Neuer Wunderstahl - ZDP-189

Hallo Willi

Das ist so (denke ich), dass ZDP-189 schnitthaltiger als z.B. einige Klingen aus CPM440 (30) ist.

Beim Seilschneiden (Hanfseil ca. 3cm dick) haben ZDP-189- Klingen gleiche Ergebnisse mit 12c27 gezeigt (20 Schnitte). CPM 440 (30)- 15 Schnitte.
Die Messer mit 12c27- Klingen waren alle Serienmesser mit einer Härte von 57. Das habe ich irgendwo gelesen.

Einem von meinen Bekannten, der Messer testen mag, habe ich eine 1.2519-Klinge gegeben. Die Klinge war auch nicht besonders hart. Der hat damit 900 mal Sisalgarn (ca.0.5 cm dick) geschnitten. Und das Messer konnte noch irgendwie rasieren.

Also kurz: sogar „suboptimal“ gehärtete C- Stahl Klingen werden IMHO verglichen mit ZDP-189 bessere Ergebnisse zeigen.
 
kevin wilkins hat's auf den punkt gebracht :super:

... ein stahl der sich selber schärft :steirer: .


ohne schmäh, solche projekte sind am laufen (wie ein biber-zahn)
innen (die grosse masse) hat nur eine bestimmte härte und ist recht zäh, dann aussen eine ganz dünne, xtrem harte beschichtung.
der innere stahl soll sich genau um das verschleissen, dass immer ein genau definierte äussere schicht heraussteht.
so oder so ähnlich sollen scheiden für bestimmte zwecke länger scharf sein.
 
Mmmh, obwohl ich auch nicht unbedingt davon ueberzeugt bin, dass es eine gute Idee ist, immer mehr "Zeug" in den Stahl zu packen habe ich doch einige Zweifel an der Berechtigtkeit der hier vorgebrachten Argumente:
A) Es ist ja nicht so dass sich die Primaerkarbide nicht auch schleifen liessen. Einige der Posts hoeren sich an, als wuerde die Groesse der Primaerkarbide die minimale Schneidendicke bestimmen. Dem entspechend, waere die minimale Schneidendicke einer Klinge in D2 50 micrometer. Das ist vielleicht grad mal so ausreichend zum Rasieren und gut rasierende D2 Klingen gibt es genug. Ich habe selber spiegelnde Schneiden aus S30V poliert (und ich meine nicht den Anschliff der sich spiegelt), was nach physikalischen Gesetzen eine Schneide im unteren Mirometer Bereich erfordert. Nach Verhoevens Berichten wuerde ich annehmen, dass ich eine Schneide um die 1 Mircometer erreichen kann. Es ist ja nicht so als wuerden da gleich Stuecke aus der Schneide fallen. Nein ich habe mit einer solchen Schneide noch nicht probiert Naegel durchzukloppen, aber irgendwie habe ich dafuer wenig Verwendung im altaeglichen Bereich.

B) Immer diese feinen Schneiden, gut zugegeben, ich bin auch ein Freund von hochpolierten Schneiden, aber das heisst ja nicht, dass die optimal fuer jeden Zweck sind. 1/10 Mikrometer Schneidenbreite werden eh die wenigsten Leute hinkriegen (Messermacher eingeschlossen) und nicht jeder braucht eine Microtome Schneide. Die wenigsten Benutzer, das schliesst die "informierten Benutzer" ein, benutzen Schleifsteine mit Koernungen die nicht feiner als 1000# sind und damit lassen sich nicht mal 1 Mikrometer feine Schneiden herstellen mal von 1/10 Micrometern mal ganz zu schweigen und es gibt viele die diese leicht aggressive Schneide den ganz feinen Schneiden vorziehen, also was machts, wenn sich die Karbide im unteren Micrometer Bereich befinden? Und wenn ich das richtig sehe sind selbst in S90V die groessern Karbide "nur" um die 5 Mirometer gross.

