise scharf sind. Noch dazu, wenn es sich um selbstgebaute, schöne Messer handelt, die mit Militär und Kampf überhaupt nichts zu tun haben oder um Alltagsgegenstände wie Tools oder Opi`s!
Mir gehen diese Typen auf den Zwirn, die alles, was in den Medien rumgequatscht wird, unreflektiert nachplappern, selbst wenn sie die Möglichkeit haben mal genauer nachzufragen!
DAS ist Intoleranz in Reinkultur, die ich nicht pflege.

Es gibt sehr wohl Sammler von Handwerkszeugen (Hobel, Sensen, Äxte, alt und neu) Es gibt Gitarrensammler (ich hatte bis vor 2 Jahren selbst 45 Stk.) Briefmarkensammler, Plastiktütensammler, Münzsammler.
Was ist falsch am Messersammeln???? Nur weil sich einige mediengeile Volksvertreter zu der Meinung entschlossen haben, dass Messer bä sind, sollen wir uns mit unserem Steckenpferd und wirklich geliebten Hobby/Broterwerb in die kriminelle Ecke ducken und am besten das Maul halten???
Seit wann ist es notwendig in der Psychologie von Sammlern zu graben?
Das Sammeln von subjektiv schönen Dingen, mit denen man sich gerne umgibt (aus welchen Gründen auch immer) ist doch völlig normal, solange man seine Mitmenschen dadurch nicht gefährdet oder in ihrer Lebensqualität einschränkt.
Ich sage immer noch LEBEN und LEBEN lassen! Leider ist dieses Motto völlig aus der Mode gekommen.
Dieser Thread ist mal wieder einer, der sich ganz schlecht auf dieses eine spezielle Thema beschränken lässt, da das Messerthema nur symptomatisch für viele andere Gesellschaftsprobleme steht.

Deshalb hier Stopp mit meinem Beitrag, da sonst OT.
 
Wir haben vielleicht einen an der Waffel, aber das trifft auch auf Großteile der Bevölkerung zu. Leider ist unser 'Schatz' ein mit Vorurteilen überhäufter Gegenstand, der von vielen nur im Zusammenhang mit Mord und Totschlag bewusst wahrgenommen wird. Jeder benutzt Küchenmesser, aber niemand denkt sich was dabei.
Menschen, die Unmengen an Geld in ihre Autos stecken, sind harmlos und deswegen salonfähig. Es gibt ja genug Tuningtreffen, GTI vs. Manta kennt fast jeder und alles läuft mit schöner Regelmäßigkeit im Fernsehen.

Ich habe einen sehr guten Freund, der fällt in Kategorie 3 von Hasenfuss. In der Diskussion kam raus, dass er das Image 'Messer sind Waffen' vor allem durch die Medien bekommen hat. Als das rauskam, war die Diskussion zu Ende, da ihm irgendwie die Argumente ausgingen. Daraus habe ich geschlossen, frei nach Xandir: "Ich bin auf der ewig währenden Suche, den Menschen mein Hobby nahezubringen!" Funktioniert sogar.

Ansonsten ist Tomcats Antwort absolut spitze.

Gruß,
Carsten
 
[...]
Meine Nichte - diplomierte Informatikerin und Geologin - sprich: hochintelligenter Mensch gab zu dem hier http://www.messerforum.net/showthread.php?t=64548&highlight=decathlete+proto den Kommentar: "Was ist denn das für ein Mördermesser ...?" ab. Als ich sie fragte, warum sie den Begriff "Mördermesser" verwendet, konnte sie mir eigentlich keine Erklärung liefern, außer: "Mit dem könnte man doch jemand ..." mir blieb eigentlich nur der Mund offen :staun::argw:...... HÄÄÄHH??? Als ich ihr dann erklärte, das würde mit ihrem Kugelschreiber aber auch gehen, blieb ihr der Mund offen ...
[...]
Gruß, C.

