Review: Jack by K-NIVES
Technische Daten:
- Klingenlänge: 9,85 cm
- Gesamtlänge: 21,2 cm
- in Lederscheide: 23,4 cm
- Klingenstärke: 4,5mm
- Stahl: 1.2519
- Griff: Tigerwood, Mammutelfenbein, rotes Fiber
- Lederscheide
Das Jack ist ein von Hand gemachtes Einzelstück und stammt von
k-nives. Anfangs war ich skeptisch ob dieses, eher nordisch angehauchte, Messer etwas für mich sein könnte. Ich mag zeitlose Messer mit schöner Linienführung und so bot sich der Passaround sehr gut an, um neue Erfahrungen sammeln zu können.
Jack ist angelehnt an nordische Messer ohne Handschutz. Er wirkt archaisch und lädt ein raus mit in die Natur zu kommen.
Ein handgefertigtes Messer kann man nicht direkt mit einem Serienexemplar vergleich. Irgendwo ist da noch etwas mehr Leben und Charme zu finden. Zudem wird jedes Stück, aufgrund kleiner Unregelmäßigkeiten bedingt durch die Handarbeit, ein Einzelstück sein und somit nicht direkt vergleichbar.
Mit 21,2 cm Gesamtlänge und einer Klingenlänge von ca. 9,85cm ist das Messer ein handliches Exemplar mit ausreichend Klinge. Der Griff ist aus einem massiven Stück Tigerwood. Die Farbe ist ein schönes rotbraun. Die Maserung ist recht dezent. Passt im Gesamtbild aber sehr gut zum Messer.
Der Griff
Der Griff verjüngt sich zur Klinge hin. In diesem Bereich ist er 2,1cm stark und im hinteren Bereich 2,3cm stark. In der Mitte besitzt er eine Höhe von 2,9cm. Bei einer Handschuhgröße von 8 liegt dieser somit recht satt in der Hand. Anfangs ist es etwas ungewohnt, dass der Griff zu Ende hin an Stärke zunimmt, jedoch fühlt es sich nicht unangenehm an.
Eine Scheibe helles Mammut sorgt, in Verbindung mit rotem Fiber, für einen schönen Akzent und Kontrast im Übergang zur Klinge.
Das Mammutelfenbein hat etwas Lederfarbe angenommen, sehr störend ist diese Tatsache jedoch nicht, da es nicht unüblich ist bläuliche Färbungen in Mammutelfenbein zu sehen.
Draussen zuhause: das Jack.
Bei dem Jack handelt es sich um eine Steckerlkonstruktion. Der Erl wurde mit dem massiven Holzgriff verklebt. Der Übergang von Griff zur Klinge ist sehr sauber gearbeitet und verklebt. Das Problem von Eindringen von Feuchtigkeit oder schwer zu reinigenden Stellen ist nicht gegeben.
Die Klinge steht in einer Linie zum Griff und wurde sauber eingepasst.
Die Klinge
Die Klinge ist aus 1.2519 hergestellt und wirkt mit 4,5 massiv. Auf halber Klingenhöhe ist diese auch noch gut 3mm stark. Die Klingenspitze ist mit ca. 0,5mm ebenso ausreichend stabil.
Die leichte rauhe Walzhaut im Bereich des Ricasso und der oberen Klingenseiten wirkt auflockernd und unterstreicht den ursprünglichen Look des Jack. Bei mangelnder Pflege könnte diese jedoch etwas problematisch in Bezug auf die Reinigung oder Rost sein. Mit minimaler Pflege, welcher man so einem Messer jedoch immer zukommen lassen sollte, hat man damit keine Probleme.
Die Klinge ist schlank und führt die Linien des Griffs fort. Daraus resultiert ein sehr harmonisches Gesamtbild. Zeitlos und ohne Schnörkel. Das gefällt mir sehr gut. Eine Schleifkerbe sorgt für sauberes ansetzen beim Schleifen.