Was ZDP-189 anbelangt: Ich find das Zeug, soweit ich es getestet habe, gut. Es traegt ohne Probleme einen Anschliff von 10-12 Grad pro Seite ohne Microbevel. Ja, fuer manche mag das nicht genug sein, aber fruer mich reichts und es ist ja nicht so als waere das Limit damit ausgelotet. Schaerfen laesst es sich leichter als jeder andere Rostfreie Stahl den ich ausprobiert habe, was meiner Meinung nach daran liegt dass ZDP-189 kaum einen Grad bildet. Was will ich mehr? Schnitthaltigkeit haengt eh von so vielen Faktoren ab, da muss ich eh ausprobieren wie das in meinem Eigengebrauch aussieht, und ZDP-189 hat sich nicht schlecht gehalten.
 
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HoB das ganze ist solange richtig, als dass Du die Schneide nicht zu stark seitlich belastest. Auch Keramiklingen fuktioneiern so, obwohl die noch spröder sind.

Auch wie Du richtig bemerkt hast, geht es um das Anwenderverhalten und die Schneidaufgabe. Wenn Du immer sorgsam umgehst dann werden sicherlich die feinen Ausbrüche geringer sein. Wenn Du damit wenig beanspruchendes Schnittgut hast wie z.B. Fleisch ist auch das kaum ein Problem. Wenn ein wild verdreckt ist mit Sand ist das sogar sinnvoll richtung Verschleißhemmend zu gehen
Wenn Du sorgsam genug bist kannst Du auch Hartmetall nehmen.
Du kannst auch mit deinen Winkeln noch deutlich runter auf 15° z.B. musst halt nur noch vorsichtiger umgehen mit der Klinge ...

Noch eine Amerkung zu den Schneidendicken (Schärfe).
Du kannst 1.2379 und co sicher auch auf 1 µm schärfen auch wenn die Karbide 50µm und mehr haben das ist nicht das Problem nur halten die halt nicht recht lange in der Schneide und wie ich ja auch im Buch bereits gezeigt habe, sie brechen in sich schon und sind dadurch instabil.

Wenn Du auch nur 1000# Steine benutzt dann passt das recht gut zu den möglichkeiten des Werkstoffes. Ich kenne da Kollegen die Finischen mit 400# und sind mit den 40°+ Winkeln der Schneide bei den S30/60/90V bei der Anwendung in der Jagd voll zufrieden. Das macht auch Sinn wenn jemand genau das sucht keine frage.

Wie Du siehst, alles ist machbar, wenn Du dich selber gut genug drauf einstellst.

Das ist auch eine Form der Leistungssteigerung sogar eine äusserst wirksame.
Du gehst halt dann einfach einen für Dich passenderen Weg und legst dabei selbst die Rahmenparameter fest und was "In Scope" ist und was nicht. und hälts dich daran dan gibt es auch die gewünschten Ergebnisse. Das ist was ich auch im Buch geschrieben habe und meinte mit, der "größte Hebel in der Leistungsfähigkeit einer Klinge" liegt beim Anwender selbst.:ahaa:

nix füa unguat
 
Nein ich habe mit einer solchen Schneide noch nicht probiert Naegel durchzukloppen, aber irgendwie habe ich dafuer wenig Verwendung im altaeglichen Bereich.

Und wenn ich das richtig sehe sind selbst in S90V die groessern Karbide "nur" um die 5 Mirometer gross.

Schaerfen laesst es sich leichter als jeder andere Rostfreie Stahl den ich ausprobiert habe, was meiner Meinung nach daran liegt dass ZDP-189 kaum einen Grad bildet. Was will ich mehr?


kaum einen Grad bildet

Das sagt in dem Fall nur, dass der Stahl sehr grobe Hartfasen hat.
Da Gratbildung oft ein unangenehmes Problem ist; wird z.B. in Russland „Metallkeramik“ hergestellt.

Der Stahl wird pulvermetallurgisch gemacht. Der Unterschied von anderen pulvermetall. Sorten besteht darin, dass da mit Absicht sehr große Vanadiumoxide genommen werden. Dazu kommt noch etwa ein Stahl mit 0.6%C.

Solche Klingen werden dann auch manchmal „aufwendig geschmiedet“, so das noch einige Stahleigenschaften sich ändern. Bei einer Härte von 50 ritzt so was hervorragend Glass.
Wie gesagt, beim Schärfen bildet sich da kein Grat.
Die „einfachste“ Wootzsorten, die GROBE Säge bilden, sind auch ohne Gratbildung nachschärfbar. Obwohl in dem Fall oft um keine Rekorden (z.B. Schneidhaltigkeit) geht, sind viele Menschen damit sehr zufrieden.