Das ist mir auch unverständlich.
Einerseits habe ich das auch schon von Geologen vernommen (auch wenn sie ja GROßE Klingen benutzen, um Aufschlüsse frei zu legen) andererseits sie auch argwöhnisch betrachtet werden, wen sie mit einem Streithammer durch die Gegend wandern :p.


Du kannst ihr deine Verärgerung darüber, mit dem Beispiel erklären, wie es Geologen ärgert wenn die(meisten) Medien UND Politiker ohne Sachverstand, häufig mit falschem gebrauch von Fachwörtern, die Leute über die „schräklichen“ Zustände in den (geplanten)Endlagern für radioaktive Stoffe „informieren“.
Am Samstag stand in einigen Zeitungen, dass Sprengstoff Restbestände direkt in einem Raum neben schwach strahlendem Abfall gelagert würde, („Die Grünen zeigten sich erstaunt“ war in einer noch die harmloseste Ausdrucksweise.).
Das ist ungefähr so bedeutsam, wie die Messer in der Küchenschublade.
(die "Wände" sind da bestimmt über 10m dick, müste ich nach schlagen (eher 25))

Das Wasser(gesättigt und deshalb nichts mehr lösend), was da durch verschiedene Bergwerksbereiche läuft, ist seit Jahrzehnten auch den zuständigen Behörden bekannt und ist eigentlich deshalb nur beunruhigend, weil noch nicht sicher ist, wo es her kommt.

Bei einer Diskussion mit Bürgern, hab ich doch sogar von Michael Müller Bundestagsabgeordnetem und parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesumweltminister (so steht es auf dem Handzettel zur Einladung) gehört das „Säuren Einbrüche“ stattgefunden hätten. Und dass, alle Sachverständigen für die „Ein Endlager Politik“ gesprochen hätten.

So viel, zu dem Informationsstand bei Bundestagsabgeordneten:irre::rolleyes:.
Hier fehlt wohl so ein Gesiecht, dem die Unglücksträhnen aus den Augen spritzen :(.

Ergänzung:
Ich finde, das ist einiges Wichtiger als Messer, aber wenn schon da solche Unwissenheit regiert- was soll man da bei Messerthemen erwarten??
 
Zuletzt bearbeitet:
Nur auf die bösen Medien zu schimpfen ist auch falsch.

Die Leute sind es schlicht nicht mehr gewohnt das man besser immer ein Schneidwerkzeug dabei hat.

- Ganz früher war es ganz normal das jeder immer sein Essbesteck dabei hatte. Also Messer und Löffel, Gabeln wurden erst später üblich. Bis auf vielleicht ganz Reiche hatte niemand viel mehr als für den Eigenbedarf vorrätig.

- Dann kam das Essbesteck in der heutigen Form. Erst nur bei Reichen. Wirklich durchgesetzt hatte es sich als es in den bürgerlichen Haushalten üblich wurde mit Messer und Gabel zu essen. Da war es dann auch nicht mehr notwendig sich sein eigenes Besteck mitzubringen.

- Und die jüngste Entwicklung ist das selbst unterwegs kein Besteck mehr benötigt wird. Es gibt überall fingerfertig zubereitetes Essen zu kaufen, dass man direkt von der Hand essen kann.

- Und auch die Freitzeitaktivitäten haben sich gewandelt. Z.B. das industriell gefertigte Spielzeug erübrigt sich die Sachen selber zu schnitzen. Also benötigt man auch kein Taschenmesser.

Mit dieser fehlenden Grundlage ist es dann leicht den Leuten einzureden das Messer außerhalb der Küche grundsätzlich überflüssig und böse sind. Was sowieso 'niemand braucht' kann ja nur aus bösen Gründen mitgeführt werden.

Gruß, Bernhard
 
jahrhundertelang traten messer ausserhalb von kueche und handwerk nur in form von schwertern, dolchen etc. auf ... also als waffe!
Das dürfte falsch sein, bzw. nur das Bild, das uns Bücher und Filme über diese Zeiten vermitteln.

