Nach dem Härten >> Riefen im Stahl

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gast

Gast
Hallo ich bins mal wieder,

hab heute mein Messer endlich vom härten bekommen. Hab die Oberfläche vor dem Härten sauber geschliffen, so dass ich dachte ich mach nach der Wärmebehandlung nur noch die weitere Feinarbeit mit dem Schleifpapier.

Tja was soll ich sagen, nachdem ich die Oberfläche grob gereinigt habe (vom härten dunkel geworden) sind am ganzen Messer in unregelmäßigen Abständen Riefen, kleine Dellen (sieht aus als wenn 10 Jahre Rost den Stahl angefressen hätten).

Jetzt muss ich (ob ich das so hinkriege weiss ich nicht) die ganzen Riefen und Dellen rausschleifen.

Das kann doch nicht normal sein oder??

Der Stahl ist ja eigentlich einfach zu härten 1.2842

Was könnte da falsch gelaufen sein?

zu hohe Temperatur?
Stahlfehler?

......
 
Ich kanns auch nicht zuordnen. Die Riefen an der Spitze sehen schon so aus als obs Richtschläge sein könnten, aber die weiteren Dellen sind so unregelmäßig auf dem Messer verteilt.

Ich ärgere mich schon etwas darüber, nachdem auch kein Hinweis dabei war das das Messer ausgerichtet wurde.

Verzieht sich 1.2842 recht gerne oder hängt das mit der Dicke des Werkstücks zusammen?? Mein Messer ist eher dünn
 
Versuch doch mal, die Stellen zu fotografieren.
So ganz ohne visuelle Verdeutlichung, bleibt es nur beim Raten.
 
Hallo,

sieht es vielleicht ungefähr so aus ?

KrateraufKlinge.JPG


Ich habe vor kurzem ebenfalls 2 Klingen aus 1.2842 gemacht, welche in Öl gehärtet wurden.

Vor dem Härten habe ich sie auch fast spiegelpoliert. Nach dem Härten waren sie ebenfalls "schwarz" und nach dem Polieren mit der Schwabbelscheibe waren sie zwar blank, aber ich hatte einige Dellen (Krater) auf der Klinge, welche nur durch nochmaliges Schleifen beseitigt werden konnten.

Grüße

Tolstoi
 
OT:
Kann mir vielleicht einer erklären wie man so eine Oberfläche wie die von Tolstoi gezeigte provozieren kann? Mir gefällt die nämlich! :hehe:
 
Also Leute, daß die Klinge wenn sie warm gemacht wird verzundert ist doch eigentlich klar, oder?
Wenn Ihr das vermeiden wollt, müßt Ihr die Klingen im Vakuum oder in Härtefolie eingepackt härten bzw. lassen.

Und ein Foto wäre wirklich sehr hilfreich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja Zunder ist klar! Aber so viel das auf der Klinge eine Kraterlandschaft entsteht? Dass ist ehr ungewöhnlich, der mus ja ne riesige Haltezeit gehabt haben, was bei einem nidriglegiertem WZS und dann noch bei der Dicke der Klinge völlig überflüsig ist.

Also wenn das wirklich durch verzunderung entstanden ist dann war das IMOH klar nen grober Fehler der Härterei.

Gruß Philipp
 
Hab die Lösung: :ahaa: von der Härterei über Mail bekommen:


1. Die Riefen stammen vom Ausrichten der Klinge da diese angeblich 3mm verzogen war

2. 1.2842 und ähnliche kommen nie so zurück, wie man sie zum härten gibt.

3. Normalerweise läßt man auf Kohlenstoffstählen ein Schleifaufmaß und schleift erst nach dem Härten fertig (wie kann man das Schleifaufmaß bestimmen?? 1mm, 2mm ??)

4. Kohlenstoffstähle kann man auch nicht einpacken um sie vor Verzunderung zu bewahren, da die Abkühlgeschwindigkeit dann nicht mehr reicht


Ist meine Klinge/Messer nach dem Ausrichten instabiler, kann sie leichter brechen?:mad:

Ich werd auf jeden Fall nicht aufgeben :haemisch:


Welcher Stahl neigt beim Härten nicht so zum Verzug wie der 2842 ?
 