Und wenn ich das richtig sehe sind selbst in S90V die groessern Karbide "nur" um die 5 Mirometer groß.

Ich denke, Hartfasen da sind riesig groß und unter kleiner Vergrößerung von einen Mikroskop (z.B. Vergrößerung 140) sehr gut zu sehen sind. Also versuch mal selbst (bei Möglichkeit) eine solche Schneide anzuschauen („Schulmikroskop“?) . Das nimmt ca. 5 min. Zeit, wenn die Beleuchtung gut ist.
 
Dimm: Ich bin mir nicht ganz sicher was du sagen willst. Gradbildung ist immer ein Problem beim schaerfen, guck dir die Bilder von Verhoeven an, und gerade einfache Kohlenstoff-Staehle haben in meiner Erfahrung eine relative *geringe* Gradbildung. Groessere Problem habe ich mit Stahlen die einen hohen freien Cr Anteil haben und unterhaertet sind (Buck 420HC zum Beispiel).
Ich gucke mir eigendlich alle meine Schneiden unter einem Lichtmikroskop an und ich bin mir nicht sicher, was du mit Hartfasen meinst. Ich habe gerade den Begriff gegoogled und finde da auch nichts? Meinst du Ferrokarbide? Und riesig ist sehr relativ. Alles wozu ich 140 fache Vergroesserung brauche um es zu sehen wuerde ich nicht als "riesig" bezeichnen. Ich kann mit dem blossem Auge muehlos 0.2 mm aufloesen, bei 140 facher Vergroesserung lassen sich um die 1 Mirometer noch aufloesen und da beginnt so langsam die Beugungsgrenze eines Lichtmikroskops und reine Vergroesserung ist nicht mehr das Problem. 400 fache Vergroesserung gilt allgemein als das Maximum bei dem noch ohne Immersionsfluessigkeit gearbeitet werden kann (was mit Metallen logischerweise nicht funktioniert) und schon da ist die Benutzung von einer Immersionsfluessigkeit vorzuziehen. Bei diesen Vergroesserungen ist gewoehnlich eh die Schaerfentiefe das groesste Problem.

Roman: Ich stimme dir im Prinzip absolut zu, und ich bin ein grosser Fan von deinem Schokoladen-Model. Was mir nur auffaellt, besonders hier, dass die "allgemeine Auffassung" von diesen Staehlen ins Gegenteil umgeschlagen ist: Von Wunderstaehlen zu "totaler Scheiss, taugt eh nichts". Und meiner Meinung nach ist das Eine wie das Andere Unfug. Ausserdem ist mir aufgefallen, dass einige die Phrase "Karbide dieser Groesse passen nicht in eine duenne Schneide" so missverstanden zu haben scheinen, dass die Karbide Groesse tatsaechlich die Schneidenbreite direkt bestimmt.

Ausserdem, denke ich dass man schon einen Unterschied zwischen einem "durchschnittlichen" Produktionsmesser und einem Spezializierten oder Handgefertigten Messer machen muss. Die meisten Leute, Messerliebhaber eingeschlossen, nehmen eine Werk-geschliffenes Spyderco (nur als Beispiel) in die Hand und die Schneidfaehigkeit laesst fuer sie nichts zu wuenschen uebrig. Ein typisches Spyderco hat einen Anschliff von ca 15 Grad pro Seite und ist so um die 20 Grad poliert. Die Breite hinter der Fase betaegt um die 0.5mm. Bei so einem Anschliff, der fuer dich vielleicht passend auf eine Axt anmuten mag, ist die Primaerkarbid Groesse ja noch nicht allzu kritisch. Und bei Geometrien dieser Groessenordnungen brechen auch nicht gleich Stuecke aus der Schneide aus (die Berichte ueber S30V sind so inkonsistent, dass ich einfach vermuten muss das die Probleme nicht am Stahl liegen sondern an der Waermebehandlung).