1. Dürfte es in der Realität meistens nicht jedermann erlaubt gewesen sein Waffen zu tragen.

2. Hat sich die große Masse der einfachen Leute sicher nicht leisten können Waffen zu haben. Die werden froh gewesen sein wenn sie ein vernünftiges Messer für den Alltag gehabt haben. Also als Messer zum Essen und als Werkzeug. - Und viel wichtiger, täglich was zu essen zu bekommen.
 
Ich habe zwei Sichtweisen zu diesem Thema, wobei ich betone, dass es zwar meiner Überzeugung nach den Tatsachen entspricht, aber jeder seine eigene Meinung zu dem Thema haben darf.

Sichtweise 1: Messer sind Werkzeuge
Nicht der Gegenstand bestimmt über die Gefahr, sondern der Nutzer!
Man kann auch einen Menschen mit den Händen erwürgen/erschlagen, trotzdem ist die Hand kein Mordinstrument ....

Der Unterschied ist, dass jeder Mensch Hände kennt und nutzt --> dadurch sinkt die Hemmschwelle und keiner hat ernsthaft eine Hand-Phobie!Der Mensch hat grundsätzlich Angst vor Dingen die er nicht kennt.

Sichtweise2: Das Herz eines Mannes ist wild !
Wir sind in unserer heutigen Gesellschaft dazu erzogen worden immer brav und zahm zu sein.... Grundwerte wie Zuverlässigkeit, Strebsamkeit und gute Manieren stehen im Vordergrund und es ist doch nicht verwunderlich, dass es vielen Männern trotzdem danach gelüstet ein Mann zu sein!

Als Kinder sind wir mit Knallpistolen rumgelaufen und haben mit den Fahrrädern Motorrad gespielt. Anstelle als Erwachsene Männer richtige Abenteuer zu erleben (welcher Mann beneidet nicht die Cowboys aus der Malboro Werbung und will selbst sowas erleben?) ziehen wir morgens unseren Anzug an und gehen auf die Arbeit.
Kennt Ihr einen einzigen Jungen der anstelle von Superman lieber Bürokaufmann werden will und sich zu Fasching einen Anzug + Krawatte anzieht?
Männer sind wie eingesperrte Löwen im Zoo und das tiefsitzende Bedürfnis nach Abenteuer, Kampf, Ruhm und Ehre entläd sich heutzutage in sozial geduldeten Formen wie Sport oder der beruflichen Karriere!

Bevor Ihr mir jetzt an die Gurgel geht: Mal ehrlich.... welcher Mann guckt nicht gerne Filme wie Braveheart, Gladiator, König Arthur, Stirb Langsam 1-4, Star Wars, Herr der Ringe, usw. ??? Warum werden solche Filme zu Blockbustern die Millionen Männer begeistern ?
Hört in Euch hinein und Ihr wisst, dass ich Recht habe!

Jeder Mann träumt davon einen Kampf zu kämpfen, ein Abenteuer zu erleben und eine Prinzessin zu retten!

Jedes Mal wenn wir dann die Messer in der Vitrine bewundern, sehnt sich unser Herz danach sie irgendwann mit in die Wildnis zu nehmen... als Möglichkeit etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen.... ein aussterbendes Handwerk neu zu beleben!
99,99% der messerbegeisterten Männer sieht ein Messer als Sinnbild für das Abenteuer wonach wir uns so sehnen.... und das ist kein Verbrechen sondern unser gutes Recht! Mit Mord und Totschlag hat das jedenfalls nichts zu tun....

Liebe Grüße

Nandger
 
Lieber Nandger,

du sprichst mir aus dem Herzen. Trotz aller Zivilisation kann der Mensch seine Instinkte nicht leugnen. Wer es trotzdem tut, verweigert sich meiner Meinung nach selber ein gutes Stück Lebensqualität und eigene Natur - bewusst oder unbewusst.

