Hallo sanjuro,
Danke für die differenzierte Schilderung.
Zunächst: ich habe nicht geschrieben, dass Öl den Steinen zusetzt, sondern dass Öl die Steine zusetzt. Zusammen mit dem Metallabrieb bildet sich unbeschadet der Tatsache, dass der Stein kaum Öl aufnimmt, eine feine Schicht, die einen - wenn auch geringen - Abtrag verhindert
Sorry. Deutsch ist nicht meine Muttersprache, ich habe noch einiges zu lernen. Ich dachte, „zusetzen“ habe immer mit dem Dativ einherzugehen, sehe aber nun bei Duden, dass - deren Beispiel - sich eine Düse mit Schmutz zusetzen kann. Durch den gelegentlichen Einsatz von Pril wird dieses Problem bei meinen Steinen allerdings nicht mehr vorhanden sein. Und wenn doch, welche Methode empfiehlst Du, um die Steine zu reinigen? Spülmaschine?
Dein Arkansas lässt das Öl klar auf dem Stein, was ein Beleg dafür ist, dass kein Abrieb stattfindet. Was Dein Stein in diesem Zustand kann, das kann auch eine Glasplatte oder eine Poliernadel - aber einen Grat entfernen, das würde nicht klappen. Daher nochmals: der Arkansas muss geöffnet/angerieben werden, und dann wird ein harter Stahl darauf einen silbrig-grauen Strich hinterlassen.
Ich sehe ein, dass der Stein zumindest eine minimale Reibung bieten muss, um eine Wirkung zu erzielen, allerdings für meinen Geschmack nicht mehr als minimal bis minimalst. Wenn ein sehr feiner Abziehstein zum Einsatz kommt, gehört der eigentliche Abtrag (durch den Gebrauch zunächst gröberer und immer feiner werdender Steine) hoffentlich bereits der Vergangenheit an. Nach meinem Verständnis geht es hier, ähnlich wie bei jedem einzelnen Stein nach Beendigung der Arbeit mit dem allergröbsten, um eine zunehmende Verfeinerung der Fasenflächen, also um eine allmähliche Verminderung der Kratzspuren sowie der mikroskopisch keinen Sägezähnchen entlang der Wate, die durch das grobe Schleifen entstanden sind. Wenn der letzte Stein an der Reihe ist, ist wirklich und tatsächlich – und unter der Lupe deutlich erkennbar – kein Grad mehr vorhanden. Die Stahlmenge, die ich mit meinem feinsten Abziehstein entfernen will, ist nach geleisteter Vorarbeit so gering, dass sie sich maximal in einem physikalischen Labor messen ließe. Nicht umsonst halten gut gepflegte und nur unter Muskelkraft scharf gehaltene Messer so viele Jahre und nutzen sich so langsam ab, denn beim Schleifen wird nur das Allernötigste getan, um die Schärfe wiederzuerlangen. In den USA spricht man in diesem Zusammenhang vom Polieren der Schneide, und nur das. Die eigentliche Arbeit des Schleifens ist längst getan; hier geht es fast um die Steigerung von Luxus, um ein Umsteigen von Rolex auf Patek Phillip, oder auch umgekehrt, je nach Vorliebe und Glauben, und in der Regel kann man sich das schenken. Nur die etwas Abgedrifteten, zu denen ich an manchen Tagen zähle, brauchen das.
Ich stelle es mir ungefähr so vor, als würde man mit Polierpaste und Leder arbeiten, nur in Form eines Steins. Je kleiner die Schleifspuren werden, umso glatter und hochglänzender die Fasenoberflächen. Durch die gegenseitige Reibung gleichen sich die beiden Oberflächen an. Und dass eine minimale Reibung hier doch zu sehen ist, erkenne ich leicht daran, dass z. B. nach dem Einsatz eines Belgischen Brockens, der die Fasen minimal matt glänzen lässt, fünf weitere Minuten mit dem Black Hard Arkansas aus dem Glänzen ein Funkeln machen. Eine Lupe lässt erkennen, dass die „Kratzer“ kleiner geworden sind.
Was spricht gegen ein Ausprobieren? Ich mache es seit vielen Jahren so, und zwar mit Wasser, und es funktioniert, man darf es mir glauben. Ich bin damit hoch zufrieden. Dass das Öl klar bleibt, steht im Zusammenhang mit der geringen Menge Stahls, der entfernt wird. Sicher wird Stahl in diesem Öl sein, aber nur das o. a. Labor könnte das bestätigen. Das ist übrigens keine Seltenheit. Von einem Freund in Boston, wo es tolle second-hand tool shops gibt, habe ich einen extrem feinen synthetischen Bankstein
bekommen, den ich auch mal für den letzten Schliff nehme, je nach Laune meinerseits. Keine Ahnung, wer den Stein hergestellt hat; er war schon sehr alt und in einer alten öligen Holzkiste, als ich ihn vor 15 Jahren bekam. Der Stein ist nicht offenporig, nimmt also weder Wasser noch Öl dauerhaft in sich auf, hat eine wunderbare Wirkung, poliert auf Hochglanz bis zum Rasierschliff, nur mit Wasser, und auch nach langem Polieren bleibt auch hier das Wasser für mein Auge klar. Sicher werden Stahlspuren vorhanden sein, aber sie trüben das Wasser nicht und bilden keinen Schlamm. Und an diesem Stein ist nach Jahrzehnten nicht zu erkennen, dass er an Eigensubstanz verloren hätte.