Spyderco wird aber sicherlich ihre Staehle nicht darauf optimieren, dass der Kaeufer erstmal einen Schleifstein nimmt und die Klinge ordendlich ausduennt. So kann man meiner Meinung nach kaum den Herstellern vorwerfen, da"s sie mit Staehlen rumspielen die gute Ergebnisse in den Werk-Geometrien zeigen. Zumal weit ueber 90% des Umsatzes Firmen wie Spyderco, Benchmade und Co. mit Leuten machen, fuer die ein rasierendes Messer beeindruckend ist, und fuer solche Leute sind die hochabriebsfesten Staehle vermutlich ein Fortschritt. Da kann man doch den Firmen nicht vorwerfen dass sie Humbug verkaufen. Ich habe Eltern die eine aehnliche Einstellung zu Messern haben, wie deine. Mein Vater ist ein hervorragender Koch, aber ganz offendsichtlich ist selbst die Benutzung des Sharpmakers noch eine Herrausforderung (nicht so sehr in der Handhabung als im tatsaechlich aus dem Schrank nehmen und benutzen :rolleyes: ).

Ich denke es ist auch zuviel verlangt von den Firmen die Werks-Geometrie deutlich zu verschlankern. Grade weil eh nur ein kleiner Prozentteil des Kundenstamms die Vorzuege erkennen wuerde und der Rest eh damit nur Unsinn anstellen wuerde. 15/20 pro Seite mit 0.5 mm Breite find ich noch ziemlich gut, wenn es Richtung 20/25 geht mit 1 mm Breite, habe ich Probleme das noch Messer zu nennen.

Klar, dass diese Staehle nicht das richtige sind wenn ich wirklich sehen will was an ultimativer Schneidfaehigkeit moeglich ist oder fuer Messer die zum Hacken und sonstigen Arbeiten mit hoher lateraler Belastung gedacht sind und ich denke dass du viel zur Aufklaerung beigetragen hast. Ich sehe nur gerade das Pendel in die andere Richtung schwingen wenn ich Posts wie #40 lese, wo sich Leute ploezlich fragen wieso das ZDP-189 Caly ein klasse Messer ist (und gar nicht mal teuer mal neben drein) wo wir doch alle wissen dass das eigendlich gar nicht sein darf weil der Stahl doch so scheisse ist. Das kann es doch eigenlich auch nicht sein oder? Ich sehe den Sinn eines Forum als Moeglichkeit zum Austausch und zur Aufklaerung, aber wie ein solcher Post belegt scheint dieser Thread trotz der tollen Informationsfuelle nicht wirklich geholfen zu haben.

Was mir in diesen ganzen Betrachtungen fehlt ist die Waermebehandlung. S30V hat sich nun in den letzten paar Jahren nicht den Besten Ruf gemacht wegen vieler Klagen ueber Schneidenausbruchen. Auch wenn der Stahl auf Grund des hohen Karbide-Volumens das nicht ueberraschend scheinen laesst, glaube ich dass das mehr was mit einer nachlaessigen Waermebehandlung zu tun hat. Wenn wir mal alle Theorie beiseite lassen, ich faende es mal interessant welche Schneiden-Geometrie wirklich die praktische Grenze fuer EDC Anwendungen von ordendlich waermebehandelte Klingen in den typischen ledeburitischen Staehlen wie gerade S30V und D2 darstellen. Ich hab' noch nicht viel ueber praktische Erfahrungen mit diesen Staehlen im sub-10-grad-pro-fase Bereiche gelesen. Cliff hat das ein bischen begonnen, aber wie er sicherlich selber zugeben wird, ist das weder systematisch noch komplett. Es scheint das S30V nicht in der Lage ist 6-grad pro Fase zu tragen. Von meinen Eigenen Erfahrung scheint es das Probleme bei 12 grad pro Fase noch nicht auftauchen (jeweils bei ca. 0.5 mm hinter der Fase).