Ohne in irgendeiner Weise frauenfeindlich wirken zu wollen: Auch beim weiblichen Geschlecht lassen sich vermeintlich irrationale, aber beim Betrachten der Evolution sehr nützliche Wesenszüge finden, die einer männlichen Vorliebe für z. B. ein scharfes Stück Stahl auf ihre Weise ähneln. Obwohl es ja auch einige Frauen gibt, die speziell dieses sonst eher bei Männern verbreitete Steckenpferd ebenfalls ihr Eigen nennen.

In diesem Zusammenhang bin ich gerade sehr froh, dass die links in diesem Beitrag noch funktionieren. Hier finden sich einige interessante Unterpunkte, die Licht auf deine Sichtweise Nr. 2 werfen:

http://www.messerforum.net/showpost.php?p=313348&postcount=3
 
Die Hinweise auf die Biogrammatik des Menschen und männliche Affinität zum Leben in der Natur etc. sind absolut richtig und entsprechen auch meiner Meinung.

Trotzdem sollten wir in Diskussionen mit zivilisationsgeschädigten Normalbürgern nicht damit argumentieren, da wir sonst im Handumdrehen als anachronistische Deppen und Spielkinder dastehen, deren Wünsche für die Allgemeinheit ohne Bedeutung sind.

Punkt 1:
Ich denke, es ist empfehlenswert, in solchen Gesprächen immer wieder darauf hinzuweisen, dass Gefahr nicht nur dadurch verringert werden kann, potentiell gefährliche Gegenstände zu verbieten.

Das ähnelt der Therapie von Allergien. Dermatologen wissen: Ist das eine Allergen gerade gebändigt, entwickelt der Allergiker gern die nächste Allergie gegen etwas anderes einfach weil sein Immunsystem instabil ist.

Unsere Gesellschaft ist insgesamt instabil geworden. In angespannten Situationen wird häufiger als früher zu Tatwerkzeugen gegriffen. Das lässt sich nicht dadurch lösen, dass der Gesetzgeber alles verbietet.

Punkt 2:
Außerdem fühle ich mich nach wie vor als selbstverantwortlicher Bürger mit allen Rechten, die mir das Grundgesetz zubilligt. Ich möchte nicht immer weiter diesem schleichenden Bevormundungsprozess zusehen, in dem mir Stück für Stück alles weggenommen wird, das irgendwelchen gesellschaftlichen Gruppen nicht mehr vertraut ist oder ihnen Angst einjagt.
Das kann nicht zum allgemeinen Maßstab erhoben werden, sonst ist bald nicht mehr nur der Spaß des Einzelnen, sondern die Demokratie insgesamt gefährdet.

Wo soll das denn enden? Wird mir irgendwann verboten, Tabak zu konsumieren, egal wo? Oder Kartoffelchips zu essen? Wann wird der geplante Farbcode auf Lebensmitteln verbindlich und rot gekennzeichnete Packungen müssen aus den Regalen? Grillen nur noch mit Genehmigung des Ordnungsamtes wegen potentieller Brandgefahr? Dann ist auch der Weg zur Helmpflicht für Fußgänger nicht mehr weit.
 
Wobei die Reaktion der Mitmenschen imho auch stark vom Verhalten, des Messerträgers abhängt. Wenn ich um ein Messer bitte, und 1,5 Sekunden später eine 10 cm Klinge vorm Gesicht habe, finde ich das auch nicht so schön. Was dem einen als ein elegantes Ziehen vorkommt, kann den Anderen ziehmlich einschüchtern. (Natürlich ist das ein überspitztes Beispiel und ich glaube auch nicht, dass sich jemand von euch sich so verhält, ich habe es allerdings schon oft gesehen.)

Übergibt man die Klinge jedoch betont höflich und langsam, ist der Andere eher interessiert und dann auch evtl(!) offener für ihm Unbekanntes. (Die Erfahrung habe ich zumindest gemacht.)

Wenn ich gefragt werde, weshalb ich ein Messer trage (welches auch immer), sage ich einfach, dass es eine Gewohnheit ist. Ich habe keine Lust mehr, mit den Leuten zu diskutieren. Inzwischen komme ich aber eher selten in die Situation, da sich mein edc mittlerweile auf ein Vic. beschränkt.
 
