Paul Knives

G

gast221108

Gast
Hallo!

War am Mittwoch in Solingen im Klingenmuseeum.
Dort ist zur Zeit eine Ausstellung von Messern des US Messermachers Paul Poehlmann zu sehen (Paul Knives).
Er hat u.a. einen Verriegelungsmechanismus mit Druckknopf entwickelt, der besonders stabil sein soll. Da die Messser in Vitrinen waren, konnte man leider nichts anfassen. Kann jemand was zu diesem Verschluss sagen?

Gruss

dino

P.S. Schön fand ich, dass auch die technischen - und Entwurfszeichnungen von verschiedenen Modellen dort ausgestellt waren.
 
hab deine frage jetzt erst gesehen.
reingucken in den verschluss konnte ich nicht, hab aber gelegentlich schonmal so eines in der hand gehabt. geoeffnet werden die messer indem du den verschluss zudrueckst (also den runden teller an der klingenbasis) und den griff herumschwingst. der teller und die klinge sind miteinander verbunden, der griff kann dann durch sein gewicht aufgeklappt werden.

hmm, war das so verstaendlich? :steirer:
 
Verschluss Paul Knives

Was interessiert Dich denn konkret an dem Verschluss?
Hallo Andreas!

Ich verstehe
1. noch nicht wie das Messer mit einer Hand geöffnet werden kann, obwohl es keinen Pin für den Daumen gibt und
2. wieso dieser Verschluss besonders stabil sein soll.

Aus den technischen Zeichnungen, die ich vom Innenleben des Verschlusses gesehen habe geht hervor, dass es sich um relativ filigrane Teile mit Feder und Feingewindeelementen handelt. Dagegen scheint mir ein Backlock oder Liner mechanisch unkomplizierter und deshalb robuster. Oder täusche ich mich da ?!

Gruss

dino
 
Öffnen ist recht einfach. Dafür muß das Klingenspiel nur sauber eingestellt sein:
* Zusammengeklappt in der Hand halten, Griff nach oben.
* Knopf drücken
* Die Klinge klappt aus
* Knopf loslassen
Auf dem Bild ist es einfacher zu sehen (und irgendwann begreife ich das auch mit dem Filmchen machen bei der Kamera ;))
Paul-Knife-open.jpg


Das Schließen ist mit etwas Übung auch elegant möglich. Einfach das Messer wie auf dem Bild rechts unten halten, Knopf drücken und mit einem "eleganten" Schwung den Griff nach oben "schleudern". Knopf wieder loslassen ;)

Dann noch ein paar Bilder vom Innenleben des Locks. (Sorry für die Qualität, die Bilder habe ich auf die schnelle gemacht).

Lock-1.jpg

Das ist der komplett zerlegte Lock. Für die folgenden Bilder habe ich nur die Feder und die Mutter weggelassen, um die Funktion zu zeigen.
Die Feder ist normalerweise unter dem Knopf. Die Mutter verhindert, dass der Knopf samt Feder weg fliegt und dient zum Einstellen des Klingenspiels.

Lock-closed-locked-5.jpg

Geschlossenes Messer und Lock im Ruhezustand. Die Flügel des Locks verriegeln die geschlossene Klinge in dem sie in die Platine greifen und sich gleichzeitig noch in den Aussparungen in der Klinge befinden.

Lock-closed-unlocked-5.jpg

Geschlossenes Messer mit gedrücktem Knopf. Die Flügel gleiten aus den Aussparungen der Platine und befinden sich komplett in der Aussparung der Klinge.

Lock-middle-5.jpg

Bei gedrücktem Knopf ist die Klinge beweglich.

Lock-open-locked-5.jpg

Ist die Klinge komplett geöffnet und der Knopf wird losgelassen, greifen die Flügel des Knopfes wieder in die Aussparungen der Platine und Klinge und verriegeln das Messer. Die Position der geöffneten Klinge kann man über eine kleine Inbus-Schraube im Klingenanschlagdes Griffes regulieren.

Lock-open-locked.jpg


So filigran ist der eigentlich Lock nicht. Die Funktion der Feder ist lediglich die, den Knopf auf Spannung zu halten. Das Feingewinde dient dazu, mit der Mutter das Klingenspiel genau einzustellen.
Die Verriegelung ist recht massiv, weil die Ausssparungen in der Klinge, die Flügel am Knopf und die Aussparungen in den Platinen recht groß sind und damit die Kraft gut übertragen/aufnehmen können.
Die ganze Mechanik muß nur sehr genau gefertigt werden. Sonst klappt es eben nicht mit der reibungslosen Funktion des Locks.
Der Paul-Lock bei dem Messer von Gerber läßt sich übrigens problemlos tauschen, der "Bedienknopf" kann auf beiden Seiten des Messers montiert werden. Je nach Vorliebe einfach auseinander bauen und "seitenverkehrt" wieder montieren. Also voll "linkshändertauglich", wie es immer so schön heißt.
Ich hoffe, die Erklärung und die Fotos haben ein bisschen "Licht in die Funktion des Paul-Locks" gebracht?
 
Zuletzt bearbeitet:
Andreas hatte mir mal sein Gerber Paul zur Verfügung gestellt, damit ich den Verschluss zerlegen und etwas studieren konnte.

Das ist einer der genialsten Verschlüsse die ich kenne, das Messer ist einhändig bedienbar. Man sieht ihn wohl auch deshalb eher selten, weil die Bauteile recht aufwendig sind, vor allem wenns wirklich präzise sein soll.

Wolfgang Dell hat mal ein paar Customs gebaut, dessen Verschluss sehr änlich war, Pickup hat glaub ich seins noch.

Von der Stabilität her würd ich sagen wohl kaum zu zerstören, absolut stabil, bevor dieser Verschluss nachgibt, bricht wohl entweder die Klinge oder der Rahmen.

Das Gerber hatte für beide Anschläge kleine Madenschrauben um das Messer spielfrei einzustellen, beim Lonewolf sind mir die nicht aufgefallen. Im Vergleich würd ich sagen, dass das Gerber dass ich von Andreas hatte, etwas besser verarbeitet war als das Lonewolf, von denen ich auch schon ein paar handeln konnte.

Hier ist ein Ausschnitt vom orginal US Patent.



freagle
 

Anhänge

  • US003942249-1(Poehlmann - Knife).JPG
    US003942249-1(Poehlmann - Knife).JPG
    67,9 KB · Aufrufe: 160
Danke Leute!

Das war sehr ausführlich und gut zu verstehen.
Es gab auch mal ein Thema "Verschlüsse bei Foldern". Ich kann mich aber nicht erinnern, dass dieser Verschluss dort erwähnt wurde.

Gruss

dino
 
Zurück