Als ich das Messer erhielt war dieses rasierscharf abgezogen. Die Klinge zeigt Patina. Stört aber das Gesamtbild nicht und suggeriert ein zuverlässiges Gebrauchsmesser.
Im Gebrauch
Als ich das Messer auspackte war ich positiv überrascht. Es gefiel mir wesentlich besser als zunächst gedacht. Aufgrund des schönen Wetters habe ich das Messer auch gleich eingepackt und im Wald getestet. Das Jack vermittelt das Gefühl, dass sein Einsatzgebiet draußen in der Natur liegt. Und dort hat es sich auch gut geschlagen. Die Bearbeitung von Holz funktioniert sehr gut. Auch stärkere Äste lassen sich sehr gut bearbeiten. Bei ganz feinen Schnitzarbeiten war die etwas massivere Klingengeometrie zu spüren. Der voluminöse Griff liegt gut in der Hand und auch bei längeren Arbeiten drückte dieser nicht unangenehm.
Aufgrund des harmonischen Übergangs von Griff zur Klinge muss man auf ein Parierelement oder ähnliches verzichten. Bei Aufgaben, welche etwas mehr Kraftaufwand benötigen stellte sich schon das ein oder andere Mal die Befürchtung des Abrutschens auf die Klinge ein und sorgt für erhöhte Aufmerksamkeit. Gelungen ist mir dies glücklicherweise nicht, die Gefahr besteht bei unachtsamer Arbeitsweise schon etwas.
Das Handling ist im Gesamten angenehm und ausgewogen. Der Schwerpunkt liegt kurz hinter dem Abschluß aus Mammutelfenbein und vermittelt ein gute Kontrollierbarkeit der Klinge und Klingenspitze.
Persönlich würde ich mir, zum Griffende hin, einen etwas schlankeren Griff wünschen. Dieser kann ruhig etwas an Volumen gewinnen, jedoch nicht ganz so ausgeprägt wie bei diesem Jack. Dann wäre es für mich optimal.
Das Schneiden von Grillgut funktionierte aufgrund der scharfen Klinge sehr gut. Die 4,5mm machten sich bei Gemüse und Obst stärker bemerkbar. Karotten oder Melone wurden deshalb teilweise beim schneiden etwas gespalten. Die Arbeiten waren jedoch ausführbar.
Die Scheide
Das Jack ist kein Küchenmesser, sondern für mich ein kleiner robuster Jäger, der raus mit in die Natur genommen möchte. Um dies auch zu verwirklichen liegt dem Messer eine schwarze Lederscheide bei.
Diese ist sehr klassisch geschnitten und nimmt einen Großteil des Griffes auf. Eine zusätzliche Sicherung ist somit nicht notwendig. Ein solches Messer wird man zudem auch weniger tip up tragen.
Wer Lederscheiden mag, den wird die des Jack sicher begeistern. Diese ist zwar schlicht und einfach gehalten, aber sauber und sehr hochwertig in der Ausführung. Das Leder ist 3mm stark und sehr starr. Ein Keder in gleicher Stärke verhindert, wie es sich für eine gute Lederscheide gehört, das zerschneiden der Naht. Diese ist gleichmäßig und leicht versenkt.
Das Messer sitzt passgenau.
Die dunkelbraune Lederscheide sitzt passgenau und benötigt keine zusätzlichen Sicherungslaschen.
Eine sauber genähte und versenkte Naht. Svhaut richtig gut aus.
Die Lederscheide ist nicht direkt mit einer Tragemöglichkeit wie einer einer Gürtelschlaufe oder ähnlichem ausgestattet. Diese lässt sich in eine zusätzliche Tragehalterung aus Leder einsetzen und kann, je nach Interesse und Einsatzzweck, hoch oder tief am Gürtel getragen werden.
Mir war diese Konstruktion etwas zu auftragend und so habe ich es die meiste Zeit nicht genutzt. Ich habe die Lederscheide meist so eingesteckt in Tasche oder Jacke.