[...]
Seid ehrlich: WIR treiben einen Kult mit Messern.
[...]

Das stimmt, und dazu sollte man auch stehen. In jeder Liebhaberei und Sammelleidenschaft gibt es ein irrationales Element. Das ist nichts Verwerfliches. Viele unserer Entscheidungen und Handlungen folgen dem Lustprinzip. Im Nachhinein folgen dann die Rationalisierungen, mit denen man solche Entscheidungen zu rechtfertigen versucht.

Die klingen aber recht oft hohl. Wenn ich zum Beispiel meine bescheidene Messersammlung damit erklären würde, dass ich nur auf den Gebrauchswert achte und Messer rein als Werkzeuge sehe, käme aus dem Bekanntenkreis schnell der Einwand, dass kaum ein Handwerker sich sein Werkzeug in die Vitrine legt und eine Menge Kapital in Ausrüstungsgegenstände investiert, von denen er weiß, dass er sie nicht benutzen wird. Ich kenne auch wenige Handwerker, die sich Custom-Hämmer aus Damast anfertigen lassen und dann überlegen, welche sie heute in die EDC-Rotation nehmen.

Wenn man also eingesteht, dass Messer eine gewisse Faszination ausüben können , die über den Werkzeuggebrauch hinausgeht, dann kommt man schnell auf den Punkt, den viele Menschen bedenklich finden (sehr gut zu beobachten bei Jungen, von denen alle ein Taschenmesser haben wollen und keiner eine Maurerkelle): dass nämlich Messer als Waffe eingesetzt werden können, immer schon so eingesetzt wurden (meist als Sekundär- oder Tertiärwaffe) und oft genug auch heute so Verwendung finden (dann oft als Primärwaffe, die immer besonderen sozialem Stigma unterlag). Kann man ignorieren, leugnen oder beschönigen, ist aber so.

Von daher gibt es ein vielleicht ein achetypisches Bedrohungsgefühl: Da zieht jemand ein Messer und ich habe keins. Man fühlt sich unsicher und nimmt die eigene Unsicherheit dem Messerträger übel. Suggestivfragen al la "Wozu brauchst du denn so ein Mordmesser" dienen dann indirekt der sozialen Kontrolle. Die darin mitschwingende Missbilligung soll ein schlechtes Gewissen machen und über die angedeutete soziale Ausgrenzung zum Konformismus motivieren.

Mein Fazit: Leben ist Risko, und ein Leben in Freiheit ist ein noch größeres Risiko. Präventiv Gefährdungen durch andere ausschließen zu wollen, führt geradewegs in den Überwachungsstaat. Das erkläre ich gerne auch Leuten, die ein Problem haben, wenn ich mir in der Öffentlichkeit einen Apfel schälen will.

Gruß
Michael
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieso gibt es sowas eigentlich fast nur bei Messern? (Die ja angeblich nur Werkzeuge sind). Wieso eigentlich nicht bei Maurerkellen, Kombizangen oder Spitzhacken?
Stimmt so schon mal nicht. Meine Mutter sammelt Tischlerwerkzeug. Hobel, Raubänke, Anreisswerkzeug etc.

Ich kenne Leute, die sammeln Rasierhobel, Seifen und Pinsel.
Ich kenne Leute, die sammeln Zigarren, Cutter und Aschenbecher.
 
Genau diese Unterscheidung bei verschiedenen Sammlergegenständen finde ich so merkwürdig!

Wenn ein Mann 20 Armbanduhren hat, weil er nicht jeden Tag die selbe tragen möchte, sagt kein Mensch was. Wenn eine Frau 200 Paar Schuhe hat, weil jede farblich zu einem anderen Kleidungsstück passen muss, ist das auch völlig normal.

