Mittelalterliches Langschwert mit flexibler Klinge

wolf04

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Hallo,

ich habe eine Frage bezüglich mittelalterlicher Langschwerter (ca. 120cm), müssten dann von der Länge schon fast als 1 1/2-händer zählen.
Drauf gekommen bin ich durch einen Händler, der auf einem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt in Hannover solche handgeschmiedete Schwerter verkaufte.
Diese hatten die für mich überraschende und faszinierende Eigenschaft, dass sich die Klinge sehr stark biegen ließ (bis 90°) ohne zu brechen also sehr flexibel war und spurlos nach der Biegerei auch wieder in die Ausgangsform ging ohne dann schief zu stehen und ohne dass der Griff beschädigt wurde.:rolleyes:
Vielleicht hat ja jemand einen Tip oder eine Empfehlung was das genau für Schwerter gewesen sein können (Schaukampf, Deko oder "original"-Nachbauten.....) und wo man sowas herbekommt oder mal in die Hand nehmen kann (ich will nun nicht bis zum nächsten Weihnachtsmarkt warten und bin mir auch nicht so ganz sicher, wie das Preis-Leistungsverhältnis auf solchen "Märkten" ist).
Ich habe bisher nur Erfahrungen mit Katana gesammelt und habe von europäischen mittelalterlichen Schwertern wenig Ahnung.
MFG
wolf04
 
Bei so langen Schwertern geht das wohl fast. Allerdings mit einem sehr großen Radius, der direkt hinter der Spitze beginnt und direkt am Parierelement endet. Abgebildet ist so ein Versuch im Messermagazin Sonderheft Schwert und Klinge.
 
Ja ich meinte ca. 90° wenn man Spitze und Griff betrachtet. Dazwischen ist das ganze natürlich eine Kurve....
wolf04
 
Wird wohl billiger Federstahl gewesen sein.
Katanas sind z.B. aus C 60 und damit nicht so flexibel.
 
Also ich erinnere mich sehr gut, dass mir Dieter Kraft auf der MMM in Solingen vor ein paar Jahren ein von Markus Balbach geschmiedetes Einhand-Schwert zeigte, das man mühelos (naja, Kraft brauchte es schon!!) ohne Schaden deutlich über 90° biegen konnte. Es war aus Damaszener Stahl geschmiedet und, wenn ich mich Recht erinnere, auf minimum 60 HRc gehärtet. Geht alles, wenn man es kann.

Achim
 
ich kenn ein schwert aus d2 ( :irre: ) @ 60hrc mit dem man das auch machen kann :haemisch:

kommt immer gut an wenn man einem kenner den verwendeten stahl nennt :) (ist aber nicht meins..)

p.s. katanas sind garantiert nicht aus "c60", "billiger federstahl" taugt bei richtger wb mehr als die meissten serienmesser und ein katana ist aufgrund der geometrie auch nicht zum biegen gedacht.. übrigens ist es eine art qualitätsmerkmal bei einem schwert 90° ohne bruch und verformung zu schaffen... :rolleyes:
 
Jaja, das D2-Schwert ist wahrscheinlich um die 0,8 mm dick. Das war das Damastschwert allerdings nicht. :D
 
aus der erinnerung, nicht gemessen:

tiefe hohlkehle, maximalstärke knappe 4mm auslaufend zur spitze mit vielleicht 2mm


p.s. c105 läuft teilweise auch unter federstahl ;)
 
Federstahl, nehmen wir beispielsweise 1.8159, kostet nicht unvergleichlich viel mehr als C60. Wenn's hoch kommt reden wir über den Faktor 2. Weniger als C60 allerdings kostet er wegen des höheren Fertigungsaufwandes aber sicher nicht.

Ein Katana ist kein Schwert sondern ein Säbel.

Sanjuro, wenn man betrachtet, was traditionell arbeitende japanische Schmiede für ihre Schwerter verwenden, wird es wohl eher in der Gegend um C80 als um C60 enden, falls wir über die Materialien reden, die die Schneide bilden. Natürlich ist die Struktur eines aus Renneisen hergestellten Raffinierstahles schon wegen der nichtmetallischen Einschlüsse schwer mit einem homogenen Industriestahl zu vergleichen. Dennoch unterscheiden sich die Eigenschaften, bei einem gut gemachten und weitgehend homogenisierten und gesäuberten Raffinierstahl, nicht wirklich wesentlich. Zieht man mal die viele Arbeit für das Polieren und die Montage ab, muss ich sagen, dass sich mir das ganze Brimborium um die Nihon To und ihre angeblich legendären (metallurgischen) Eigenschaften leider nie erschlossen hat. Was die Japaner ab dem 12. Jh. machten, konnten die Europäer schon 600 Jahre vorher und Wunderdinge waren in diesen Kenntnissen nicht enthalten, wohl aber erhebliche handwerkliche Erfahrung mit später nicht mehr gebräuchlichen Materialien. Nur haben wir hier nicht mehr ernsthaft bis ins 19.Jh. mit Säbeln und Schwertern gekämpft und daher viele Fertigungstechniken "vergessen".