Hallo,
Das sind ja ein ganzer Sack voll Fragen.
Ich härte meine Klingen in letzter Zeit immer selbst. Ich härte im Ofen und schrecke in Öl ab. Mit Verzug und Verzunderung habe ich daher so meine Erfahrungen gemacht. Für mich sieht es so aus (andere Leute mögen anderen Erfahrungen gemacht haben):

1. Der Verzug einer Klinge ist eigentlich nicht von der Stahlsorte abhängig sondern von anderen Faktoren:
- Ausgangszustand des Rohmaterials (wenn hier schon Spannungen im Material waren)
- Bearbeitung vor dem Härten (wenn man z.B. eine Seite komplett bearbeitet und dann erst sie andere Seite, statt immer symetrisch zu arbeiten)
- Schleifaufmaß (wenn man zu wenig nimmt, dann wird der Rohling wellig und neigt zum Verzug)
- Wärme-Vorbehandlung (Spannungsarmglühen vor der Bearbeitung und vor dem Härten)
- Art des Abschreckens und des Erwärmens beim Härten (Das hängt von den Fähigkeiten des Härtes ab) wie z.B. schräges Eintauchen oder einseitige Erwärmung

2. 1.2842 kann man sehr wohl ohne Verzundern härten. Dazu gibt es einen Härteschutzlack. Das ist deutlich einfacher als Folie, neigt weniger zu Verzug und ergibt eine schnellere Abkühlgeschwindigkeit. Nachteile sind, dass es eine Weile dauert, bis es trocknet, es ist eine kleine Sauerei und es stinkt jämmerlich.

Alles in allem ist 1.2842 ein recht dankbares Material - recht günstig, gute Schneideigenschaften, einfach härtbar, einfach erhältlich. Also lass es mich mal so ausdrücken: wenn es mit diesem Material nicht gelingt, ein Messer zu machen, dann wird's wohl nix! Also entweder "Nachhilfe" bei einem der Messermacher hier nehmen, oder den Härter wechseln, aber auf keinen Fall aufgeben!:D

So, und jetzt geh' ich in den Keller - schleifen!

Gerhard
 
Hallo Gerhard
ich benutze nur Zunderschutzlack. Ok, 30 min. Trockenzeit muß man in Kauf nehmen. Obs eine Sauerei gibt hängt von einem selber ab;)
Das dieser Lack nach "Kotze" stinkt ist wahr. Aber da muß man durch ! :steirer:

Gruß Klaus
 
Vom Richten kommen diese Spuren auf der Klinge keinesfalls. Das ist ganz massiver Zunder. Vermutlich ist die Klinge mit anderem Härtegut, das höhere Temperaturen verlangte oder auf Grund großer Abmessungen lange Wärmezeiten mitgehärtet worden.
Für Kohlenstoffklingen ist der Härteschutzlack gut brauchbar. Ob man ihn bei den kurzen Zeiten überhaupt braucht, könnte fraglich sein. Eine dünne Lehmschlämme tut´s auch. Bearbeitungszuschlag ist nicht erforderlich-höchstens, wenn man durch ewige Einformungsbehandlungen die Oberfläche entkohlt hat.
MfG U. Gerfin
 
Hallo Uli,

daß da beim Härten etwas schief gelaufen ist, war auch meine Vermutung. Leider habe ich bis jetzt die wenigen Klingen aus 1.2842 im Vakuum härten lassen, und somit keine Vergleichsmöglichkeit zum Härten im Ölbad gehabt.

Allerdings muß ich mir beim nächsten mal überlegen, ob ich den 1.2842 überhaupt nochmal in Öl härten lasse, da außer der Zunderschicht auch die Schneide total verzogen war, was jetzt nicht unbedingt etwas mit dem Härten zu tun haben muß.

Allerdings hätte ich eine solche Oberfläche nicht erwartet (das Messer ist aber trotzdem was geworden:))

Grüße

Tolstoi
 
Also Vakuumhärten fällt aus, weil so was kaum jemand kann. Immer bedenken: im Vakuum findet so gut wie keine Wärmeleitung statt.

Für 1.2842 fällt allerdings Härtefolie keinesfalls als Option aus. Man muss alles nur so anlegen, dass man die Klinge zum Abschrecken schnell aus der Folie ziehen kann.

Eine weitere Möglichkeit ist das Härten unter Schutzgas, das von vielen Härtereien auch gemacht wird.

Ich habe ja schon anderswo beschrieben wie ich das mache und habe keinerlei Probleme mit Verzunderung.

Das Richten muss auch nicht unbedingt mit dem Hammer erfolgen, sondern man hat direkt nach dem Abschrecken ein gewisses Zeitfenster, in dem man noch per Biegearbeit richten kann. Geht natürlich nur, wenn man selbst härtet.
 
Hallo Achim,

da ich nicht selbst härten kann, habe ich leider keinen Einfluß auf den Härtevorgang.