Ich weiss nicht, wenn ich meinen eigenen Post durchlese bin ich mir nicht sicher ob ich wirklich ausgedrueckt habe was ich wollte. Das Problem ist dass ich fur meine Bedurfnisse durchaus schon dem "Roman-Model" folge und durchaus verstehe wogegen du "Kreuzzug" fuehrst. Ich versuche im Grunde nur ein Gegenmoment fuer dass was ich als Ueberrepresentation einer Seite sehe, was nicht ganz einfach ist weil das eigenlich meinen eigenen Preferenzen nicht wirklich entspricht, die eher aehnlich deinen eigenen sind. Ich muss fuer meine Arbeit meine Microtomeklingen selber schaerfen. Aber ich weiss auch was ich von einer S30V etc. Schneide erwarten kann.
 
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Hallo HoB !
Dimm meint Hartphasen = Karbide, die im Stahl in unterschiedlichster Form auftreten, vom einfachen Eisenkarbid Fe 3 C, bis zu Komplexkarbiden, in denen Chrom, Wolfram, Molybdän und Vanadium Verbindungen mit dem Kohlenstoff eingehen. Solange diese Karbide hinreichend klein, gleichmäßig verteilt und nicht in übergroßer Menge auftreten, sind sie günstig für die Verschleißfestigkeit- auch bei relativ feinen Schneiden. Wenn sie Größen von 50 my und größer haben und einen Massenanteil von 30 % und darüber, ist es mit feinen Schneiden aus. Solche Karbidgrößen kommen bei den pulvermetallurgisch hergestellten Stählen nicht mehr vor- man kann heute Karbidgrößen von unter 5 my verläßlich einstellen und könnte, wenn man wollte, sicher noch weit darunter kommen. Ich habe die Entwicklung dieser Stähle sehr begrüßt und halte sie auch heute noch für einen großen Fortschritt. Ganz neu sind sie ja auch nicht mehr. Schon 1984 habe ich Dietmar Kressler auf den von Seilstorfer hergestellten D7 PM aufmerksam gemacht. Für ganz feine Schneiden sind allerdings die alten klassischen leicht legierten Kaltarbeitsstähle nach wie vor weitaus besser.
Du hast natürlich recht: Die Karbidgröße bestimmt nicht den erreichbaren Schneidenradius, weil auch die Karbide mit geeigneten Schleifmitteln mitgeschliffen werden können. Sind sie aber zu groß oder nehmen zuviel Massenanteil ein, so brechen sie leicht aus und die feine Schneide ist hin. Die dann resultierende offene Schneide mit einem Radius von ca 10 my ist immer noch weitaus schärfer, als das, was man heute so im Handel als Messer angeboten bekommt- von rühmlichen Ausnahmen abgesehen- und diese Schärfe ist sehr beständig.
Es verteufelt also niemand die hochlegierten Stähle. Mir liegt daran, daß man mit klaren, naturwissenschaftlich begründeten Vorgaben arbeitet.
Wenn dann alle paar Monate ein neuer "Wunderstahl" angepriesen wird, der einfach von seiner Herstellung und Legierung bestimmte Eigenschaften haben muß und andere nicht haben kann, ist das allerdings ärgerlich.
Stahl ist ein wunderbares Material und wir sollten froh sein, daß eine solche Vielzahl exzellenter und für unterschiedliche Zwecke geeigneter Stähle zur Auswahl stehen. Auf Wunder braucht man da nicht zu warten.
Eine deutliche Verbesserung der Eigenschaften für schneidende Werkzeuge ist beim Stahl in zwei Richtungen möglich: Einmal würden PM-Stähle mit nicht zu hoher Legierung und feinen Karbiden- unter 1 my- eine deutliche Steigerung bringen. Zum andern wären Sherbys superplastische Stähle mit einer Matrixkorngröße von 1 my und einer Karbidkorngröße von 1/ 10 my eine echte Sensation. Da sie in großem Maßstab bisher nicht machbar sind, wird das ein Wunschtraum bleiben.
MfG. U. Gerfin
 
Ja das dachte ich eigendlich, deswegen habe ich Dimm's Post nicht so ganz verstanden, denn wie du schon sagst sind die Karbide in den PM Staehlen wie S90V eben nicht "riesig", zumindest nicht verglichen mit D2.