Wenn aber der Messer-Fan mehrere Messer hat, weil jedes für eine andere Situation / Kleidung besser passt oder er einfach nur etwas Abwechslung möchte, dann kommt die Frage: "Was willst du denn mit so vielen Messern? Ich hab nur ein Schweizer Taschenmesser und das reicht mir..."

Ich meine, ich schleppe doch nicht jeden Tag meine ganze Sammlung mit mir rum, sondern immer nur ein Messer - je nach Lust und Verwendugnszweck!
 
Hallo,

ich möchte mich mal der allgemeinen Medienschelte enthalten. Denn eigentlich sehe ich im Fernsehen öfter Messermacher-Dokus als Messer-Angst-Tiraden... Dennoch wurde ich schon oft scheel angesehen bei der Messersuche im Internet oder beim Messerzeigen.
"Damit kann man ja aber schon..." (Es ging um ein CRKT M4)
"Was, jemanden umbringen? Die meisten Morde geschehen mit Kochmessern! Seh ich aus, also würde ich rumrennen und Leute niedermetzeln? Mein Taschenmesser ist keine Waffe!"
So geh ich damit in letzter Zeit immer öfter um.

Aber um Euch mal mein "schönstes" Erlebnis mitzuteilen:
Es war der letzte Herbst, ich hatte ein Messer (BM Pika II) zu verkaufen - und dachte mir: Vielleicht mag ja einer meiner lieben Kollegen eines zu Weihnachten verschenken. Also schickte ich ein Bild von dem Messerchen per Email herum - verbunden mit der Frage, ob es jemand haben wolle.
Kurze Zeit später hörte man von weit weg einen lauten Schrei "Mordwerkzeug" - und ich durfte zum Chef tanzen, der mir eine Abmahnung gab. Warum? Ich hätte viele Mitarbeiter in Angst versetzt und ihre Gefühle verletzt (Vom Missbrauch des internen Mail-Verteilers mal zu Schweigen). Ich hab in etwa so geguckt: :eek:

Ich kann mir diese Ablehnung, die bisweilen entsteht, wenn jemand sein Messer zieht, auch nicht anders erklären, als dass sie durch Nicht-Gebrauch entsteht. Ich wusste auch jahrelang nicht, was mir gefehlt hat, bis ich dann wieder ein Messerchen kaufte (ursprünglich, um im Notfall mich und mein Baby im Park vor freilaufenden Kampfhunden [nach einer Beinahe-Katastrophe!] schützen zu können, was aber - Gott sei Dank - nie nötig war) und es als EDC den Weg in meine Hosentasche fand. Erst da erwachte meine jahrelang vernachlässigte Messerliebe zu neuem Leben, ich fand das Forum - und bemerkte, wie PRAKTISCH es einfach ist, ein Messer (und eine Taschenlampe) bei sich zu führen.
Wenn mehr Leute mal wieder ein Messer bei sich hätten ("ein ordentlicher Junge braucht ein Messer", sagt mein Kumpel immer), würden sie das auch merken. Also: Messer verschenken ist angesagt! ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja die meisten Mitbürger sehen immer etwas gefährliches wenn sie ein Messer oder Tool sehen. Aber bei jeder kleinen Macke den ADAC, Tierschutzverein, Polizei und Feuerwehr belästigen. Die Leute sind mittlerweise so unfähig geworden, ihre Problem zu lösen und sei es ein Seil mit seinen Taschenmesser durchzuschneiden.
 
"Was willst du denn mit so vielen Messern? Ich hab nur ein Schweizer Taschenmesser und das reicht mir..."

Hi,
haben wir den gleichen Freundeskreis?:staun:
Das ist ein 1:1 Zitat, das ich 2000 genau so zu hören bekommen hab.
Der Betreffende hat sich kurz danach hier angemeldet (vor mir!) und hat mittlerweile mehr und schönere Messer als ich....

Erfolgreich angefixed:D

Kann sich also auch positiv entwickeln, so ein (wohl vernünftig geführtes :cool:) Gespräch.

Gruß,
Pit
 
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