Trotzdem vielen Dank für die Tips:)

Grüße

Tolstoi
 
Ich kann die Scheu vor dem Härten nicht so ganz verstehen. Bei hochlegierten Stählen, die hohe Temperaturen und lange Haltezeiten verlangen, kann ich es nachvollziehen, daß man das einem Profi mit entsprechender Einrichtung überlassen will. Selbst in diesen Fällen kann man auch mit "Hausmitteln" recht weit kommen.
Bei einfach legierten Stählen, wie eben auch dem 1.2842, ist es so einfach, daß man es selber machen kann und soll.
Wenn man ein Holzkohlefeuer richtig heiß betreibt, dann die Luft abstellt, die Klinge einlegt und solange drin läßt, bis der Magnet nicht mehr greift (Magnetprobe-hier vielfach erklärt), und dann in Öl abschreckt, hat man ein bißchen Zunder- keinesfalls sieht die Klinge aber so schlimm aus, wie sie hier gezeigt wurde.
Wer für diese Behandlungsweise nicht die Nerven hat, kann mit einem dünnen Überzug aus Lehmschlämme arbeiten. Wem auch das noch zu gefährlich erscheint, kann die Klinge mit Härteschutzlack überziehen.
Als nächste Maßnahme käme die Erhitzung in einem offenen im Feuer liegenden Rohr-als Ersatzmuffel- in Betracht.
Schließlich könnte man die Klinge in einem engen Rohr mit Holzkohlepulver oder Papierschnipseln und mit einem Batzen Erde als Rohrverschluß erhitzen. Das setzt wegen der nicht exakt zu bestimmenden Temperatur im Rohr eine gewisse Erfahrung voraus, führt aber von der Oberfläche her zu perfekten Ergebnissen.
Wer mehr auf Technik als auf Erfahrung und Geschick vertraut, kann sämtliche möglichen Behandlungsschritte auch im Härte-oder Keramikofen mit Temperaturkontrolle vornehmen.
Verzug kann nach dem Härten unmittelbar recht robust beseitigt werden. Bei einem Feilenhauer sah ich mal, wie er direkt nach dem Abschrecken auf einer Holzunterlage mit einem Bleihammer richtete. Schonender geht es mit der Ausnutzung der Gleitebenen, die beim Umwandeln des tetragonalen in den kubischen Martensit entstehen- auch das wurde schon mehrfach beschrieben.
Beim Selberhärten hat man weiter die Möglichkeit des partiellen Härtens oder Anlassens oder kann versuchen, durch kurzfristige Überschreitung der empfohlenen Härtetemperatur Verbesserungen herauszukitzeln.
Warum also nicht selbst härten ? Ich möchte mir diesen Spaß jedenfalls nicht nehmen lassen.
MfG U. Gerfin
 
Hallo Uli,

jetzt habe ich die Klingen nun mal einer professionellen Härterei überlassen, und habe eben dieses Resultat erhalten. Ich will mich jetzt nicht beklagen, aber selber Härten ist für mich momentan mangels Möglichkeiten nicht drin. Trotzdem sollte ich das vielleicht mal in Erwägung ziehen.

Grüße

Tolstoi
 
Das Problem ist dass die wenigsten Härtereien aufs Härten von Messerklingen eingestellt sind, sondern dass dort eben Teile im grossen Stil gehärtet werden. Sprich Tonnenweise. Die Klingen wandern dann halt irgendwo mit in den Ofen wo es eben am ehesten passt. Oder soll man sagen wo es am wenigsten unpassend ist? Hatte während meines Studiums selbst mal in ner Härterei gejobt und kenne das deshalb aus eigener Erfahrung.
 
Das Bild is zwar nicht mehr da, also kann ichs nich genau beurteilen. Aber sowas macht das Meser doch Einzigartig. Ich hab letztens ne Wunderschöne Optik bekommen, als ich leider zweimal Härten musste, da beim ersten mal anscheinend ein Teil der Klinge (ca 20cm) nicht heiß genug war. Anscheinend hat dann das restliche Öl auf der Klinge im Feuer zu der Netzartigen Struktur geführt, genau kann ichs mir auch nich erklären. Es ist wohl ungleichmäßig verbrannt.
Und ein kleiner Verzug macht sich im Gebrauch als Kochmesser z.B. meiner Meinung nach eh nicht bemerkbar.
Also mal 1 oder 2 mm nich ganz krumm. :steirer:
Und aus Fehlern lernt man und wächst an jedem Stück.

Gruß Max
 
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