Ja ich hab' den gleichen Wunsch vor kurzer Zeit auf bladeforums geaussert: Anstelle mit der PM Methode den Stahl immer hoeher zu legieren, die Fremd-Element Anteile in Grenzen halten und darauf konzentrieren die Karbide immer kleiner zu machen und besser zu verteilen....Vielleicht erhoert uns ja mal jemand :).
 
Hallo U. Gerfin

Sherby sei ein von den bessten „Messerstahlexperten“ und der besste Wootzexperte in der USA- so habe ich irgendwo gehört.

Die „pulvermetallurgische Variante“ möchte jetzt ein Messermacher noch mal prüfen.
Dafür wird Damast aus Pulver von 440C und 420 gemacht.
Die Herstellungsmethode wird geändert. Jetzt gibt’s Schwierigkeiten, da dafür kleine Stahlpulvermengen notwendig sind.
Solche Experimente sind schon ca. 10 Jahre oder mehr alt denke ich.

Die Ergebnisse wären interessant.
 
Nun HoB das ist jetzt schon wieder die "Anatomy of Hype" die Kevin Cashen beschreibt, aber auch Ulrich schon vor langem beschieben hat... Mach ma den einen nieder und den andern loben wir.
Ich sehe das natürlich bei den Foren in USA auch, aber da müssen die Jungs mal selber durch.

Ich denke wie es Ulrich schon sagt, es geht darum darzustellen was man von den einzelnen Stählen zu erwarten hat aus rein wissenschaftlicher Sicht. Und sicherlich gehört es wie Du richtig schreibts auch dazu, die WB in die Betrachtung mit einzubeziehen. Und eigendlich noch viel mehr. Das ist es ja was ich in meinem Buch auch zum Ausdruck bringen wollte.

Man kann nichts isoliert betrachten sondern alles ist als ein System zu sehen.

Natürlich lassen sich die Stähle wie schon erwähnt auch schärfer als ihre Karbide schleifen, siehe einfach mal die Abb. 22 in meinem Buch.
Um das gehts ja auch nicht, sondern wenn es so dünn geschliffen ist wie möglich, wann ist die Schneidkante stabil?
Aber auch das hasst Du ja richtig erkannt.

Hier noch eine kleines sehr praktisches Beispiel von Hans Peter Krause-Batz im Schmiedecafe "Nageltest"
http://www.schmiedecafe.com/forum/showthread.php?t=379
Das gibt sicher ein paar gute Hinweise bzgl. der Stabilitätenfargen.

Noch zu den Herstellen, ist klar dass die nach komerziellen Aspekten ihre Erzeugnisse herstellen. Es gibt aber auch noch Firmen wie Herder die tatsächlich Leute beschäftigen, um geanu das was die Anderen aus gegeben Gründen nicht tun, zu machen, leistungsfähige Geometrien herstellen.

Den Ruf den Solingen früher mal hatte der kam IMHO nicht von den tollen Stählen oder den bsonderen WB-fähigkeit sondern von den besonders schneidfähigen Messern die leicht nachschärfbar waren.
Der Unterschied ist für den Laien kaum sichtbar da es sich nur um 1-2 zehntel mm handelt die von Hand (geht auch nur von Hand ) abgetragen werden.
Aber, die Auswirkungen sind dramatisch. Diejenigen, die ein dünngeschliffenes Messer mal im Gebrauch hatten, die Wissen wovon ich rede. Also es geht und es gibt noch wenige Firmen die es machen.

Zum Model es ist nicht mein Model ich habe nur eine Zusammenfassung des gegebenen Wissens gemacht.
All das kann man schon viel fürher nachlesen in den Literaturquellen die ich genannte habe.

Das es jetzt zu radikalen Schwenks wegen des Models kommt ist nicht beabsichtigt es sollte nur zur Aufklärung dienen.
Wohl weis ich aber auch, dass ohne mit "radikal" anmutenden Aussagen auf andere zuzugehen, man nur sehr schwer in den Köpfen eingefahrene Sturkturen ändern kann.
Wobei vielleicht für den der die Aussagen trifft es garnicht mal radikal ist, viel mehr eben nur nicht allgemein anerkannte Meinung und der darf man sich als wissenschaftlich keines Falls anschließen.
 