Zitat: Der Arkansas braucht einen recht kräftigen Druck vom Stahl, damit er arbeitet.
Kann ich nicht bestätigen, bin anderer Meinung. Wie gesagt, viel Arbeit hat dieser Stein an dieser Stelle des Schleifprozesses nicht zu leisten. Muskelkraft ist kaum erforderlich. Viele Hersteller empfehlen einen geringen Schleifdruck, nicht wesentlich mehr als das Gewicht des Messers. Bei meinem feinsten Diamantenstein von EZE-LAP wurde angegeben, dass man vor allem gegen Ende des Schärfens so gut wie gar keinen Druck ausüben solle, damit die Schleifspuren immer kleiner werden, und um die Schneide zu polieren. Ich mache es mit jenem Stein so, und die Kalifornier haben recht.
Zitat: Der Steine gehört unverrückbar in der richtigen Arbeitshöhe so auf der Werkbank befestigt, dass Du Deine Bauchmuskeln einsetzen kannst; dann ist gute Funktion, aber auch Sicherheit gegeben. Schließlich hantierst Du in diesem Stadium ja schon mit ordentlich geschärften Klingen.
Bei einem Abziehstein, egal welcher Prägung, die Bauchmuskulatur einzusetzen bzw. viel Druck auszuüben, ist aus den weiter oben erwähnten Gründen kontraindiziert. Für den groben Schliff ist diese Methode sicher schneller, weil man viel mehr Druck ausüben kann. Das gilt allerdings nur, bis ein Keil geformt ist, d.h. bis auf beiden Fasenflächen und vollständig bis an die Wate nichts anderes unter der Lupe gesichtet wird als Schleifspuren, die ich und mein grober Stein soeben erzeugt haben. Das ist die eigentliche Arbeit. Was danach kommt, ist die Verfeinerung dieser Flächen, und das erfordert nur wenig Druck.
Deinen Worten entnehme ich, dass Du den Stein in der Hand hältst - das kann nicht funktionieren!
Ich bin dort aufgewachsen, wo es fast nur Wälder und Seen gibt, und habe bis ins Erwachsenenalter hinein enorm viel Zeit in der Wildnis verbracht. Wer dort nicht schnell lernt, ein Messer freihändig und mit zwei kleinen Taschensteinen, grob und fein, gut zu schärfen, muss hungern, oder den Hecht mit einem Buttermesser oder den Zähnen ausnehmen und filetieren. Dort gibt’s keine Werkbänke, und Banksteine schleppt man auch selten im Kanu mit. Es funktioniert auch so, extrem gut sogar. Manches dauert vielleicht länger, und ein Mehr an Konzentration ist erforderlich, aber man bleibt bezüglich des Schleiforts flexibler, und letzten Endes kommt man auch an.
Ein Washita ist übrigens kein Soft-Arkansas, wie eine mikroskopische Ansicht zeigen würde. Es sind zwar beides Novaculite, aber der Arkansas ist dichter und hat keine eingeschlossenen Bläschen. Die Abbauorte liegen dem Vernehmen nach nicht beieinander, und bereits zwei Steine gleicher Farbe aus dem Arkansas-Steinbruch, die mit 100 m Abstand gebrochen wurden, können recht unterschiedlich funktionieren.
Die Werbung erzählt viel, und diese Bezeichnungen sind m. W. nicht geschützt. Einer meiner ersten Steine, von Buck vertrieben aber von Smith abgebaut, hieß ausdrücklich Washita UND Soft Arkansas, als Synonym gebraucht. Er hat eine vielleicht 400er Körnung und sieht aus wie Marmor. Haben sie im fernen Arkansas evtl. eine Differenzierung vorgenommen? Sog. kontrollierte Abbaugebiete für Qualitätssteine mit Prädikat eingeführt? Und für die Poeten im Forum: Mein erster Hard Arkansas Black, vor Urzeiten aus dem Werkzeugkasten meines Vaters herausgefischt und heute noch häufig, wenn auch nur kurz und fast druckfrei im Einsatz, hatte noch einen Packzettel dabei mit der Aufschrift:
The finest stone a man can own. Wenn das nicht überzeugt…
Der grüne "Thüringer" ist ein druckempfindlicher Stein, der z.B. für das Schärfen von Werkzeugen nicht viel taugt. Lediglich für Rasiermesser hatte er einen gewissen Ruf. Der alte Steinbruch bei Suhl ist mit Abraum zugeschüttet, habe ich gehört. Abrasives Medium soll ein Phytoquarz sein.
Die gibt’s noch oder wieder. Vor einem Jahr habe ich im Internet einen bestellt, wird man bei Google unter Wasserstein und Thüringen finden können. Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen, außer, dass er nicht sehr preiswert war. Er ist dunkel grau-grün, sehr fein, wird nach Firmenangabe nur mit Wasser eingesetzt, bildet nach wenigen Minuten einen feinen Schlamm und liefert ein Ergebnis ca. in der Nachbarschaft eines Belgischen Brockens. Respekt.
Gruß
Sam