Vielleicht ließe sich ein solches Konzept etwas schlanker umsetzen, wenn man im Bereich der Naht etwas mehr Leder stehen lässt und somit genug Platz für zwei Löcher mit dem Abstand eines Tek-Loks hätte. Eine weitere „Ziernaht“ um diese herum würde es optisch noch etwas gefälliger machen. Das Leder ist starr genug, das es bestimmt auch möglich sein sollte, einen Tek-Lok zu verwenden. Des Weiteren könnte man an auch eine separate Lederschlaufe mit zwei Chicago-Screws/ Tek-Lok-Schrauben befestigen.
Mit einem solches System wäre man vielleicht noch etwas flexibler.
Ganz ohne Schlaufen wirkt die Lederscheide elegant und zeitlos. Somit passen Messer und Lederscheide sehr gut zusammen.
Pflege
Während des Testzeitraums habe ich die Klinge nicht viel nachschärfen müssen. Die Gebrauchsschärfe war immer vollkommen ausreichend. Ein paar Züge auf dem Scharfmaker und kurzen Abzug übers Leder sorgten dafür, dass sich eine Rasierschärfe und Druckschnitt durch Papier wieder schnell realisieren ließen. Die Schärfbarkeit des 1.2519 ist sehr angenehm und sorgt für eine feine Schneide. Probleme mit anlaufen oder Rost hatte ich keine.
Die Angst vor nicht rostträgen Stählen scheint immer noch recht verbreitet zu sein. Bei etwas Aufmerksamkeit für das Messer sollten aber überhaupt keine Probleme entstehen.
Etwas Pflege benötigt auch der Griff. Als das Messer bei mir eintraf war der Griff im vorderen Bereich etwas ausgelaugt. Ich habe diesen dann mit entsprechenden Öl behandelt. Ab und zu, gerade wenn man das Messer mit nassen Händen verwendet, sollte man dem Messer eine solche Pflege zukommen lassen.
Die Testzeit hat Spass gemacht. Die Ausflüge mit dem Jack waren eine angenehme Abwechlsung zumal auch das Wetter sehr gut war.
Die handwerkliche Ausführung ist sehr ordentlich. Bis auf den Übergang zum Ricasso auf der linken Klingenseite (schon von k-nives angesprochen), welche man jedoch dafür genau betrachten muss, ist das Messer sauber ausgeführt. Wenn man so ein handgemachtes Stück in die Hand nimmt, kommt immer etwas das Gefühl auf, wie bei der Verwendung der Werkzeuge aus Großvater`s Zeiten. Solide.... wertig und gemacht fürs Leben.
So auch beim Jack. Messer und Lederscheide machen einen sehr wertigen Eindruck und man spürt das „Handgemachte“. Das macht Spass und kann auch jemanden wie mich, der gerne moderne Designs und Werkstoffe mag, begeistern.
Größenvergleich
Im Vergleich: SLCC, Jack, MFS, CT1
Fazit
Das Jack von k-nives ist ein schönes Messer, welches sicherlich auf dem Ausflug in die Natur gute Dienste leisten wird. Bei Gemüse und anderen Lebensmitteln machen sich die 4,5mm Klingenstärke und die Klingengeometrie bemerkbar. Bei allen anderen Arbeiten war das Messer gut einsetzbar. Die Handlage ist gut und auch bei kräftigen Schnitzarbeiten drückte es nirgends.
Sowohl das Messer als auch die Lederscheide sind sehr schön gearbeitet und machen einen hochwertigen Eindruck. Für den Preis, welcher bei um die 200 Euro (der für ein ähnliches Modell auf der Seite von k-nives angegeben ist) liegt, bekommt man ein schönes handgemachtes Messer mit wertiger Lederscheide für einen absolut angemessenen Preis.
Mir hat der Test Spass gemacht und ich bedanke mich herzlich bei Nils für die Möglichkeit, das Messer testen zu dürfen.