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Hallo Dimm !
Oleg Sherby ist emeritierter Professor und war der maßgebliche Mann bei der Entwicklung der superplastischen Stähle mit ultrahohem C-Gehalt. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war in der Tat der Wootz-Stahl mit seinem hohen C- Gehalt. Das Problem des Wootz-Stahls hat er allerdings nicht gelöst, das ist als Erstem Al Pendray in Zusammenarbeit mit Dr. Verhoeven gelungen. Pendray hat auf der Tagung 1993 in Hagen schon perfekte Wootz- Klingen mit dem Muster "Leiter und Rose" gezeigt.
Sherby konnte von seinem Ansatzpunkt den Wootz-Stahl nicht entwickeln, weil er zwar mit den richtigen Legierungen mit hohem C.-Gehalt arbeitete, dabei aber- für die Eigenschaften des Stahls äußerst sinnvoll- extreme Feinkörnigkeit anstrebte. Dieses Ziel hat er auch erreicht und den Weg dahin in einer Vielzahl von Veröffentlichungen beschrieben. Die wichtigsten Artikel habe ich kopiert und kann sie Dir schicken, wenn daran Interesse besteht.
Zum besseren Verständnis will ich den Arbeitsgang kurz beschreiben:
Ein Stahl mit etwa 1,6- 2 % C- sonst leicht legiert- wird in den Zustand völliger Karbidlösung gebracht, also auf gut 1100 Grad erhitzt und dann möglichst schnell und gleichmäßig mindestens auf das Dreifache verformt. Er wird dann weiter um AC 1 pendelnd verformt. Die Grundidee ist dabei, daß durch die kräftige Verformung, beginnend mit dem Zustand völliger Karbidlösung, die Karbide sich beim Erkalten und gleichzeitigem Verformen nur äußerst fein abscheiden, gleichzeitig aber auch das Wachsen des Matrixkorns behindern. Bei den so behandelten Stählen stellen sich Matrixkorngößen von etwa 1 my und Karbidgrößen von 1/10 my ein. Dieses Gefüge hat die Eigenschaft, bei niedriger Temperatur leicht und gut verformbar zu sein. Im Zugversuch werden Dehnungen erreicht, die die des Manganhartstahls- des bisherigen Rekordhalters- bei weitem übertreffen. Ein derart feines Gefüge hätte auch im gehärteten Zustand seine Vorteile und ergäbe vorzügliche Messerklingen.
So schön das alles klingt- die Sache hat einen Haken. Bei großen Stücken ist eine Verformung, die so durchgreifend ist, daß die Karbide keine Zeit zum wachsen haben, bisher nicht möglich. Ein solcher Stahl wird also aus Kostengründen industriell nicht hergestellt werden. Bei Baustählen, also Stählen mit niedrigerem C-Gehalt ist Prof Frommeyer, dem Leiter des Max Planck- Instituts in Düsseldorf die Lösung durch eine hohe Legierung mit Aluminium und -vermutlich- Mangan gelungen.
Es könnte durchaus sein, daß seine Entwicklung die Autoindustrie bei der Suche nach leichten und festen Werkstoffen entscheidend voranbringen wird. Für den Werkzeugstahlbereich habe ich noch nichts von neuen Entwicklungen in dieser Richtung gehört.
Ich halte das Einstellen des superplastischen Gefüges bei kleinen Dimensionen auch mit "Hausmitteln" für durchaus möglich. Man brauchte eigentlich nur einen Ofen mit guter Temperaturkontrolle und eine leistungsfähige Walze oder einen kräftigen Hammer. Ich habe den einen oder anderen aus der Szene, der über die passende Ausrüstung verfügt, auch schon angesprochen, einen Versuch in diese Richtung zu unternehmen, bin aber bisher nicht auf Interesse gestoßen. Reizen würde mich das schon.
MfG U. Gerfin
 
Völlig OT, aber aus gegebenem Anlaß:

Roman und U. Gerfin, Eure Beiträge sind hochinteressant, aber sehr anstrengend zu lesen.

Ein paar mehr Absätze verbessern die Lesbarkeit erheblich!

Danke! :super:
 
Hallo U. Gerfin

Das letzte Mal haben wir Wootz als Technologie angeschaut.
Kann das sein, dass Oleg Sherby von dieser Technologie das genommen hat, was er für eigene Zwecke brauchte?