Achim
 
Zuletzt bearbeitet:
Vor einiger Zeit konnte man in einer Doku im Fernsehen bewundern, wie ein originales Schwert aus einem Bodenfund auf seine Flexibilität getestet wurde- ich war erstaunt, dass - trotz Rostnarben und sichtbarer Verkrustungen - die Klinge flexibel war wie eine Feder.

mfg
Tct
 
Hallo,

hier mal ein Bild vom Schwert, von dem Achim sprach beim Flextest.

Aus Federstahl kann solch eine Klinge mit dieser Funktion auch gefertigt werden. Nur ist die Klinge dann um einige hrc weicher!
Ein Federstahl mit der Härte der gezeigten Damaststahlklinge würde brechen.

Gruß
Markus Balbach
 

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Hi,
erstmal vielen Dank für die vielen aufschlussreichen Antworten.
Mir ist nun also klar, dass es für ein gutes Langschwert, so wie ich es suche, ein Qualitätsmerkmal ist, dass es flexibel ist ohne zu brechen.
Das Bild von Markus entspricht genau dem, was ich im Kopf hatte als ich an die Schwerter vom Hannoveraner Weihnachtsmarkt dachte.
Jetzt stellt sich mir nur noch die Frage wo man sowas bezahlbar herbekommt.
LG,
wolf04
 
Hallo!

Ich habe mir eine Klige von Arno Eckhardt härten lassen (55Si7 , 60 HRC), mit der kannst Du das auch ohne Probleme machen.
Länge der Klinge mit Griff 110 cm. Dicke am Mittelgrat ca 4,5 mm.
Auf der Seite der Traumschmiede ist auch so ein Test zu sehen. Bei Auftragsarbeiten...

Grüße

Andi
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, wenn die Schneiden Stumpf waren das ist es ein Schaukampf Schwert gesehen(darauf tippe ich mal).

Sowas bekommst du z.b. bei der Drachenschmiede
www.drachenschmiede.de
Aber auch bei vielen anderen Händlern
schau einfach mal in die Linkliste.

Grundsärtlich sind echte europäische Schwerter immer flexibel, und nicht steif , wie die rostfreien schwertähnlichen Objekte aus 420J die man wirklich nur an die Wand hängen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo!

Ich habe mir eine Klige von Arno Eckhardt härten lassen (55Si7 , 60 HRC), mit der kannst Du das auch ohne Probleme machen.
Grüße

Andi


Hallo Andi,

ein Federstahl bei 60hrc dürfte brechen.
Kann ich also so nicht glauben.
Wir selber haben schon einige Versuche mit dem 55Si7 gemacht.
Wenn die Klinge höher als 56 hrc gehärtet wurde, ist ein Flextest extrem nicht mehr möglich, da der Stahl bricht.
Und allgemein auch so bekannt.
Wurde Deine Klinge auf Härte geprüft oder sind die 60hrc eine Vermutung?

Gern würde ich selber Deine Klinge mal Härteprüfen und den Flextest damit durchführen.
Bezahle Dir sogar alle entstehenden Kosten.



Gruß Markus Balbach
 
Hallo Markus!

Den Härtetest und den Flextest hat Arno gemacht, habe nur seine Aussagen übernommen.
Hmmm, ich bau halt jetzt schon seit ca 2 Jahren an dem Ding, weis ned ob man da Kosten berechnen könnte wenns bricht. Stecken bis jetzt mit Schnitt, Schliff u härten ca 500 Euro drin...
Ich frage nochmal bei Arno wegen der genauen Daten nach.. vielleicht warens auch nur 59 HRC, aber recht viel weniger nicht.

Ich sag dann bescheid..

Grüße

Andi
 
Hallo Markus!

Den Härtetest und den Flextest hat Arno gemacht, habe nur seine Aussagen übernommen.
Hmmm, ich bau halt jetzt schon seit ca 2 Jahren an dem Ding, weis ned ob man da Kosten berechnen könnte wenns bricht. Grüße

Andi


Aha!

Wobei Du auf den Flextest 90 Grad bezogen geschrieben hast- Zitat: "Ich habe mir eine Klinge von Arno Eckhardt härten lassen (55Si7 , 60 HRC), mit der kannst Du das auch ohne Probleme machen."

Andy,
ich würde die Klinge auch nur Härteprüfen, wenn Sie wohl doch so einen Flextest besser nicht unterzogen werden sollte!
Wobei, wenn Arno den Flextest der Klinge zusagt, und die Klinge dennoch brechen sollte, müsste er dafür gerade stehen!


Und gern würde ich auch die europ. Schwertklinge 60hrc Angabenhart aus D2, welche solchen Flextest(laut Aussage) besteht, mal so danach hier (flex-) testen und auf Härte prüfen!



Mensch Leute, Ihr glaubt einfach immer zu viel!

Es scheint immer weniger Menschen zu geben wie z.B. Achim, der echte Ahnung hat und weiß, was er sagt!
Schade eigentlich!


Gruß Markus Balbach
 
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