Ich habe noch ein Foto gefunden:
http://knifefoto.narod.ru/LBARX/leonid4-1.jpg

Auf jeden Fall bin ich Dir für deine Information immer sehr dankbar!
Für die weitere Info, die Du mir angeboten hast, bin ich ebenfalls dankbar. Ich melde mich später.
Und dar wäre sehr interessant, wenn Du den besprochenen Stahl herstellen kannst. Die Sache ist noch spannender, weil Du auch Messer machst. Das heißt, Du kannst dann richtig Klingen fertigen und Messer davon machen.
Einige „Messerstahlhersteller“ müssen immer jemanden suchen, der Messer „richtig“ macht...
 
Hier mal meine 5 cents zum Thema:

Habe Erfahrungen mit einem Spyderco, gleiches Modell, einmal aus VG-10 und einmal aus zdp 189.
Beide lassen sich auf jap. Wasserstein Körnung 1000 ungefähr gleich "leicht" schärfen / schätze den Materialabtrag als ungefähr gleich ein.
Der zdp bildet dabei tatsächlich kaum einen Grat, bemerkenswert ist, daß ein ziemlich sauberer Papier - Druckschnitt damit problemlos machbar ist - das ist mit dem vg10 nur mit sehr häufigem "Seitenwechsel" oder nach dem Leder möglich.
Nach belgischem Brocken und Chromoxidleder ist mit VG10 das Haare spalten möglich - das habe ich unter größter Anstrengung mit dem zdp nicht hinbekommen.
"Rasieren" geht mit beiden prima.
Die Schärfe hält der zdp deutlich länger als der VG - 10, und zwar deutlich - davon bin ich positiv überrascht.
Mit Ausbrüchen hatte ich bis jetzt bei moderater Beanspruchung noch keine Probleme. Beim VG10 hatte ich welche z.B. nach dem kappen von Kupferkabeln, aber da habe ich den zdp 189 bis jetzt noch nicht für missbraucht.
Beide Klingen sind ungefähr gleich angeschliffen (etwas flacher, als es der werkseitige Anschliff war).
So lange mir an dem Messer nicht die Klinge abbricht oder noch massive Probleme mit Klingenausbrüchen auftreten sollten, favorisiere ich ganz klar den ZDP 189 - auch wenn damit leider (zum "rumprollen") keine Haarspalterei möglich ist.

mfG

Behnie
 
Der zdp bildet dabei tatsächlich kaum einen Grat, bemerkenswert ist, daß ein ziemlich sauberer Papier - Druckschnitt damit problemlos machbar ist - das ist mit dem vg10 nur mit sehr häufigem "Seitenwechsel" oder nach dem Leder möglich.
Nach belgischem Brocken und Chromoxidleder ist mit VG10 das Haare spalten möglich - das habe ich unter größter Anstrengung mit dem zdp nicht hinbekommen. <snip>
Die Schärfe hält der zdp deutlich länger als der VG - 10, und zwar deutlich - davon bin ich positiv überrascht.

Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Ich habe das Spyderco Calypso Jr, in beiden Varianten und benutze die Variante mit der Klinge aus ZDP-189 seit mittlerweile mehr als einem Jahr als EDC. Mit geeigneten Mitteln (DMT Diafold bzw. Faellkniven DC-4) leicht und schnell auf eine gute Gebrauchsschaerfe zu bekommen, wenig Probleme mit Ausbruechen, haelt die Schaerfe sehr gut, kaum schlechter als S30V. Erreichbare Schaerfe ist besser als bei S30V oder S60V und etwas schlechter als bei VG-10. Der einzige weitere echte Nachteil gegenueber VG-10 ist die etwas hoehere Anfaelligkeit gegenueber Flugrost. Allerdings ist VG-10 in der Hinsicht auch wirklich gut.

Ich ziehe nach meinen bisherigen Erfahrungen fuer ein maessig beanspruchtes EDC-Messer ZDP-189 gegenueber fast allen anderen Staehlen, die ich kenne, vor. Der einzige vergleichbare Stahl, den ich kenne, ist Faellknivens SPGS.

Hermann
 
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